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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XVII. Von denen Quietisten.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
aus Pariß schrieb: D. Molinos hätte den
seinigen eingepflantzet/ daß einer alle
leichtfertigkeit und schelmstücke thun
möge/ sonder dadurch gesündiget zu
haben. Wenn man nur GOtt abends
und morgens anruffe/ daß er das böse
nach seinem willen
dirigiren möchte/ weil
es eine wirckung des satans und des flei-
sches wäre/ dem der mensch nicht wider-
stehen könne. etc.

Quakeri-
mo.

13. Weil auch der Qvaker-name denen
Ketzer-Meistern unter allen partheyen nun-
mehro familiar und am meisten verhast ist/
haben sie denselben auch diesen Qvietisten
beyge eget. Dahero Gerhardus Croesius Lib.
II. Histor. Qvakeris. pag.
349. schreibet/ daß
dieses nicht allein in Jtalien geschehen/ sondern
daß man auch in Engelland die Qvaker vor
freunde der Qvietisten ausgegeben. Ja man
hat ausgesprenget/ als wenn zwey Qvaker zu
Rom damals angekommen wären/ welche
vor den Molinos, als ihren nachfolger eine
vorbitte einlegen wollen/ welche lügen aber all-
Etlicher
Luthera-
ner urtheil
hievon.
zugrob und greifflich befunden worden. Dem
ungeacht findet man diese dennoch auch bey
denen Protestanten in grossem ernst wiederho-
let/ als bey Colbergen pag. 433. Rango pag.
120. welcher letztere auch sein urtheil gar kurtz
zusammen fasset p. 100. Die mystische Leh-
re sey die Taulerische und der Teutschen

Theologie Grille/ ein Jacob-Böhmisch/
Weigelianisch/ Stieffelisch/ Methisch/
Hohburgisches Qvaker-wesen.
Und damit
meinet man die sache mehr als zu gründlich ge-
hoben zu haben. Dergleichen Proceß in wi-
derlegung der so genanten Qvietisterey man
in denen hievon auch unter denen Protestan-
ten publicirten Schrifften durchgehends fin-
det/ ungeachtet man das Praejudicium wider
des Molinos Richter vor wichtig erkennen
muß/ daß nemlich ihre Vorfahren denen Wal-
densern/ Hußiten und Protestanten auch nicht
besser als den Qvietisten mitgespielet. Gleich-
wol heissen diese bey den Lutheranern so wol
als bey den Papisten Teuffels-lehrer/ neue
Schwenckfelder/ Weigelianer/ Böhmi-
sten/
und dergleichen/ wie bey Caspar Ep-
nern
in Qvietismo sacro p. 35. und sonsten bey
Rango in seiner Qväkerey/ bey D. Andr. Kühne
im Bedencken
von der Mysticoru Qvietismo
Contemplativo,
bey Johann Günthern in
der Disputation de Religione Qvietistarum und
andern zu sehen ist. Dagegen der Auctor von
dem Recueid de diverses Pieces concernant
le Qvietisme,
und aus ihm die Lipsienses l.c.
Warnung
dagegen.
pag. 430. sehr wol erinnern/ daß die Prote-
stanti
schen Theologi sich ihrer übereilten
urtheile wider den
Molinos klüglich ent-
halten möchten/ damit sie nicht die war-
heit/ wie sie durch
Calumnien geschändet
worden/ und zugleich ihre eigene sache
damit in schaden brächten.
Es hat aber die
meisten an diesem ihrem eigenem vortheil ihre
gewöhnliche art gehindert/ nach welcher sie
wieder alles/ was sie nicht alsbald in ihren
Theologischen Lexicis und Systematibus fin-
den/ gleich mit plumpen urtheilen zufahren/
und wider GOTT und den Nächsten damit
schwerlich sündigen.

