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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XVII. Von denen Quietisten.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
innern menschen und einen gereinigten lautern
geist erkennen kan.

17. und 18. Von der Göttlichen weißheit.

19. Von der wahren vollkommenen ver-
nichtung.

20. Daß das Nichts ein kurtzer weg und
treffliches mittel sey zur reinigkeit der seelen/ zur
vollkommenen beschauung und zum innerlichen
frieden zu kommen.

21. Von der höchsten glückseligkeit des in-
nerlichen friedens/ und von desselben wunder-
bahren wirckungen.

22. Eine liebreiche klage/ daß so wenig seelen
seyn/ welche zur vollkommenheit/ zur lieblichen
vereinigung mit GOtt und zur Göttlichen
überformung gelangen.

Und dieses wäre der kurtze inhalt gedachten
buches/ wozu dißmal nichts zu setzen ist/ son-
dern nur noch ein umständlicher bericht (als
etwan oben stehen mag) von dem leben des
Molinos anzufügen/ wie er in gedachter neu-
en edition seines wegweisers vorangesetzet ist.



Doctor Michael Molinos ist geboren im
jahr 1640. den 21. Decembr. zu Patacina in
Arragonien/ sein vater war Don Johann Andre-
as Molinos Juris utriusque Doctor
und Audi-
tor totius regni Arragoniae & Navarrae.
Die
mutter war Donna Anna Maria Penduchu,
beyde aus Adlichem geschlechte. Wie denn
auch seine leibliche brüder vornehme ämter un-
ter den Spaniern bedienet. Er selbst ist mei-
sten theils zu Pampelone aufferzogen/ auch
hernach daselbst zum erstenmal Priester wor-
den. Sonst hat er aber auff der universität
Coimbra studiret/ allwo er auch Doctor Theo-
logiae
worden/ und um das jahr 1669. gewis-
ser geschäffte halben nach Jtalien gereist ist.

Dem bericht nach war er ein mann von
holdseligem wandel/ erleuchtetem verstande
und geheiligtem willen/ er hatte die besten Schul-
Lehrer und die Mystische schrifften nebenst der
H. Bibel fleißig gelesen/ und daraus ein gro-
ses erkäntniß geschöpffet. Zu solchem kam ei-
ne würckliche erfahrung in folgender weise. Er
war zwar in keinen geistlichen orden getretten/
denn er hielte alle selbft erwehlte gelübd-lei-
stung vor eine hinderniß im Christenthum. Je-
doch weil vermuthlich seine eletrn oder vor-
münder Jhn zum geistlichen stande in der welt
gewidmet mögen gehabt haben/ ließ er sich zu ei-
nem secular-priester der Römischen Catholischen
kirchen weyhen/ und das amt eines seelsorgers
aufflegen. Solches zu führen drung er sich
niemanden auff/ zog oder hielte niemanden an
sich/ wie der Franciscaner General de S. Maria
von ihm öffentlich in der vorrede seines wegwei-
sers bezeuget. Die aber von ihm selbst oder viel-
mehr durch GOttes schickung in grosser an-
zahl zu ihm kamen/ deren einen jeglichen ließ er
allemal mit heilsamen rath und unterricht von
sich/ doch geschahe seine meiste seelen-führung
schriftlich und abwesend durch hand-briefflein/
daraus konte nicht fehlen/ er muste eine grosse
wirckliche erfahrung und stätige vermehrung
und übung seiner habenden erkäntniß und
lichtes erlangen/ zumal in denen irr-
wegen/ darein manche arme seele verfällt/ und
auch wie ein guter seelenhirte ihnen heilsamlich
könne zu recht helffen. Von jenen hindernissen
[Spaltenumbruch] einer armen seelen und auch von dieser vorsich-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

