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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. III. C. XV. Von Jacob Tauben/ Thomas Tanto/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Fabricii

bücher.

21. Noch zuvor ist ein anderer Prediger zu
Swelm/ Zwoll und Sultzbach/ namens Jo-
hann Jacob Fabricius, in Schrifften bekant
worden/ die meistentheils wider den grossen
abfall der so genanten Christenheit gehen/ als
da sind (1) von den ursachen aller Elen-
den/ (2) Auslegung über
Matth. 5. 6. 7. (3)
Das vielgeplagte und doch verstockte
Egypten/
das ist/ das itzige abtrünnige
Maul-Christenthum/ welches nunmehr
zu einem Heidenthum/ Babel/ Sodom
und Egypten worden.
Amsterdam in 8vo.
(4) Von der Wieder-geburt oder hertz-
gründlichen Busse/ den Frommen zu fer-
nerer prüfung/ den Heuchlern zur war-
nung/
ibid. Der Auctor nennet sich hierin-
nen einen Diener am Wort JESU/ und
eiffert durchgehends wider die gemeine Heu-
cheley und Boßheit/ hat auch/ einige beyhülf-
fe in seinem vorhaben zu erlangen/ das erste
Buch dem Chur-Fürsten zu Brandenburg
Friedrich Wilhelmen dediciret/ aber sonder
zweiffel ohne effect. Wie er denn ferner von
seinem Amte gesetzt/ und Anno 1673. zu Am-
sterdam gestorben/ wovon sein Discipul D.
Holterhoff dessen Lebenslauff publiciret hat.
Er soll sonst ein sehr gelehrter Mann gewesen
seyn/ sonderlich im Ebreischen und Mathesi. Et-
liche Schrifften von ihm werden vorkommen
unter dem namen Justi Klägers.

Dittel-
bachs.

22. Ferner hat Anno 1679. ein Prediger in
Ost-Frießland Petrus Dittelbach das be-
kante Fürstliche Briegische Bedencken und
Ausschreiben/
so ehemahls durch Abraham
von Franckenberg publiciret gewesen/ in die
Nieder-Teutsche Sprache versetzet/ welches
darauf Anno 1679. wiederum zu Amsterdam
Hoch-Teutsch ediret worden; vor dieser edi-
tion
hat der Auctor eine ansprache an alle Leh-
rer gesetzet/ darinnen er seine wehmüthige ge-
dancken von dem tieffen elend offenbaret/ auch
nach einander erzehlet/ wie er sein anligen und
vorhaben zu besserung seiner Gemeine dem
Consistorio zu Embden offte vorgetragen/ a-
ber nichts erlangen können/ sondern von Spöt-
tern mit dem namen der Neulinge oder No-
vatorum
abgewiesen worden. Dieser Mann
ist nach der zeit gleichfalls von seinem amte
gekommen/ und nach dem er auch die Labadisten
und andere Secten durchsuchet/ und sich mit
keiner vereinigen können/ lebet er noch in Am-
sterdam als ein privatus, nachdem er die öf-
fentlichen Aemter bey so verderbten zeiten vor
unerträglich halten müssen. Das gedachte
Briegische Ausschreiben ist auch unter an-
dern Anno 1690. in 12. zu Leipzig wieder
aufgelegt/ und hält viele bedenckliche erinne-
rungen so wol an Lehrer als andere in sich. Jn-
dessen hat auch der gedachte Auctor noch An-
no 1697. und 98. verschiedene Schrifften von
seinem streit mit dem Consistorio zu Amster-
dam und dem Synodo zu Alkmar heraus ge-
geben/ davon er die eine nennet: Clavum er-
rantem,
oder den verdreheten Schlüssel; die
andere die unterdruckte Unschuld/ u. s. f.

