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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XVII. Von denen Quietisten.
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MDC.
biß
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"zu erkennen/ wie er in sich selbst ist. Und obgleich
"die menschheit CHristi das allervollkommen-
"ste und heiligste mittel zu GOtt zu gehen/
"und das höchste mittel unserer seligkeit/ ja der
"canal ist/ durch welchen wir alles gehoffte gute
"empfangen: so ist doch die menschheit nicht
"das allerhöchste guth/ als welches in dem an-
"schauen GOTTES bestehet/ sondern wie
"JESUS CHRISTUS mehr durch
"die GOttheit/ als durch die menschheit
"bestehet/ also beschauet derjenige JEsum Chri-
"stum allezeit und dencket von ihm/ welcher von
"GOtt dencket/ und auff ihn allezeit sichet/
"weil die GOttheit mit der menschheit allezeit
"vereiniget ist/ insonderheit aber ein schauen-
"der/ in welchem ein reinerer/ lauterer und ge-
"übterer glaube ist.

13. "So bald der endzweck erlanget wird/ hö-
"ren die mittel auff/ gleichwie die schiffart auff-
"höret/ wenn man in den hafen kömmt. Wenn
"die seele von betrachtungen müde ist/ und zur
"ruhe/ friede und stille der beschauligkeit köm-
"met/ alsdenn muß sie die schlüsse fahren lassen/
"und sich zur ruhe begeben mit der liebreichsten
"auffmercksamkeit und einfältigsten anschauung
"GOttes/ da sie ihn siehet und liebet/ und alle
"einbildungen/ die ihr vorgestellet werden/ süßi-
"glich wegwirfft; hingegen ihr gemüth in dieser
"Göttlichen gegenwart beruhiget/ das ge-
"dächtniß zusammen samlet/ und gantz in
"GOtt eingiebt/ nur vergnügt ist mit der all-
"gemeinen und undeutlichen erkäntniß/ wel-
"ches sie von GOtt vermittelst des glaubens
"erlanget hat/ also daß sie ihren gantzen wil-
"len auff dessen liebe wendet/ darinnen alle frucht
"gegründet ist.

14. Es spricht der heilige Dionysius (theol.
myst. c.
1. §. 1.) Du aber/ lieber Timothee,
solst in den geheimen betrachtungen
durch genaue übung so wol die sinnen als
die wirckungen des verstandes/ und alles
sinnliche und verständliche verlassen/
auch alles das was da ist/ und was nicht
ist/ damit du ohne beweißliche überzeu-
gung zur vereinigung mit dem kommest/
der über alles wesen und wissen ist/ so
vielnemlich vergönnet ist.

15. "So ists nun nützlich/ alles creatürliche/
"sinnliche/ verständliche und begierliche zu ver-
"lassen/ ja endlich alles dasjenige/ was da ist/
"und was nicht ist/ damit man sich in den lieb-
"reichen schoß GOttes werffe. Denn er wird
"uns wieder geben/ was wir verlassen haben/
"und uns die munterkeit und krafft vermehren/
"ihn brünstiger zu lieben/ und seine liebe wird
"uns in solchem heiligen und seligen stillschwei-
"gen erhalten/ welches mehr vermag/ als alles
"andere/ wenn mans auch zusammen nimt.

16. Der heilige Thomas spricht: Das ist
das geringste/ was der mensch von Gott
in diesem leben erkennen kan/ aber das
ist viel/ was der wille kan von der liebe
haben.

17. "Wenn die seele zu diesem stande
"kommt/ so soll sie sich gantz in sich selbst ziehen/
"in ihr reines und tieffes centrum (da das bild
"GOttes und ein liebreiches auffmercken/ still-
"schweigen uud vergessen aller dinge/ wie auch
"die übergebung des willens mit einer vollkom-
[Spaltenumbruch] menen gelassenheit ist.) Und soll auffmer-"Jahr
MDC.
biß
MDCC.

cken/ und mit niemand als GOtt alleine re-"
den/ und zwar also/ als wenn ausser sie beyde"
niemand mehr in der welt wäre."