[Spaltenumbruch]

14. Es wird aber nun zeit seyn des Moli-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

nos Lehre selbst ein wenig anzuschen/ und zwar
erstlich aus den jenigen Sätzen/ welche ihm
von der Inquisition beygemessen worden. DennBeyge-
messene
lebrsätze
derer
Quietisten.

ob zwar im gedachten ersten brieff pag. 56. er-
innert wird/ daß ein groß theil dieser Artickel
nichts als verleumdungen seiner feinde seyn/
deren sie auch nicht geständig wären/ welches
auch ein jeder vernünfftiger leicht selbst ermes-
sen kan/ so können doch die von einem unge-
nanten beygesetzte anmerckungen sie etwas
erläutern/ und die verkehrungen und verleum-
dungen der Inquisitorum darstellen. Sie lau-
ten aber nach einander also:

1. Die contemplation oder das gebet der ru-"
he bestehet darinnen/ daß man sich für GOttes"
gegenwart mit einem obscuren und liebes-vol-"
len glaubens-actu darstellet/ und also gantz starr"
und unbeweglich stehen bleibet/ ohne daß einer"
weiter gehen/ einen discurs anstellen und zulas-"
sen/ oder sich einige einbildungen und gedan-"
cken in dem gemüthe formiren wolle/ indem es"
der ehrerbietigkeit/ so GOtt zu leisten/ zuwi-"
der läufft/ so einen reinen und einfachen glau-"
bens-actum zu wiederholen/ welcher inzwi-"
schen doch von solchem verdienst und krafft ist/"
daß er alle das verdienst aller andern tugenden"
in sich hält/ und auch wol bey weitem übertrifft."
Und währet derselbige die gantze lebens-zeit"
eines menschen hindurch/ wenn er nicht durch"
einen andern actum, so diesem zuwider ist/ un-"
terbrochen würde: Und derowegen ist es nicht"
vonnöthen/ denselben zu wiederholen und mehr-"
mals nachzumachen."

2. Man kan durch die Meditation, ohne"
die Contemplation nicht einen schritt zu der"
perfection gelangen oder fortgehen."

3. Alle wissenschafft und gelehrsamkeit/"
auch die Theologia selbst ist eine verhinderniß"
in der Contemplation, von welcher die gelehr-"
ten kein urtheil fällen können/ sondern nur"
diejenigen/ so sich der Meditation und Con-"
templation
ergeben haben."

(Dieser articul ist fälschlich vorge-"
stellet. Denn die
Quietisten/ gleich wie"
auch die andern
Doctores Mystici, ma-"
chen nur eine
exception in ansehung der"
dürren und trucknen wissenschafft/ wel-"
che mit der innerlichen empfindung"
der Göttlichen wahrheiten nicht ver-"
knüpffet ist.)"

4. Es kan keine vollkommene Contempla-"
tion
ohne allein über die Gottheit angestellet"
werden. Das gebeimniß der menschwerdung"
des lebens und leidens unsers Heilandes ist kein"
Objectum der Contemplation, sie verhindern"
sie vielmehr: Derowegen so sollen sich die Con-"
templation
s-ergebenen weit davon entfernen/"
oder nur verächtlich daran gedencken."

5. Die leibliche Poenitentz und die strenge"
des lebens kommen den personis contemplati-"
vis
nicht zu; Ja vielmehr ist es besser/ wenn"
die bekehrung von einem contemplativischen"
leben/ als von dem stande der purgation und"
der poenitentzen angefangen wird. Zu dem"
haben sie auch dieselben essectus einer empfind-"
lichen devotion und der wehmütigkeit des her-"
tzens/ als die thränen und die geistlichen trö-"
stungen/ zu fliehen und zu verachten/ als sachen/"

welche

Th. III. C. XVII. Von denen Quietiſten.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
aus Pariß ſchrieb: D. Molinos haͤtte den
ſeinigen eingepflantzet/ daß einer alle
leichtfertigkeit und ſchelmſtuͤcke thun
moͤge/ ſonder dadurch geſuͤndiget zu
haben. Wenn man nur GOtt abends
und morgens anruffe/ daß er das boͤſe
nach ſeinem willen
dirigiren moͤchte/ weil
es eine wirckung des ſatans und des flei-
ſches waͤre/ dem der menſch nicht wider-
ſtehen koͤnne. ꝛc.

