Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von der edlen Tugende der Liebe/
sondern auß eigener Liebe grosse Ehre zu-
erjagen.

Es sind auch andere/ die Gott dar-
umb lieben/ daß er jhrer Sünde schone/
vnd nicht schrecklich straffe/ ja darumb/
daß er jhnen soll zeitlich gutes thun/ Aber
Schwache
Liebe.dieselbe ist eine sehr schwache Liebe. Dann
sie lieben auch Gott vmb jhres eignen nu-
tzes willen/ vnd nicht vmb sein selbst wil-
len/ darumb/ daß er das edleste vnd höch-
ste gut ist.

Andere lieben Gott darumb/ daß er
jhnen viel Gaben gebe an Verstand vnd
Weißheit/ dardurch sie mügen gerühmet
werden.

Etliche lieben auch die Tugent nicht
vmb der Tugent selbst willen/ sondern
daß sie einen grossen Namen haben mü-
gen/ vnd für tapffere tugenthafftige Leu-
te gehalten werden: Diß alles ist nicht die
rechte Liebe denn sie gehet nicht zum rech-
ten Ende.

Es entstehet auch offt eine Liebe zwi-
schen etlichen Personen/ die sich also mit
einander vereinigen/ vnnd durch eine ge-

schepffte

Von der edlen Tugende der Liebe/
ſondern auß eigener Liebe groſſe Ehre zu-
erjagen.

Es ſind auch andere/ die Gott dar-
umb lieben/ daß er jhrer Suͤnde ſchone/
vnd nicht ſchrecklich ſtraffe/ ja darumb/
daß er jhnen ſoll zeitlich gutes thun/ Aber
Schwache
Liebe.dieſelbe iſt eine ſehr ſchwache Liebe. Dann
ſie lieben auch Gott vmb jhres eignen nu-
tzes willen/ vnd nicht vmb ſein ſelbſt wil-
len/ darumb/ daß er das edleſte vnd hoͤch-
ſte gut iſt.

Andere lieben Gott darumb/ daß er
jhnen viel Gaben gebe an Verſtand vnd
Weißheit/ dardurch ſie muͤgen geruͤhmet
werden.

Etliche lieben auch die Tugent nicht
vmb der Tugent ſelbſt willen/ ſondern
daß ſie einen groſſen Namen haben muͤ-
gen/ vnd fuͤr tapffere tugenthafftige Leu-
te gehalten werden: Diß alles iſt nicht die
rechte Liebe denn ſie gehet nicht zum rech-
ten Ende.

Es entſtehet auch offt eine Liebe zwi-
ſchen etlichen Perſonen/ die ſich alſo mit
einander vereinigen/ vnnd durch eine ge-

ſchepffte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0292" n="268"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der edlen Tugende der Liebe/</hi></fw><lb/>
&#x017F;ondern auß eigener Liebe gro&#x017F;&#x017F;e Ehre zu-<lb/>
erjagen.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;ind auch andere/ die Gott dar-<lb/>
umb lieben/ daß er jhrer Su&#x0364;nde &#x017F;chone/<lb/>
vnd nicht &#x017F;chrecklich &#x017F;traffe/ ja darumb/<lb/>
daß er jhnen &#x017F;oll zeitlich gutes thun/ Aber<lb/><note place="left">Schwache<lb/>
Liebe.</note>die&#x017F;elbe i&#x017F;t eine &#x017F;ehr &#x017F;chwache Liebe. Dann<lb/>
&#x017F;ie lieben auch Gott vmb jhres eignen nu-<lb/>
tzes willen/ vnd nicht vmb &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t wil-<lb/>
len/ darumb/ daß er das edle&#x017F;te vnd ho&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;te gut i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Andere lieben Gott darumb/ daß er<lb/>
jhnen viel Gaben gebe an Ver&#x017F;tand vnd<lb/>
Weißheit/ dardurch &#x017F;ie mu&#x0364;gen geru&#x0364;hmet<lb/>
werden.</p><lb/>
          <p>Etliche lieben auch die Tugent nicht<lb/>
vmb der Tugent &#x017F;elb&#x017F;t willen/ &#x017F;ondern<lb/>
daß &#x017F;ie einen gro&#x017F;&#x017F;en Namen haben mu&#x0364;-<lb/>
gen/ vnd fu&#x0364;r tapffere tugenthafftige Leu-<lb/>
te gehalten werden: Diß alles i&#x017F;t nicht die<lb/>
rechte Liebe denn &#x017F;ie gehet nicht zum rech-<lb/>
ten Ende.</p><lb/>
          <p>Es ent&#x017F;tehet auch offt eine Liebe zwi-<lb/>
&#x017F;chen etlichen Per&#x017F;onen/ die &#x017F;ich al&#x017F;o mit<lb/>
einander vereinigen/ vnnd durch eine ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chepffte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0292] Von der edlen Tugende der Liebe/ ſondern auß eigener Liebe groſſe Ehre zu- erjagen. Es ſind auch andere/ die Gott dar- umb lieben/ daß er jhrer Suͤnde ſchone/ vnd nicht ſchrecklich ſtraffe/ ja darumb/ daß er jhnen ſoll zeitlich gutes thun/ Aber dieſelbe iſt eine ſehr ſchwache Liebe. Dann ſie lieben auch Gott vmb jhres eignen nu- tzes willen/ vnd nicht vmb ſein ſelbſt wil- len/ darumb/ daß er das edleſte vnd hoͤch- ſte gut iſt. Schwache Liebe. Andere lieben Gott darumb/ daß er jhnen viel Gaben gebe an Verſtand vnd Weißheit/ dardurch ſie muͤgen geruͤhmet werden. Etliche lieben auch die Tugent nicht vmb der Tugent ſelbſt willen/ ſondern daß ſie einen groſſen Namen haben muͤ- gen/ vnd fuͤr tapffere tugenthafftige Leu- te gehalten werden: Diß alles iſt nicht die rechte Liebe denn ſie gehet nicht zum rech- ten Ende. Es entſtehet auch offt eine Liebe zwi- ſchen etlichen Perſonen/ die ſich alſo mit einander vereinigen/ vnnd durch eine ge- ſchepffte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/292
Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/292>, abgerufen am 25.04.2024.