23. Es hat auch schon anno 1666. einer
unter dem namen Bekenner der wahrheit
Christliche gedancken
herausgegeben über
etliche merckwürdige sprüche/ den heuti-
[Spaltenumbruch] gen schein- und heuchel-Christen zur
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

nachricht: Wovon der erste theil zu Nürn-
berg/ die andern lange hernach ohne benennung
des orts in 12mo. auffgeleget sind. Der Au-
ctor
heist Wolffgang Dominicus Beer, ein Stu-Beers.
diosus aus Nürnberg/ und zeiget in der vorrede
sein vorhaben an/ daß ihn nemlich das heutige
sichere unchristliche sünden-leben bewogen/
entschuldigets auch/ wo bißweilen etwas hart
geredet sey/ daß die harten hertzen der welt-Chri-
sten es gar wol brauchten. Der inhalt gehet
meist auff die gedachte materie, und zwar mit
einer sehr anmüthigen und scharffsinnigen
schreib-art/ so daß sie fast D. Heinrich Müllers
sachen hierinnen übertrifft. Er hat über seinen
schrifften viel gelitten/ sich hernach in Holland
auffgehalten/ und ist zuletzt in Hamburg 1670.
gestorben.

24. So war auch anno 1681. in Thürin-
gen viel auffsehens wegen eines Predigers zu
Bicheln im Amte Weissensee/ mit namen Mar-Richters
händel.

tin Richter. Von diesem manne wurde da-
mals aus Jena de dato den 5. Octobr. geschrie-
ben: Er wäre ein mann etwa von 40. jahren/"
in seinem leben fromm/ gottsfürchtig/"
ehrlich und andächtig/
und hätte auff das"Prophe-
zeyungen.

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cantzel mehr in Teutschland seyn solte. Wo-"
bey er auch allerhand von dem König in"
Franckreich und dessen namen Ludovicus, dar-"
innen die zahl 666. enthalten wäre/ ausge-"
sagt/ anderer solcher dinge zugeschweigen. Er"
hat aber auch nebenst diesen zukünfftigen din-"
gen mit grossem nachdruck busse geprediget/
und ist das volck weit und breit zugelauffen ihn
zuhören. Deßwegen man ihn auch/ weil erVerja-
gung und
schrifften.

nicht revociren wollen/ abgesetzet/ und fortge-
jagt/ nach der in den Consistoriis üblichen Praxi,
wovon D. Olearii schrifft/ die vor einigen jah-
ren wieder auffgelegt worden/ bekannt gnug
ist. Von diesem mann ist anno 1686. in Am-
sterdam ein büchlein/ Vorschmack des Gile-
adischen artztes/ und seiner Gileadischen
heilsalben/
ediret worden/ so in unterschiedli-
chen fragen bestehet. Dergleichen sind:

1. Ob
die
sectirische zertrennungs-namen Lu-
therisch/ Calvinisch etc. nicht der H.
Schrifft gantz und gar zuwieder/ und
dahero mit gutem gewissen nicht zuge-
brauchen seyn?
2. Ob der mensch in der wahren busse
so bald den neuen menschen anziehe?
3. Ob nicht das Antichristische Ba-
bel mitten unter Lutheranern zu finden?
4. Ob die äusserliche wasser-Tauffe
ein bad der wiedergeburt sey/ oder nur
ein zeichen der innerlichen Tauffe?
5. Ob die kinder-Tauffe in H.
Schrifft gegründet sey?
6. Ob nicht alles disputiren in geistli-
chen dingen über ungegründeten mei-
nungen schädlich und verdammlich?
7. Ob die äusserliche geniessung des
Abendmahls zu gewisser zeit zur selig-
keit nöthig sey?

25. Uber diese und dergleichen personen sindAndere
zeugen der
wahrheit.

ihrer hin und wieder noch mehrere bekannt wor-
den/ welche bey einem oder dem andern streit-
punct oder auch bekäntniß von dem gemeinen

elend
Th. III. C. XV. Von Jacob Tauben/ Thomas Tanto/
[Spaltenumbruch] Jahr
MDC.
biß
MDCC.
Fabricii

buͤcher.

