Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Geräth zurückgebracht hatten. Sie hatten
eine Bestellung Francoeurs zu überbringen,
daß ihm der Teufel verrathen: sie wollten
ihn im Schlafe fangen, aber er warne sie
aus Liebe zu einigen Teufelskammeraden,
die zu dem Unternehmen gebraucht werden
sollten, denn er werde ruhig in seinem ver¬
schlossenen Pulverthurme mit geladenen Ge¬
wehren schlafen und ehe sie die Thüre erbre¬
chen könnten, wäre er längst erwacht und
der Thurm, mit einem Schusse in die Pul¬
verfässer, zersprengt. Er hat recht, sagte der
Kommandant, er kann nicht anders han¬
deln, wir müssen ihn aushungern. -- Er
hat den ganzen Wintervorrath für uns Alle
hinaufgeschafft, bemerkte Brunet, wir müs¬
sen wenigstens ein halbes Jahr warten,
auch sagte er, daß ihm die vorbeifahrenden
Schiffe, welche die Stadt versorgen, reich¬
lichen Zoll geben sollten, sonst bohre er sie
in den Grund, und zum Zeichen daß nie¬
mand in der Nacht fahren sollte, ohne seine
Bewilligung, werde er am Abend einige Ku¬
geln über den Fluß sausen lassen. Wahrhaf¬

Geräth zurückgebracht hatten. Sie hatten
eine Beſtellung Francoeurs zu überbringen,
daß ihm der Teufel verrathen: ſie wollten
ihn im Schlafe fangen, aber er warne ſie
aus Liebe zu einigen Teufelskammeraden,
die zu dem Unternehmen gebraucht werden
ſollten, denn er werde ruhig in ſeinem ver¬
ſchloſſenen Pulverthurme mit geladenen Ge¬
wehren ſchlafen und ehe ſie die Thüre erbre¬
chen könnten, wäre er längſt erwacht und
der Thurm, mit einem Schuſſe in die Pul¬
verfäſſer, zerſprengt. Er hat recht, ſagte der
Kommandant, er kann nicht anders han¬
deln, wir müſſen ihn aushungern. — Er
hat den ganzen Wintervorrath für uns Alle
hinaufgeſchafft, bemerkte Brunet, wir müſ¬
ſen wenigſtens ein halbes Jahr warten,
auch ſagte er, daß ihm die vorbeifahrenden
Schiffe, welche die Stadt verſorgen, reich¬
lichen Zoll geben ſollten, ſonſt bohre er ſie
in den Grund, und zum Zeichen daß nie¬
mand in der Nacht fahren ſollte, ohne ſeine
Bewilligung, werde er am Abend einige Ku¬
geln über den Fluß ſauſen laſſen. Wahrhaf¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="107"/>
Geräth zurückgebracht hatten. Sie hatten<lb/>
eine Be&#x017F;tellung Francoeurs zu überbringen,<lb/>
daß ihm der Teufel verrathen: &#x017F;ie wollten<lb/>
ihn im Schlafe fangen, aber er warne &#x017F;ie<lb/>
aus Liebe zu einigen Teufelskammeraden,<lb/>
die zu dem Unternehmen gebraucht werden<lb/>
&#x017F;ollten, denn er werde ruhig in &#x017F;einem ver¬<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Pulverthurme mit geladenen Ge¬<lb/>
wehren &#x017F;chlafen und ehe &#x017F;ie die Thüre erbre¬<lb/>
chen könnten, wäre er läng&#x017F;t erwacht und<lb/>
der Thurm, mit einem Schu&#x017F;&#x017F;e in die Pul¬<lb/>
verfä&#x017F;&#x017F;er, zer&#x017F;prengt. Er hat recht, &#x017F;agte der<lb/>
Kommandant, er kann nicht anders han¬<lb/>
deln, wir mü&#x017F;&#x017F;en ihn aushungern. &#x2014; Er<lb/>
hat den ganzen Wintervorrath für uns Alle<lb/>
hinaufge&#x017F;chafft, bemerkte Brunet, wir mü&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en wenig&#x017F;tens ein halbes Jahr warten,<lb/>
auch &#x017F;agte er, daß ihm die vorbeifahrenden<lb/>
Schiffe, welche die Stadt ver&#x017F;orgen, reich¬<lb/>
lichen Zoll geben &#x017F;ollten, &#x017F;on&#x017F;t bohre er &#x017F;ie<lb/>
in den Grund, und zum Zeichen daß nie¬<lb/>
mand in der Nacht fahren &#x017F;ollte, ohne &#x017F;eine<lb/>
Bewilligung, werde er am Abend einige Ku¬<lb/>
geln über den Fluß &#x017F;au&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en. Wahrhaf¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0039] Geräth zurückgebracht hatten. Sie hatten eine Beſtellung Francoeurs zu überbringen, daß ihm der Teufel verrathen: ſie wollten ihn im Schlafe fangen, aber er warne ſie aus Liebe zu einigen Teufelskammeraden, die zu dem Unternehmen gebraucht werden ſollten, denn er werde ruhig in ſeinem ver¬ ſchloſſenen Pulverthurme mit geladenen Ge¬ wehren ſchlafen und ehe ſie die Thüre erbre¬ chen könnten, wäre er längſt erwacht und der Thurm, mit einem Schuſſe in die Pul¬ verfäſſer, zerſprengt. Er hat recht, ſagte der Kommandant, er kann nicht anders han¬ deln, wir müſſen ihn aushungern. — Er hat den ganzen Wintervorrath für uns Alle hinaufgeſchafft, bemerkte Brunet, wir müſ¬ ſen wenigſtens ein halbes Jahr warten, auch ſagte er, daß ihm die vorbeifahrenden Schiffe, welche die Stadt verſorgen, reich¬ lichen Zoll geben ſollten, ſonſt bohre er ſie in den Grund, und zum Zeichen daß nie¬ mand in der Nacht fahren ſollte, ohne ſeine Bewilligung, werde er am Abend einige Ku¬ geln über den Fluß ſauſen laſſen. Wahrhaf¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Achim von Arnims Erzählung „Der tolle Invalide au… [mehr]

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/39
Zitationshilfe: Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Gaben der Milde. Bd. 4. Berlin, 1818, S. 75-124, hier S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnima_invalide_1818/39>, abgerufen am 25.04.2024.