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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XVII. Von denen Quietisten.
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MDC.
biß
MDCC.
stille/ biß man anno 87. im Februario unverse-
hens über 70. personen/ und darunter viel vor-
nehme und ihrer Gottseligkeit und gelehrsam-
keit wegen angesehene leute arrestirte. Ja es
wurden nach und nach über 200. für die inqui-
sition
geführet/ und der Pabst selber durch einen
von den inquisitoren in qualitet als einer privat
person examiniret/ und seines glaubens rechen-
schafft gefodert. Was dieses alles durch gantz
Jtalien vor eine consternation verursachet/ kön-
nen die Historici nicht gnug beschreiben/ zumal
es auch über die ansehnlichsten Herren und stan-
des-personen hergieng/ und man unversehens ei-
nen Jesuiten/ der des Molinos buch approbiret
gehabt/ nicht mehr sehen/ noch finden konte/
weil ihn die andern der gemeinen sage nach ge-
schwinde eingemauert und aus dem weg ge-
schaffet hatten. Es muste auch der Cardi-
nal Cibo so fort anno 1687. auff verordnung
der inquisition folgendes Circular-schreiben
durch gantz Jtalien herum schicken/ woraus
man gar viel umstände und intriquen bey die-
ser sache abmerckenkan.

Ausschrei-
ben an die
Jtaliäni-
schen kir-
chen.

11. Hochwürdigster Herr.

"Nachdem diese heilige congregation in er-
"fahrung gekommen/ daß sich an etlichen or-
"ten in Jtalien personen finden/ welche nach
"und nach gewisse schulen/ Confraternitäten
"oder versammlunge/ unter was namen es nur
"geschehen möge/ entweder in denen kirchen/
"oder in denen capellen/ oder auch in denen pri-
"vat-
häusern unter dem vorwand einer geistli-
"chen conferentz auffrichten/ oder vielleicht schon
"aufgericht haben; sie möge nun aus lauter wei-
"bes-oder mannes-personen/ oder aus beyderley
"geschlecht zusammen bestehen/ in welchen etli-
"che geistliche directores und führer/ so den war-
"hafftigen weg des geistes/ auff welchem die
"heiligen gewandelt haben/ nicht verstehen/
"und welche vielleicht einen bösen vorsatz bey
"sich verborgen haben/ unter dem praetext, die
"seelen auff ein gebet der ruhe/ wie sie reden/
"oder des reinen innerlichen glaubens/ oder wie
"es sonsten mag genennet werden/ zu führen und
"einzuleiten; wie wol es nun im anfange das
"ansehen hat/ als ob sie allerdings auff eine vor-
"treffliche vollkommenheit gehen; dennoch
"bringen sie endlich durch gewisse principia,
"welche übel verstanden/ und noch übeler ange-
"wendet und ausgeübet werden/ denen einfäl-
"tigen unterschiedene gefährliche irrthümer
"bey/ die endlich auff offenbare ketzereyen und
"abscheuliche übelthaten hinaus lauffen und
"ausbrechen/ zu grossem unwiederbringlichem
"schaden der seelen/ welche aus einem einfältigen
"eifer GOtt wol zu dienen/ sich unter die hän-
"de ihrer directorum begeben/ wie man denn
"die gewisse nachricht hat/ daß solches einiger
"orten allbereit geschehen ist. Haben demnach
"die hochwürdigsten/ meine Herren Collegen/ die
"General inquisitores für gut befunden/ durch
"gegenwärtigen circular-brieff/ so in gantz Jta-
"lien an alle Ordinarios herum geschicket wor-
"den/ euch solches zu wissen zu thun. Daß ihr
"belieben wollet auff alle dergleichen neue zusam-
"menkünffte/ so mit denen andern an denen
"Catholischen orthen bißher gebräuchlichen
"und approbirten nicht übereinkommen/ ein
"wachsames auge zu haben. Und wo ihr
"von denenselbigen einige antreffen soltet/
[Spaltenumbruch] dieselbigen gantz und gar zu unterdrucken/"Jahr
MDC.
biß
MDCC.

