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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
bis
MDCC.
solte sie denn wol besser beichten/ daß
man wol was mehrers erfahren würde.
Denn wer wolte sie aus dem verdacht
lassen/ wenn er ansiehet/ wie sie sich
rühmet/ daß sie alles weiß/ was dem men-
schen soll wiederfahren/ ja selbst die ge-
dancken.
Jn welcher greulichen beschuldi-
gung er denn mit ihren ärgsten feinden denen
Papiften genau übereinstimmet/ als die gleich-
fals sie solcher greuel bezüchtigten/ und zwar
bey einer traurigen begebenheit/ da diejenigen
kinder/ über welche sie auffseherin gewesen/ fast
alle mit der zauberey behafftet gewesen/ welches
die Anthoinette auch zu allererst geoffenbaret/
und von dem Magistrat zu Rissel nach langer
inquisition frey gesprochen worden/ wie in dem
ausgeführten leben p. 204. u. f. 366. 373. 386.
weitläufftig/ und zu ihrer augenscheinlichen
exculpation erzehlet wird.

Andere
aufflagen/
von ihren
geistlichen
empfin-
dungen.

26. Unter solche thörichte aufflagen gehöret
auch wol/ was man von ihr ausgesprenget/
als hätte sie sich vor das weib aus Apoc. XII.
ausgegeben/ wie bey Burchardo p. 35. und bey
andern zusehen. Jngleichen da man ihr als
einen eiteln ruhm ausgedeutet/ daß sie bezeuget/
sie empfinde in ihrem hertzen gleichsam geburts-
schmertzen/ wenn die wahrheit bey einem an-
dern zu würcken anfange: Davon Poiret im
ausgeführten leben p. 396. Dieses schreibet:
Es ist wahrhafftig wahr/ und aus der
erfahrung selbst allen denen/ die mit ihr
umgegangen/ bekannt/ die gottlosen
boßhafftigen spötter mögen davon sa-
gen/ was sie wollen/ daß sie allemal/
wenn jemand aus ihren worten oder
schrifften so viel krafft empfangen/ daß
er sich entschlossen alles zu verlassen/
und GOtt sich zu ergeben/ sie mochte
seyn/ wo sie wolte/ eben dieselben schmer-
tzen/ und eben dasselbe weh/ das eine
schwangere und kreißende frau zu ha-
ben pfleget etc.
Andere dergleichen anschuldi-
gungen übergehe ich/ und gedencke nur mit we-
nigen/ wie man diese so verhaste person realiter
Jhre thät-
liche ver-
folgungen
von den
Lutheri-
schen Pre-
digern in
Hollstein.
zu wiederlegen gesuchet. Daß ich aber allhier
derer Catholicken nicht gedencke/ so haben sich
die Lutherischen Clerici dißfals denen Jesuiten
gantz gleich erwiesen/ indem alle ihr ungemach/
welches sie sonderlich im Hollsteinischen erlit-
ten/ eintzig und allein von der Clerisey daselbst
angestifftet/ und verursachet worden/ wie sie
sich solcher thaten selber öffentlich vor der gan-
tzen welt gerühmet haben. Angesehen ihr be-
kantester wiederleger Burchardus in der vorrede
über seine anmerckungen p. e. I. sich öffentlich
rühmet: Die hand des HErrn hätte den
Hollsteinischen Fürsten gerühret/ daß er
dieser bösen mutter das gesuchte gefähr-
liche kinderbett verwehret/ bey zeiten
solchem unheil vorgekommen/ die bü-
cher/ presse und druckerey hinweg ge-
schaffet/ und über 50. packen bücher
gantzer 6. wagen voll wegführen lassen.

Was Berckendal wider sie anzufangen gera-
then/ daß man sie nemlich durch den hencker be-
kehren solte/ ist schon aus seinen eigenen worten
gewiesen/ und als eine probe von der tyranney
solcher leute anzumercken. Collberg rühmet
p. 392. ebenfals/ daß der fleiß und die vor-
sichtigkeit getreuer seelsorger der
Antoi-
[Spaltenumbruch] nette
schändlichen beginnen nicht alleinJahr
MDC.
biß
MDCC.

sich wiedersetzet/ sondern auch bey der
hohen Obrigkeit dahin gebracht habe/
daß diese verführerin das land
(Hollstein)
räumen müssen.

