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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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weiß zu brennen/ sondern ihm seine sünden hiemit öffentlich zu benennen/
und also/ wie GOtt weiß/ aus treuem gemüthe und verlangen zu seiner
"wahrhafftigen bekehrung. Und wegen dieser seiner einbildungen versi-
"chere ich ihn auch vor Gott/ daß alle seine vermeinte Pharisaeische werck-ge-
"rechtigkeit/ die er in dein äusserliehen kirchen-wesen und natürlich erbah-
"rem wesen mag gesuchet haben/ die sonderbahren Meriten vor seine secte
"oder Religion/und sein gantzer vorrath der menschlichen weißheit/
"vor dessen allerreinesten augen nur koth/ und sein eiffer falsch/ irrig und
"wieder Juden ihrer/ (die Christum bey aller ihrer werckheiligkeit creutzig-
"ten/ Rom. X. 2. 3. 4.) nicht nach der erkäntnüß sey/ daß er dahero un-
"umgänglich die busse von den todten-wercken und ernstlicher um-
"kehrung seines hertzens zu GOtt durch den geist JEsu (den er unver-
ständig geschmähet) nöthig habe/ nach der vorschrifft des heiligen Göttli-
chen worts/ alsdann würde er erstlich CHristum wahrhafftig zu erkennen
anfangen/ den er jetz und weder kennet noch liebet/ wie seine worte bezeugen.

14. Demnach wünsche ich ernstlich/ daß man sich vor der höchsten
Majestät ernstlich beugen/ GOtt um seinen Heil. Geist bitten/ seine eige-
ne vernunfft und willen verläugnen/ und von dem vater in wahrer busse zu
dem Sohn ziehen lassen möge Sodann würden die geschehenen bekänd-
nisse von der inwohnenden krafft CHristi nicht fremd/ und die predigt vom
creutz nicht thöricht vorkommen. Sondern man würde zum wenigsten
mit mehrer bedencklich keit und ehr-furcht von denen wirckungen GOttes
in der seele reden/ und würde die arme elende ereatur sich nicht zum richter
über ihres Schöpffers wercke setzen/ wodurch sie sich selbst im eigen willen
der grossen seligkeit/ die sie noch hier haben könte/ verlustig machet.

15. GOtt wird ja weder nach unserer äussern angenommenen secte
oder Religion/ noch nach dem eiffer vor eine menschliche parthey fragen:
sondern allein nach dem lebendigen einfältigen glauben/ der inwendig in
uns seyn muß/ und nach der liebe zu dem HErrn JEsu/ und seinen wahren
gliedern. Denn in ihm gilt ja nichts/ als eine neue creatur/ und welche
nach dieser regul (der neuen oder Wiedergeburth einher gehen/) über die
ist friede und barmhertzigkeit Gal. V. 6. VI. 15. Sonst kan man (weder
hier noch dort) das Reich GOttes sehen/ Joh. III. 3.

16. Darum last uns doch unsere natürlich-sectirische unart ablt-
gen/ weil wir keinen grund dazu auch in der Schrifft/ sondern vielmehr
ernstliche abmahnungen davon finden/ welches auch zum theil der alte G.
Calixtus
und andere wol erkandt und bewiesen haben. (Man sehe nur/ wie
C. Hornejus alle secten durch die nach folge der ersten kirche will

auffge-

weiß zu brennen/ ſondern ihm ſeine ſuͤnden hiemit oͤffentlich zu benennen/
und alſo/ wie GOtt weiß/ aus treuem gemuͤthe und verlangen zu ſeiner
„wahrhafftigen bekehrung. Und wegen dieſer ſeiner einbildungen verſi-
„chere ich ihn auch vor Gott/ daß alle ſeine vermeinte Phariſæiſche werck-ge-
„rechtigkeit/ die er in dein aͤuſſerliehen kirchen-weſen und natuͤrlich erbah-
„rem weſen mag geſuchet haben/ die ſonderbahren Meriten vor ſeine ſecte
„oder Religion/und ſein gantzer vorrath der menſchlichen weißheit/
„vor deſſen allerreineſten augen nur koth/ und ſein eiffer falſch/ irrig und
„wieder Juden ihrer/ (die Chriſtum bey aller ihrer werckheiligkeit creutzig-
„ten/ Rom. X. 2. 3. 4.) nicht nach der erkaͤntnuͤß ſey/ daß er dahero un-
„umgaͤnglich die buſſe von den todten-wercken und ernſtlicher um-
„kehrung ſeines hertzens zu GOtt durch den geiſt JEſu (den er unver-
ſtaͤndig geſchmaͤhet) noͤthig habe/ nach der vorſchrifft des heiligen Goͤttli-
chen worts/ alsdann wuͤrde er erſtlich CHriſtum wahrhafftig zu erkennen
anfangen/ den er jetz und weder kennet noch liebet/ wie ſeine worte bezeugen.

14. Demnach wuͤnſche ich ernſtlich/ daß man ſich vor der hoͤchſten
Majeſtaͤt ernſtlich beugen/ GOtt um ſeinen Heil. Geiſt bitten/ ſeine eige-
ne vernunfft und willen verlaͤugnen/ und von dem vater in wahrer buſſe zu
dem Sohn ziehen laſſen moͤge Sodann wuͤrden die geſchehenen bekaͤnd-
niſſe von der inwohnenden krafft CHriſti nicht fremd/ und die predigt vom
creutz nicht thoͤricht vorkommen. Sondern man wuͤrde zum wenigſten
mit mehrer bedencklich keit und ehr-furcht von denen wirckungen GOttes
in der ſeele reden/ und wuͤrde die arme elende ereatur ſich nicht zum richter
uͤber ihres Schoͤpffers wercke ſetzen/ wodurch ſie ſich ſelbſt im eigen willen
der groſſen ſeligkeit/ die ſie noch hier haben koͤnte/ verluſtig machet.

