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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ren/ daß man mit der that die güter dieser
welt nicht absagen müste/ diesem rath-
schluß JEsu CHristi zu folgen/ daß es
gnug sey/ dieselbe mit hertz und begierde
zu verlassen/ um uns dadurch zu schmei-
cheln und weiß zu machen/ daß wir mit der
zuneigung dieselbe verlassen/ da wir den-
noch gar feste dar an bleiben; denn so fer-
ne es wahr wäre/ daß wir die güter der
welt abgesaget hätten/ so würden wir
die gantze zeit unsers lebens nicht anwen-
den/ dieselbe zu versammlen/ und zu be-
wahren/ gleichwie man die meisten men-
schen thun siehet/ die nichts mehr schei-
nen in der welt zu thun zu haben/ als sich
zu befleißigen/ wie sie geld gewinnen mö-
gen. Alle ihre mühe und arbeit haben
kein ander ziel als dieses/ und diese
Theo-
log
en studiren selbst allein darum/ daß
sie zu einigem stande oder würde erhoben
werden mögen/ dadurch sie geld gewin-
nen können; lerneten sie aber aus ihren

lectionen alles zu verlassen/ was man be-
sitzet/ gleichwie JEsus CHristus geler-
net hat/ so würden sie sich selbst bestraffen/
und zu erst in der that von alle demjeni-
gen/ welches sie besitzen/ abstehen müs-
sen.

Von der
ersten
wahren
theologie.

42. Und auff solche weise hat auch Poiret
selbst diese sache deutlich und mit einer gelehrten
zunge vorgestellet/ so wol in seinem Irenico uni-
versali,
als vornemlich in dem andern buch von
der gelehrsamkeit/
daraus nur das vor-
nehmste auszuzeichnen ist. Jn dem 40. §. p.
"215. weiset er/ daß anfänglich die wahre
"Theologie
bestanden habe in der unter-
"redung mit GOtt
durch die aufopferung
"aller kräffte/ begierden/ verstandes und s. f.
"Und dann auff seiten GOttes durch mitthei-
"lung seiner krafft/ seines lichts und inwendi-
"gen friedens. Nach dem fall hat GOtt den
"menschen wiederum zurück geruffen/ alle sei-
"ne kräffte GOtt zu übergeben/
welches
"das gröste und ewige gebot und der einige
"brunn des lebens ist. Hiezu hat er auch etli-
"che andere gesetze gestellet/ den menschen von
"der abgötterey und lust in äusserlichen dingen
"abzuziehen/ wodurch das fleisch im zaum ge-
"halten/ die vernunfft zu schanden gemachet/
"und der mensch zum gehorsam gebracht wür-
"de. Als aber die menschen GOtt hierinne
"wiederstrebten/ muste GOtt selbst in der
"menschheit erscheinen/ und die Göttlichen ge-
"setze durch sein exempel wiederum lehren/
"auch die menschen mit aller nothwendigkeit
"versehen. Deßwegen CHristus im leben und
"tod mit GOtt innigst vereiniget/ in enthal-
"tung aber von allen wollüsten und in allen
"straffen am weitesten von ihm entfernet ge-
"schiene/ in lauter einfalt ohne vernunft-schlüsse
"GOtt gehorsam gewesen/ damit die men-
"schen durch seine nachfolge wieder zu ihm kä-
"men. Er hat auch seine Jünger mit aller nö-
"thigen weißheit und krafft seines geistes ausge-
"rüstet/ und dadurch zu wahren Theologis
"wieder gemachet/ als die von dem Geist CHri-
"sti getrieben und gelehret gewesen/ Col. III. 3.
"Rom. VIII.
6. Diese haben nichts anders ge-
"lehret als/ daß sie alle ihre innerste kräff-
"te zu der liebe GOttes anwendeten/

[Spaltenumbruch] das andere creutzigten/ die vernunfft verachte-"Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ten/ damit CHristi Geist ihnen zur weißheit"
würde/ 1. Cor. II. 23. 2. Cor. X. 4. 5. Die-"
se Theologi, wenn sie wol disponirte/ das ist"
auffrichtige/ einfältige zuhörer fanden/ welche"
sich gantz in GOtt/ in das creutz und in seine"
regierung gleichsam hinein warffen/ bekehrten"
offt mit wenig worten ein/ drey/ biß fünfftau-"
send menschen Act. II. 41. IV. 4."