27. Jn dem ausgeführten leben der Antoi-
nette
sind von diesen Hollsteinischen troublenNähere
umstände
davon.

viel notable umstände zu finden. Am 504.
blat im 25. cap. wird von der edition ihres
zeugnisses der wahrheit folgendes gemel-
det: Der teuffel ist niemals so sehr in den
harnisch gejagt worden/ als dazumal/
da dieses buch aus licht trat. Es war
zwar wider die Lutherischen nicht ge-
schrieben/ gleichwol zogen es die Luthe-
rischen Priester in Hollstein auff sich/
indem sie sich ohne zweiffel derer laster/
die darinnen verdammt waren/ mit
schuldig befanden. Man wird aus den
begebenheiten wol sehen/ ob diese wüte-
rey nicht gantz teuffelisch und mehr
übermäßig gewesen/ als man sich ein-
bilden könne/ oder ob sie denen anstän-
dig/ welche sich derer kennzeichen anma-
sen dürffen/ zu denen JEsus CHristus
sagt:
Jch sende euch wie die schafe. Es sind
aber die würckliche begebenbeiten hiebey folgen-
de gewesen. Erstlich wird p. 508. erzehlt/ wieVerbie-
tung der
Druckerey.

die Priester zu Husum und Schleßwig durch ih-
re verläumdungen bey hoffe zu wege gebracht/
daß ihr die Druckerey verboten worden/ und
man eine inquisition wider sie angestellet/ dar-
inne sie aber nichts gefunden/ als daß diese
leute fromm wären/ und ein gutes/ ge-
rechtes/ keusches und erbauliches leben
führten.
Hernach wird p. 510. geklagt/ daß
die Prediger an einem Weyhnacht-Fest anno
1673. an statt daß sie frieden predigenAuffwieg-
lung des
pöbels.

sollen/ denen zuhörern den geist des wü-
tens/ hasses und abscheues wider die
An-
toinette
eingeblasen/ und derselben teuf-
felische Gotteslästerliche lehre zuge-
schrieben/
auch die zuhörer öffentlich vermah-
net/ sie nirgends zu herbergen/ weil sie är-
ger als eine Judin wäre. Das volck sey hier-
auff so erbittert worden/ daß die kinder auff"
der gassen geschrieen und sie gesuchet. Sie habe"
auch nirgends mehr auffenthalt finden kön-"
nen/ und habe man zu Flenßburg eine witt-"
we/ bey welcher die Antoinette eine weile ge-"
wesen/ deßwegen plötzlich aus der stadt ver-"
wiesen und mit koth hinausgeworffen."

28. Eben daselbst hat man einen boten/ wel-Ubler pro-
ceß mit ei-
nem boten.

cher einen brieff von ihr an die Obrigkeit des ge-
dachten processes wegen überbracht/ an händen
und füssen gebunden/ in ein grausames loch ge-
worffen/ mit wasser und brod gespeiset/ hernach
dem Hencker übergeben/ der ihn noch grausamer
tractiren müssen/ biß die Antoinette eine sum-
me geldes zu seiner erlösung überschicket. Man
hat aber bey seiner verweisung ihre schrifften
durch den hencker unter dem galgen/ da der
bote zusehen müssen/ verbrant/ dabey ein Richter
gesagt: o daß man sie nicht selbst mit ihnen
verbrant hat!
Ja ein Priester zu Friede-
richsstadt soll gewünschet haben/ so glücklich
zu seyn/ daß er das holtz sie zu verbren-
nen anschaffen möchte;
siehe pag. 513. 514.
Ferner wird pag. 516. erzehlet/ wie durch der

Predi-

Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon,
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
bis
MDCC.
ſolte ſie denn wol beſſer beichten/ daß
man wol was mehrers erfahren wuͤrde.
Denn wer wolte ſie aus dem verdacht
laſſen/ wenn er anſiehet/ wie ſie ſich
ꝛuͤhmet/ daß ſie alles weiß/ was dem men-
ſchen ſoll wiederfahren/ ja ſelbſt die ge-
dancken.
Jn welcher greulichen beſchuldi-
gung er denn mit ihren aͤrgſten feinden denen
Papiften genau uͤbereinſtimmet/ als die gleich-
fals ſie ſolcher greuel bezuͤchtigten/ und zwar
bey einer traurigen begebenheit/ da diejenigen
kinder/ uͤber welche ſie auffſeherin geweſen/ faſt
alle mit der zauberey behafftet geweſen/ welches
die Anthoinette auch zu allererſt geoffenbaret/
und von dem Magiſtrat zu Riſſel nach langer
inquiſition frey geſprochen worden/ wie in dem
ausgefuͤhrten leben p. 204. u. f. 366. 373. 386.
weitlaͤufftig/ und zu ihrer augenſcheinlichen
exculpation erzehlet wird.