tigkeit eines seelsogers machte er einsmals ei-
nen schrifftlichen entwurff vor einen/ der/ als ers
gelesen hatte/ ihn anmahnte/ daß ers möchte zum
druck geben/ wozu er aber sich nicht bereden ließ.
Endlich begehrte es sein beichtvater von ihm/
dem muste ers geben: derübergabs nach überle-
sung zum druck/ solcher massen kam anno 1675.
dieses büchlein/ geistliche handleitung der see-
len etc. in Spanien zu erst an den tag/ mit Ap-
probation
und censur etlicher Inquisitions-
Qualisicatoren und geistlichen Praelaten/ nach-
gehends ist es in Spanien etliche mal wieder
auffgelegt worden/ wie auch in Sicilien und
Jtalien/ nach dem es aus der Spanischen in
verschiedene sprachen und Dialectos war über-
setzet worden. Es war anno 1681. und also in
weniger als 6. jahren/ schon mehr als 20. mal
von neuem gedruckt/ als es der Ertz-Bischoff zu
Palermo in Sicilien ließ drucken/ voller freude/
daß GOtt ihm dieses büchlein hätte lassen zur
hand kommen/ und mit auffmunterung/ daß
man auch solte in die hand nehmen dieses un-
schätzbare/ obschon kleine tractätlein/ wie ers in
seiner weitläufftigen vorrede nennet/ un inesti-
mabile ancorche breve operalda.
Nachgehends
ist der druck derselben schrifft noch vielmal mehr
wiederholet worden/ nebst einer andern kurtzen
schrifft eben desselben Autoris von täglicher
communion, die man denen darnach hungeri-
gen seelen nichtversagen sollte. Es ist nicht leicht
auszusprechen oder sich einzubilden/ was vor
eine grosse veränderung entstunde. Wer nur
einiger massen gutes willens war gewesen/ be-
gunte nunmehr gantz still/ ruhig und eingekehrt
zu werden/ und rohe menschen wurden sittsam
und ohne wort gewonnen von blosser sehung
jenes stillen wandels in der furcht. Durch
gantz Jtalien spürte man diese veränderung/
aber am meisten hörte man/ daß sie angefochten
begunte zu werden/ in denen städten Neapolis
und Rom/ darinnen viele von den Herrn Geistli-
chen selbst diß büchlein so lieb und werth hielten/
daß sie darauß das maaß nahmen ihre
beichtkinder zu unterrichten. Auch war
der Autor selbst nunmehro in Jtalien/ und zwar
zu Rom/ und daselbst beliebet von Hohen
und niedrigen/ unter andern auch vom Cardi-
nal Odeschalchi, der/ als er Pabst ward/ ihm
auferlegte/ bey ihm im Päbstlichen Pallast zu
wohnen. Traun Innocentius Undecimus hör-
te ihn gerne/ das erweckte aber lauter Haß und
Neid bey denen Höfflingen und unter denen
Geistlichen/ sonderlich bey den Jesuiten. Die
begunten öffentlich zu schreiben wider den Mo-
linos
und einen andern/ damals auch nur se-
cular
en Priester/ namens Petrucci, der ein
groß buch von geistlichen Brieffen und nöthi-
gen behandlungen in Jtaliänischer Sprache
hatte lassen ausgehen/ und der mit dem Moli-
nos
ein hertz und eine seele war. Diese beyde
gleiches irrthums beschuldigte Hertzens-brü-
der verantworteten ihre sache wider ihre ver-
kläger vor Pabst Innocentio Undecimo so
wol/ daß sie frey und loßgesprochen/ und ihrer
Widersacher schrifften verboten wurden. Diese
aber/ so abgewiesen seyende/ ruheten nicht/ doch
konten sie etliche Jahr lang nichts ausrich-
ten/ biß endlich die verhängte stunde ihrer ü-
ber Molinos auszuübenden macht kam/ da ließ

GOtt

Th. III. C. XVII. Von denen Quietiſten.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
innern menſchen und einen gereinigten lautern
geiſt erkennen kan.

17. und 18. Von der Goͤttlichen weißheit.

19. Von der wahren vollkommenen ver-
nichtung.

20. Daß das Nichts ein kurtzer weg und
treffliches mittel ſey zur reinigkeit der ſeelen/ zur
vollkommenen beſchauung und zum innerlichen
frieden zu kommen.

