Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

Bild:
<< vorherige Seite

und etlichen andern weibspersonen/ wie auch von Petro Poiret.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
der rühmen/ noch auch fähig seyn kön-
ten/ welche nicht sich selbst und ihrer
verderbten natur mit allen ihren nei-
gungen und bewegungen abgestorben
wären
Hingegen könne er mit den heutigen
Pelagianern durchaus nicht leugnen/ daß
man nicht durch die reinigung dahin
streben müsse/ und daß wahre CHristen
nicht wahrhafftig und rechtmäßig des
Geistes CHristi theilhafftig werden
können/ oder daß sie keintempel/ hütte
und hauß GOttes/ CHristi und des H.
Geistes seyn/ der in ihnen wohne/ bleibe/
lebe/ regiere und lehre/ also daß sie end-
lich erfüllet seyn mit aller fülle GOttes.

"Wenn man dieses spottweise einen Enthusia-
"smum
nennen wolle/ so erkenne und bekenne er
"CHristum mit diesem schmälichen titul unter
"der schmach des creutzes gleichwol vor einen
"König und innersten regierer und beherrscher de-
"rer seelen/ schäme sich auch nicht die gabe/ gegen-
"wart und führung seines geistes in sich zu ver-
"langen/ und lebendig zu hoffen. Wünsche
"auch dabey/ daß solcher Enthusiasten die
"erde voll werden möchte/ gleich wie der
"himmel von solchen angefüllet ist.

39. Dieses sey gnug von dem haupt-grund
seiner lehre/ von welchem man seine schrifften
sonderlich die oeconomiam angefüllet findet/ in
welcher er auch seinen begriff von andern glau-
bens-puncten ausführlich und in ungemeiner
weißheit darleget/ welches hier auszuzeichnen
gar zu viel weitleufftigkeit erfordern würde.
Uns soll gnug seyn noch eine und andere erinne-
rung von dem gemeinen studieren und lehren
hier anzusetzen/ und zwar erstlich von der The-
ologie.
Da denn anfangs aus der Antoinette,
Von der
wahren
und fal-
schen The-
ologi
e.
nach deren schrifften er sich selbst will geschätzet
wissen/ ein theil von ihrem ersten brieff aus dem
grab der falschen Theologie hier stehen kan/
mit folgenden worten: Jch kan in der heu-
tigen
theologie nichts anders sehen als
daß sie einen gantz verkehrten sinn habe/
und der wahrheit/ welche mir GOtt be-
kant gemacht/ widerspreche. Jch habe
die schulen nie besuchet/ wenn ich aber
unsere
theologen ihre gedancken erklären
und ihre meinung eröfnen höre/ alsdenn
befinde ich sie dergestalt streitig wider
GOttes wahrheit/ daß ich ihnen keines
weges beyfall geben kan. Es ist zwar
wahr/ daß sie der Schrifft gedencken/
und viel schöne worte haben/ aber die
würckung und übung ihrer lehre ist nicht
wahrhafftig; Denn sie berühmen sich
die Evangelische lehre zu haben/ da un-
terdessen ihr gantzes leben und thun da-
wider streitet. Sie erfinden so viel
auslegungen und erklärungen über die
schrifft/ daß man in derselben nichts le-
bendiges mehr finden kan. Sie schei-
net eine blosse historie/ welche man dem
volck erzehlen muß/ damit sie dieselbe
allein im gedächtniß behalten mögen;
neben dem sind alle wissenschafften der
schulen allein ausgefunden/ worte zu-
sammen zu stellen/ wodurch man den
menschen zu kleinachtung der Evange-
lischen lehre liebkosen/ und ihnen ein
ruchloses leben vergönnen möchte.
[Spaltenumbruch] Denn so ferne die heutige
theologie dieJahr
MDC.
biß
MDCC.

sünden nicht verschonete/ so würde sich
niemand in der Christenheit/ der selig
werden wolte/ geruhig in dem gegen-
wärtigen stand und arth des lebens hal-
ten können. Ein jeder würde wol sehen/
daß er auff demselben fuß nicht selig
werden könte/ aller massen die übung der
Christen nunmehr der ersten kirche/ so
CHristus eingefuhret hat/ gäntzlich zu-
wider ist.

