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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ein wahrer Christ. Man frage aber
nicht von was vor einer
secte er sey/ weil
weder die Gottseligkeit noch die weiß-
heit um eine
secte bekümmert ist/ son-
dern von was vor einer
secte einer sey
(Wenn er anders dieselbe geistliche dinge und
die gnade GOttes/ wie sie von natürlichen un-
terschieden ist/ nicht leugnet) so ist er GOtt
angenehm/ und wird mit der Göttlichen
weißheitbegabet/ wenn er GOtt fürch-
tet und auff seinen wegen wandelt.

36. Eben daselbst p. 43. wird aus dem an-
Von der
Heiligen
Schrifft/
dern buch de Eruditione §. 33. Poirets bekänt-
niß vom gebrauch und auslegung der H.
Schrifft angeführet/ wie nemlich allein hei-
lige und Gottselige leute fähig seyn die
Bibel zu erklären/
gleich wie auch L. III. §.
derselben
brauch
und miß-
brauch.
73. u. f. sehr gründlich gewiesen wird/ daß die
falsche buchstäbliche Theologie zwar sich immer
auff die schrifft beruffe/ aber von CHristo mit
recht zur antwort bekomme aus Joh. V. 37.
Nothwen-
digkeit.
Jhr habt sein wort nicht in euch blei-
bend/
wie auch aus Augustino de doctrina
Christiana:
daß ein mensch/ der glauben/
liebe und hoffnung habe und behalte/
die schrifft nicht bedürffe/ als nur zur
unterweisung anderer.
Da denn auch p.
367, nach einander entdecket wird/ wie die
Falschen
auslegun-
gen.
"menschen mit ihren falschen concepten/ Ideen
"und glossen die schrifft gantz untüchtig ge-
"macht und schändlich gemißbraucht/ und daß
"es hingegen GOtt gefallen/ die wahrheit
"durch andere als bloße schrifft-worte zu eröff-
"nen/ und diejenigen irrthümer zu bestraffen/
"welche unter denen critiquen und Heidnischen
"Sophistereyen mit einer larve derer schrifft-
"worte scheinbarlich bedecket worden. Da-
"her es nicht gnug zu beklagen sey/ daß die leu-
"te durch solche literatos oder buchstäbler von
"ihren pflichten gegen GOtt gäntzlich ab/ und
"auff heucheley und boßheit verführet würden.
"Aus welchen und dergleichen klagen gewiß ist/
"daß Poiret die Bibel/ in ihrem rechten Gött-
"lichen gebrauch allerdings stehen lasse/ und
wieder den mißbrauch und falschen begriff von
derselben ernstlich eiffere (conf. & Methodus
inveniendi verum P. III. p.
178.)

Von der
nöthigen
krafft
GOttes/

37. Zugleich aber ist auch gewiß/ daß er zur
wahren weißheit und seligkeit Göttliche krafft
und würckung erfordere. Und dahero nennet
er dieses in der vorrede gedachten buches einen
haupt-irrthum/ wenn man die inwendi-
ge würckung GOttes in den seelen leug-
ne/
und alles auff die activität der ver-
derbten vernunfft baue.
Welches der
brunn alles übels sey/ und dennoch von denen
urhebern wegen ihrer blindheit nicht erkannt
werde. Von der Methode selbst aber zur wahr-
heit zu gelangen schreibet er L. I. §. 38. p. 89. u.
und er-
leuchtung.
f. also: Es ist gewiß/ daß das licht der
wahrheit von GOttes würckung
depen-
di
re/ wodurch die gemüther der lehrlin-
ge erleuchtet werden müssen. Die ur-
sache dieser Göttlichen würckung kön-
nen die worte des lehrers nicht seyn/ son-
dern nur eine veranlassung/ und zwar
die an dem freyen willen GOttes han-
get/ nicht aber eben nothwendig ist:
Das ist/ wenn der Lehrer redet/ und der
lehrende höret/ so ist GOtt deßwegen
[Spaltenumbruch] nicht gehalten/ durch die veranlassung
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