18. Die Heiligen sagen sehr genau/ daß"
die betrachtung mit arbeit und frucht wircke/"
die beschauung aber ohne arbeit mit ruhe/ stil-"
le/ frieden/ erquickung/ und viel grösserer"
frucht. Die betrachtung säet/ die beschau-"
ung erndtet. Jene suchet/ diese findet. Jene"
kauet die speise/ diese schmecket sie/ und er-"
nährt sich dadurch."

19. Dieses alles hat der mystische Bern-"
hardus
gesagt über die worte des Heilandes:
Suchet/ so werdet ihr finden. Das le-
sen trägt diespeise vor/ das betrachten
bricht sie/ das gebet gewinnt ihr einen
geschmack ab/ die beschauligkeit aber ist
die süßigkeit selber/ die da erfreuet/ und
erquicket.
Worinne denn bezeuget wird/
was die betrachtung und beschauligkeit/ und wie
sie unterschieden seyn.

Die dritte erinnerung.

Von dein unterscheid/ zwischen der er-
langten oder
activen/ und zwischen der
eingegossenen oder
passiven beschaulig-
keit/ und von denen zeichen/ daraus man
erkennen kan/ wenn es GOttes wille
sey/ daß die seele von der betrachtung
zur beschauligkeit sich begebe.

20. Es sind noch zwey arten der beschau-"
ung/ die eine ist unvollkommen/ durch fleisch er-"
langet/ und activ, die andere eingegossen und"
passiv oder leidend. Die active (davon"
bißher gehandelt worden) ist diejenige/ die"
wir durch unsern fleiß erlangen können/ jedoch"
mit hülffe der gnade GOttes/ indem wir un-"
sere kräffte und sinnen zu sammen sammlen/ und"
uns zu allem dem/ was GOtt haben will/ be-"
reiten. Also sagen Rojas und Arnaja.

21. Diese active beschaulichkeit lobet der"
H. Bernhardus über die worte Ps. 84. Jch"
will hören was der HErr in mir redet. Maria"
hat das beste theil erwehlet/ ob gleich der Mar-"
then ihr demüthiger wandel vor GOtt nicht"
weniger galt: gleichwol wird Maria über ihrer"
wahl gelobet/ weil jenes (das beste theil) an"
unserer seiten allerdings muß erwehlet werden/"
dieses aber wenn es aufferlegt wird/ nur ge-"
dultig zu ertragen."

22. Desgleichen lehret Thomas diese er-
langte beschaulichkeit also: Je näher der
mensch seine oder eines andern seele
mit GOtt vereiniget/ je angenehmer ist
GOtt solches opffer. Dahero ist es
GOtt gefälliger/ wenn einer seine und
der andern seele zur beschauung gewöh-
net/ als zu vielem thun.

23. Daß aber der heilige mann hier von"
der eingegebenen beschaulichkeit rede/ kan man"
nicht sagen/ weil es in des menschen krafft"
nicht stehet/ sich auff dieselbe zu legen/ son-"
dern nur auff die/ so man selber erlanget."

24. Will man gleich sagen/ daß wir uns"
selbsten durch GOttes hülffe in die wirckliche"
beschauung gleichsam einführen können; so"
soll dennoch niemand aus eigenem trieb es ver-"
suchen/ daß er von dem stand der betrachtung"
zu diesem ohne rath eines erfahrnen anführers"

gehe/

Th. III. C. XVII. Von denen Quietiſten.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
„zu erkennen/ wie er in ſich ſelbſt iſt. Und obgleich
„die menſchheit CHriſti das allervollkommen-
„ſte und heiligſte mittel zu GOtt zu gehen/
„und das hoͤchſte mittel unſerer ſeligkeit/ ja der
„canal iſt/ durch welchen wir alles gehoffte gute
„empfangen: ſo iſt doch die menſchheit nicht
„das allerhoͤchſte guth/ als welches in dem an-
„ſchauen GOTTES beſtehet/ ſondern wie
„JESUS CHRISTUS mehr durch
„die GOttheit/ als durch die menſchheit
„beſtehet/ alſo beſchauet derjenige JEſum Chri-
„ſtum allezeit und dencket von ihm/ welcher von
„GOtt dencket/ und auff ihn allezeit ſichet/
„weil die GOttheit mit der menſchheit allezeit
„vereiniget iſt/ inſonderheit aber ein ſchauen-
„der/ in welchem ein reinerer/ lauterer und ge-
„uͤbterer glaube iſt.