Andere
aufflagen/
von ihren
geiſtlichen
empfin-
dungen.

26. Unter ſolche thoͤrichte aufflagen gehoͤret
auch wol/ was man von ihr ausgeſprenget/
als haͤtte ſie ſich vor das weib aus Apoc. XII.
ausgegeben/ wie bey Burchardo p. 35. und bey
andern zuſehen. Jngleichen da man ihr als
einen eiteln ruhm ausgedeutet/ daß ſie bezeuget/
ſie empfinde in ihrem hertzen gleichſam geburts-
ſchmertzen/ wenn die wahrheit bey einem an-
dern zu wuͤrcken anfange: Davon Poiret im
ausgefuͤhrten leben p. 396. Dieſes ſchreibet:
Es iſt wahrhafftig wahr/ und aus der
erfahrung ſelbſt allen denen/ die mit ihr
umgegangen/ bekannt/ die gottloſen
boßhafftigen ſpoͤtter moͤgen davon ſa-
gen/ was ſie wollen/ daß ſie allemal/
wenn jemand aus ihren worten oder
ſchrifften ſo viel krafft empfangen/ daß
er ſich entſchloſſen alles zu verlaſſen/
und GOtt ſich zu ergeben/ ſie mochte
ſeyn/ wo ſie wolte/ eben dieſelben ſchmer-
tzen/ und eben daſſelbe weh/ das eine
ſchwangere und kreißende frau zu ha-
ben pfleget ꝛc.
Andere dergleichen anſchuldi-
gungen uͤbergehe ich/ und gedencke nur mit we-
nigen/ wie man dieſe ſo verhaſte perſon realiter
Jhre thaͤt-
liche ver-
folgungen
von den
Lutheri-
ſchen Pre-
digern in
Hollſtein.
zu wiederlegen geſuchet. Daß ich aber allhier
derer Catholicken nicht gedencke/ ſo haben ſich
die Lutheriſchen Clerici dißfals denen Jeſuiten
gantz gleich erwieſen/ indem alle ihr ungemach/
welches ſie ſonderlich im Hollſteiniſchen erlit-
ten/ eintzig und allein von der Cleriſey daſelbſt
angeſtifftet/ und verurſachet worden/ wie ſie
ſich ſolcher thaten ſelber oͤffentlich vor der gan-
tzen welt geruͤhmet haben. Angeſehen ihr be-
kanteſter wiederleger Burchardus in der vorrede
uͤber ſeine anmerckungen p. e. I. ſich oͤffentlich
ruͤhmet: Die hand des HErrn haͤtte den
Hollſteiniſchen Fuͤrſten geruͤhret/ daß er
dieſer boͤſen mutter das geſuchte gefaͤhr-
liche kinderbett verwehret/ bey zeiten
ſolchem unheil vorgekommen/ die buͤ-
cher/ preſſe und druckerey hinweg ge-
ſchaffet/ und uͤber 50. packen buͤcher
gantzer 6. wagen voll wegfuͤhren laſſen.

Was Berckendal wider ſie anzufangen gera-
then/ daß man ſie nemlich durch den hencker be-
kehren ſolte/ iſt ſchon aus ſeinen eigenen worten
gewieſen/ und als eine probe von der tyranney
ſolcher leute anzumercken. Collberg ruͤhmet
p. 392. ebenfals/ daß der fleiß und die vor-
ſichtigkeit getreuer ſeelſorger der
Antoi-
[Spaltenumbruch] nette
ſchaͤndlichen beginnen nicht alleinJahr
MDC.
biß
MDCC.

ſich wiederſetzet/ ſondern auch bey der
hohen Obrigkeit dahin gebracht habe/
daß dieſe verfuͤhrerin das land
(Hollſtein)
raͤumen muͤſſen.