Quakeri-
mo.

13. Weil auch der Qvaker-name denen
Ketzer-Meiſtern unter allen partheyen nun-
mehro familiar und am meiſten verhaſt iſt/
haben ſie denſelben auch dieſen Qvietiſten
beyge eget. Dahero Gerhardus Crœſius Lib.
II. Hiſtor. Qvakeriſ. pag.
349. ſchreibet/ daß
dieſes nicht allein in Jtalien geſchehen/ ſondern
daß man auch in Engelland die Qvaker vor
freunde der Qvietiſten ausgegeben. Ja man
hat ausgeſprenget/ als wenn zwey Qvaker zu
Rom damals angekommen waͤren/ welche
vor den Molinos, als ihren nachfolger eine
vorbitte einlegen wollen/ welche luͤgen aber all-
Etlicher
Luthera-
ner urtheil
hievon.
zugrob und greifflich befunden worden. Dem
ungeacht findet man dieſe dennoch auch bey
denen Proteſtanten in groſſem ernſt wiederho-
let/ als bey Colbergen pag. 433. Rango pag.
120. welcher letztere auch ſein urtheil gar kurtz
zuſammen faſſet p. 100. Die myſtiſche Leh-
re ſey die Tauleriſche und der Teutſchen

Theologie Grille/ ein Jacob-Boͤhmiſch/
Weigelianiſch/ Stieffeliſch/ Methiſch/
Hohburgiſches Qvaker-weſen.
Und damit
meinet man die ſache mehr als zu gruͤndlich ge-
hoben zu haben. Dergleichen Proceß in wi-
derlegung der ſo genanten Qvietiſterey man
in denen hievon auch unter denen Proteſtan-
ten publicirten Schrifften durchgehends fin-
det/ ungeachtet man das Præjudicium wider
des Molinos Richter vor wichtig erkennen
muß/ daß nemlich ihre Vorfahren denen Wal-
denſern/ Hußiten und Proteſtanten auch nicht
beſſer als den Qvietiſten mitgeſpielet. Gleich-
wol heiſſen dieſe bey den Lutheranern ſo wol
als bey den Papiſten Teuffels-lehrer/ neue
Schwenckfelder/ Weigelianer/ Boͤhmi-
ſten/
und dergleichen/ wie bey Caſpar Ep-
nern
in Qvietiſmo ſacro p. 35. und ſonſten bey
Rango in ſeiner Qvaͤkerey/ bey D. Andr. Kuͤhnē
im Bedencken
von der Myſticorū Qvietiſmo
Contemplativo,
bey Johann Guͤnthern in
der Diſputation de Religione Qvietiſtarum und
andern zu ſehen iſt. Dagegen der Auctor von
dem Recueid de diverſes Pieces concernant
le Qvietiſme,
und aus ihm die Lipſienſes l.c.
Warnung
dagegen.
pag. 430. ſehr wol erinnern/ daß die Prote-
ſtanti
ſchen Theologi ſich ihrer uͤbereilten
urtheile wider den
Molinos kluͤglich ent-
halten moͤchten/ damit ſie nicht die war-
heit/ wie ſie durch
Calumnien geſchaͤndet
worden/ und zugleich ihre eigene ſache
damit in ſchaden braͤchten.
Es hat aber die
meiſten an dieſem ihrem eigenem vortheil ihre
gewoͤhnliche art gehindert/ nach welcher ſie
wieder alles/ was ſie nicht alsbald in ihren
Theologiſchen Lexicis und Syſtematibus fin-
den/ gleich mit plumpen urtheilen zufahren/
und wider GOTT und den Naͤchſten damit
ſchwerlich ſuͤndigen.