13. „So bald der endzweck erlanget wird/ hoͤ-
„ren die mittel auff/ gleichwie die ſchiffart auff-
„hoͤret/ wenn man in den hafen koͤmmt. Wenn
„die ſeele von betrachtungen muͤde iſt/ und zur
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14. Es ſpricht der heilige Dionyſius (theol.
myſt. c.
1. §. 1.) Du aber/ lieber Timothee,
ſolſt in den geheimen betrachtungen
durch genaue uͤbung ſo wol die ſiñen als
die wirckungen des verſtandes/ uñ alles
ſinnliche und verſtaͤndliche verlaſſen/
auch alles das was da iſt/ und was nicht
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vielnemlich vergoͤnnet iſt.

15. „So iſts nun nuͤtzlich/ alles creatuͤrliche/
„ſinnliche/ verſtaͤndliche und begierliche zu ver-
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„und was nicht iſt/ damit man ſich in den lieb-
„reichen ſchoß GOttes werffe. Denn er wird
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„und uns die munterkeit und krafft vermehren/
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„gen erhalten/ welches mehr vermag/ als alles
„andere/ wenn mans auch zuſammen nimt.

16. Der heilige Thomas ſpricht: Das iſt
das geringſte/ was der menſch von Gott
in dieſem leben erkennen kan/ aber das
iſt viel/ was der wille kan von der liebe
haben.

17. „Wenn die ſeele zu dieſem ſtande
„kommt/ ſo ſoll ſie ſich gantz in ſich ſelbſt ziehen/
„in ihr reines und tieffes centrum (da das bild
„GOttes und ein liebreiches auffmercken/ ſtill-
„ſchweigen uud vergeſſen aller dinge/ wie auch
„die uͤbergebung des willens mit einer vollkom-
[Spaltenumbruch] menen gelaſſenheit iſt.) Und ſoll auffmer-„Jahr
MDC.
biß
MDCC.

cken/ und mit niemand als GOtt alleine re-“
den/ und zwar alſo/ als wenn auſſer ſie beyde“
niemand mehr in der welt waͤre.„

18. Die Heiligen ſagen ſehr genau/ daß“
die betrachtung mit arbeit und frucht wircke/“
die beſchauung aber ohne arbeit mit ruhe/ ſtil-“
le/ frieden/ erquickung/ und viel groͤſſerer“
frucht. Die betrachtung ſaͤet/ die beſchau-“
ung erndtet. Jene ſuchet/ dieſe findet. Jene“
kauet die ſpeiſe/ dieſe ſchmecket ſie/ und er-“
naͤhrt ſich dadurch.„

19. Dieſes alles hat der myſtiſche Bern-“
hardus
geſagt uͤber die worte des Heilandes:
Suchet/ ſo werdet ihr finden. Das le-
ſen traͤgt dieſpeiſe vor/ das betrachten
bricht ſie/ das gebet gewinnt ihr einen
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die ſuͤßigkeit ſelber/ die da erfreuet/ und
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Die dritte erinnerung.

Von dein unterſcheid/ zwiſchen der er-
langten oder
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dieſes aber wenn es aufferlegt wird/ nur ge-“
dultig zu ertragen.„