27. Jn dem ausgefuͤhrten leben der Antoi-
nette
ſind von dieſen Hollſteiniſchen troublenNaͤhere
umſtaͤnde
davon.

viel notable umſtaͤnde zu finden. Am 504.
blat im 25. cap. wird von der edition ihres
zeugniſſes der wahrheit folgendes gemel-
det: Der teuffel iſt niemals ſo ſehr in den
harniſch gejagt worden/ als dazumal/
da dieſes buch aus licht trat. Es war
zwar wider die Lutheriſchen nicht ge-
ſchrieben/ gleichwol zogen es die Luthe-
riſchen Prieſter in Hollſtein auff ſich/
indem ſie ſich ohne zweiffel derer laſter/
die darinnen verdammt waren/ mit
ſchuldig befanden. Man wird aus den
begebenheiten wol ſehen/ ob dieſe wuͤte-
rey nicht gantz teuffeliſch und mehr
uͤbermaͤßig geweſen/ als man ſich ein-
bilden koͤnne/ oder ob ſie denen anſtaͤn-
dig/ welche ſich derer kennzeichen anma-
ſen duͤrffen/ zu denen JEſus CHriſtus
ſagt:
Jch ſende euch wie die ſchafe. Es ſind
aber die wuͤrckliche begebenbeiten hiebey folgen-
de geweſen. Erſtlich wird p. 508. erzehlt/ wieVerbie-
tung der
Druckerey.

die Prieſter zu Huſum und Schleßwig durch ih-
re verlaͤumdungen bey hoffe zu wege gebracht/
daß ihr die Druckerey verboten worden/ und
man eine inquiſition wider ſie angeſtellet/ dar-
inne ſie aber nichts gefunden/ als daß dieſe
leute fromm waͤren/ und ein gutes/ ge-
rechtes/ keuſches und erbauliches leben
fuͤhrten.
Hernach wird p. 510. geklagt/ daß
die Prediger an einem Weyhnacht-Feſt anno
1673. an ſtatt daß ſie frieden predigenAuffwieg-
lung des
poͤbels.

ſollen/ denen zuhoͤrern den geiſt des wuͤ-
tens/ haſſes und abſcheues wider die
An-
toinette
eingeblaſen/ und derſelben teuf-
feliſche Gotteslaͤſterliche lehre zuge-
ſchrieben/
auch die zuhoͤrer oͤffentlich vermah-
net/ ſie nirgends zu herbergen/ weil ſie aͤr-
ger als eine Judin waͤre. Das volck ſey hier-
auff ſo erbittert worden/ daß die kinder auff“
der gaſſen geſchrieen und ſie geſuchet. Sie habe“
auch nirgends mehr auffenthalt finden koͤn-“
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we/ bey welcher die Antoinette eine weile ge-“
weſen/ deßwegen ploͤtzlich aus der ſtadt ver-“
wieſen und mit koth hinausgeworffen.„

28. Eben daſelbſt hat man einen boten/ wel-Ubler pro-
ceß mit ei-
nem boten.

cher einen brieff von ihr an die Obrigkeit des ge-
dachten proceſſes wegen uͤberbracht/ an haͤnden
und fuͤſſen gebunden/ in ein grauſames loch ge-
worffen/ mit waſſer und brod geſpeiſet/ hernach
dem Hencker uͤbergeben/ der ihn noch grauſamer
tractiren muͤſſen/ biß die Antoinette eine ſum-
me geldes zu ſeiner erloͤſung uͤberſchicket. Man
hat aber bey ſeiner verweiſung ihre ſchrifften
durch den hencker unter dem galgen/ da der
bote zuſehen muͤſſen/ verbrant/ dabey ein Richter
geſagt: o daß man ſie nicht ſelbſt mit ihnen
verbrant hat!
Ja ein Prieſter zu Friede-
richsſtadt ſoll gewuͤnſchet haben/ ſo gluͤcklich
zu ſeyn/ daß er das holtz ſie zu verbren-
nen anſchaffen moͤchte;
ſiehe pag. 513. 514.
Ferner wird pag. 516. erzehlet/ wie durch der