der gehörten worte sein licht in den ge-
müthern zu erwecken/ sondern er wird
es nach seinem gefallen thun. Es wird
ihm aber gefallen/ wenn der Lehrer
und lernende selbst ihm angenehm sind/
oder wenn sie sich befleißigen dem
Göttlichen willen auffrichtig zu
gehorchen. Denn GOTT erfüllet den
willen und das verlangen derer/ die ihn
lieben und ehren. Darum wenn der
Lehrer GOtt auffrichtig und inbrün-
stig bittet und ersuchet/ daß er seinen
worten die gnadenreiche würckung sei-
nes lichts in den hertzen der zuhörer bey-
legen wolle/ wenn auch die zuhörer auff-
richtig sind und in demuth und zukehrung
zu GOtt die gnädige würckung und
krafft seines lichts in sich wünschen und
erbitten/ auch solche eigenschafften
haben/ die zu erlangung der gründli-
chen wahrheit nöthig sind/ alsdenn
thut GOtt als ein liebhaber derer die
ihn lieben/ den willen derselben/ weil ihr
gemüthe wol dazu geschickt ist/ und er-
wecket in ihnen sein licht biß weile ohne
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durch dieselbe. Welche worte sonsten/
wenn GOttes würckung und eine gute
bewandniß der gemüther nicht dabey
ist/ todte worte sind/ wie
Paulus die
Schrifft selber nennet
2. Cor. III. 6. 7. in-
dem er auch die diener des buchstabens
von den dienern des geistes unterschei-
det. Und dieses ist der wahre schlüssel
der schrifft/ und des Göttlichen sinnes/
nicht aber tausenderley lappereyen aus
der
Critica, von denen grundsprachen/
von den reguln der auslegung/ welche
die Juden im Alten Testam. überflüßig
haben/ und dennoch den/ der darinne be-
schrieben ist/ nicht allein nicht erkannt/
sondern auch gar gecreutziget. Wie
denn auch die CHristen den geist der lie-
be und GOttes/ welches der zweck des
N. Testaments ist/ nicht allein nicht
wissen/ sondern auch sich also verhalten/
als wenn sie eben in der Schrifft den
geist des hasses/ der zwietracht und des
Antichristenthums mit ihren schönen

regulis herminevticis gefunden hätten.

38. Und diesen grund nemlich von der noth-Vom en-
thusiasmo,

wendigen erleuchtung GOttes hater auch da-
selbst p. 92. u. f. von denen natürlichen wissen-
schafften deutlich gezeiget. Wie er auch in der
Epistola ad Auctorem Bibliothecae p. 502. sich
bey dieser materie von allem argwohn und an-
schuldigungen des Enthusiasmi gründlich pur-
gir
et hat/ welchen ihm der bekannte Johannes
Clericus
gerne beymessen wollen. Er provo-
cir
t daselbst seine wiedersprecher/ daß sie ihm ei-
nen eintzigen benennen solten/ der jemals ac-"
curat
er und gewisser allen Enthusiasmum von"
der Philosophie und allen fanatischen Enthusi-"
asmum
von der Theologie vertrieben habe als"
er. Er habe auch sonderlich in der Oecono-"dem wah-
ren und
falschen.

mia divina cap. IX. die Theologie und das
Christenthum von dem fanatische Enthusiasmo
dermassen gerettet/ daß er augenscheinlich erwie-
sen/ wie diejenigen sich der einwohnung
und regierung des Geistes CHristi we-

der rüh-

Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
ein wahrer Chriſt. Man frage aber
nicht von was vor einer
ſecte er ſey/ weil
weder die Gottſeligkeit noch die weiß-
heit um eine
ſecte bekuͤmmert iſt/ ſon-
dern von was vor einer
ſecte einer ſey
(Wenn er anders dieſelbe geiſtliche dinge und
die gnade GOttes/ wie ſie von natuͤrlichen un-
terſchieden iſt/ nicht leugnet) ſo iſt er GOtt
angenehm/ und wird mit der Goͤttlichen
weißheitbegabet/ wenn er GOtt fuͤrch-
tet und auff ſeinen wegen wandelt.