43. Hierauff weiset er im gegentheil p. 221.Von der
falschen
und ver-
kehrten
theologie.

u. f. Wie die Theologie gäntzlich degeneriret
sey in eine superficiariam oder liederliche und
obenhin studterte Theologie/ und zwar bey fol-
gender gelegenheit: Die Heiden spotteten
immer der Christen als einfältiger leute
Deren ur-
sprung un-
ter denen
Christen.

und Idioten/ dadurch diese versuchet und
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heit und beredsamkeit oder
Philosophie
und
Oratoriam auch zu lernen. Dieses ge-Vermen-
gung mit
der Philo-
sophi
e und
Rhetorica.

schahe zwar aus guter meinung/ daß sie
nemlich die Heiden damit überzeugen
wolten/ aber mit dem grösten schaden/
weil das creutz CHristi dadurch ausge-
lehret ward/ oder die lehre von creutzi-
gung der vernunfft und der lüste/
1. Cor.
I. 17. Col. II.
8. Hiezuthaten sie hernach
auch die
Criticam, fielen auff den äusserli-
chen buchstaben/ auff fragen und wort-
kriege aus der Schrifft/ wider Paulileh-
re
1. Tim. I. 4. Aus diesen dreyen/ der Phi-
losophi
e/ Critica und Rhetorica führet er p.
423. die falsche Theologie her/ und be-
schreibet sie:
Theologia superficiaria est no-
titia idealis rerum divinarum, scripturarum
earumque circumstantiarum una cum peritia
omnia ista ordinate & ornate proferendi.
Und
dieses führet er daselbst noch etwas mehr aus.
Weiter hin L. III. §. 69. p. 352. u. f. hater vonMei-
nungs-
oder ver-
nunffts-
theologie.

der falschen Theologie noch deutlicher geschrie-
ben/ und unterschiedliche arten davon ange-
mercket. Nemlich die Theologia opiniosa oder
rationalis die vernunffts-Theologie mache
durch hülffe der vernunfft schlüsse/ die sie her-
nach auff die schrifft-sprüche applicire/ und da-
mit vorgebe/ sie gründe sich allein auff die
Schrifft. Die Theologia sectaria beruffe sichSecten-
theologie.

auch auff die Bibel/ aber nicht so wol/ wie sel-
bige in Göttlicher auctorität gegründet/ als
mit einem grossen hauffen beystimmiger Lehrer
umgeben ist. Diese suche zu land und wasser
Jünger zu machen/ anderer ihre meinun-
gen zu bestürmen/ und zu calumniren/ zu ver-
stümmeln/ und zu verkehren/ auch wo das
nicht helffen wolle/ zwang und straffen zu
brauchen/ von welchen greueln er allda wei-
ter redet. Die Theologia adulatoria oder cu-Küchen-
theologie.

linaris (Küchen-Theologie) sey sonderlich
bey den Predigern zu finden/ da sie um ge-
winsts willen andern/ und sonderlich grossen
Herren/ nach gefallen predigen/ was sie selbst
nicht glauben/ und dahero die gewissen von
Gottes Geboten entweder offenbarlich oder
verdeckt und unter heuchlerischem schein loß
machen. Von der Theologia literali und
critica handelt er p. 361. biß 369. sehr gründ-Critica
theologia.