40. Weil man aber diese ausleger sehr
kräftig
philosophiren und disputiren höret/
den wahren sinn der schrifft zu verfäl-
schen/ so lässetsich ein jedweder weiß ma-
chen/ daß man ihnen wol glauben geben
und folgen könne; denn sie werden bey den
menschen für gelehrte angesehen/ da sie
doch für GOTT unwissend sind. Sie
bringen so viel fragen/ so viel
casus con-
scientiae,
(gewissens-fälle) und so viel er-
klärungen über den sinn der H. Schrifft/
daß es scheinet/ als sey ihre
theologie zu
keinem andern ende ausgefunden/ als al-
lerley sünden zubekräfftigen/ und die see-
len unempfindlich zur höllen lauffen zu
lassen. Wer kan zweiffeln/ daß dieses
nicht vom teuffel erfunden? Denn im
fall diese
theologie nöthig gewesen wäre/
die Christen ihrer seligkeit mittel da durch
zu lernen/ so würde ohne zweiffel JEsus
CHristus
collegien und hohe schulen der
GOttes gelehrtheit eingeführet haben/
damit das volck nicht in ihrer unwissen-
heit hätte verharren mögen. Es ist aber
weit gefehlet/ sondern er hat zu den wei-
sen gesaget: daß sie als kleine kinder wer-
den müssen/ so erst in die welt kommen
und deß wegen nicht
studiert haben kön-
nen/ was fället denn nun hierauff aus zu-
legen? diese warheit ist so klar/ daß man
mit einer kindlichen einfalt die lehre des
Evangelii annehmen müste/ so ferne man
in das himmlische königreich zugelangen
gedencket.

41. Worzu solte denn diese neue theo-
logi
e gut seyn/ da man doch die lehre JE-
su CHristi als kleine kinder empfangen
muß? Man solte vielmehr sich verein-
fältigen lernen/ als verschmitzt
disputiren;
denn alle diese wort-wechselungen werf-
fen den wahren sinn der H. Schrifft übern
hauffen/ und schliessen die thür des him-
mels für denjenigen zu/ so ihnen folge lei-
sten. JEsus CHristus hat uns mit ein-
fältigen und nackenden worten gelehret/
was wir thun und lassen müssen. Wir
haben weder auslegungen noch erklärun-
gen nöthig/ um zu verstehen/ was uns
JEsus Christus sagt/ wenn er lehret/
daß der/ so nicht alles verlasse/ was er
besitzet/ sein Jünger nicht seyn könne.
Aber das ärgste ist/ daß man diese wahr-
heit nicht nach den buchstaben verstehen/
und noch vielweniger zur übung lassen
kommen will; hierum gehet man zu den

Theologen/ eine andere auslegung als die
rechte und wahre darüber zu haben/ und
diese bemühen sich äusserst/ um zu probi-

ren/

und etlichen andern weibsperſonen/ wie auch von Petro Poiret.
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
der ruͤhmen/ noch auch faͤhig ſeyn koͤn-
ten/ welche nicht ſich ſelbſt und ihrer
verderbten natur mit allen ihren nei-
gungen und bewegungen abgeſtorben
waͤren
Hingegen koͤnne er mit den heutigen
Pelagianern durchaus nicht leugnen/ daß
man nicht durch die reinigung dahin
ſtreben muͤſſe/ und daß wahre CHriſten
nicht wahrhafftig und rechtmaͤßig des
Geiſtes CHriſti theilhafftig werden
koͤnnen/ oder daß ſie keintempel/ huͤtte
und hauß GOttes/ CHriſti und des H.
Geiſtes ſeyn/ der in ihnen wohne/ bleibe/
lebe/ regiere und lehre/ alſo daß ſie end-
lich erfuͤllet ſeyn mit aller fuͤlle GOttes.

„Wenn man dieſes ſpottweiſe einen Enthuſia-
„ſmum
nennen wolle/ ſo erkenne und bekenne er
„CHriſtum mit dieſem ſchmaͤlichen titul unter
„der ſchmach des creutzes gleichwol vor einen
„Koͤnig und iñerſten regierer und beherꝛſcher de-
„rer ſeelẽ/ ſchaͤme ſich auch nicht die gabe/ gegen-
„wart und fuͤhrung ſeines geiſtes in ſich zu ver-
„langen/ und lebendig zu hoffen. Wuͤnſche
„auch dabey/ daß ſolcher Enthuſiaſten die
„erde voll werden moͤchte/ gleich wie der
„himmel von ſolchen angefuͤllet iſt.