36. Eben daſelbſt p. 43. wird aus dem an-
Von der
Heiligen
Schrifft/
dern buch de Eruditione §. 33. Poirets bekaͤnt-
niß vom gebrauch und auslegung der H.
Schrifft angefuͤhret/ wie nemlich allein hei-
lige und Gottſelige leute faͤhig ſeyn die
Bibel zu erklaͤren/
gleich wie auch L. III. §.
derſelben
brauch
und miß-
brauch.
73. u. f. ſehr gruͤndlich gewieſen wird/ daß die
falſche buchſtaͤbliche Theologie zwar ſich im̃er
auff die ſchrifft beruffe/ aber von CHriſto mit
recht zur antwort bekomme aus Joh. V. 37.
Nothwen-
digkeit.
Jhr habt ſein wort nicht in euch blei-
bend/
wie auch aus Auguſtino de doctrina
Chriſtiana:
daß ein menſch/ der glauben/
liebe und hoffnung habe und behalte/
die ſchrifft nicht beduͤrffe/ als nur zur
unterweiſung anderer.
Da denn auch p.
367, nach einander entdecket wird/ wie die
Falſchen
auslegun-
gen.
„menſchen mit ihren falſchen concepten/ Ideen
„und gloſſen die ſchrifft gantz untuͤchtig ge-
„macht und ſchaͤndlich gemißbraucht/ und daß
„es hingegen GOtt gefallen/ die wahrheit
„durch andere als bloße ſchrifft-worte zu eroͤff-
„nen/ und diejenigen irꝛthuͤmer zu beſtraffen/
„welche unter denen critiquen und Heidniſchen
Sophiſtereyen mit einer larve derer ſchrifft-
„worte ſcheinbarlich bedecket worden. Da-
„her es nicht gnug zu beklagen ſey/ daß die leu-
„te durch ſolche literatos oder buchſtaͤbler von
„ihren pflichten gegen GOtt gaͤntzlich ab/ und
„auff heucheley und boßheit verfuͤhret wuͤrden.
„Aus welchen und dergleichen klagen gewiß iſt/
„daß Poiret die Bibel/ in ihrem rechten Goͤtt-
„lichen gebrauch allerdings ſtehen laſſe/ und
wieder den mißbrauch und falſchen begriff von
derſelben ernſtlich eiffere (conf. & Methodus
inveniendi verum P. III. p.
178.)

Von der
noͤthigen
krafft
GOttes/

37. Zugleich aber iſt auch gewiß/ daß er zur
wahren weißheit und ſeligkeit Goͤttliche krafft
und wuͤrckung erfordere. Und dahero nennet
er dieſes in der vorrede gedachten buches einen
haupt-irꝛthum/ wenn man die inwendi-
ge wuͤrckung GOttes in den ſeelen leug-
ne/
und alles auff die activitaͤt der ver-
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Welches der
brunn alles uͤbels ſey/ und dennoch von denen
urhebern wegen ihrer blindheit nicht erkannt
werde. Von der Methode ſelbſt aber zur wahr-
heit zu gelangen ſchreibet er L. I. §. 38. p. 89. u.
und er-
leuchtung.
f. alſo: Es iſt gewiß/ daß das licht der
wahrheit von GOttes wuͤrckung
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di
re/ wodurch die gemuͤther der lehrlin-
ge erleuchtet werden muͤſſen. Die ur-
ſache dieſer Goͤttlichen wuͤrckung koͤn-
nen die worte des lehrers nicht ſeyn/ ſon-
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die an dem freyen willen GOttes han-
get/ nicht aber eben nothwendig iſt:
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lehrende hoͤret/ ſo iſt GOtt deßwegen
[Spaltenumbruch] nicht gehalten/ durch die veranlaſſung
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

