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Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846.

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zu neuem doppeltem Leben. Das Fühlen verlangt dieselbe schrankenlose Freiheit, wie das Denken, um nicht durch unwürdigen Zwang entehrt zu werden.

Und wie die bewußten Söhne dieses Jahrhunderts die Freiheit des Gedankens fordern, auf daß nicht länger das höchste Gut des Menschen der Laune und Willkühr preisgegeben sei: so müssen seine Töchter die Freiheit des Gefühls verlangen, auf daß es nicht länger verkauft werde in schnöder Sclaverei und den Launen verächtlicher Gebieter diene. Mögen die wenigen Glücklichen mich verlachen, die aus freier Wahl, mit klarem Bewußtsein, in seligem Tausch ihr Herz dahingaben; es werden Tausende sich finden, die aus tiefster Seele mir beistimmen, welche, der Macht und dem Zwange der Verhältnisse folgend, sich selbst zu ewiger entehrender Knechtschaft verdammten oder in früher bewußtloser Jugend verkauft, erst spät das verlorene, dahin geopferte Leben erkannten. Ja, diese sind am unglücklichsten, wenn sie kein Recht mehr haben auf ihr eigenes Selbst; und nun allzuspät die heilige Ahnung der Liebe mit allen ihren Seligkeiten aufsteigt, und die Anbetung eines würdigen Mannes

zu neuem doppeltem Leben. Das Fühlen verlangt dieselbe schrankenlose Freiheit, wie das Denken, um nicht durch unwürdigen Zwang entehrt zu werden.

Und wie die bewußten Söhne dieses Jahrhunderts die Freiheit des Gedankens fordern, auf daß nicht länger das höchste Gut des Menschen der Laune und Willkühr preisgegeben sei: so müssen seine Töchter die Freiheit des Gefühls verlangen, auf daß es nicht länger verkauft werde in schnöder Sclaverei und den Launen verächtlicher Gebieter diene. Mögen die wenigen Glücklichen mich verlachen, die aus freier Wahl, mit klarem Bewußtsein, in seligem Tausch ihr Herz dahingaben; es werden Tausende sich finden, die aus tiefster Seele mir beistimmen, welche, der Macht und dem Zwange der Verhältnisse folgend, sich selbst zu ewiger entehrender Knechtschaft verdammten oder in früher bewußtloser Jugend verkauft, erst spät das verlorene, dahin geopferte Leben erkannten. Ja, diese sind am unglücklichsten, wenn sie kein Recht mehr haben auf ihr eigenes Selbst; und nun allzuspät die heilige Ahnung der Liebe mit allen ihren Seligkeiten aufsteigt, und die Anbetung eines würdigen Mannes

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[48/0048] zu neuem doppeltem Leben. Das Fühlen verlangt dieselbe schrankenlose Freiheit, wie das Denken, um nicht durch unwürdigen Zwang entehrt zu werden. Und wie die bewußten Söhne dieses Jahrhunderts die Freiheit des Gedankens fordern, auf daß nicht länger das höchste Gut des Menschen der Laune und Willkühr preisgegeben sei: so müssen seine Töchter die Freiheit des Gefühls verlangen, auf daß es nicht länger verkauft werde in schnöder Sclaverei und den Launen verächtlicher Gebieter diene. Mögen die wenigen Glücklichen mich verlachen, die aus freier Wahl, mit klarem Bewußtsein, in seligem Tausch ihr Herz dahingaben; es werden Tausende sich finden, die aus tiefster Seele mir beistimmen, welche, der Macht und dem Zwange der Verhältnisse folgend, sich selbst zu ewiger entehrender Knechtschaft verdammten oder in früher bewußtloser Jugend verkauft, erst spät das verlorene, dahin geopferte Leben erkannten. Ja, diese sind am unglücklichsten, wenn sie kein Recht mehr haben auf ihr eigenes Selbst; und nun allzuspät die heilige Ahnung der Liebe mit allen ihren Seligkeiten aufsteigt, und die Anbetung eines würdigen Mannes

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Zitationshilfe: Aston, Louise: Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung. Brüssel, 1846, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_emancipation_1846/48>, abgerufen am 29.03.2024.