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Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700.

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schmeichel-larve suchet er seine raub-nester und palläste in den
menschlichen gemüthern zu bewahren/ weil er sich vor dem stär-
ckern fürchtet/ welcher zu seinem tempel selbst kommen und regie-
ren will. Dahero schreyet er das crucifige über die/ welche GOtt
mehr als menschen gehorsam seyn wollen/ und wenn er
etwas erbahrer heissen will/ suchet er eine sache zu finden
über ihrem Gottesdienst.

14. Jch will aber hier nichts mehr davon gedencken/ son-
dern übergebe hiermit allen Lesern/ und insonderheit denen
hohen und niedern Obrigkeiten aller orthen/ diese wenige
bogen: Worinnen ich auff der gleichen alte gewöhnliche ankla-
gen meinetwegen rechenschafft zu geben gedrungen werde. Es
ist auff die unpartheyische Kirchen-historie bißher so viel er-
folgt/ daß da man derselben ausser elenden sophistereyen (da-
mit man sich zu allen zeiten wieder die gerade wahrheit be-
helffen wollen) nicht beykommen mag noch wird/ man die per-
son selbst antastet/ und in ermangelung anderer sachen etwas
von ihrem Gottesdienst hervorsuchet.

15. Weiln mich aber dißfals so wol im natürlichen/ als
Göttlichen rechten allzuviel und fest gegründet weiß/ ausser
dem ich sonst nimmermehr dergleichen bekennen oder thun wür-
de: Als sind mir neulich die nachfolgende puncte zur beant-
wortung in die feder geflossen; Dabey dieses einige an alle/ son-
derlich Protestirende Obrigkeiten/ mein ernstlicher wunsch ist:
Daß doch einmal in der that und praxi überall dasjenige
unter ihnen und durch dero ernstlichen vorschub lebendig
und kräfftig werde/ was insgesamt wieder den Päbsti-
schen gewissens-zwang in Geist- und Göttlichen
dingen von
anfang her gelehret worden ist. Damit nicht weiter solche all-
gemeine theure und ewige wahrheit von der freyheit der glau-

bigen
B 2

ſchmeichel-larve ſuchet er ſeine raub-neſter und pallaͤſte in den
menſchlichen gemuͤthern zu bewahren/ weil er ſich vor dem ſtaͤr-
ckern fuͤrchtet/ welcher zu ſeinem tempel ſelbſt kom̃en und regie-
ren will. Dahero ſchreyet er das crucifige uͤber die/ welche GOtt
mehr als menſchen gehorſam ſeyn wollen/ und wenn er
etwas erbahrer heiſſen will/ ſuchet er eine ſache zu finden
uͤber ihrem Gottesdienſt.

14. Jch will aber hier nichts mehr davon gedencken/ ſon-
dern uͤbergebe hiermit allen Leſern/ und inſonderheit denen
hohen und niedern Obrigkeiten aller orthen/ dieſe wenige
bogen: Worinnen ich auff der gleichen alte gewoͤhnliche ankla-
gen meinetwegen rechenſchafft zu geben gedrungen werde. Es
iſt auff die unpartheyiſche Kirchen-hiſtorie bißher ſo viel er-
folgt/ daß da man derſelben auſſer elenden ſophiſtereyen (da-
mit man ſich zu allen zeiten wieder die gerade wahrheit be-
helffen wollen) nicht beykommen mag noch wird/ man die per-
ſon ſelbſt antaſtet/ und in ermangelung anderer ſachen etwas
von ihrem Gottesdienſt hervorſuchet.

15. Weiln mich aber dißfals ſo wol im natuͤrlichen/ als
Goͤttlichen rechten allzuviel und feſt gegruͤndet weiß/ auſſer
dem ich ſonſt nimmermehr dergleichen bekennen oder thun wuͤr-
de: Als ſind mir neulich die nachfolgende puncte zur beant-
wortung in die feder gefloſſen; Dabey dieſes einige an alle/ ſon-
derlich Proteſtirende Obrigkeiten/ mein ernſtlicher wunſch iſt:
Daß doch einmal in der that und praxi uͤberall dasjenige
unter ihnen und durch dero ernſtlichen vorſchub lebendig
und kraͤfftig werde/ was insgeſamt wieder den Paͤbſti-
ſchen gewiſſens-zwang in Geiſt- und Goͤttlichen
dingen von
anfang her gelehret worden iſt. Damit nicht weiter ſolche all-
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[11/0012] ſchmeichel-larve ſuchet er ſeine raub-neſter und pallaͤſte in den menſchlichen gemuͤthern zu bewahren/ weil er ſich vor dem ſtaͤr- ckern fuͤrchtet/ welcher zu ſeinem tempel ſelbſt kom̃en und regie- ren will. Dahero ſchreyet er das crucifige uͤber die/ welche GOtt mehr als menſchen gehorſam ſeyn wollen/ und wenn er etwas erbahrer heiſſen will/ ſuchet er eine ſache zu finden uͤber ihrem Gottesdienſt. 14. Jch will aber hier nichts mehr davon gedencken/ ſon- dern uͤbergebe hiermit allen Leſern/ und inſonderheit denen hohen und niedern Obrigkeiten aller orthen/ dieſe wenige bogen: Worinnen ich auff der gleichen alte gewoͤhnliche ankla- gen meinetwegen rechenſchafft zu geben gedrungen werde. Es iſt auff die unpartheyiſche Kirchen-hiſtorie bißher ſo viel er- folgt/ daß da man derſelben auſſer elenden ſophiſtereyen (da- mit man ſich zu allen zeiten wieder die gerade wahrheit be- helffen wollen) nicht beykommen mag noch wird/ man die per- ſon ſelbſt antaſtet/ und in ermangelung anderer ſachen etwas von ihrem Gottesdienſt hervorſuchet. 15. Weiln mich aber dißfals ſo wol im natuͤrlichen/ als Goͤttlichen rechten allzuviel und feſt gegruͤndet weiß/ auſſer dem ich ſonſt nimmermehr dergleichen bekennen oder thun wuͤr- de: Als ſind mir neulich die nachfolgende puncte zur beant- wortung in die feder gefloſſen; Dabey dieſes einige an alle/ ſon- derlich Proteſtirende Obrigkeiten/ mein ernſtlicher wunſch iſt: Daß doch einmal in der that und praxi uͤberall dasjenige unter ihnen und durch dero ernſtlichen vorſchub lebendig und kraͤfftig werde/ was insgeſamt wieder den Paͤbſti- ſchen gewiſſens-zwang in Geiſt- und Goͤttlichen dingen von anfang her gelehret worden iſt. Damit nicht weiter ſolche all- gemeine theure und ewige wahrheit von der freyheit der glau- bigen B 2

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Erklärung/ Vom gemeinen Secten-wesen/ Kirchen- und Abendmahl-gehen. Leipzig, 1700, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_cyprian_1700/12>, abgerufen am 29.03.2024.