39. Dieſes ſey gnug von dem haupt-grund
ſeiner lehre/ von welchem man ſeine ſchrifften
ſonderlich die œconomiam angefuͤllet findet/ in
welcher er auch ſeinen begriff von andern glau-
bens-puncten ausfuͤhrlich und in ungemeiner
weißheit darleget/ welches hier auszuzeichnen
gar zu viel weitleufftigkeit erfordern wuͤrde.
Uns ſoll gnug ſeyn noch eine und andere erinne-
rung von dem gemeinen ſtudieren und lehren
hier anzuſetzen/ und zwar erſtlich von der The-
ologie.
Da denn anfangs aus der Antoinette,
Von der
wahren
und fal-
ſchen The-
ologi
e.
nach deren ſchrifften er ſich ſelbſt will geſchaͤtzet
wiſſen/ ein theil von ihrem erſten brieff aus dem
grab der falſchen Theologie hier ſtehen kan/
mit folgenden worten: Jch kan in der heu-
tigen
theologie nichts anders ſehen als
daß ſie einen gantz veꝛkehꝛten ſinn habe/
und der wahrheit/ welche mir GOtt be-
kant gemacht/ widerſpreche. Jch habe
die ſchulen nie beſuchet/ wenn ich aber
unſere
theologen ihre gedancken erklaͤren
und ihre meinung eroͤfnen hoͤre/ alsdenn
befinde ich ſie dergeſtalt ſtreitig wider
GOttes wahrheit/ daß ich ihnen keines
weges beyfall geben kan. Es iſt zwar
wahr/ daß ſie der Schrifft gedencken/
und viel ſchoͤne worte haben/ aber die
wuͤrckung und uͤbung ihrer lehꝛe iſt nicht
wahrhafftig; Denn ſie beruͤhmen ſich
die Evangeliſche lehre zu haben/ da un-
terdeſſen ihr gantzes leben und thun da-
wider ſtreitet. Sie erfinden ſo viel
auslegungen und erklaͤrungen uͤber die
ſchrifft/ daß man in derſelben nichts le-
bendiges mehr finden kan. Sie ſchei-
net eine bloſſe hiſtorie/ welche man dem
volck erzehlen muß/ damit ſie dieſelbe
allein im gedaͤchtniß behalten moͤgen;
neben dem ſind alle wiſſenſchafften der
ſchulen allein ausgefunden/ worte zu-
ſammen zu ſtellen/ wodurch man den
menſchen zu kleinachtung der Evange-
liſchen lehre liebkoſen/ und ihnen ein
ruchloſes leben vergoͤnnen moͤchte.
[Spaltenumbruch] Denn ſo ferne die heutige
theologie dieJahr
MDC.
biß
MDCC.

ſuͤnden nicht verſchonete/ ſo wuͤrde ſich
niemand in der Chriſtenheit/ der ſelig
werden wolte/ geruhig in dem gegen-
waͤrtigen ſtand und arth des lebens hal-
ten koͤnnen. Ein jeder wuͤrde wol ſehen/
daß er auff demſelben fuß nicht ſelig
werden koͤnte/ aller maſſen die uͤbung der
Chriſten nunmehr der erſten kirche/ ſo
CHriſtus eingefuhret hat/ gaͤntzlich zu-
wider iſt.

40. Weil man aber dieſe ausleger ſehr
kraͤftig
philoſophiren und diſputiren hoͤret/
den wahren ſinn der ſchrifft zu verfaͤl-
ſchen/ ſo laͤſſetſich ein jedweder weiß ma-
chen/ daß man ihnen wol glauben geben
und folgen koͤnne; denn ſie werden bey den
menſchen fuͤr gelehrte angeſehen/ da ſie
doch fuͤr GOTT unwiſſend ſind. Sie
bringen ſo viel fragen/ ſo viel
caſus con-
ſcientiæ,
(gewiſſens-faͤlle) und ſo viel er-
klaͤrungen uͤber den ſinn der H. Schrifft/
daß es ſcheinet/ als ſey ihre
theologie zu
keinem andern ende ausgefunden/ als al-
lerley ſuͤnden zubekraͤfftigen/ und die ſee-
len unempfindlich zur hoͤllen lauffen zu
laſſen. Wer kan zweiffeln/ daß dieſes
nicht vom teuffel erfunden? Denn im
fall dieſe
theologie noͤthig geweſen waͤre/
die Chriſten ihrer ſeligkeit mittel da durch
zu lernen/ ſo wuͤrde ohne zweiffel JEſus
CHriſtus
collegien und hohe ſchulen der
GOttes gelehrtheit eingefuͤhret haben/
damit das volck nicht in ihrer unwiſſen-
heit haͤtte verharren moͤgen. Es iſt aber
weit gefehlet/ ſondern er hat zu den wei-
ſen geſaget: daß ſie als kleine kinder wer-
den muͤſſen/ ſo erſt in die welt kommen
und deß wegen nicht
ſtudiert haben koͤn-
nen/ was faͤllet denn nun hierauff aus zu-
legen? dieſe warheit iſt ſo klar/ daß man
mit einer kindlichen einfalt die lehre des
Evangelii annehmen muͤſte/ ſo ferne man
in das himmliſche koͤnigreich zugelangen
gedencket.