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es nach ſeinem gefallen thun. Es wird
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und lernende ſelbſt ihm angenehm ſind/
oder wenn ſie ſich befleißigen dem
Goͤttlichen willen auffrichtig zu
gehorchen. Denn GOTT erfuͤllet den
willen und das verlangen derer/ die ihn
lieben und ehren. Darum wenn der
Lehrer GOtt auffrichtig und inbruͤn-
ſtig bittet und erſuchet/ daß er ſeinen
worten die gnadenreiche wuͤrckung ſei-
nes lichts in den hertzen der zuhoͤrer bey-
legen wolle/ wenn auch die zuhoͤrer auff-
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krafft ſeines lichts in ſich wuͤnſchen und
erbitten/ auch ſolche eigenſchafften
haben/ die zu erlangung der gruͤndli-
chen wahrheit noͤthig ſind/ alsdenn
thut GOtt als ein liebhaber derer die
ihn lieben/ den willen derſelben/ weil ihr
gemuͤthe wol dazu geſchickt iſt/ und er-
wecket in ihnen ſein licht biß weilē ohne
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durch dieſelbe. Welche worte ſonſten/
wenn GOttes wuͤrckung und eine gute
bewandniß der gemuͤther nicht dabey
iſt/ todte worte ſind/ wie
Paulus die
Schrifft ſelber nennet
2. Cor. III. 6. 7. in-
dem er auch die diener des buchſtabens
von den dienern des geiſtes unterſchei-
det. Und dieſes iſt der wahre ſchluͤſſel
der ſchrifft/ und des Goͤttlichen ſinnes/
nicht aber tauſenderley lappereyen aus
der
Critica, von denen grundſprachen/
von den reguln der auslegung/ welche
die Juden im Alten Teſtam. uͤberfluͤßig
haben/ und dennoch den/ der darinne be-
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denn auch die CHriſten den geiſt der lie-
be und GOttes/ welches der zweck des
N. Teſtaments iſt/ nicht allein nicht
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als wenn ſie eben in der Schrifft den
geiſt des haſſes/ der zwietracht und des
Antichriſtenthums mit ihren ſchoͤnen

regulis herminevticis gefunden haͤtten.

38. Und dieſen grund nemlich von der noth-Vom en-
thuſiaſmo,

wendigen erleuchtung GOttes hater auch da-
ſelbſt p. 92. u. f. von denen natuͤrlichen wiſſen-
ſchafften deutlich gezeiget. Wie er auch in der
Epiſtola ad Auctorem Bibliothecæ p. 502. ſich
bey dieſer materie von allem argwohn und an-
ſchuldigungen des Enthuſiaſmi gruͤndlich pur-
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et hat/ welchen ihm der bekannte Johannes
Clericus
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t daſelbſt ſeine wiederſprecher/ daß ſie ihm ei-
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deꝛ Philoſophie und allen fanatiſchen Enthuſi-“
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von der Theologie vertrieben habe als“
er. Er habe auch ſonderlich in der Oecono-dem wah-
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falſchen.