lich/ und weiset/ wie der Geist GOTTes bey
solchen verkehrten Critiquen gemeiniglich ge-
dämpffet werde/ wovon er auch in der ange-
hängten Epistel pag. 478. diesen bedencklichen
unterscheid machet/ daß er nemlich die ver-

ständi-

Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ren/ daß man mit der that die guͤter dieſer
welt nicht abſagen muͤſte/ dieſem rath-
ſchluß JEſu CHriſti zu folgen/ daß es
gnug ſey/ dieſelbe mit hertz und begierde
zu verlaſſen/ um uns dadurch zu ſchmei-
cheln und weiß zu machen/ daß wiꝛ mit deꝛ
zuneigung dieſelbe verlaſſen/ da wir den-
noch gar feſte dar an bleiben; denn ſo fer-
ne es wahr waͤre/ daß wir die guͤter der
welt abgeſaget haͤtten/ ſo wuͤrden wir
die gantze zeit unſers lebens nicht anwen-
den/ dieſelbe zu verſammlen/ und zu be-
wahren/ gleichwie man die meiſten men-
ſchen thun ſiehet/ die nichts mehr ſchei-
nen in der welt zu thun zu haben/ als ſich
zu befleißigen/ wie ſie geld gewinnen moͤ-
gen. Alle ihre muͤhe und arbeit haben
kein ander ziel als dieſes/ und dieſe
Theo-
log
en ſtudiren ſelbſt allein darum/ daß
ſie zu einigem ſtande oder wuͤrde erhoben
werden moͤgen/ dadurch ſie geld gewin-
nen koͤnnen; lerneten ſie aber aus ihren

lectionen alles zu verlaſſen/ was man be-
ſitzet/ gleichwie JEſus CHriſtus geler-
net hat/ ſo wuͤrden ſie ſich ſelbſt beſtraffen/
und zu erſt in der that von alle demjeni-
gen/ welches ſie beſitzen/ abſtehen muͤſ-
ſen.

Von der
erſten
wahren
theologie.

42. Und auff ſolche weiſe hat auch Poiret
ſelbſt dieſe ſache deutlich und mit einer gelehrten
zunge vorgeſtellet/ ſo wol in ſeinem Irenico uni-
verſali,
als vornemlich in dem andern buch von
der gelehrſamkeit/
daraus nur das vor-
nehmſte auszuzeichnen iſt. Jn dem 40. §. p.
„215. weiſet er/ daß anfaͤnglich die wahre
„Theologie
beſtanden habe in der unter-
„redung mit GOtt
durch die aufopferung
„aller kraͤffte/ begierden/ verſtandes und ſ. f.
„Und dann auff ſeiten GOttes durch mitthei-
„lung ſeiner krafft/ ſeines lichts und inwendi-
„gen friedens. Nach dem fall hat GOtt den
„menſchen wiederum zuruͤck geruffen/ alle ſei-
„ne kraͤffte GOtt zu uͤbergeben/
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„das groͤſte und ewige gebot und der einige
„brunn des lebens iſt. Hiezu hat er auch etli-
„che andere geſetze geſtellet/ den menſchen von
„der abgoͤtterey und luſt in aͤuſſerlichen dingen
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„de. Als aber die menſchen GOtt hierinne
„wiederſtrebten/ muſte GOtt ſelbſt in der
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„ſetze durch ſein exempel wiederum lehren/
„auch die menſchen mit aller nothwendigkeit
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„tod mit GOtt innigſt vereiniget/ in enthal-
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„ſchen durch ſeine nachfolge wieder zu ihm kaͤ-
„men. Er hat auch ſeine Juͤnger mit aller noͤ-
„thigen weißheit und krafft ſeines geiſtes ausge-
„ruͤſtet/ und dadurch zu wahren Theologis
„wieder gemachet/ als die von dem Geiſt CHri-
„ſti getrieben und gelehret geweſen/ Col. III. 3.
„Rom. VIII.
6. Dieſe haben nichts anders ge-
„lehret als/ daß ſie alle ihre innerſte kraͤff-
„te zu der liebe GOttes anwendeten/

[Spaltenumbruch] das andere creutzigten/ die vernunfft verachte-„Jahr
MDC.
biß
MDCC.