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[162/0174] Th. III. C. XVI. Von der Antoinette Bourignon, ſolte ſie denn wol beſſer beichten/ daß man wol was mehrers erfahren wuͤrde. Denn wer wolte ſie aus dem verdacht laſſen/ wenn er anſiehet/ wie ſie ſich ꝛuͤhmet/ daß ſie alles weiß/ was dem men- ſchen ſoll wiederfahren/ ja ſelbſt die ge- dancken. Jn welcher greulichen beſchuldi- gung er denn mit ihren aͤrgſten feinden denen Papiften genau uͤbereinſtimmet/ als die gleich- fals ſie ſolcher greuel bezuͤchtigten/ und zwar bey einer traurigen begebenheit/ da diejenigen kinder/ uͤber welche ſie auffſeherin geweſen/ faſt alle mit der zauberey behafftet geweſen/ welches die Anthoinette auch zu allererſt geoffenbaret/ und von dem Magiſtrat zu Riſſel nach langer inquiſition frey geſprochen worden/ wie in dem ausgefuͤhrten leben p. 204. u. f. 366. 373. 386. weitlaͤufftig/ und zu ihrer augenſcheinlichen exculpation erzehlet wird. Jahr MDC. bis MDCC. 26. Unter ſolche thoͤrichte aufflagen gehoͤret auch wol/ was man von ihr ausgeſprenget/ als haͤtte ſie ſich vor das weib aus Apoc. XII. ausgegeben/ wie bey Burchardo p. 35. und bey andern zuſehen. Jngleichen da man ihr als einen eiteln ruhm ausgedeutet/ daß ſie bezeuget/ ſie empfinde in ihrem hertzen gleichſam geburts- ſchmertzen/ wenn die wahrheit bey einem an- dern zu wuͤrcken anfange: Davon Poiret im ausgefuͤhrten leben p. 396. Dieſes ſchreibet: Es iſt wahrhafftig wahr/ und aus der erfahrung ſelbſt allen denen/ die mit ihr umgegangen/ bekannt/ die gottloſen boßhafftigen ſpoͤtter moͤgen davon ſa- gen/ was ſie wollen/ daß ſie allemal/ wenn jemand aus ihren worten oder ſchrifften ſo viel krafft empfangen/ daß er ſich entſchloſſen alles zu verlaſſen/ und GOtt ſich zu ergeben/ ſie mochte ſeyn/ wo ſie wolte/ eben dieſelben ſchmer- tzen/ und eben daſſelbe weh/ das eine ſchwangere und kreißende frau zu ha- ben pfleget ꝛc. Andere dergleichen anſchuldi- gungen uͤbergehe ich/ und gedencke nur mit we- nigen/ wie man dieſe ſo verhaſte perſon realiter zu wiederlegen geſuchet. Daß ich aber allhier derer Catholicken nicht gedencke/ ſo haben ſich die Lutheriſchen Clerici dißfals denen Jeſuiten gantz gleich erwieſen/ indem alle ihr ungemach/ welches ſie ſonderlich im Hollſteiniſchen erlit- ten/ eintzig und allein von der Cleriſey daſelbſt angeſtifftet/ und verurſachet worden/ wie ſie ſich ſolcher thaten ſelber oͤffentlich vor der gan- tzen welt geruͤhmet haben. Angeſehen ihr be- kanteſter wiederleger Burchardus in der vorrede uͤber ſeine anmerckungen p. e. I. ſich oͤffentlich ruͤhmet: Die hand des HErrn haͤtte den Hollſteiniſchen Fuͤrſten geruͤhret/ daß er dieſer boͤſen mutter das geſuchte gefaͤhr- liche kinderbett verwehret/ bey zeiten ſolchem unheil vorgekommen/ die buͤ- cher/ preſſe und druckerey hinweg ge- ſchaffet/ und uͤber 50. packen buͤcher gantzer 6. wagen voll wegfuͤhren laſſen. Was Berckendal wider ſie anzufangen gera- then/ daß man ſie nemlich durch den hencker be- kehren ſolte/ iſt ſchon aus ſeinen eigenen worten gewieſen/ und als eine probe von der tyranney ſolcher leute anzumercken. Collberg ruͤhmet p. 392. ebenfals/ daß der fleiß und die vor- ſichtigkeit getreuer ſeelſorger der Antoi- nette ſchaͤndlichen beginnen nicht allein ſich