41. Worzu ſolte denn dieſe neue theo-
logi
e gut ſeyn/ da man doch die lehre JE-
ſu CHriſti als kleine kinder empfangen
muß? Man ſolte vielmehr ſich verein-
faͤltigen lernen/ als verſchmitzt
diſputiren;
denn alle dieſe wort-wechſelungen werf-
fen den wahren ſinn der H. Schrifft uͤbern
hauffen/ und ſchlieſſen die thuͤr des him-
mels fuͤr denjenigen zu/ ſo ihnen folge lei-
ſten. JEſus CHriſtus hat uns mit ein-
faͤltigen und nackenden worten gelehret/
was wir thun und laſſen muͤſſen. Wir
haben weder auslegungen noch erklaͤrun-
gen noͤthig/ um zu verſtehen/ was uns
JEſus Chriſtus ſagt/ wenn er lehret/
daß der/ ſo nicht alles verlaſſe/ was er
beſitzet/ ſein Juͤnger nicht ſeyn koͤnne.
Aber das aͤrgſte iſt/ daß man dieſe wahr-
heit nicht nach den buchſtaben veꝛſtehen/
und noch vielweniger zur uͤbung laſſen
kommen will; hierum gehet man zu den

Theologen/ eine andere auslegung als die
rechte und wahre daruͤber zu haben/ und
dieſe bemuͤhen ſich aͤuſſerſt/ um zu probi-