ten/ damit CHriſti Geiſt ihnen zur weißheit“
wuͤrde/ 1. Cor. II. 23. 2. Cor. X. 4. 5. Die-“
ſe Theologi, wenn ſie wol diſponirte/ das iſt“
auffrichtige/ einfaͤltige zuhoͤrer fanden/ welche“
ſich gantz in GOtt/ in das creutz und in ſeine“
regierung gleichſam hinein warffen/ bekehrten“
offt mit wenig worten ein/ drey/ biß fuͤnfftau-“
ſend menſchen Act. II. 41. IV. 4.„

43. Hierauff weiſet er im gegentheil p. 221.Von der
falſchen
und ver-
kehrten
theologie.

u. f. Wie die Theologie gaͤntzlich degeneriret
ſey in eine ſuperficiariam oder liederliche und
obenhin ſtudterte Theologie/ und zwar bey fol-
gender gelegenheit: Die Heiden ſpotteten
immer der Chriſten als einfaͤltiger leute
Deren ur-
ſprung un-
ter denen
Chriſten.

und Idioten/ dadurch dieſe verſuchet und
beweget wurden die menſchliche weiß-
heit und beredſamkeit oder
Philoſophie
und
Oratoriam auch zu lernen. Dieſes ge-Vermen-
gung mit
der Philo-
ſophi
e und
Rhetorica.

ſchahe zwar aus guter meinung/ daß ſie
nemlich die Heiden damit uͤberzeugen
wolten/ aber mit dem groͤſten ſchaden/
weil das creutz CHriſti dadurch ausge-
lehret ward/ oder die lehre von creutzi-
gung der vernunfft und der luͤſte/
1. Cor.
I. 17. Col. II.
8. Hiezuthaten ſie hernach
auch die
Criticam, fielen auff den aͤuſſerli-
chen buchſtaben/ auff fragen und wort-
kriege aus der Schrifft/ wider Paulileh-
re
1. Tim. I. 4. Aus dieſen dreyen/ der Phi-
loſophi
e/ Critica und Rhetorica fuͤhret er p.
423. die falſche Theologie her/ und be-
ſchreibet ſie:
Theologia ſuperficiaria eſt no-
titia idealis rerum divinarum, ſcripturarum
earumque circumſtantiarum unà cum peritia
omnia iſta ordinatè & ornatè proferendi.
Und
dieſes fuͤhret er daſelbſt noch etwas mehr aus.
Weiter hin L. III. §. 69. p. 352. u. f. hater vonMei-
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oder ver-
nunffts-
theologie.

der falſchen Theologie noch deutlicher geſchrie-
ben/ und unterſchiedliche arten davon ange-
mercket. Nemlich die Theologia opinioſa oder
rationalis die vernunffts-Theologie mache
durch huͤlffe der vernunfft ſchluͤſſe/ die ſie her-
nach auff die ſchrifft-ſpruͤche applicire/ und da-
mit vorgebe/ ſie gruͤnde ſich allein auff die
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theologie.

auch auff die Bibel/ aber nicht ſo wol/ wie ſel-
bige in Goͤttlicher auctoritaͤt gegruͤndet/ als
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bey den Predigern zu finden/ da ſie um ge-
winſts willen andern/ und ſonderlich groſſen
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theologia.