wiederſetzet/ ſondern auch bey der hohen Obrigkeit dahin gebracht habe/ daß dieſe verfuͤhrerin das land (Hollſtein) raͤumen muͤſſen. Jhre thaͤt- liche ver- folgungen von den Lutheri- ſchen Pre- digern in Hollſtein. Jahr MDC. biß MDCC. 27. Jn dem ausgefuͤhrten leben der Antoi- nette ſind von dieſen Hollſteiniſchen troublen viel notable umſtaͤnde zu finden. Am 504. blat im 25. cap. wird von der edition ihres zeugniſſes der wahrheit folgendes gemel- det: Der teuffel iſt niemals ſo ſehr in den harniſch gejagt worden/ als dazumal/ da dieſes buch aus licht trat. Es war zwar wider die Lutheriſchen nicht ge- ſchrieben/ gleichwol zogen es die Luthe- riſchen Prieſter in Hollſtein auff ſich/ indem ſie ſich ohne zweiffel derer laſter/ die darinnen verdammt waren/ mit ſchuldig befanden. Man wird aus den begebenheiten wol ſehen/ ob dieſe wuͤte- rey nicht gantz teuffeliſch und mehr uͤbermaͤßig geweſen/ als man ſich ein- bilden koͤnne/ oder ob ſie denen anſtaͤn- dig/ welche ſich derer kennzeichen anma- ſen duͤrffen/ zu denen JEſus CHriſtus ſagt: Jch ſende euch wie die ſchafe. Es ſind aber die wuͤrckliche begebenbeiten hiebey folgen- de geweſen. Erſtlich wird p. 508. erzehlt/ wie die Prieſter zu Huſum und Schleßwig durch ih- re verlaͤumdungen bey hoffe zu wege gebracht/ daß ihr die Druckerey verboten worden/ und man eine inquiſition wider ſie angeſtellet/ dar- inne ſie aber nichts gefunden/ als daß dieſe leute fromm waͤren/ und ein gutes/ ge- rechtes/ keuſches und erbauliches leben fuͤhrten. Hernach wird p. 510. geklagt/ daß die Prediger an einem Weyhnacht-Feſt anno 1673. an ſtatt daß ſie frieden predigen ſollen/ denen zuhoͤrern den geiſt des wuͤ- tens/ haſſes und abſcheues wider die An- toinette eingeblaſen/ und derſelben teuf- feliſche Gotteslaͤſterliche lehre zuge- ſchrieben/ auch die zuhoͤrer oͤffentlich vermah- net/ ſie nirgends zu herbergen/ weil ſie aͤr- ger als eine Judin waͤre. Das volck ſey hier- auff ſo erbittert worden/ daß die kinder auff“ der gaſſen geſchrieen und ſie geſuchet. Sie habe“ auch nirgends mehr auffenthalt finden koͤn-“ nen/ und habe man zu Flenßburg eine witt-“ we/ bey welcher die Antoinette eine weile ge-“ weſen/ deßwegen ploͤtzlich aus der ſtadt ver-“ wieſen und mit koth hinausgeworffen.„ Naͤhere umſtaͤnde davon. Verbie- tung der Druckerey. Auffwieg- lung des poͤbels. 28. Eben daſelbſt hat man einen boten/ wel- cher einen brieff von ihr an die Obrigkeit des ge- dachten proceſſes wegen uͤberbracht/ an haͤnden und fuͤſſen gebunden/ in ein grauſames loch ge- worffen/ mit waſſer und brod geſpeiſet/ hernach dem Hencker uͤbergeben/ der ihn noch grauſamer tractiren muͤſſen/ biß die Antoinette eine ſum- me geldes zu ſeiner erloͤſung uͤberſchicket. Man hat aber bey ſeiner verweiſung ihre ſchrifften durch den hencker unter dem galgen/ da der bote zuſehen muͤſſen/ verbrant/ dabey ein Richter geſagt: o daß man ſie nicht ſelbſt mit ihnen verbrant hat! Ja ein Prieſter zu Friede- richsſtadt ſoll gewuͤnſchet haben/ ſo gluͤcklich zu ſeyn/ daß er das holtz ſie zu verbren- nen anſchaffen moͤchte; ſiehe pag. 513. 514. Ferner wird pag. 516. erzehlet/ wie durch der Predi- Ubler pro- ceß mit ei- nem boten.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/174>, abgerufen am 28.03.2024.