und durchaus nicht zu gestatten/ daß sie ins"
künfftige wider angerichtet werden: wie auch"
mit fleiß darauff bedacht zuseyn/ daß die geistli-"
chen Directores auff dem gebahnten weg der"
Christlichen vollkommenheit
einherge-"
hen/ und keinen sonderlichen weg des geistes zu"
wandeln affectiren und vor sich nehmen mö-"
gen. Und daß ihr für allen dingen achtung ge-"
bet/ daß sich keine wegen dieser novität ver-"
dächtige person unterwinde weder mit worten"
noch durch schrifften die Kloster-Jungfern zu"
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die klöster einschleiche/ welche die intention die-"
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te. Welches alles eurem verstande überlassen"
wird. Doch soll diese provisional-schrifft"
nicht dahin gedeuter werden/ als wenn hier-"
durch der weg verschlossen würde/ auch nach"
erheischender sache gerichtlich zu verfahren/"
wenn nemlich personen ertappet werden/ wel-"
che mit solchen unverantwortlichen irrthümern"
angestecket sind. Unterdessen mag diese sache"
also eingerichtet werden/ daß die Christenheit"
derjenigen irrthümer/ welche zu vermeiden"
seyn/ zu seiner zeit benachrichtiget werde. Lebet"
wohl. den 15. Febr. 1687.

12. Hierinne ist bereits ein guter theil derer
harten beschuldigungen wieder die so genanteBeschul-
digungen
wider die
Quietisten/

Quietisten enthalten. Man findet aber noch
viel andere proben solcher unerweißlichen ca-
lumni
en bey den Scribenten: Z. E. da die Jesu-
iten diese leute eine auffrührischerotte nen-
nen/ welche viel gefährliche dinge nach sich ziehen
würde. Item: Sie machen den leuten weiß/
als wäre Molinos, weil er ein Spanier war/
von einem Jüdischen oder Muhamedani-
schen geschlecht geboren/
und wolte nun
solche religionen heimlich außreiten und fort-
pflantzen/ wie in dem ersten brieff von denen
Quietisten p. 49. u. 50. zu lesen ist. Auch hatund offen-
bare calu-
mni
en von
unzucht/

man weit und breit nach gewonheit derer ketzer-
macher ausgesprenget/ als wenn er seine My-
sti
sche theologie denen Damen zu Rom bey ab-
scheulicher unzucht beygebracht hätte/ und sich
nur äusserlich als einen reinen Engel auffgefüh-
ret/ wie der Cardinal Sfondrati in seiner Gal-
lia vindicata dissert. IV
am ende unverschämt
vorgiebet. Jn welchen lügen ihm denn auch
einige Protestantische Scribenten ohne beden-
cken beypflichten/ und aus Molinos einen Pa-
ter Cornelium,
aus seinen freunden, aber neue
Adamianer
machen/ und sich also der Päb-
stischen lästerungen unbesonnener weise an-
massen. Siehe Rango neue Quakerey in
der
Quietisterey C. XI. p. 129. Eben wieAtheismo,
auch etliche den Molinos inden tag hinein einen
Atheisten/|Epicurer und dergleichen heissen/
und seine lehre beschuldigen/ als wenn sie thür
und thor zur Atheisterey/ sicherheit und geistli-
cher hoffart auffsperrete/ wie bey Stock-
mannen
in seinen ketzereyen p. 359. zu sehen/
und bey dem Rango C.VII. p. 69. der aus eiffer
und unverstand ausruffet: O Atheisterey!
O Teuffeley! diesen abgrund der boß-
heit erzehlen/ heist ihn weiderlegen.
Wel-Epicurei-
smo.

che dinge den ebenfals aus dem brunnen der
Papistischen erzehlungen herfliessen/ davon in
selbigen jahren die zeitungen wöchentlich voll
waren. Als da man anno 87. vom 7. Octobr.