ren/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0179" n="167"/><fw place="top" type="header">und etlichen andern weibsper&#x017F;onen/ wie auch von <hi rendition="#aq">Petro Poiret.</hi></fw><lb/><cb/><note place="left">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><hi rendition="#fr">der ru&#x0364;hmen/ noch auch fa&#x0364;hig &#x017F;eyn ko&#x0364;n-<lb/>
ten/ welche nicht &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t und ihrer<lb/>
verderbten natur mit allen ihren nei-<lb/>
gungen und bewegungen abge&#x017F;torben<lb/>
wa&#x0364;ren</hi> Hingegen ko&#x0364;nne er mit den heutigen<lb/><hi rendition="#aq">Pelagiane</hi>rn durchaus nicht leugnen/ <hi rendition="#fr">daß<lb/>
man nicht durch die reinigung dahin<lb/>
&#x017F;treben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ und daß wahre CHri&#x017F;ten<lb/>
nicht wahrhafftig und rechtma&#x0364;ßig des<lb/>
Gei&#x017F;tes CHri&#x017F;ti theilhafftig werden<lb/>
ko&#x0364;nnen/ oder daß &#x017F;ie keintempel/ hu&#x0364;tte<lb/>
und hauß GOttes/ CHri&#x017F;ti und des H.<lb/>
Gei&#x017F;tes &#x017F;eyn/ der in ihnen wohne/ bleibe/<lb/>
lebe/ regiere und lehre/ al&#x017F;o daß &#x017F;ie end-<lb/>
lich erfu&#x0364;llet &#x017F;eyn mit aller fu&#x0364;lle GOttes.</hi><lb/>
&#x201E;Wenn man die&#x017F;es &#x017F;pottwei&#x017F;e einen <hi rendition="#aq">Enthu&#x017F;ia-<lb/>
&#x201E;&#x017F;mum</hi> nennen wolle/ &#x017F;o erkenne und bekenne er<lb/>
&#x201E;CHri&#x017F;tum mit die&#x017F;em &#x017F;chma&#x0364;lichen <hi rendition="#aq">titul</hi> unter<lb/>
&#x201E;der &#x017F;chmach des creutzes gleichwol vor einen<lb/>
&#x201E;Ko&#x0364;nig und in&#x0303;er&#x017F;ten regierer und beher&#xA75B;&#x017F;cher de-<lb/>
&#x201E;rer &#x017F;eel&#x1EBD;/ &#x017F;cha&#x0364;me &#x017F;ich auch nicht die gabe/ gegen-<lb/>
&#x201E;wart und fu&#x0364;hrung &#x017F;eines gei&#x017F;tes in &#x017F;ich zu ver-<lb/>
&#x201E;langen/ und lebendig zu hoffen. Wu&#x0364;n&#x017F;che<lb/>
&#x201E;auch dabey/ <hi rendition="#fr">daß &#x017F;olcher</hi> <hi rendition="#aq">Enthu&#x017F;ia&#x017F;t</hi><hi rendition="#fr">en die<lb/>
&#x201E;erde voll werden mo&#x0364;chte/ gleich wie der<lb/>
&#x201E;himmel von &#x017F;olchen angefu&#x0364;llet i&#x017F;t.</hi></p><lb/>
          <p>39. Die&#x017F;es &#x017F;ey gnug von dem haupt-grund<lb/>
&#x017F;einer lehre/ von welchem man &#x017F;eine &#x017F;chrifften<lb/>
&#x017F;onderlich die <hi rendition="#aq">&#x0153;conomiam</hi> angefu&#x0364;llet findet/ in<lb/>
welcher er auch &#x017F;einen begriff von andern glau-<lb/>
bens-puncten ausfu&#x0364;hrlich und in ungemeiner<lb/>
weißheit darleget/ welches hier auszuzeichnen<lb/>
gar zu viel weitleufftigkeit erfordern wu&#x0364;rde.<lb/>
Uns &#x017F;oll gnug &#x017F;eyn noch eine und andere erinne-<lb/>
rung von dem gemeinen <hi rendition="#aq">&#x017F;tudier</hi>en und lehren<lb/>
hier anzu&#x017F;etzen/ und zwar er&#x017F;tlich von der <hi rendition="#aq">The-<lb/>
ologie.</hi> Da denn anfangs aus der <hi rendition="#aq">Antoinette,</hi><lb/><note place="left">Von der<lb/>
wahren<lb/>
und fal-<lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">The-<lb/>
ologi</hi>e.</note>nach deren &#x017F;chrifften er &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t will ge&#x017F;cha&#x0364;tzet<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en/ ein theil von ihrem er&#x017F;ten brieff aus dem<lb/>
grab der fal&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Theologie</hi> hier &#x017F;tehen kan/<lb/>
mit folgenden worten: <hi rendition="#fr">Jch kan in der heu-<lb/>
tigen</hi> <hi rendition="#aq">theologi</hi><hi rendition="#fr">e nichts anders &#x017F;ehen als<lb/>
daß &#x017F;ie einen gantz ve&#xA75B;keh&#xA75B;ten &#x017F;inn habe/<lb/>
und der wahrheit/ welche mir GOtt be-<lb/>
kant gemacht/ wider&#x017F;preche. Jch habe<lb/>
die &#x017F;chulen nie be&#x017F;uchet/ wenn ich aber<lb/>
un&#x017F;ere</hi> <hi rendition="#aq">theolog</hi><hi rendition="#fr">en ihre gedancken erkla&#x0364;ren<lb/>
und ihre meinung ero&#x0364;fnen ho&#x0364;re/ alsdenn<lb/>
befinde ich &#x017F;ie derge&#x017F;talt &#x017F;treitig wider<lb/>
GOttes wahrheit/ daß ich ihnen keines<lb/>