21. Von der hoͤchſten gluͤckſeligkeit des in-
nerlichen friedens/ und von deſſelben wunder-
bahren wirckungen.

22. Eine liebreiche klage/ daß ſo wenig ſeelen
ſeyn/ welche zur vollkommenheit/ zur lieblichen
vereinigung mit GOtt und zur Goͤttlichen
uͤberformung gelangen.

Und dieſes waͤre der kurtze inhalt gedachten
buches/ wozu dißmal nichts zu ſetzen iſt/ ſon-
dern nur noch ein umſtaͤndlicher bericht (als
etwan oben ſtehen mag) von dem leben des
Molinos anzufuͤgen/ wie er in gedachter neu-
en edition ſeines wegweiſers vorangeſetzet iſt.



Doctor Michaël Molinos iſt geboren im
jahr 1640. den 21. Decembr. zu Patacina in
Arragonien/ ſein vateꝛ war Don Johann Andre-
as Molinos Juris utriuſque Doctor
und Audi-
tor totius regni Arragoniæ & Navarræ.
Die
mutter war Donna Anna Maria Penduchu,
beyde aus Adlichem geſchlechte. Wie denn
auch ſeine leibliche bruͤder vornehme aͤmter un-
ter den Spaniern bedienet. Er ſelbſt iſt mei-
ſten theils zu Pampelone aufferzogen/ auch
hernach daſelbſt zum erſtenmal Prieſter wor-
den. Sonſt hat er aber auff der univerſitaͤt
Coimbra ſtudiret/ allwo er auch Doctor Theo-
logiæ
worden/ und um das jahr 1669. gewiſ-
ſer geſchaͤffte halben nach Jtalien gereiſt iſt.

Dem bericht nach war er ein mann von
holdſeligem wandel/ erleuchtetem verſtande
uñ geheiligtem willen/ er hatte die beſten Schul-
Lehrer und die Myſtiſche ſchrifften nebenſt der
H. Bibel fleißig geleſen/ und daraus ein gro-
ſes erkaͤntniß geſchoͤpffet. Zu ſolchem kam ei-
ne wuͤrckliche erfahrung in folgender weiſe. Er
war zwar in keinen geiſtlichen orden getretten/
denn er hielte alle ſelbft erwehlte geluͤbd-lei-
ſtung vor eine hinderniß im Chriſtenthum. Je-
doch weil vermuthlich ſeine eletrn oder vor-
muͤnder Jhn zum geiſtlichen ſtande in der welt
gewidmet moͤgen gehabt haben/ ließ er ſich zu ei-
nem ſecular-prieſter der Roͤmiſchẽ Catholiſchen
kirchen weyhen/ und das amt eines ſeelſorgers
aufflegen. Solches zu fuͤhren drung er ſich
niemanden auff/ zog oder hielte niemanden an
ſich/ wie der Franciſcaner General de S. Maria
von ihm oͤffentlich in der vorrede ſeines wegwei-
ſers bezeuget. Die aber von ihm ſelbſt oder viel-
mehr durch GOttes ſchickung in groſſer an-
zahl zu ihm kamen/ deren einen jeglichen ließ er
allemal mit heilſamen rath und unterricht von
ſich/ doch geſchahe ſeine meiſte ſeelen-fuͤhrung
ſchriftlich und abweſend durch hand-briefflein/
daraus konte nicht fehlen/ er muſte eine groſſe
wirckliche erfahrung und ſtaͤtige vermehrung
und uͤbung ſeiner habenden erkaͤntniß und
lichtes erlangen/ zumal in denen irr-
wegen/ darein manche arme ſeele verfaͤllt/ und
auch wie ein guter ſeelenhirte ihnen heilſamlich
koͤnne zu recht helffen. Von jenen hinderniſſen
[Spaltenumbruch] einer armen ſeelen und auch von dieſer vorſich-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