aus

Th. III. C. XVII. Von denen Quietiſten.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ſtille/ biß man anno 87. im Februario unverſe-
hens uͤber 70. perſonen/ und darunter viel vor-
nehme und ihrer Gottſeligkeit und gelehrſam-
keit wegen angeſehene leute arreſtirte. Ja es
wurden nach und nach uͤber 200. fuͤr die inqui-
ſition
gefuͤhret/ und der Pabſt ſelber durch einen
von den inquiſitoren in qualitet als einer privat
perſon examiniret/ und ſeines glaubens rechen-
ſchafft gefodert. Was dieſes alles durch gantz
Jtalien vor eine conſternation verurſachet/ koͤn-
nen die Hiſtorici nicht gnug beſchreiben/ zumal
es auch uͤber die anſehnlichſten Herren und ſtan-
des-perſonen hergieng/ und man unverſehens ei-
nen Jeſuiten/ der des Molinos buch approbiret
gehabt/ nicht mehr ſehen/ noch finden konte/
weil ihn die andern der gemeinen ſage nach ge-
ſchwinde eingemauert und aus dem weg ge-
ſchaffet hatten. Es muſte auch der Cardi-
nal Cibo ſo fort anno 1687. auff verordnung
der inquiſition folgendes Circular-ſchreiben
durch gantz Jtalien herum ſchicken/ woraus
man gar viel umſtaͤnde und intriquen bey die-
ſer ſache abmerckenkan.

Ausſchrei-
ben an die
Jtaliaͤni-
ſchen kir-
chen.

11. Hochwuͤrdigſter Herr.

„Nachdem dieſe heilige congregation in er-
„fahrung gekommen/ daß ſich an etlichen or-
„ten in Jtalien perſonen finden/ welche nach
„und nach gewiſſe ſchulen/ Confraternitaͤten
„oder verſammlungē/ unter was namen es nur
„geſchehen moͤge/ entweder in denen kirchen/
„oder in denen capellen/ oder auch in denen pri-
„vat-
haͤuſern unter dem vorwand einer geiſtli-
„chen conferentz auffrichten/ oder vielleicht ſchon
„aufgericht haben; ſie moͤgē nun aus lauter wei-
„bes-oder mannes-perſonen/ oder aus beyderley
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„che geiſtliche directores und fuͤhꝛer/ ſo den war-
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„ſich verborgen haben/ unter dem prætext, die
„ſeelen auff ein gebet der ruhe/ wie ſie reden/
„oder des reinen innerlichen glaubens/ oder wie
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„treffliche vollkommenheit gehen; dennoch
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„welche uͤbel verſtanden/ und noch uͤbeler ange-
„wendet und ausgeuͤbet werden/ denen einfaͤl-
„tigen unterſchiedene gefaͤhrliche irꝛthuͤmer
„bey/ die endlich auff offenbare ketzereyen und
„abſcheuliche uͤbelthaten hinaus lauffen und
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„ſchaden der ſeelen/ welche aus einem einfaͤltigen
„eifer GOtt wol zu dienen/ ſich unter die haͤn-
„de ihrer directorum begeben/ wie man denn
„die gewiſſe nachricht hat/ daß ſolches einiger
„orten allbereit geſchehen iſt. Haben demnach
„die hochwuͤrdigſten/ meine Herꝛen Collegen/ die
General inquiſitores fuͤr gut befunden/ durch
„gegenwaͤrtigen circular-brieff/ ſo in gantz Jta-
„lien an alle Ordinarios herum geſchicket wor-
„den/ euch ſolches zu wiſſen zu thun. Daß ihr
„belieben wollet auff alle deꝛgleichen neue zuſam-
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„und approbirten nicht uͤbereinkommen/ ein
„wachſames auge zu haben. Und wo ihr
„von denenſelbigen einige antreffen ſoltet/
[Spaltenumbruch] dieſelbigen gantz und gar zu unterdrucken/„Jahr
MDC.
biß
MDCC.