[Spaltenumbruch]

14. Es wird aber nun zeit ſeyn des Moli-Jahr
MDC.
biß
MDCC.

nos Lehre ſelbſt ein wenig anzuſchen/ und zwar
erſtlich aus den jenigen Saͤtzen/ welche ihm
von der Inquiſition beygemeſſen worden. DennBeyge-
meſſene
lebrſaͤtze
derer
Quietiſten.

ob zwar im gedachten erſten brieff pag. 56. er-
innert wird/ daß ein groß theil dieſer Artickel
nichts als verleumdungen ſeiner feinde ſeyn/
deren ſie auch nicht geſtaͤndig waͤren/ welches
auch ein jeder vernuͤnfftiger leicht ſelbſt ermeſ-
ſen kan/ ſo koͤnnen doch die von einem unge-
nanten beygeſetzte anmerckungen ſie etwas
erlaͤutern/ und die verkehrungen und verleum-
dungen der Inquiſitorum darſtellen. Sie lau-
ten aber nach einander alſo:

1. Die contemplation oder das gebet der ru-“
he beſtehet darinnen/ daß man ſich fuͤr GOttes“
gegenwart mit einem obſcuren und liebes-vol-“
len glaubens-actu darſtellet/ uñ alſo gantz ſtarꝛ“
und unbeweglich ſtehen bleibet/ ohne daß einer“
weiter gehen/ einen diſcurs anſtellen und zulaſ-“
ſen/ oder ſich einige einbildungen und gedan-“
cken in dem gemuͤthe formiren wolle/ indem es“
der ehrerbietigkeit/ ſo GOtt zu leiſten/ zuwi-“
der laͤufft/ ſo einen reinen und einfachen glau-“
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ſchen doch von ſolchem verdienſt und krafft iſt/“
daß er alle das verdienſt aller andern tugenden“
in ſich haͤlt/ und auch wol bey weitem uͤbeꝛtrifft.“
Und waͤhret derſelbige die gantze lebens-zeit“
eines menſchen hindurch/ wenn er nicht durch“
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terbrochen wuͤrde: Und derowegen iſt es nicht“
vonnoͤthen/ denſelben zu wiedeꝛholen und mehꝛ-“
mals nachzumachen.„

2. Man kan durch die Meditation, ohne“
die Contemplation nicht einen ſchritt zu der“
perfection gelangen oder fortgehen.„

3. Alle wiſſenſchafft und gelehrſamkeit/“
auch die Theologia ſelbſt iſt eine verhinderniß“
in der Contemplation, von welcher die gelehr-“
ten kein urtheil faͤllen koͤnnen/ ſondern nur“
diejenigen/ ſo ſich der Meditation und Con-“
templation
ergeben haben.„

(Dieſer articul iſt faͤlſchlich vorge-“
ſtellet. Denn die
Quietiſten/ gleich wie“
auch die andern
Doctores Myſtici, ma-“
chen nur eine
exception in anſehung der“
duͤrren und tꝛucknen wiſſenſchafft/ wel-“
che mit der innerlichen empfindung“
der Goͤttlichen wahrheiten nicht ver-“
knuͤpffet iſt.)„

4. Es kan keine vollkommene Contempla-“
tion
ohne allein uͤber die Gottheit angeſtellet“
werden. Das gebeimniß der menſchwerdung“
des lebens und leidens unſeꝛs Heilandes iſt kein“
Objectum der Contemplation, ſie verhindern“
ſie vielmehr: Derowegen ſo ſollen ſich die Con-“
templation
s-ergebenen weit davon entfernen/“
oder nur veraͤchtlich daran gedencken.„