mia divina cap. IX. die Theologie und das
Chriſtenthum von dem fanatiſchē Enthuſiaſmo
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[166/0178] Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, ein wahrer Chriſt. Man frage aber nicht von was vor einer ſecte er ſey/ weil weder die Gottſeligkeit noch die weiß- heit um eine ſecte bekuͤmmert iſt/ ſon- dern von was vor einer ſecte einer ſey (Wenn er anders dieſelbe geiſtliche dinge und die gnade GOttes/ wie ſie von natuͤrlichen un- terſchieden iſt/ nicht leugnet) ſo iſt er GOtt angenehm/ und wird mit der Goͤttlichen weißheitbegabet/ wenn er GOtt fuͤrch- tet und auff ſeinen wegen wandelt. Jahr MDC. biß MDCC. 36. Eben daſelbſt p. 43. wird aus dem an- dern buch de Eruditione §. 33. Poirets bekaͤnt- niß vom gebrauch und auslegung der H. Schrifft angefuͤhret/ wie nemlich allein hei- lige und Gottſelige leute faͤhig ſeyn die Bibel zu erklaͤren/ gleich wie auch L. III. §. 73. u. f. ſehr gruͤndlich gewieſen wird/ daß die falſche buchſtaͤbliche Theologie zwar ſich im̃er auff die ſchrifft beruffe/ aber von CHriſto mit recht zur antwort bekomme aus Joh. V. 37. Jhr habt ſein wort nicht in euch blei- bend/ wie auch aus Auguſtino de doctrina Chriſtiana: daß ein menſch/ der glauben/ liebe und hoffnung habe und behalte/ die ſchrifft nicht beduͤrffe/ als nur zur unterweiſung anderer. Da denn auch p. 367, nach einander entdecket wird/ wie die „menſchen mit ihren falſchen concepten/ Ideen „und gloſſen die ſchrifft gantz untuͤchtig ge- „macht und ſchaͤndlich gemißbraucht/ und daß „es hingegen GOtt gefallen/ die wahrheit „durch andere als bloße ſchrifft-worte zu eroͤff- „nen/ und diejenigen irꝛthuͤmer zu beſtraffen/ „welche unter denen critiquen und Heidniſchen „Sophiſtereyen mit einer larve derer ſchrifft- „worte ſcheinbarlich bedecket worden. Da- „her es nicht gnug zu beklagen ſey/ daß die leu- „te durch ſolche literatos oder buchſtaͤbler von „ihren pflichten gegen GOtt gaͤntzlich ab/ und „auff heucheley und boßheit verfuͤhret wuͤrden. „Aus welchen und dergleichen klagen gewiß iſt/ „daß Poiret die Bibel/ in ihrem rechten Goͤtt- „lichen gebrauch allerdings ſtehen laſſe/ und wieder den mißbrauch und falſchen begriff von derſelben ernſtlich eiffere (conf. & Methodus inveniendi verum P. III. p. 178.) Von der Heiligen Schrifft/ derſelben brauch und miß- brauch. Nothwen- digkeit. Falſchen auslegun- gen. 37. Zugleich aber iſt auch gewiß/ daß er zur wahren weißheit und ſeligkeit Goͤttliche krafft und wuͤrckung erfordere. Und dahero nennet er dieſes in der vorrede gedachten buches einen haupt-irꝛthum/ wenn man die inwendi- ge wuͤrckung GOttes in den ſeelen leug- ne/ und alles auff die activitaͤt der ver- derbten vernunfft baue. Welches der brunn alles uͤbels ſey/ und dennoch von denen urhebern wegen ihrer blindheit nicht erkannt werde. Von der Methode ſelbſt aber zur wahr- heit zu gelangen ſchreibet er L. I. §. 