21. Noch zuvor iſt ein anderer Prediger zu
Swelm/ Zwoll und Sultzbach/ namens Jo-
hann Jacob Fabricius, in Schrifften bekant
worden/ die meiſtentheils wider den groſſen
abfall der ſo genanten Chriſtenheit gehen/ als
da ſind (1) von den urſachen aller Elen-
den/ (2) Auslegung uͤber
Matth. 5. 6. 7. (3)
Das vielgeplagte und doch verſtockte
Egypten/
das iſt/ das itzige abtruͤnnige
Maul-Chriſtenthum/ welches nunmehr
zu einem Heidenthum/ Babel/ Sodom
und Egypten worden.
Amſterdam in 8vo.
(4) Von der Wieder-geburt oder hertz-
gruͤndlichen Buſſe/ den Frommen zu fer-
nerer pruͤfung/ den Heuchlern zur war-
nung/
ibid. Der Auctor nennet ſich hierin-
nen einen Diener am Wort JESU/ und
eiffert durchgehends wider die gemeine Heu-
cheley und Boßheit/ hat auch/ einige beyhuͤlf-
fe in ſeinem vorhaben zu erlangen/ das erſte
Buch dem Chur-Fuͤrſten zu Brandenburg
Friedrich Wilhelmen dediciret/ aber ſonder
zweiffel ohne effect. Wie er denn ferner von
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ſterdam geſtorben/ wovon ſein Diſcipul D.
Holterhoff deſſen Lebenslauff publiciret hat.
Er ſoll ſonſt ein ſehr gelehrter Mann geweſen
ſeyn/ ſonderlich im Ebreiſchen und Matheſi. Et-
liche Schrifften von ihm werden vorkommen
unter dem namen Juſti Klaͤgers.

Dittel-
bachs.

22. Ferner hat Anno 1679. ein Prediger in
Oſt-Frießland Petrus Dittelbach das be-
kante Fuͤrſtliche Briegiſche Bedencken und
Ausſchreiben/
ſo ehemahls durch Abraham
von Franckenberg publiciret geweſen/ in die
Nieder-Teutſche Sprache verſetzet/ welches
darauf Anno 1679. wiederum zu Amſterdam
Hoch-Teutſch ediret worden; vor dieſer edi-
tion
hat der Auctor eine anſprache an alle Leh-
rer geſetzet/ darinnen er ſeine wehmuͤthige ge-
dancken von dem tieffen elend offenbaret/ auch
nach einander erzehlet/ wie er ſein anligen und
vorhaben zu beſſerung ſeiner Gemeine dem
Conſiſtorio zu Embden offte vorgetragen/ a-
ber nichts erlangen koͤnnen/ ſondern von Spoͤt-
tern mit dem namen der Neulinge oder No-
vatorum
abgewieſen worden. Dieſer Mann
iſt nach der zeit gleichfalls von ſeinem amte
gekom̃en/ und nach dem er auch die Labadiſten
und andere Secten durchſuchet/ und ſich mit
keiner vereinigen koͤnnen/ lebet er noch in Am-
ſterdam als ein privatus, nachdem er die oͤf-
fentlichen Aemter bey ſo verderbten zeiten vor
unertraͤglich halten muͤſſen. Das gedachte
Briegiſche Ausſchreiben iſt auch unter an-
dern Anno 1690. in 12. zu Leipzig wieder
aufgelegt/ und haͤlt viele bedenckliche erinne-
rungen ſo wol an Lehrer als andere in ſich. Jn-
deſſen hat auch der gedachte Auctor noch An-
no 1697. und 98. verſchiedene Schrifften von
ſeinem ſtreit mit dem Conſiſtorio zu Amſter-
dam und dem Synodo zu Alkmar heraus ge-
geben/ davon er die eine nennet: Clavum er-
rantem,
oder den verdreheten Schluͤſſel; die
andere die unterdruckte Unſchuld/ u. ſ. f.