weges beyfall geben kan. Es i&#x017F;t zwar<lb/>
wahr/ daß &#x017F;ie der Schrifft gedencken/<lb/>
und viel &#x017F;cho&#x0364;ne worte haben/ aber die<lb/>
wu&#x0364;rckung und u&#x0364;bung ihrer leh&#xA75B;e i&#x017F;t nicht<lb/>
wahrhafftig; Denn &#x017F;ie beru&#x0364;hmen &#x017F;ich<lb/>
die Evangeli&#x017F;che lehre zu haben/ da un-<lb/>
terde&#x017F;&#x017F;en ihr gantzes leben und thun da-<lb/>
wider &#x017F;treitet. Sie erfinden &#x017F;o viel<lb/>
auslegungen und erkla&#x0364;rungen u&#x0364;ber die<lb/>
&#x017F;chrifft/ daß man in der&#x017F;elben nichts le-<lb/>
bendiges mehr finden kan. Sie &#x017F;chei-<lb/>
net eine blo&#x017F;&#x017F;e hi&#x017F;torie/ welche man dem<lb/>
volck erzehlen muß/ damit &#x017F;ie die&#x017F;elbe<lb/>
allein im geda&#x0364;chtniß behalten mo&#x0364;gen;<lb/>
neben dem &#x017F;ind alle wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften der<lb/>
&#x017F;chulen allein ausgefunden/ worte zu-<lb/>
&#x017F;ammen zu &#x017F;tellen/ wodurch man den<lb/>
men&#x017F;chen zu kleinachtung der Evange-<lb/>
li&#x017F;chen lehre liebko&#x017F;en/ und ihnen ein<lb/>
ruchlo&#x017F;es leben vergo&#x0364;nnen mo&#x0364;chte.<lb/><cb/>
Denn &#x017F;o ferne die heutige</hi> <hi rendition="#aq">theologi</hi><hi rendition="#fr">e die</hi><note place="right">Jahr<lb/><hi rendition="#aq">MDC.</hi><lb/>
biß<lb/><hi rendition="#aq">MDCC.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;u&#x0364;nden nicht ver&#x017F;chonete/ &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;ich<lb/>
niemand in der Chri&#x017F;tenheit/ der &#x017F;elig<lb/>
werden wolte/ geruhig in dem gegen-<lb/>
wa&#x0364;rtigen &#x017F;tand und arth des lebens hal-<lb/>
ten ko&#x0364;nnen. Ein jeder wu&#x0364;rde wol &#x017F;ehen/<lb/>
daß er auff dem&#x017F;elben fuß nicht &#x017F;elig<lb/>
werden ko&#x0364;nte/ aller ma&#x017F;&#x017F;en die u&#x0364;bung der<lb/>
Chri&#x017F;ten nunmehr der er&#x017F;ten kirche/ &#x017F;o<lb/>
CHri&#x017F;tus eingefuhret hat/ ga&#x0364;ntzlich zu-<lb/>
wider i&#x017F;t.</hi></p><lb/>
          <p>40. <hi rendition="#fr">Weil man aber die&#x017F;e ausleger &#x017F;ehr<lb/>
kra&#x0364;ftig</hi> <hi rendition="#aq">philo&#x017F;ophi</hi><hi rendition="#fr">ren und</hi> <hi rendition="#aq">di&#x017F;putir</hi><hi rendition="#fr">en ho&#x0364;ret/<lb/>
den wahren &#x017F;inn der &#x017F;chrifft zu verfa&#x0364;l-<lb/>
&#x017F;chen/ &#x017F;o la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et&#x017F;ich ein jedweder weiß ma-<lb/>
chen/ daß man ihnen wol glauben geben<lb/>
und folgen ko&#x0364;nne; denn &#x017F;ie werden bey den<lb/>
men&#x017F;chen fu&#x0364;r gelehrte ange&#x017F;ehen/ da &#x017F;ie<lb/>
doch fu&#x0364;r GOTT unwi&#x017F;&#x017F;end &#x017F;ind. Sie<lb/>
bringen &#x017F;o viel fragen/ &#x017F;o viel</hi> <hi rendition="#aq">ca&#x017F;us con-<lb/>
&#x017F;cientiæ,</hi> (gewi&#x017F;&#x017F;ens-fa&#x0364;lle) <hi rendition="#fr">und &#x017F;o viel er-<lb/>
kla&#x0364;rungen u&#x0364;ber den &#x017F;inn der H. Schrifft/<lb/>
daß es &#x017F;cheinet/ als &#x017F;ey ihre</hi> <hi rendition="#aq">theologi</hi><hi rendition="#fr">e zu<lb/>
keinem andern ende ausgefunden/ als al-<lb/>
lerley &#x017F;u&#x0364;nden zubekra&#x0364;fftigen/ und die &#x017F;ee-<lb/>
len unempfindlich zur ho&#x0364;llen lauffen zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Wer kan zweiffeln/ daß die&#x017F;es<lb/>
nicht vom teuffel erfunden? Denn im<lb/>
fall die&#x017F;e</hi> <hi rendition="#aq">theologi</hi><hi rendition="#fr">e no&#x0364;thig gewe&#x017F;en wa&#x0364;re/<lb/>
die Chri&#x017F;ten ihrer &#x017F;eligkeit mittel da durch<lb/>
zu lernen/ &#x017F;o wu&#x0364;rde ohne zweiffel JE&#x017F;us<lb/>
CHri&#x017F;tus</hi> <hi rendition="#aq">collegi</hi><hi rendition="#fr">en und hohe &#x017F;chulen der<lb/>
GOttes gelehrtheit eingefu&#x0364;hret haben/<lb/>
damit das volck nicht in ihrer unwi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
heit ha&#x0364;tte verharren mo&#x0364;gen. Es i&#x017F;t aber<lb/>
weit gefehlet/ &#x017F;ondern er hat zu den wei-<lb/>
&#x017F;en ge&#x017F;aget: daß &#x017F;ie als kleine kinder wer-<lb/>
den mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o er&#x017F;t in die welt kommen<lb/>
und deß wegen nicht</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;tudie</hi><hi rendition="#fr">rt haben ko&#x0364;n-<lb/>
nen/ was fa&#x0364;llet denn nun hierauff aus zu-<lb/>
legen? die&#x017F;e warheit i&#x017F;t &#x017F;o klar/ daß man<lb/>
mit einer kindlichen einfalt die lehre des<lb/>
Evangelii annehmen mu&#x0364;&#x017F;te/ &#x017F;o ferne man<lb/>
in das himmli&#x017F;che ko&#x0364;nigreich zugelangen<lb/>
gedencket.</hi></p><lb/>
          <p>41. <hi rendition="#fr">Worzu &#x017F;olte denn die&#x017F;e neue</hi> <hi rendition="#aq">theo-<lb/>
logi</hi><hi rendition="#fr">e gut &#x017F;eyn/ da man doch die lehre JE-<lb/>
&#x017F;u CHri&#x017F;ti als kleine kinder empfangen<lb/>
muß? Man &#x017F;olte vielmehr &#x017F;ich verein-<lb/>
fa&#x0364;ltigen lernen/ als ver&#x017F;chmitzt</hi> <hi rendition="#aq">di&#x017F;putir</hi><hi rendition="#fr">en;<lb/>
denn alle die&#x017F;e wort-wech&#x017F;elungen werf-<lb/>
fen den wahren &#x017F;inn der H. Schrifft u&#x0364;bern<lb/>
hauffen/ und &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en die thu&#x0364;r des him-<lb/>
mels fu&#x0364;r denjenigen zu/ &#x017F;o ihnen folge lei-<lb/>
&#x017F;ten. JE&#x017F;us CHri&#x017F;tus hat uns mit ein-<lb/>
fa&#x0364;ltigen und nackenden worten gelehret/<lb/>
was wir thun und la&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Wir<lb/>
haben weder auslegungen noch erkla&#x0364;run-<lb/>
gen no&#x0364;thig/ um zu ver&#x017F;tehen/ was uns<lb/>
JE&#x017F;us Chri&#x017F;tus &#x017F;agt/ wenn er lehret/<lb/>
daß der/ &#x017F;o nicht alles verla&#x017F;&#x017F;e/ was er<lb/>
be&#x017F;itzet/ &#x017F;ein Ju&#x0364;nger nicht &#x017F;eyn ko&#x0364;nne.<lb/>
Aber das a&#x0364;rg&#x017F;te i&#x017F;t/ daß man die&#x017F;e wahr-<lb/>
heit nicht nach den buch&#x017F;taben ve&#xA75B;&#x017F;tehen/<lb/>
und noch vielweniger zur u&#x0364;bung la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
kommen will; hierum gehet man zu den</hi><lb/><hi rendition="#aq">Theolog</hi><hi rendition="#fr">en/ eine andere auslegung als die<lb/>
rechte und wahre daru&#x0364;ber zu haben/ und<lb/>
die&#x017F;e bemu&#x0364;hen &#x017F;ich a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t/ um zu probi-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ren/</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0179] und etlichen andern weibsperſonen/ wie auch von Petro Poiret. der ruͤhmen/ noch auch faͤhig ſeyn koͤn- ten/ welche nicht ſich ſelbſt und ihrer verderbten natur mit allen ihren nei- gungen und bewegungen abgeſtorben waͤren Hingegen koͤnne er mit den heutigen Pelagianern durchaus nicht leugnen/ daß man nicht durch die reinigung dahin ſtreben muͤſſe/ und daß wahre CHriſten nicht wahrhafftig und rechtmaͤßig des Geiſtes CHriſti theilhafftig werden koͤnnen/ oder daß ſie keintempel/ huͤtte und hauß GOttes/ CHriſti und des H. Geiſtes ſeyn/ der in ihnen wohne/ bleibe/ lebe/ regiere und lehre/ alſo daß ſie end- lich erfuͤllet ſeyn mit aller fuͤlle GOttes. „Wenn man dieſes ſpottweiſe einen Enthuſia- „ſmum nennen wolle/ ſo erkenne und bekenne er „CHriſtum mit dieſem ſchmaͤlichen titul unter „der ſchmach des creutzes gleichwol vor einen „Koͤnig und iñerſten regierer und beherꝛſcher de- „rer ſeelẽ/ ſchaͤme ſich auch nicht die gabe/ gegen- „wart und fuͤhrung ſeines geiſtes in ſich zu ver- „langen/ und lebendig zu hoffen. Wuͤnſche „auch dabey/ daß ſolcher Enthuſiaſten die „erde voll werden moͤchte/ gleich wie der „himmel von ſolchen angefuͤllet iſt. Jahr MDC. biß MDCC. 39. Dieſes ſey gnug von dem haupt-grund ſeiner lehre/ von welchem man ſeine ſchrifften ſonderlich die œconomiam angefuͤllet findet/ in welcher er auch ſeinen begriff von andern glau- bens-puncten ausfuͤhrlich und in ungemeiner weißheit darleget/ welches hier auszuzeichnen gar zu viel weitleufftigkeit erfordern wuͤrde. Uns ſoll gnug ſeyn noch eine und andere erinne- rung von dem gemeinen ſtudieren und lehren hier anzuſetzen/ und zwar erſtlich von der The- ologie. Da denn anfangs aus der Antoinette, nach deren ſchrifften er ſich ſelbſt will geſchaͤtzet wiſſen/ ein theil von ihrem erſten brieff aus dem