22. Desgleichen lehret Thomas dieſe er-
langte beſchaulichkeit alſo: Je naͤher der
menſch ſeine oder eines andern ſeele
mit GOtt vereiniget/ je angenehmer iſt
GOtt ſolches opffer. Dahero iſt es
GOtt gefaͤlliger/ wenn einer ſeine und
der andern ſeele zur beſchauung gewoͤh-
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der eingegebenen beſchaulichkeit rede/ kan man“
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[183/0195] Th. III. C. XVII. Von denen Quietiſten. „zu erkennen/ wie er in ſich ſelbſt iſt. Und obgleich „die menſchheit CHriſti das allervollkommen- „ſte und heiligſte mittel zu GOtt zu gehen/ „und das hoͤchſte mittel unſerer ſeligkeit/ ja der „canal iſt/ durch welchen wir alles gehoffte gute „empfangen: ſo iſt doch die menſchheit nicht „das allerhoͤchſte guth/ als welches in dem an- „ſchauen GOTTES beſtehet/ ſondern wie „JESUS CHRISTUS mehr durch „die GOttheit/ als durch die menſchheit „beſtehet/ alſo beſchauet derjenige JEſum Chri- „ſtum allezeit und dencket von ihm/ welcher von „GOtt dencket/ und auff ihn allezeit ſichet/ „weil die GOttheit mit der menſchheit allezeit „vereiniget iſt/ inſonderheit aber ein ſchauen- „der/ in welchem ein reinerer/ lauterer und ge- „uͤbterer glaube iſt. Jahr MDC. biß MDCC. 13. „So bald der endzweck erlanget wird/ hoͤ- „ren die mittel auff/ gleichwie die ſchiffart auff- „hoͤret/ wenn man in den hafen koͤmmt. Wenn „die ſeele von betrachtungen muͤde iſt/ und zur „ruhe/ friede und ſtille der beſchauligkeit koͤm- „met/ alsdenn muß ſie die ſchluͤſſe fahren laſſen/ „und ſich zur ruhe begeben mit der liebreichſten „auffmerckſamkeit uñ einfaͤltigſten anſchauung „GOttes/ da ſie ihn ſiehet und liebet/ und alle „einbildungen/ die ihr vorgeſtellet werden/ ſuͤßi- „glich wegwirfft; hingegen ihr gemuͤth in dieſer „Goͤttlichen gegenwart beruhiget/ das ge- „daͤchtniß zuſammen ſamlet/ und gantz in „GOtt eingiebt/ nur vergnuͤgt iſt mit der all- „gemeinen und undeutlichen erkaͤntniß/ wel- „ches ſie von GOtt vermittelſt des glaubens „erlanget hat/ alſo daß ſie ihren gantzen wil- „len auff deſſen liebe wendet/ daꝛinnen alle frucht „gegruͤndet iſt. 14. Es ſpricht der heilige Dionyſius (theol. myſt. c. 1. §. 1.) Du aber/ lieber Timothee, ſolſt in den geheimen betrachtungen durch genaue uͤbung ſo wol die ſiñen als die wirckungen des verſtandes/ uñ alles ſinnliche und verſtaͤndliche verlaſſen/ auch alles das was da iſt/ und was nicht iſt/ damit du ohne beweißliche uͤberzeu- gung zur vereinigung mit dem kom̃eſt/ der uͤber alles weſen und wiſſen iſt/ ſo vielnemlich vergoͤnnet iſt. 15. „So iſts nun nuͤtzlich/ alles creatuͤrliche/ „ſinnliche/ verſtaͤndliche und begierliche zu ver- „laſſen/ ja endlich alles dasjenige/ was da iſt/ „und was nicht iſt/ damit man ſich in den lieb- „reichen ſchoß GOttes werffe. Denn er wird „uns wieder geben/ was wir verlaſſen haben/ „und uns die munterkeit und krafft vermehren/ „ihn bruͤnſtiger zu lieben/ und ſeine liebe wird „uns in ſolchem heiligen und ſeligen ſtillſchwei- „gen erhalten/ welches mehr vermag/ als alles „andere/ wenn mans auch zuſammen nimt. 16. Der heilige Thomas ſpricht: Das iſt das geringſte/ was der menſch von Gott in dieſem leben erkennen kan/ aber das iſt viel/ was der wille kan von der liebe haben. 