5. Die leibliche Pœnitentz und die ſtrenge“
des lebens kommen den perſonis contemplati-“
vis
nicht zu; Ja vielmehr iſt es beſſer/ wenn“
die bekehrung von einem contemplativiſchen“
leben/ als von dem ſtande der purgation und“
der pœnitentzen angefangen wird. Zu dem“
haben ſie auch dieſelben eſſectus einer empfind-“
lichen devotion und der wehmuͤtigkeit des her-“
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[176/0188] Th. III. C. XVII. Von denen Quietiſten. aus Pariß ſchrieb: D. Molinos haͤtte den ſeinigen eingepflantzet/ daß einer alle leichtfertigkeit und ſchelmſtuͤcke thun moͤge/ ſonder dadurch geſuͤndiget zu haben. Wenn man nur GOtt abends und morgens anruffe/ daß er das boͤſe nach ſeinem willen dirigiren moͤchte/ weil es eine wirckung des ſatans und des flei- ſches waͤre/ dem der menſch nicht wider- ſtehen koͤnne. ꝛc. Jahr MDC. biß MDCC. 13. Weil auch der Qvaker-name denen Ketzer-Meiſtern unter allen partheyen nun- mehro familiar und am meiſten verhaſt iſt/ haben ſie denſelben auch dieſen Qvietiſten beyge eget. Dahero Gerhardus Crœſius Lib. II. Hiſtor. Qvakeriſ. pag. 349. ſchreibet/ daß dieſes nicht allein in Jtalien geſchehen/ ſondern daß man auch in Engelland die Qvaker vor freunde der Qvietiſten ausgegeben. Ja man hat ausgeſprenget/ als wenn zwey Qvaker zu Rom damals angekommen waͤren/ welche vor den Molinos, als ihren nachfolger eine vorbitte einlegen wollen/ welche luͤgen aber all- zugrob und greifflich befunden worden. Dem ungeacht findet man dieſe dennoch auch bey denen Proteſtanten in groſſem ernſt wiederho- let/ als bey Colbergen pag. 433. Rango pag. 120. welcher letztere auch ſein urtheil gar kurtz zuſammen faſſet p. 100. Die myſtiſche Leh- re ſey die Tauleriſche und der Teutſchen Theologie Grille/ ein Jacob-Boͤhmiſch/ Weigelianiſch/ Stieffeliſch/ Methiſch/ Hohburgiſches Qvaker-weſen. Und damit meinet man die ſache mehr als zu gruͤndlich ge- hoben zu haben. Dergleichen Proceß in wi- derlegung der ſo genanten Qvietiſterey man in denen hievon auch unter denen Proteſtan- ten publicirten Schrifften durchgehends fin- det/ ungeachtet man das Præjudicium wider des Molinos Richter vor wichtig erkennen muß/ daß nemlich ihre Vorfahren denen Wal- denſern/ Hußiten und Proteſtanten auch nicht beſſer als den Qvietiſten mitgeſpielet. Gleich- wol heiſſen dieſe bey den Lutheranern ſo wol als bey den Papiſten Teuffels-lehrer/ neue Schwenckfelder/ Weigelianer/ Boͤhmi- ſten/ und dergleichen/ wie bey Caſpar Ep- nern in Qvietiſmo ſacro p. 35. und ſonſten bey Rango in ſeiner Qvaͤkerey/ bey D. Andr. Kuͤhnē im Bedencken von der Myſticorū Qvietiſmo Contemplativo, bey Johann Guͤnthern in der Diſputation de Religione Qvietiſtarum und andern zu ſehen iſt. Dagegen der Auctor von dem Recueid de diverſes Pieces concernant le Qvietiſme, und aus ihm die Lipſienſes l.c. pag. 430. ſehr wol erinnern/ daß die Prote- ſtantiſchen Theologi ſich ihrer uͤbereilten urtheile wider den Molinos kluͤglich ent- halten moͤchten/ damit ſie nicht die war- heit/ wie ſie durch Calumnien geſchaͤndet worden/ und zugleich ihre eigene ſache damit in ſchaden braͤchten. Es hat aber die meiſten an dieſem ihrem eigenem vortheil ihre gewoͤhnliche art gehindert/ nach welcher ſie wieder alles/ was ſie nicht alsbald in ihren Theologiſchen Lexicis und Syſtematibus fin- den/ gleich mit plumpen urtheilen zufahren/ und wider GOTT und den Naͤchſten damit ſchwerlich ſuͤndigen. Etlicher Luthera- ner urtheil hievon. Warnung dagegen. 