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[168/0180] Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, ren/ daß man mit der that die guͤter dieſer welt nicht abſagen muͤſte/ dieſem rath- ſchluß JEſu CHriſti zu folgen/ daß es gnug ſey/ dieſelbe mit hertz und begierde zu verlaſſen/ um uns dadurch zu ſchmei- cheln und weiß zu machen/ daß wiꝛ mit deꝛ zuneigung dieſelbe verlaſſen/ da wir den- noch gar feſte dar an bleiben; denn ſo fer- ne es wahr waͤre/ daß wir die guͤter der welt abgeſaget haͤtten/ ſo wuͤrden wir die gantze zeit unſers lebens nicht anwen- den/ dieſelbe zu verſammlen/ und zu be- wahren/ gleichwie man die meiſten men- ſchen thun ſiehet/ die nichts mehr ſchei- nen in der welt zu thun zu haben/ als ſich zu befleißigen/ wie ſie geld gewinnen moͤ- gen. Alle ihre muͤhe und arbeit haben kein ander ziel als dieſes/ und dieſe Theo- logen ſtudiren ſelbſt allein darum/ daß ſie zu einigem ſtande oder wuͤrde erhoben werden moͤgen/ dadurch ſie geld gewin- nen koͤnnen; lerneten ſie aber aus ihren lectionen alles zu verlaſſen/ was man be- ſitzet/ gleichwie JEſus CHriſtus geler- net hat/ ſo wuͤrden ſie ſich ſelbſt beſtraffen/ und zu erſt in der that von alle demjeni- gen/ welches ſie beſitzen/ abſtehen muͤſ- ſen. Jahr MDC. biß MDCC. 42. Und auff ſolche weiſe hat auch Poiret ſelbſt dieſe ſache deutlich und mit einer gelehrten zunge vorgeſtellet/ ſo wol in ſeinem Irenico uni- verſali, als vornemlich in dem andern buch von der gelehrſamkeit/ daraus nur das vor- nehmſte auszuzeichnen iſt. Jn dem 40. §. p. „215. weiſet er/ daß anfaͤnglich die wahre „Theologie beſtanden habe in der unter- „redung mit GOtt durch die aufopferung „aller kraͤffte/ begierden/ verſtandes und ſ. f. „Und dann auff ſeiten GOttes durch mitthei- „lung ſeiner krafft/ ſeines lichts und inwendi- „gen friedens. Nach dem fall hat GOtt den „menſchen wiederum zuruͤck geruffen/ alle ſei- „ne kraͤffte GOtt zu uͤbergeben/ welches „das groͤſte und ewige gebot und der einige „brunn des lebens iſt. Hiezu hat er auch etli- „che andere geſetze geſtellet/ den menſchen von „der abgoͤtterey und luſt in aͤuſſerlichen dingen „abzuziehen/ wodurch das fleiſch im zaum ge- „halten/ die vernunfft zu ſchanden gemachet/ „und der menſch zum gehorſam gebracht wuͤr- „de. Als aber die menſchen GOtt hierinne „wiederſtrebten/ muſte GOtt ſelbſt in der „menſchheit erſcheinen/ und die Goͤttlichen ge- „ſetze durch ſein exempel wiederum lehren/ „auch die menſchen mit aller nothwendigkeit „verſehen. Deßwegen CHriſtus im leben und „tod mit GOtt innigſt vereiniget/ in enthal- „tung aber von allen wolluͤſten und in allen „ſtraffen am weiteſten von ihm entfernet ge- „ſchienē/ in lauter einfalt ohne vernunft-ſchluͤſſe „GOtt gehorſam geweſen/ damit die men- „ſchen durch ſeine nachfolge wieder zu ihm kaͤ- „men. Er hat auch ſeine Juͤnger mit aller noͤ- „thigen weißheit und krafft ſeines geiſtes ausge- „ruͤſtet/ und dadurch zu wahren Theologis „wieder gemachet/ als die von dem Geiſt CHri- „ſti getrieben und gelehret geweſen/ Col. III. 3. „Rom. VIII. 6. Dieſe haben nichts anders ge- „lehret als/ daß ſie alle ihre innerſte kraͤff- „te zu der liebe GOttes anwendeten/ das andere creutzigten/ die vernunfft verachte-„ ten/ damit CHriſti Geiſt ihnen zur weißheit“ wuͤrde/ 1. Cor. II. 23. 2. Cor. X. 4. 