23. Es hat auch ſchon anno 1666. einer
unter dem namen Bekenner der wahrheit
Chriſtliche gedancken
herausgegeben uͤber
etliche merckwuͤrdige ſpruͤche/ den heuti-
[Spaltenumbruch] gen ſchein- und heuchel-Chriſten zur
Jahr
MDC.
biß
MDCC.

nachricht: Wovon der erſte theil zu Nuͤrn-
berg/ die andern lange hernach ohne benennung
des orts in 12mo. auffgeleget ſind. Der Au-
ctor
heiſt Wolffgang Dominicus Beer, ein Stu-Beers.
dioſus aus Nuͤrnberg/ und zeiget in der vorrede
ſein vorhaben an/ daß ihn nemlich das heutige
ſichere unchriſtliche ſuͤnden-leben bewogen/
entſchuldigets auch/ wo bißweilen etwas hart
geredet ſey/ daß die harten heꝛtzen der welt-Chri-
ſten es gar wol brauchten. Der inhalt gehet
meiſt auff die gedachte materie, und zwar mit
einer ſehr anmuͤthigen und ſcharffſinnigen
ſchreib-art/ ſo daß ſie faſt D. Heinrich Muͤllers
ſachen hierinnen uͤbertrifft. Er hat uͤber ſeinen
ſchrifften viel gelitten/ ſich hernach in Holland
auffgehalten/ und iſt zuletzt in Hamburg 1670.
geſtorben.

24. So war auch anno 1681. in Thuͤrin-
gen viel auffſehens wegen eines Predigers zu
Bicheln im Amte Weiſſenſee/ mit namen Mar-Richters
haͤndel.

tin Richter. Von dieſem manne wurde da-
mals aus Jena de dato den 5. Octobr. geſchrie-
ben: Er waͤre ein mann etwa von 40. jahren/“
in ſeinem leben fromm/ gottsfuͤrchtig/“
ehrlich und andaͤchtig/
und haͤtte auff das„Prophe-
zeyungen.

jahr 1688. den juͤngſten tag prophezeyet/ inglei-“
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zuhoͤren. Deßwegen man ihn auch/ weil erVerja-
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nicht revociren wollen/ abgeſetzet/ und fortge-
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wovon D. Olearii ſchrifft/ die vor einigen jah-
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iſt. Von dieſem mann iſt anno 1686. in Am-
ſterdam ein buͤchlein/ Vorſchmack des Gile-
adiſchen artztes/ und ſeiner Gileadiſchen
heilſalben/
ediret worden/ ſo in unterſchiedli-
chen fragen beſtehet. Dergleichen ſind:

1. Ob
die
ſectiriſche zertrennungs-namen Lu-
theriſch/ Calviniſch ꝛc. nicht der H.
Schrifft gantz und gar zuwieder/ und
dahero mit gutem gewiſſen nicht zuge-
brauchen ſeyn?
2. Ob der menſch in der wahren buſſe
ſo bald den neuen menſchen anziehe?
3. Ob nicht das Antichriſtiſche Ba-
bel mitten unter Lutheranern zu finden?
4. Ob die aͤuſſerliche waſſer-Tauffe
ein bad der wiedergeburt ſey/ oder nur
ein zeichen der innerlichen Tauffe?
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nungen ſchaͤdlich und verdammlich?
7. Ob die aͤuſſerliche genieſſung des
Abendmahls zu gewiſſer zeit zur ſelig-
keit noͤthig ſey?