grab der falſchen Theologie hier ſtehen kan/ mit folgenden worten: Jch kan in der heu- tigen theologie nichts anders ſehen als daß ſie einen gantz veꝛkehꝛten ſinn habe/ und der wahrheit/ welche mir GOtt be- kant gemacht/ widerſpreche. Jch habe die ſchulen nie beſuchet/ wenn ich aber unſere theologen ihre gedancken erklaͤren und ihre meinung eroͤfnen hoͤre/ alsdenn befinde ich ſie dergeſtalt ſtreitig wider GOttes wahrheit/ daß ich ihnen keines weges beyfall geben kan. Es iſt zwar wahr/ daß ſie der Schrifft gedencken/ und viel ſchoͤne worte haben/ aber die wuͤrckung und uͤbung ihrer lehꝛe iſt nicht wahrhafftig; Denn ſie beruͤhmen ſich die Evangeliſche lehre zu haben/ da un- terdeſſen ihr gantzes leben und thun da- wider ſtreitet. Sie erfinden ſo viel auslegungen und erklaͤrungen uͤber die ſchrifft/ daß man in derſelben nichts le- bendiges mehr finden kan. Sie ſchei- net eine bloſſe hiſtorie/ welche man dem volck erzehlen muß/ damit ſie dieſelbe allein im gedaͤchtniß behalten moͤgen; neben dem ſind alle wiſſenſchafften der ſchulen allein ausgefunden/ worte zu- ſammen zu ſtellen/ wodurch man den menſchen zu kleinachtung der Evange- liſchen lehre liebkoſen/ und ihnen ein ruchloſes leben vergoͤnnen moͤchte. Denn ſo ferne die heutige theologie die ſuͤnden nicht verſchonete/ ſo wuͤrde ſich niemand in der Chriſtenheit/ der ſelig werden wolte/ geruhig in dem gegen- waͤrtigen ſtand und arth des lebens hal- ten koͤnnen. Ein jeder wuͤrde wol ſehen/ daß er auff demſelben fuß nicht ſelig werden koͤnte/ aller maſſen die uͤbung der Chriſten nunmehr der erſten kirche/ ſo CHriſtus eingefuhret hat/ gaͤntzlich zu- wider iſt. Von der wahren und fal- ſchen The- ologie. Jahr MDC. biß MDCC. 40. Weil man aber dieſe ausleger ſehr kraͤftig philoſophiren und diſputiren hoͤret/ den wahren ſinn der ſchrifft zu verfaͤl- ſchen/ ſo laͤſſetſich ein jedweder weiß ma- chen/ daß man ihnen wol glauben geben und folgen koͤnne; denn ſie werden bey den menſchen fuͤr gelehrte angeſehen/ da ſie doch fuͤr GOTT unwiſſend ſind. Sie bringen ſo viel fragen/ ſo viel caſus con- ſcientiæ, (gewiſſens-faͤlle) und ſo viel er- klaͤrungen uͤber den ſinn der H. Schrifft/ daß es ſcheinet/ als ſey ihre theologie zu keinem andern ende ausgefunden/ als al- lerley ſuͤnden zubekraͤfftigen/ und die ſee- len unempfindlich zur hoͤllen lauffen zu laſſen. Wer kan zweiffeln/ daß dieſes nicht vom teuffel erfunden? Denn im fall dieſe theologie noͤthig geweſen waͤre/ die Chriſten ihrer ſeligkeit mittel da durch zu lernen/ ſo wuͤrde ohne zweiffel JEſus CHriſtus collegien und hohe ſchulen der GOttes gelehrtheit eingefuͤhret haben/ damit das volck nicht in ihrer unwiſſen- heit haͤtte verharren moͤgen. Es iſt aber weit gefehlet/ ſondern er hat zu den wei- ſen geſaget: daß ſie als kleine kinder wer- den muͤſſen/ ſo erſt in die welt kommen und deß wegen nicht ſtudiert haben koͤn- nen/ was faͤllet denn nun hierauff aus zu- legen? dieſe warheit iſt ſo klar/ daß man mit einer kindlichen einfalt die lehre des Evangelii annehmen muͤſte/ ſo ferne man in das himmliſche koͤnigreich zugelangen gedencket. 41. Worzu ſolte denn dieſe neue theo- logie gut ſeyn/ da man doch die lehre JE- ſu CHriſti als kleine kinder empfangen muß? Man ſolte vielmehr ſich verein- faͤltigen lernen/ als verſchmitzt diſputiren; denn alle dieſe wort-wechſelungen werf- fen den wahren ſinn der H. Schrifft uͤbern hauffen/ und ſchlieſſen die thuͤr des him- mels fuͤr denjenigen zu/ ſo ihnen folge lei- ſten. JEſus CHriſtus hat uns mit ein- faͤltigen und nackenden worten gelehret/ was wir thun und laſſen muͤſſen. Wir haben weder auslegungen noch erklaͤrun- gen noͤthig/ um zu verſtehen/ was uns JEſus Chriſtus ſagt/ wenn er lehret/ daß der/ ſo nicht alles verlaſſe/ was er beſitzet/ ſein Juͤnger nicht ſeyn koͤnne. Aber das aͤrgſte iſt/ daß man dieſe wahr- heit nicht nach den buchſtaben veꝛſtehen/ und noch vielweniger zur uͤbung laſſen kommen will; hierum gehet man zu den Theologen/ eine andere auslegung als die rechte und wahre daruͤber zu haben/ und dieſe bemuͤhen ſich aͤuſſerſt/ um zu probi- ren/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/179
Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/179>, abgerufen am 25.04.2024.