und durchaus nicht zu geſtatten/ daß ſie ins“
kuͤnfftige wider angerichtet werden: wie auch“
mit fleiß darauff bedacht zuſeyn/ daß die geiſtli-“
chen Directores auff dem gebahnten weg der“
Chriſtlichen vollkommenheit
einherge-“
hen/ und keinen ſonderlichen weg des geiſtes zu“
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gen. Und daß ihr fuͤr allen dingen achtung ge-“
bet/ daß ſich keine wegen dieſer novitaͤt ver-“
daͤchtige perſon unterwinde weder mit worten“
noch durch ſchrifften die Kloſter-Jungfern zu“
dirigiren; Damit ſich alſo dieſe peſt nicht in“
die kloͤſter einſchleiche/ welche die intention die-“
ſer geiſtlichen Braͤute CHriſti beflecken moͤch-“
te. Welches alles eurem verſtande uͤberlaſſen“
wird. Doch ſoll dieſe proviſional-ſchrifft“
nicht dahin gedeuter werden/ als wenn hier-“
durch der weg verſchloſſen wuͤrde/ auch nach“
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che mit ſolchen unverantwortlichen iꝛꝛthuͤmern“
angeſtecket ſind. Unterdeſſen mag dieſe ſache“
alſo eingerichtet werden/ daß die Chriſtenheit“
derjenigen irrthuͤmer/ welche zu vermeiden“
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wohl. den 15. Febr. 1687.

12. Hierinne iſt bereits ein guter theil derer
harten beſchuldigungen wieder die ſo genanteBeſchul-
digungen
wider die
Quietiſten/

Quietiſten enthalten. Man findet aber noch
viel andere proben ſolcher unerweißlichen ca-
lumni
en bey den Scribenten: Z. E. da die Jeſu-
iten dieſe leute eine auffruͤhriſcherotte nen-
nen/ welche viel gefaͤhrliche dinge nach ſich ziehẽ
wuͤrde. Item: Sie machen den leuten weiß/
als waͤre Molinos, weil er ein Spanier war/
von einem Juͤdiſchen oder Muhamedani-
ſchen geſchlecht geboren/
und wolte nun
ſolche religionen heimlich außreiten und fort-
pflantzen/ wie in dem erſten brieff von denen
Quietiſten p. 49. u. 50. zu leſen iſt. Auch hatund offen-
bare calu-
mni
en von
unzucht/

man weit und breit nach gewonheit derer ketzer-
macher ausgeſprenget/ als wenn er ſeine My-
ſti
ſche theologie denen Damen zu Rom bey ab-
ſcheulicher unzucht beygebracht haͤtte/ und ſich
nur aͤuſſerlich als einen reinen Engel auffgefuͤh-
ret/ wie der Cardinal Sfondrati in ſeiner Gal-
lia vindicata diſſert. IV
am ende unverſchaͤmt
vorgiebet. Jn welchen luͤgen ihm denn auch
einige Proteſtantiſche Scribenten ohne beden-
cken beypflichten/ und aus Molinos einen Pa-
ter Cornelium,
aus ſeinen freunden, aber neue
Adamianer
machen/ und ſich alſo der Paͤb-
ſtiſchen laͤſterungen unbeſonnener weiſe an-
maſſen. Siehe Rango neue Quakerey in
der
Quietiſterey C. XI. p. 129. Eben wieAtheiſmo,
auch etliche den Molinos inden tag hinein einen
Atheiſten/|Epicurer und dergleichen heiſſen/
und ſeine lehre beſchuldigen/ als wenn ſie thuͤr
und thor zur Atheiſterey/ ſicherheit und geiſtli-
cher hoffart auffſperrete/ wie bey Stock-
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in ſeinen ketzereyen p. 359. zu ſehen/
und bey dem Rango C.VII. p. 69. der aus eiffer
und unverſtand ausruffet: O Atheiſterey!
O Teuffeley! dieſen abgrund der boß-
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Wel-Epicurei-
ſmo.