25. Uber dieſe und dergleichen perſonen ſindAndere
zeugen der
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ihrer hin und wieder noch mehrere bekannt wor-
den/ welche bey einem oder dem andern ſtreit-
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[148/0160] Th. III. C. XV. Von Jacob Tauben/ Thomas Tanto/ 21. Noch zuvor iſt ein anderer Prediger zu Swelm/ Zwoll und Sultzbach/ namens Jo- hann Jacob Fabricius, in Schrifften bekant worden/ die meiſtentheils wider den groſſen abfall der ſo genanten Chriſtenheit gehen/ als da ſind (1) von den urſachen aller Elen- den/ (2) Auslegung uͤber Matth. 5. 6. 7. (3) Das vielgeplagte und doch verſtockte Egypten/ das iſt/ das itzige abtruͤnnige Maul-Chriſtenthum/ welches nunmehr zu einem Heidenthum/ Babel/ Sodom und Egypten worden. Amſterdam in 8vo. (4) Von der Wieder-geburt oder hertz- gruͤndlichen Buſſe/ den Frommen zu fer- nerer pruͤfung/ den Heuchlern zur war- nung/ ibid. Der Auctor nennet ſich hierin- nen einen Diener am Wort JESU/ und eiffert durchgehends wider die gemeine Heu- cheley und Boßheit/ hat auch/ einige beyhuͤlf- fe in ſeinem vorhaben zu erlangen/ das erſte Buch dem Chur-Fuͤrſten zu Brandenburg Friedrich Wilhelmen dediciret/ aber ſonder zweiffel ohne effect. Wie er denn ferner von ſeinem Amte geſetzt/ und Anno 1673. zu Am- ſterdam geſtorben/ wovon ſein Diſcipul D. Holterhoff deſſen Lebenslauff publiciret hat. Er ſoll ſonſt ein ſehr gelehrter Mann geweſen ſeyn/ ſonderlich im Ebreiſchen und Matheſi. Et- liche Schrifften von ihm werden vorkommen unter dem namen Juſti Klaͤgers. 22. Ferner hat Anno 1679. ein Prediger in Oſt-Frießland Petrus Dittelbach das be- kante Fuͤrſtliche Briegiſche Bedencken und Ausſchreiben/ ſo ehemahls durch Abraham von Franckenberg publiciret geweſen/ in die Nieder-Teutſche Sprache verſetzet/ welches darauf Anno 1679. wiederum zu Amſterdam Hoch-Teutſch ediret worden; vor dieſer edi- tion hat der Auctor eine anſprache an alle Leh- rer geſetzet/ darinnen er ſeine wehmuͤthige ge- dancken von dem tieffen elend offenbaret/ auch nach einander erzehlet/ wie er ſein anligen und vorhaben zu beſſerung ſeiner Gemeine dem Conſiſtorio zu Embden offte vorgetragen/ a- ber nichts erlangen koͤnnen/ ſondern von Spoͤt- tern mit dem namen der Neulinge oder No- vatorum abgewieſen worden. Dieſer Mann iſt nach der zeit gleichfalls von ſeinem amte gekom̃en/ und nach dem er auch die Labadiſten und andere Secten durchſuchet/ und ſich mit keiner vereinigen koͤnnen/ lebet er noch in Am- ſterdam als ein privatus, nachdem er die oͤf- fentlichen Aemter bey ſo verderbten zeiten vor unertraͤglich halten muͤſſen. Das gedachte Briegiſche Ausſchreiben iſt auch unter an- dern Anno 1690. in 12. zu Leipzig wieder aufgelegt/ und haͤlt viele bedenckliche erinne- rungen ſo wol an Lehrer als andere in ſich. Jn- deſſen hat auch der gedachte Auctor noch An- no 1697. und 98. verſchiedene Schrifften von ſeinem ſtreit mit dem Conſiſtorio zu Amſter- dam und dem Synodo zu Alkmar heraus ge- geben/ davon er die eine nennet: Clavum er- rantem, oder den verdreheten Schluͤſſel; die andere die unterdruckte Unſchuld/ u. ſ. f. 23. Es hat auch ſchon anno 1666. einer unter dem namen Bekenner der wahrheit Chriſtliche gedancken