38. p. 89. u. f. alſo: Es iſt gewiß/ daß das licht der wahrheit von GOttes wuͤrckung depen- dire/ wodurch die gemuͤther der lehrlin- ge erleuchtet werden muͤſſen. Die ur- ſache dieſer Goͤttlichen wuͤrckung koͤn- nen die worte des lehrers nicht ſeyn/ ſon- dern nur eine veranlaſſung/ und zwar die an dem freyen willen GOttes han- get/ nicht aber eben nothwendig iſt: Das iſt/ wenn der Lehrer redet/ und der lehrende hoͤret/ ſo iſt GOtt deßwegen nicht gehalten/ durch die veranlaſſung der gehoͤrten worte ſein licht in den ge- muͤthern zu erwecken/ ſondern er wird es nach ſeinem gefallen thun. Es wird ihm aber gefallen/ wenn der Lehrer und lernende ſelbſt ihm angenehm ſind/ oder wenn ſie ſich befleißigen dem Goͤttlichen willen auffrichtig zu gehorchen. Denn GOTT erfuͤllet den willen und das verlangen derer/ die ihn lieben und ehren. Darum wenn der Lehrer GOtt auffrichtig und inbruͤn- ſtig bittet und erſuchet/ daß er ſeinen worten die gnadenreiche wuͤrckung ſei- nes lichts in den hertzen der zuhoͤrer bey- legen wolle/ wenn auch die zuhoͤrer auff- ꝛichtig ſind uñ in demuth und zukehꝛung zu GOtt die gnaͤdige wuͤrckung und krafft ſeines lichts in ſich wuͤnſchen und erbitten/ auch ſolche eigenſchafften haben/ die zu erlangung der gruͤndli- chen wahrheit noͤthig ſind/ alsdenn thut GOtt als ein liebhaber derer die ihn lieben/ den willen derſelben/ weil ihr gemuͤthe wol dazu geſchickt iſt/ und er- wecket in ihnen ſein licht biß weilē ohne veranlaſſung der worte/ ordentlich aber durch dieſelbe. Welche worte ſonſten/ wenn GOttes wuͤrckung und eine gute bewandniß der gemuͤther nicht dabey iſt/ todte worte ſind/ wie Paulus die Schrifft ſelber nennet 2. Cor. III. 6. 7. in- dem er auch die diener des buchſtabens von den dienern des geiſtes unterſchei- det. Und dieſes iſt der wahre ſchluͤſſel der ſchrifft/ und des Goͤttlichen ſinnes/ nicht aber tauſenderley lappereyen aus der Critica, von denen grundſprachen/ von den reguln der auslegung/ welche die Juden im Alten Teſtam. uͤberfluͤßig haben/ und dennoch den/ der darinne be- ſchrieben iſt/ nicht allein nicht erkannt/ ſondern auch gar gecreutziget. Wie denn auch die CHriſten den geiſt der lie- be und GOttes/ welches der zweck des N. Teſtaments iſt/ nicht allein nicht wiſſen/ ſondern auch ſich alſo verhalten/ als wenn ſie eben in der Schrifft den geiſt des haſſes/ der zwietracht und des Antichriſtenthums mit ihren ſchoͤnen regulis herminevticis gefunden haͤtten. und er- leuchtung. Jahr MDC. biß MDCC. 38. Und dieſen grund nemlich von der noth- wendigen erleuchtung GOttes hater auch da- ſelbſt p. 92. u. f. von denen natuͤrlichen wiſſen- ſchafften deutlich gezeiget. Wie er auch in der Epiſtola ad Auctorem Bibliothecæ p. 502. ſich bey dieſer materie von allem argwohn und an- ſchuldigungen des Enthuſiaſmi gruͤndlich pur- giret hat/ welchen ihm der bekannte Johannes Clericus gerne beymeſſen wollen. Er provo- cirt daſelbſt ſeine wiederſprecher/ daß ſie ihm ei- nen eintzigen benennen ſolten/ der jemals ac-“ curater und gewiſſer allen Enthuſiaſmum von“ deꝛ Philoſophie und allen fanatiſchen Enthuſi-“ aſmum von der Theologie vertrieben habe als“ er. Er habe auch ſonderlich in der Oecono-„ mia divina cap. IX. die Theologie und das Chriſtenthum von dem fanatiſchē Enthuſiaſmo dermaſſen gerettet/ daß er augenſcheinlich erwie- ſen/ wie diejenigen ſich der einwohnung und regierung des Geiſtes CHriſti we- der ruͤh- Vom en- thuſiaſmo, dem wah- ren und falſchen.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/178>, abgerufen am 28.03.2024.