che dinge den ebenfals aus dem brunnen der
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[175/0187] Th. III. C. XVII. Von denen Quietiſten. ſtille/ biß man anno 87. im Februario unverſe- hens uͤber 70. perſonen/ und darunter viel vor- nehme und ihrer Gottſeligkeit und gelehrſam- keit wegen angeſehene leute arreſtirte. Ja es wurden nach und nach uͤber 200. fuͤr die inqui- ſition gefuͤhret/ und der Pabſt ſelber durch einen von den inquiſitoren in qualitet als einer privat perſon examiniret/ und ſeines glaubens rechen- ſchafft gefodert. Was dieſes alles durch gantz Jtalien vor eine conſternation verurſachet/ koͤn- nen die Hiſtorici nicht gnug beſchreiben/ zumal es auch uͤber die anſehnlichſten Herren und ſtan- des-perſonen hergieng/ und man unverſehens ei- nen Jeſuiten/ der des Molinos buch approbiret gehabt/ nicht mehr ſehen/ noch finden konte/ weil ihn die andern der gemeinen ſage nach ge- ſchwinde eingemauert und aus dem weg ge- ſchaffet hatten. Es muſte auch der Cardi- nal Cibo ſo fort anno 1687. auff verordnung der inquiſition folgendes Circular-ſchreiben durch gantz Jtalien herum ſchicken/ woraus man gar viel umſtaͤnde und intriquen bey die- ſer ſache abmerckenkan. Jahr MDC. biß MDCC. 11. Hochwuͤrdigſter Herr. „Nachdem dieſe heilige congregation in er- „fahrung gekommen/ daß ſich an etlichen or- „ten in Jtalien perſonen finden/ welche nach „und nach gewiſſe ſchulen/ Confraternitaͤten „oder verſammlungē/ unter was namen es nur „geſchehen moͤge/ entweder in denen kirchen/ „oder in denen capellen/ oder auch in denen pri- „vat- haͤuſern unter dem vorwand einer geiſtli- „chen conferentz auffrichten/ oder vielleicht ſchon „aufgericht haben; ſie moͤgē nun aus lauter wei- „bes-oder mannes-perſonen/ oder aus beyderley „geſchlecht zuſammen beſtehen/ in welchen etli- „che geiſtliche directores und fuͤhꝛer/ ſo den war- „hafftigen weg des geiſtes/ auff welchem die „heiligen gewandelt haben/ nicht verſtehen/ „und welche vielleicht einen boͤſen vorſatz bey „ſich verborgen haben/ unter dem prætext, die „ſeelen auff ein gebet der ruhe/ wie ſie reden/ „oder des reinen innerlichen glaubens/ oder wie „es ſonſten mag genennet werden/ zu fuͤhren und „einzuleiten; wie wol es nun im anfange das „anſehen hat/ als ob ſie allerdings auff eine vor- „treffliche vollkommenheit gehen; dennoch „bringen ſie endlich durch gewiſſe principia, „welche uͤbel verſtanden/ und noch uͤbeler ange- „wendet und ausgeuͤbet werden/ denen einfaͤl- „tigen unterſchiedene gefaͤhrliche irꝛthuͤmer „bey/ die endlich auff offenbare ketzereyen und „abſcheuliche uͤbelthaten hinaus lauffen und „ausbrechen/ zu groſſem unwiederbringlichem „ſchaden der ſeelen/ welche aus einem einfaͤltigen „eifer GOtt wol zu dienen/ ſich unter die haͤn- „de ihrer directorum begeben/ wie man denn „die gewiſſe nachricht hat/ daß ſolches einiger „orten allbereit geſchehen iſt. Haben demnach „die hochwuͤrdigſten/ meine Herꝛen Collegen/ die „General inquiſitores fuͤr gut befunden/ durch „gegenwaͤrtigen circular-brieff/ ſo in gantz Jta- „lien an alle Ordinarios herum geſchicket wor- „den/ euch ſolches zu wiſſen zu thun. Daß ihr „belieben wollet auff alle deꝛgleichen neue zuſam- „menkuͤnffte/ ſo mit denen andern an denen „Catholiſchen orthen bißher gebraͤuchlichen „und approbirten nicht uͤbereinkommen/ ein „wachſames auge zu haben. Und wo ihr „von denenſelbigen einige antreffen ſoltet/ dieſelbigen