herausgegeben uͤber etliche merckwuͤrdige ſpruͤche/ den heuti- gen ſchein- und heuchel-Chriſten zur nachricht: Wovon der erſte theil zu Nuͤrn- berg/ die andern lange hernach ohne benennung des orts in 12mo. auffgeleget ſind. Der Au- ctor heiſt Wolffgang Dominicus Beer, ein Stu- dioſus aus Nuͤrnberg/ und zeiget in der vorrede ſein vorhaben an/ daß ihn nemlich das heutige ſichere unchriſtliche ſuͤnden-leben bewogen/ entſchuldigets auch/ wo bißweilen etwas hart geredet ſey/ daß die harten heꝛtzen der welt-Chri- ſten es gar wol brauchten. Der inhalt gehet meiſt auff die gedachte materie, und zwar mit einer ſehr anmuͤthigen und ſcharffſinnigen ſchreib-art/ ſo daß ſie faſt D. Heinrich Muͤllers ſachen hierinnen uͤbertrifft. Er hat uͤber ſeinen ſchrifften viel gelitten/ ſich hernach in Holland auffgehalten/ und iſt zuletzt in Hamburg 1670. geſtorben. Jahr MDC. biß MDCC. Beers. 24. So war auch anno 1681. in Thuͤrin- gen viel auffſehens wegen eines Predigers zu Bicheln im Amte Weiſſenſee/ mit namen Mar- tin Richter. Von dieſem manne wurde da- mals aus Jena de dato den 5. Octobr. geſchrie- ben: Er waͤre ein mann etwa von 40. jahren/“ in ſeinem leben fromm/ gottsfuͤrchtig/“ ehrlich und andaͤchtig/ und haͤtte auff das„ jahr 1688. den juͤngſten tag prophezeyet/ inglei-“ chen daß innerhalb 4. jahren keine Lutheriſche“ cantzel mehr in Teutſchland ſeyn ſolte. Wo-“ bey er auch allerhand von dem Koͤnig in“ Franckreich und deſſen namen Ludovicus, dar-“ innen die zahl 666. enthalten waͤre/ ausge-“ ſagt/ anderer ſolcher dinge zugeſchweigen. Er“ hat aber auch nebenſt dieſen zukuͤnfftigen din-“ gen mit groſſem nachdruck buſſe geprediget/ und iſt das volck weit und breit zugelauffen ihn zuhoͤren. Deßwegen man ihn auch/ weil er nicht revociren wollen/ abgeſetzet/ und fortge- jagt/ nach der in den Conſiſtoriis uͤblichẽ Praxi, wovon D. Olearii ſchrifft/ die vor einigen jah- ren wieder auffgelegt worden/ bekannt gnug iſt. Von dieſem mann iſt anno 1686. in Am- ſterdam ein buͤchlein/ Vorſchmack des Gile- adiſchen artztes/ und ſeiner Gileadiſchen heilſalben/ ediret worden/ ſo in unterſchiedli- chen fragen beſtehet. Dergleichen ſind: Richters haͤndel. Prophe- zeyungen. Verja- gung und ſchrifften. 1. Ob die ſectiriſche zertrennungs-namen Lu- theriſch/ Calviniſch ꝛc. nicht der H. Schrifft gantz und gar zuwieder/ und dahero mit gutem gewiſſen nicht zuge- brauchen ſeyn? 2. Ob der menſch in der wahren buſſe ſo bald den neuen menſchen anziehe? 3. Ob nicht das Antichriſtiſche Ba- bel mitten unter Lutheranern zu finden? 4. Ob die aͤuſſerliche waſſer-Tauffe ein bad der wiedergeburt ſey/ oder nur ein zeichen der innerlichen Tauffe? 5. Ob die kinder-Tauffe in H. Schrifft gegruͤndet ſey? 6. Ob nicht alles diſputiren in geiſtli- chen dingen uͤber ungegruͤndeten mei- nungen ſchaͤdlich und verdammlich? 7. Ob die aͤuſſerliche genieſſung des Abendmahls zu gewiſſer zeit zur ſelig- keit noͤthig ſey? 25. Uber dieſe und dergleichen perſonen ſind ihrer hin und wieder noch mehrere bekannt wor- den/ welche bey einem oder dem andern ſtreit- punct oder auch bekaͤntniß von dem gemeinen elend Andere zeugen der wahrheit.

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/160>, abgerufen am 28.03.2024.