14. Es wird aber nun zeit ſeyn des Moli- nos Lehre ſelbſt ein wenig anzuſchen/ und zwar erſtlich aus den jenigen Saͤtzen/ welche ihm von der Inquiſition beygemeſſen worden. Denn ob zwar im gedachten erſten brieff pag. 56. er- innert wird/ daß ein groß theil dieſer Artickel nichts als verleumdungen ſeiner feinde ſeyn/ deren ſie auch nicht geſtaͤndig waͤren/ welches auch ein jeder vernuͤnfftiger leicht ſelbſt ermeſ- ſen kan/ ſo koͤnnen doch die von einem unge- nanten beygeſetzte anmerckungen ſie etwas erlaͤutern/ und die verkehrungen und verleum- dungen der Inquiſitorum darſtellen. Sie lau- ten aber nach einander alſo: Jahr MDC. biß MDCC. Beyge- meſſene lebrſaͤtze derer Quietiſten. 1. Die contemplation oder das gebet der ru-“ he beſtehet darinnen/ daß man ſich fuͤr GOttes“ gegenwart mit einem obſcuren und liebes-vol-“ len glaubens-actu darſtellet/ uñ alſo gantz ſtarꝛ“ und unbeweglich ſtehen bleibet/ ohne daß einer“ weiter gehen/ einen diſcurs anſtellen und zulaſ-“ ſen/ oder ſich einige einbildungen und gedan-“ cken in dem gemuͤthe formiren wolle/ indem es“ der ehrerbietigkeit/ ſo GOtt zu leiſten/ zuwi-“ der laͤufft/ ſo einen reinen und einfachen glau-“ bens-actum zu wiederholen/ welcher inzwi-“ ſchen doch von ſolchem verdienſt und krafft iſt/“ daß er alle das verdienſt aller andern tugenden“ in ſich haͤlt/ und auch wol bey weitem uͤbeꝛtrifft.“ Und waͤhret derſelbige die gantze lebens-zeit“ eines menſchen hindurch/ wenn er nicht durch“ einen andern actum, ſo dieſem zuwider iſt/ un-“ terbrochen wuͤrde: Und derowegen iſt es nicht“ vonnoͤthen/ denſelben zu wiedeꝛholen und mehꝛ-“ mals nachzumachen.„ 2. Man kan durch die Meditation, ohne“ die Contemplation nicht einen ſchritt zu der“ perfection gelangen oder fortgehen.„ 3. Alle wiſſenſchafft und gelehrſamkeit/“ auch die Theologia ſelbſt iſt eine verhinderniß“ in der Contemplation, von welcher die gelehr-“ ten kein urtheil faͤllen koͤnnen/ ſondern nur“ diejenigen/ ſo ſich der Meditation und Con-“ templation ergeben haben.„ (Dieſer articul iſt faͤlſchlich vorge-“ ſtellet. Denn die Quietiſten/ gleich wie“ auch die andern Doctores Myſtici, ma-“ chen nur eine exception in anſehung der“ duͤrren und tꝛucknen wiſſenſchafft/ wel-“ che mit der innerlichen empfindung“ der Goͤttlichen wahrheiten nicht ver-“ knuͤpffet iſt.)„ 4. Es kan keine vollkommene Contempla-“ tion ohne allein uͤber die Gottheit angeſtellet“ werden. Das gebeimniß der menſchwerdung“ des lebens und leidens unſeꝛs Heilandes iſt kein“ Objectum der Contemplation, ſie verhindern“ ſie vielmehr: Derowegen ſo ſollen ſich die Con-“ templations-ergebenen weit davon entfernen/“ oder nur veraͤchtlich daran gedencken.„ 5. Die leibliche Pœnitentz und die ſtrenge“ des lebens kommen den perſonis contemplati-“ vis nicht zu; Ja vielmehr iſt es beſſer/ wenn“ die bekehrung von einem contemplativiſchen“ leben/ als von dem ſtande der purgation und“ der pœnitentzen angefangen wird. Zu dem“ haben ſie auch dieſelben eſſectus einer empfind-“ lichen devotion und der wehmuͤtigkeit des her-“ tzens/ als die thraͤnen und die geiſtlichen troͤ-“ ſtungen/ zu fliehen und zu veꝛachten/ als ſachen/“ welche

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/188>, abgerufen am 24.04.2024.