17. „Wenn die ſeele zu dieſem ſtande „kommt/ ſo ſoll ſie ſich gantz in ſich ſelbſt ziehen/ „in ihr reines und tieffes centrum (da das bild „GOttes und ein liebreiches auffmercken/ ſtill- „ſchweigen uud vergeſſen aller dinge/ wie auch „die uͤbergebung des willens mit einer vollkom- menen gelaſſenheit iſt.) Und ſoll auffmer-„ cken/ und mit niemand als GOtt alleine re-“ den/ und zwar alſo/ als wenn auſſer ſie beyde“ niemand mehr in der welt waͤre.„ Jahr MDC. biß MDCC. 18. Die Heiligen ſagen ſehr genau/ daß“ die betrachtung mit arbeit und frucht wircke/“ die beſchauung aber ohne arbeit mit ruhe/ ſtil-“ le/ frieden/ erquickung/ und viel groͤſſerer“ frucht. Die betrachtung ſaͤet/ die beſchau-“ ung erndtet. Jene ſuchet/ dieſe findet. Jene“ kauet die ſpeiſe/ dieſe ſchmecket ſie/ und er-“ naͤhrt ſich dadurch.„ 19. Dieſes alles hat der myſtiſche Bern-“ hardus geſagt uͤber die worte des Heilandes: Suchet/ ſo werdet ihr finden. Das le- ſen traͤgt dieſpeiſe vor/ das betrachten bricht ſie/ das gebet gewinnt ihr einen geſchmack ab/ die beſchauligkeit aber iſt die ſuͤßigkeit ſelber/ die da erfreuet/ und erquicket. Worinne denn bezeuget wird/ was die betꝛachtung und beſchauligkeit/ und wie ſie unterſchieden ſeyn. Die dritte erinnerung. Von dein unterſcheid/ zwiſchen der er- langten oder activen/ und zwiſchen der eingegoſſenen oder paſſiven beſchaulig- keit/ und von denen zeichen/ daraus man erkennen kan/ wenn es GOttes wille ſey/ daß die ſeele von der betrachtung zur beſchauligkeit ſich begebe. 20. Es ſind noch zwey arten der beſchau-“ ung/ die eine iſt unvollkommen/ durch fleiſch er-“ langet/ und activ, die andere eingegoſſen und“ paſſiv oder leidend. Die active (davon“ bißher gehandelt worden) iſt diejenige/ die“ wir durch unſern fleiß erlangen koͤnnen/ jedoch“ mit huͤlffe der gnade GOttes/ indem wir un-“ ſere kraͤffte und ſinnen zu ſammen ſam̃len/ und“ uns zu allem dem/ was GOtt haben will/ be-“ reiten. Alſo ſagen Rojas und Arnaja. 21. Dieſe active beſchaulichkeit lobet der“ H. Bernhardus uͤber die worte Pſ. 84. Jch“ will hoͤren was der HErꝛ in mir redet. Maria“ hat das beſte theil erwehlet/ ob gleich der Mar-“ then ihr demuͤthiger wandel vor GOtt nicht“ weniger galt: gleichwol wird Maria uͤber ihrer“ wahl gelobet/ weil jenes (das beſte theil) an“ unſerer ſeiten allerdings muß erwehlet werden/“ dieſes aber wenn es aufferlegt wird/ nur ge-“ dultig zu ertragen.„ 22. Desgleichen lehret Thomas dieſe er- langte beſchaulichkeit alſo: Je naͤher der menſch ſeine oder eines andern ſeele mit GOtt vereiniget/ je angenehmer iſt GOtt ſolches opffer. Dahero iſt es GOtt gefaͤlliger/ wenn einer ſeine und der andern ſeele zur beſchauung gewoͤh- net/ als zu vielem thun. 23. Daß aber der heilige mann hier von“ der eingegebenen beſchaulichkeit rede/ kan man“ nicht ſagen/ weil es in des menſchen krafft“ nicht ſtehet/ ſich auff dieſelbe zu legen/ ſon-“ dern nur auff die/ ſo man ſelber erlanget.„ 24. Will man gleich ſagen/ daß wir uns“ ſelbſten durch GOttes huͤlffe in die wirckliche“ beſchauung gleichſam einfuͤhren koͤnnen; ſo“ ſoll dennoch niemand aus eigenem trieb es ver-“ ſuchen/ daß er von dem ſtand der betrachtung“ zu dieſem ohne rath eines erfahrnen anfuͤhrers“ gehe/

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/195>, abgerufen am 19.04.2024.