tigkeit eines ſeelſogers machte er einsmals ei-
nen ſchrifftlichen entwurff vor einen/ der/ als ers
geleſen hatte/ ihn anmahnte/ daß eꝛs moͤchte zum
druck geben/ wozu er aber ſich nicht bereden ließ.
Endlich begehrte es ſein beichtvater von ihm/
dem muſte ers geben: deruͤbergabs nach uͤberle-
ſung zum druck/ ſolcher maſſen kam anno 1675.
dieſes buͤchlein/ geiſtliche handleitung der ſee-
len ꝛc. in Spanien zu erſt an den tag/ mit Ap-
probation
und cenſur etlicher Inquiſitions-
Qualiſicatoren und geiſtlichen Prælaten/ nach-
gehends iſt es in Spanien etliche mal wieder
auffgelegt worden/ wie auch in Sicilien und
Jtalien/ nach dem es aus der Spaniſchen in
verſchiedene ſprachen und Dialectos war uͤber-
ſetzet worden. Es war anno 1681. und alſo in
weniger als 6. jahren/ ſchon mehr als 20. mal
von neuem gedruckt/ als es der Ertz-Biſchoff zu
Palermo in Sicilien ließ drucken/ voller freude/
daß GOtt ihm dieſes buͤchlein haͤtte laſſen zur
hand kommen/ und mit auffmunterung/ daß
man auch ſolte in die hand nehmen dieſes un-
ſchaͤtzbare/ obſchon kleine tractaͤtlein/ wie ers in
ſeiner weitlaͤufftigen vorrede nennet/ un ineſti-
mabile ancorche breve operalda.
Nachgehends
iſt der druck derſelben ſchrifft noch vielmal mehr
wiederholet worden/ nebſt einer andern kurtzen
ſchrifft eben deſſelben Autoris von taͤglicher
communion, die man denen darnach hungeri-
gen ſeelen nichtverſagen ſollte. Es iſt nicht leicht
auszuſprechen oder ſich einzubilden/ was vor
eine groſſe veraͤnderung entſtunde. Wer nur
einiger maſſen gutes willens war geweſen/ be-
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zu werden/ und rohe menſchen wurden ſittſam
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jenes ſtillen wandels in der furcht. Durch
gantz Jtalien ſpuͤrte man dieſe veraͤnderung/
aber am meiſten hoͤrte man/ daß ſie angefochten
begunte zu werden/ in denen ſtaͤdten Neapolis
und Rom/ darinnen viele von den Herꝛn Geiſtli-
chen ſelbſt diß buͤchlein ſo lieb und werth hielten/
daß ſie darauß das maaß nahmen ihre
beichtkinder zu unterrichten. Auch war
der Autor ſelbſt nunmehro in Jtalien/ und zwar
zu Rom/ und daſelbſt beliebet von Hohen
und niedrigen/ unter andern auch vom Cardi-
nal Odeſchalchi, der/ als er Pabſt ward/ ihm
auferlegte/ bey ihm im Paͤbſtlichen Pallaſt zu
wohnen. Traun Innocentius Undecimus hoͤr-
te ihn gerne/ das erweckte aber lauter Haß und
Neid bey denen Hoͤfflingen und unter denen
Geiſtlichen/ ſonderlich bey den Jeſuiten. Die
begunten oͤffentlich zu ſchreiben wider den Mo-
linos
und einen andern/ damals auch nur ſe-
cular
en Prieſter/ namens Petrucci, der ein
groß buch von geiſtlichen Brieffen und noͤthi-
gen behandlungen in Jtaliaͤniſcher Sprache
hatte laſſen ausgehen/ und der mit dem Moli-
nos
ein hertz und eine ſeele war. Dieſe beyde
gleiches irrthums beſchuldigte Hertzens-bruͤ-
der verantworteten ihre ſache wider ihre ver-
klaͤger vor Pabſt Innocentio Undecimo ſo
wol/ daß ſie frey und loßgeſprochen/ und ihrer
Widerſacher ſchrifften verboten wurden. Dieſe
aber/ ſo abgewieſen ſeyende/ ruheten nicht/ doch