gantz und gar zu unterdrucken/„ und durchaus nicht zu geſtatten/ daß ſie ins“ kuͤnfftige wider angerichtet werden: wie auch“ mit fleiß darauff bedacht zuſeyn/ daß die geiſtli-“ chen Directores auff dem gebahnten weg der“ Chriſtlichen vollkommenheit einherge-“ hen/ und keinen ſonderlichen weg des geiſtes zu“ wandeln affectiren und vor ſich nehmen moͤ-“ gen. Und daß ihr fuͤr allen dingen achtung ge-“ bet/ daß ſich keine wegen dieſer novitaͤt ver-“ daͤchtige perſon unterwinde weder mit worten“ noch durch ſchrifften die Kloſter-Jungfern zu“ dirigiren; Damit ſich alſo dieſe peſt nicht in“ die kloͤſter einſchleiche/ welche die intention die-“ ſer geiſtlichen Braͤute CHriſti beflecken moͤch-“ te. Welches alles eurem verſtande uͤberlaſſen“ wird. Doch ſoll dieſe proviſional-ſchrifft“ nicht dahin gedeuter werden/ als wenn hier-“ durch der weg verſchloſſen wuͤrde/ auch nach“ erheiſchender ſache gerichtlich zu verfahren/“ wenn nemlich perſonen ertappet werden/ wel-“ che mit ſolchen unverantwortlichen iꝛꝛthuͤmern“ angeſtecket ſind. Unterdeſſen mag dieſe ſache“ alſo eingerichtet werden/ daß die Chriſtenheit“ derjenigen irrthuͤmer/ welche zu vermeiden“ ſeyn/ zu ſeiner zeit benachrichtiget werde. Lebet“ wohl. den 15. Febr. 1687. Jahr MDC. biß MDCC. 12. Hierinne iſt bereits ein guter theil derer harten beſchuldigungen wieder die ſo genante Quietiſten enthalten. Man findet aber noch viel andere proben ſolcher unerweißlichen ca- lumnien bey den Scribenten: Z. E. da die Jeſu- iten dieſe leute eine auffruͤhriſcherotte nen- nen/ welche viel gefaͤhrliche dinge nach ſich ziehẽ wuͤrde. Item: Sie machen den leuten weiß/ als waͤre Molinos, weil er ein Spanier war/ von einem Juͤdiſchen oder Muhamedani- ſchen geſchlecht geboren/ und wolte nun ſolche religionen heimlich außreiten und fort- pflantzen/ wie in dem erſten brieff von denen Quietiſten p. 49. u. 50. zu leſen iſt. Auch hat man weit und breit nach gewonheit derer ketzer- macher ausgeſprenget/ als wenn er ſeine My- ſtiſche theologie denen Damen zu Rom bey ab- ſcheulicher unzucht beygebracht haͤtte/ und ſich nur aͤuſſerlich als einen reinen Engel auffgefuͤh- ret/ wie der Cardinal Sfondrati in ſeiner Gal- lia vindicata diſſert. IV am ende unverſchaͤmt vorgiebet. Jn welchen luͤgen ihm denn auch einige Proteſtantiſche Scribenten ohne beden- cken beypflichten/ und aus Molinos einen Pa- ter Cornelium, aus ſeinen freunden, aber neue Adamianer machen/ und ſich alſo der Paͤb- ſtiſchen laͤſterungen unbeſonnener weiſe an- maſſen. Siehe Rango neue Quakerey in der Quietiſterey C. XI. p. 129. Eben wie auch etliche den Molinos inden tag hinein einen Atheiſten/|Epicurer und dergleichen heiſſen/ und ſeine lehre beſchuldigen/ als wenn ſie thuͤr und thor zur Atheiſterey/ ſicherheit und geiſtli- cher hoffart auffſperrete/ wie bey Stock- mannen in ſeinen ketzereyen p. 359. zu ſehen/ und bey dem Rango C.VII. p. 69. der aus eiffer und unverſtand ausruffet: O Atheiſterey! O Teuffeley! dieſen abgrund der boß- heit erzehlen/ heiſt ihn weiderlegen. Wel- che dinge den ebenfals aus dem brunnen der Papiſtiſchen erzehlungen herflieſſen/ davon in ſelbigen jahren die zeitungen woͤchentlich voll waren. Als da man anno 87. vom 7. Octobr. aus Beſchul- digungen wider die Quietiſten/ und offen- bare calu- mnien von unzucht/ Atheiſmo, Epicurei- ſmo.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/187>, abgerufen am 18.04.2024.