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Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

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kleidet, saßen vor ihren Webstühlen, die ebenfalls von dem verjährten Staube gesäubert waren; die Comptoiristen hatten, mit noch kunstgeübterer Hand, als gewöhnlich, Busenstreif und Manschetten geordnet; und die blauen Fracks mit den gelben Knöpfen angezogen. Alles schien gespannt und erwartungsvoll; am meisten wohl der Fabrikherr selbst. Unruhig ging dieser in seinem geöffneten Prunkzimmer auf und ab, besah dann wohl eine Minute lang seinen neuen eleganten Anzug im Spiegel, sprach laut, wie mit einer andern Person, mit sich selbst, indem er mit den Händen gestikulirte und tiefe Reverenzen machte. Dann öffnete er eine Nebenthüre die in das Boudoir seiner Gattin führte, sah hinein, und rief ungeduldig: "Johanna, bist du noch nicht angekleidet? Was? in diesem einfachen, schwarz seidenen Kleid willst Du den Prinzen empfangen? Wo ist Dein Schmuck? Ich will nicht, daß meine Frau, wie eine Nonne einhergeben soll! Rasch! Putze Dich! Zieh' ein reiches Gewand an, und schmücke mit den Rubinen Deinen weißen Hals."

Madame Oburn, die überhaupt nicht mehr so

kleidet, saßen vor ihren Webstühlen, die ebenfalls von dem verjährten Staube gesäubert waren; die Comptoiristen hatten, mit noch kunstgeübterer Hand, als gewöhnlich, Busenstreif und Manschetten geordnet; und die blauen Fracks mit den gelben Knöpfen angezogen. Alles schien gespannt und erwartungsvoll; am meisten wohl der Fabrikherr selbst. Unruhig ging dieser in seinem geöffneten Prunkzimmer auf und ab, besah dann wohl eine Minute lang seinen neuen eleganten Anzug im Spiegel, sprach laut, wie mit einer andern Person, mit sich selbst, indem er mit den Händen gestikulirte und tiefe Reverenzen machte. Dann öffnete er eine Nebenthüre die in das Boudoir seiner Gattin führte, sah hinein, und rief ungeduldig: „Johanna, bist du noch nicht angekleidet? Was? in diesem einfachen, schwarz seidenen Kleid willst Du den Prinzen empfangen? Wo ist Dein Schmuck? Ich will nicht, daß meine Frau, wie eine Nonne einhergeben soll! Rasch! Putze Dich! Zieh' ein reiches Gewand an, und schmücke mit den Rubinen Deinen weißen Hals.“

Madame Oburn, die überhaupt nicht mehr so

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[137/0149] kleidet, saßen vor ihren Webstühlen, die ebenfalls von dem verjährten Staube gesäubert waren; die Comptoiristen hatten, mit noch kunstgeübterer Hand, als gewöhnlich, Busenstreif und Manschetten geordnet; und die blauen Fracks mit den gelben Knöpfen angezogen. Alles schien gespannt und erwartungsvoll; am meisten wohl der Fabrikherr selbst. Unruhig ging dieser in seinem geöffneten Prunkzimmer auf und ab, besah dann wohl eine Minute lang seinen neuen eleganten Anzug im Spiegel, sprach laut, wie mit einer andern Person, mit sich selbst, indem er mit den Händen gestikulirte und tiefe Reverenzen machte. Dann öffnete er eine Nebenthüre die in das Boudoir seiner Gattin führte, sah hinein, und rief ungeduldig: „Johanna, bist du noch nicht angekleidet? Was? in diesem einfachen, schwarz seidenen Kleid willst Du den Prinzen empfangen? Wo ist Dein Schmuck? Ich will nicht, daß meine Frau, wie eine Nonne einhergeben soll! Rasch! Putze Dich! Zieh' ein reiches Gewand an, und schmücke mit den Rubinen Deinen weißen Hals.“ Madame Oburn, die überhaupt nicht mehr so

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Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/149>, abgerufen am 20.04.2024.