5. Die-“ ſe Theologi, wenn ſie wol diſponirte/ das iſt“ auffrichtige/ einfaͤltige zuhoͤrer fanden/ welche“ ſich gantz in GOtt/ in das creutz und in ſeine“ regierung gleichſam hinein warffen/ bekehrten“ offt mit wenig worten ein/ drey/ biß fuͤnfftau-“ ſend menſchen Act. II. 41. IV. 4.„ Jahr MDC. biß MDCC. 43. Hierauff weiſet er im gegentheil p. 221. u. f. Wie die Theologie gaͤntzlich degeneriret ſey in eine ſuperficiariam oder liederliche und obenhin ſtudterte Theologie/ und zwar bey fol- gender gelegenheit: Die Heiden ſpotteten immer der Chriſten als einfaͤltiger leute und Idioten/ dadurch dieſe verſuchet und beweget wurden die menſchliche weiß- heit und beredſamkeit oder Philoſophie und Oratoriam auch zu lernen. Dieſes ge- ſchahe zwar aus guter meinung/ daß ſie nemlich die Heiden damit uͤberzeugen wolten/ aber mit dem groͤſten ſchaden/ weil das creutz CHriſti dadurch ausge- lehret ward/ oder die lehre von creutzi- gung der vernunfft und der luͤſte/ 1. Cor. I. 17. Col. II. 8. Hiezuthaten ſie hernach auch die Criticam, fielen auff den aͤuſſerli- chen buchſtaben/ auff fragen und wort- kriege aus der Schrifft/ wider Paulileh- re 1. Tim. I. 4. Aus dieſen dreyen/ der Phi- loſophie/ Critica und Rhetorica fuͤhret er p. 423. die falſche Theologie her/ und be- ſchreibet ſie: Theologia ſuperficiaria eſt no- titia idealis rerum divinarum, ſcripturarum earumque circumſtantiarum unà cum peritia omnia iſta ordinatè & ornatè proferendi. Und dieſes fuͤhret er daſelbſt noch etwas mehr aus. Weiter hin L. III. §. 69. p. 352. u. f. hater von der falſchen Theologie noch deutlicher geſchrie- ben/ und unterſchiedliche arten davon ange- mercket. Nemlich die Theologia opinioſa oder rationalis die vernunffts-Theologie mache durch huͤlffe der vernunfft ſchluͤſſe/ die ſie her- nach auff die ſchrifft-ſpruͤche applicire/ und da- mit vorgebe/ ſie gruͤnde ſich allein auff die Schrifft. Die Theologia ſectaria beruffe ſich auch auff die Bibel/ aber nicht ſo wol/ wie ſel- bige in Goͤttlicher auctoritaͤt gegruͤndet/ als mit einem groſſen hauffen beyſtimmiger Lehrer umgeben iſt. Dieſe ſuche zu land und waſſer Juͤnger zu machen/ anderer ihre meinun- gen zu beſtuͤrmen/ und zu calumniren/ zu ver- ſtuͤmmeln/ und zu verkehren/ auch wo das nicht helffen wolle/ zwang und ſtraffen zu brauchen/ von welchen greueln er allda wei- ter redet. Die Theologia adulatoria oder cu- linaris (Kuͤchen-Theologie) ſey ſonderlich bey den Predigern zu finden/ da ſie um ge- winſts willen andern/ und ſonderlich groſſen Herren/ nach gefallen predigen/ was ſie ſelbſt nicht glauben/ und dahero die gewiſſen von Gottes Geboten entweder offenbarlich oder verdeckt und unter heuchleriſchem ſchein loß machen. Von der Theologia literali und critica handelt er p. 361. biß 369. ſehr gruͤnd- lich/ und weiſet/ wie der Geiſt GOTTes bey ſolchen verkehrten Critiquen gemeiniglich ge- daͤmpffet werde/ wovon er auch in der ange- haͤngten Epiſtel pag. 478. dieſen bedencklichen unterſcheid machet/ daß er nemlich die ver- ſtaͤndi- Von der falſchen und ver- kehrten theologie. Deren ur- ſprung un- ter denen Chriſten. Vermen- gung mit der Philo- ſophie und Rhetorica. Mei- nungs- oder ver- nunffts- theologie. Secten- theologie. Kuͤchen- theologie. Critica theologia.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/180>, abgerufen am 29.03.2024.