15. GOtt wird ja weder nach unſerer aͤuſſern angenommenen ſecte
oder Religion/ noch nach dem eiffer vor eine menſchliche parthey fragen:
ſondern allein nach dem lebendigen einfaͤltigen glauben/ der inwendig in
uns ſeyn muß/ und nach der liebe zu dem HErꝛn JEſu/ und ſeinen wahren
gliedern. Denn in ihm gilt ja nichts/ als eine neue creatur/ und welche
nach dieſer regul (der neuen oder Wiedergeburth einher gehen/) uͤber die
iſt friede und barmhertzigkeit Gal. V. 6. VI. 15. Sonſt kan man (weder
hier noch dort) das Reich GOttes ſehen/ Joh. III. 3.

16. Darum laſt uns doch unſere natuͤrlich-ſectiriſche unart ablt-
gen/ weil wir keinen grund dazu auch in der Schrifft/ ſondern vielmehr
ernſtliche abmahnungen davon finden/ welches auch zum theil der alte G.
Calixtus
und andere wol erkandt und bewieſen haben. (Man ſehe nur/ wie
C. Hornejus alle ſecten durch die nach folge der erſten kirche will

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[48/0049] weiß zu brennen/ ſondern ihm ſeine ſuͤnden hiemit oͤffentlich zu benennen/ und alſo/ wie GOtt weiß/ aus treuem gemuͤthe und verlangen zu ſeiner „wahrhafftigen bekehrung. Und wegen dieſer ſeiner einbildungen verſi- „chere ich ihn auch vor Gott/ daß alle ſeine vermeinte Phariſæiſche werck-ge- „rechtigkeit/ die er in dein aͤuſſerliehen kirchen-weſen und natuͤrlich erbah- „rem weſen mag geſuchet haben/ die ſonderbahren Meriten vor ſeine ſecte „oder Religion/und ſein gantzer vorrath der menſchlichen weißheit/ „vor deſſen allerreineſten augen nur koth/ und ſein eiffer falſch/ irrig und „wieder Juden ihrer/ (die Chriſtum bey aller ihrer werckheiligkeit creutzig- „ten/ Rom. X. 2. 3. 4.) nicht nach der erkaͤntnuͤß ſey/ daß er dahero un- „umgaͤnglich die buſſe von den todten-wercken und ernſtlicher um- „kehrung ſeines hertzens zu GOtt durch den geiſt JEſu (den er unver- ſtaͤndig geſchmaͤhet) noͤthig habe/ nach der vorſchrifft des heiligen Goͤttli- chen worts/ alsdann wuͤrde er erſtlich CHriſtum wahrhafftig zu erkennen anfangen/ den er jetz und weder kennet noch liebet/ wie ſeine worte bezeugen. 14. Demnach wuͤnſche ich ernſtlich/ daß man ſich vor der hoͤchſten Majeſtaͤt ernſtlich beugen/ GOtt um ſeinen Heil. Geiſt bitten/ ſeine eige- ne vernunfft und willen verlaͤugnen/ und von dem vater in wahrer buſſe zu dem Sohn ziehen laſſen moͤge Sodann wuͤrden die geſchehenen bekaͤnd- niſſe von der inwohnenden krafft CHriſti nicht fremd/ und die predigt vom creutz nicht thoͤricht vorkommen. Sondern man wuͤrde zum wenigſten mit mehrer bedencklich keit und ehr-furcht von denen wirckungen GOttes in der ſeele reden/ und wuͤrde die arme elende ereatur ſich nicht zum richter uͤber ihres Schoͤpffers wercke ſetzen/ wodurch ſie ſich ſelbſt im eigen willen der groſſen ſeligkeit/ die ſie noch hier haben koͤnte/ verluſtig machet. 15. GOtt wird ja weder nach unſerer aͤuſſern angenommenen ſecte oder Religion/ noch nach dem eiffer vor eine menſchliche parthey fragen: ſondern allein nach dem lebendigen einfaͤltigen glauben/ der inwendig in uns ſeyn muß/ und nach der liebe zu dem HErꝛn JEſu/ und ſeinen wahren gliedern. Denn in ihm gilt ja nichts/ als eine neue creatur/ und welche nach dieſer regul (der neuen oder Wiedergeburth einher gehen/) uͤber die iſt friede und barmhertzigkeit Gal. V. 6. VI. 15. Sonſt kan man (weder hier noch dort) das Reich GOttes ſehen/ Joh. III. 3. 16. Darum laſt uns doch unſere natuͤrlich-ſectiriſche unart ablt- gen/ weil wir keinen grund dazu auch in der Schrifft/ ſondern vielmehr ernſtliche abmahnungen davon finden/ welches auch zum theil der alte G. Calixtus und andere wol erkandt und bewieſen haben. (Man ſehe nur/ wie C. Hornejus alle ſecten durch die nach folge der erſten kirche will auffge-

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/49>, abgerufen am 19.04.2024.