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[186/0198] Th. III. C. XVII. Von denen Quietiſten. innern menſchen und einen gereinigten lautern geiſt erkennen kan. Jahr MDC. biß MDCC. 17. und 18. Von der Goͤttlichen weißheit. 19. Von der wahren vollkommenen ver- nichtung. 20. Daß das Nichts ein kurtzer weg und treffliches mittel ſey zur reinigkeit der ſeelen/ zur vollkommenen beſchauung und zum innerlichen frieden zu kommen. 21. Von der hoͤchſten gluͤckſeligkeit des in- nerlichen friedens/ und von deſſelben wunder- bahren wirckungen. 22. Eine liebreiche klage/ daß ſo wenig ſeelen ſeyn/ welche zur vollkommenheit/ zur lieblichen vereinigung mit GOtt und zur Goͤttlichen uͤberformung gelangen. Und dieſes waͤre der kurtze inhalt gedachten buches/ wozu dißmal nichts zu ſetzen iſt/ ſon- dern nur noch ein umſtaͤndlicher bericht (als etwan oben ſtehen mag) von dem leben des Molinos anzufuͤgen/ wie er in gedachter neu- en edition ſeines wegweiſers vorangeſetzet iſt. Doctor Michaël Molinos iſt geboren im jahr 1640. den 21. Decembr. zu Patacina in Arragonien/ ſein vateꝛ war Don Johann Andre- as Molinos Juris utriuſque Doctor und Audi- tor totius regni Arragoniæ & Navarræ. Die mutter war Donna Anna Maria Penduchu, beyde aus Adlichem geſchlechte. Wie denn auch ſeine leibliche bruͤder vornehme aͤmter un- ter den Spaniern bedienet. Er ſelbſt iſt mei- ſten theils zu Pampelone aufferzogen/ auch hernach daſelbſt zum erſtenmal Prieſter wor- den. Sonſt hat er aber auff der univerſitaͤt Coimbra ſtudiret/ allwo er auch Doctor Theo- logiæ worden/ und um das jahr 1669. gewiſ- ſer geſchaͤffte halben nach Jtalien gereiſt iſt. Dem bericht nach war er ein mann von holdſeligem wandel/ erleuchtetem verſtande uñ geheiligtem willen/ er hatte die beſten Schul- Lehrer und die Myſtiſche ſchrifften nebenſt der H. Bibel fleißig geleſen/ und daraus ein gro- ſes erkaͤntniß geſchoͤpffet. Zu ſolchem kam ei- ne wuͤrckliche erfahrung in folgender weiſe. Er war zwar in keinen geiſtlichen orden getretten/ denn er hielte alle ſelbft erwehlte geluͤbd-lei- ſtung vor eine hinderniß im Chriſtenthum. Je- doch weil vermuthlich ſeine eletrn oder vor- muͤnder Jhn zum geiſtlichen ſtande in der welt gewidmet moͤgen gehabt haben/ ließ er ſich zu ei- nem ſecular-prieſter der Roͤmiſchẽ Catholiſchen kirchen weyhen/ und das amt eines ſeelſorgers aufflegen. Solches zu fuͤhren drung er ſich niemanden auff/ zog oder hielte niemanden an ſich/ wie der Franciſcaner General de S. Maria von ihm oͤffentlich in der vorrede ſeines wegwei- ſers bezeuget. Die aber von ihm ſelbſt oder viel- mehr durch GOttes ſchickung in groſſer an- zahl zu ihm kamen/ deren einen jeglichen ließ er allemal mit heilſamen rath und unterricht von ſich/ doch geſchahe ſeine meiſte ſeelen-fuͤhrung ſchriftlich und abweſend durch hand-briefflein/ daraus konte nicht fehlen/ er muſte eine groſſe wirckliche erfahrung und ſtaͤtige vermehrung und uͤbung ſeiner habenden erkaͤntniß und lichtes erlangen/ zumal in denen irr- wegen/ darein manche arme ſeele verfaͤllt/ und auch wie ein guter ſeelenhirte ihnen heilſamlich koͤnne zu recht helffen. Von jenen hinderniſſen einer armen ſeelen und auch von dieſer vorſich- tigkeit eines ſeelſogers machte er einsmals ei- nen ſchrifftlichen entwurff vor einen/ der/ als ers geleſen hatte/ ihn anmahnte/ daß eꝛs moͤchte zum druck geben/ wozu er aber ſich nicht bereden ließ. Endlich begehrte es ſein beichtvater von ihm/ dem muſte ers geben: deruͤbergabs nach uͤberle- ſung zum druck/ ſolcher maſſen kam anno 1675. dieſes buͤchlein/ geiſtliche handleitung der ſee- len ꝛc. in Spanien zu erſt an den tag/ mit Ap- probation und cenſur etlicher Inquiſitions- Qualiſicatoren und geiſtlichen Prælaten/ nach- gehends iſt es in Spanien etliche mal wieder auffgelegt worden/ wie auch in Sicilien und Jtalien/ nach dem es aus der Spaniſchen in verſchiedene ſprachen und Dialectos war uͤber- ſetzet worden. Es war anno 1681. und alſo in weniger als 6. jahren/ ſchon mehr als 20. mal von neuem gedruckt/ als es der Ertz-Biſchoff zu Palermo in Sicilien ließ drucken/ voller freude/ daß GOtt ihm dieſes buͤchlein haͤtte laſſen zur hand kommen/ und mit auffmunterung/ daß man auch ſolte in die hand nehmen dieſes un- ſchaͤtzbare/ obſchon kleine tractaͤtlein/ wie ers in ſeiner weitlaͤufftigen vorrede nennet/ un ineſti- mabile ancorche breve operalda. Nachgehends iſt der druck derſelben ſchrifft noch vielmal mehr wiederholet worden/ nebſt einer andern kurtzen ſchrifft eben deſſelben Autoris von taͤglicher communion, die man denen darnach hungeri- gen ſeelen nichtverſagen ſollte. Es iſt nicht leicht auszuſprechen oder ſich einzubilden/ was vor eine groſſe veraͤnderung entſtunde. Wer nur einiger maſſen gutes willens war geweſen/ be- gunte nunmehr gantz ſtill/ ruhig und eingekehrt zu werden/ und rohe menſchen wurden ſittſam und ohne wort gewonnen von bloſſer ſehung jenes ſtillen wandels in der furcht. Durch gantz Jtalien ſpuͤrte man dieſe veraͤnderung/ aber am meiſten hoͤrte man/ daß ſie angefochten begunte zu werden/ in denen ſtaͤdten Neapolis und Rom/ darinnen viele von den Herꝛn Geiſtli- chen ſelbſt diß buͤchlein ſo lieb und werth hielten/ daß ſie darauß das maaß nahmen ihre beichtkinder zu unterrichten. Auch war der Autor ſelbſt nunmehro in Jtalien/ und zwar zu Rom/ und daſelbſt beliebet von Hohen und niedrigen/ unter andern auch vom Cardi- nal Odeſchalchi, der/ als er Pabſt ward/ ihm auferlegte/ bey ihm im Paͤbſtlichen Pallaſt zu wohnen. Traun Innocentius Undecimus hoͤr- te ihn gerne/ das erweckte aber lauter Haß und Neid bey denen Hoͤfflingen und unter denen Geiſtlichen/ ſonderlich bey den Jeſuiten. Die begunten oͤffentlich zu ſchreiben wider den Mo- linos und einen andern/ damals auch nur ſe- cularen Prieſter/ namens Petrucci, der ein groß buch von geiſtlichen Brieffen und noͤthi- gen behandlungen in Jtaliaͤniſcher Sprache hatte laſſen ausgehen/ und der mit dem Moli- nos ein hertz und eine ſeele war. Dieſe beyde gleiches irrthums beſchuldigte Hertzens-bruͤ- der verantworteten ihre ſache wider ihre ver- klaͤger vor Pabſt Innocentio Undecimo ſo wol/ daß ſie frey und loßgeſprochen/ und ihrer Widerſacher ſchrifften verboten wurden. Dieſe aber/ ſo abgewieſen ſeyende/ ruheten nicht/ doch konten ſie etliche Jahr lang nichts ausrich- ten/ biß endlich die verhaͤngte ſtunde ihrer uͤ- ber Molinos auszuuͤbenden macht kam/ da ließ GOtt Jahr MDC. biß MDCC.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/198>, abgerufen am 23.04.2024.