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Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

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Von der Krafft des Gebets/
das gemüt durch wahren Glauben also
mit Gottes Liebe erfüllet/ daß es nichts
anders gedencken kan/ denn Gott/ vnnd
wenn ein ander Gedanck ins Hertz vnd
Psal. 37.
Ps. 42. 63.
84.
gemüt fellet/ so ists der Seelen leid. Ein
solch gemüt lesset die Zunge nicht reden/
oder ja sehr wenig/ seufftzet immer zu
Gott/ dürstet nach Gott/ hat seine eini-
ge lust vnd liebe an Gott vnnd schleusset
die gantze Welt auß/ vnd alles was in der
Welt ist/ vnd wird immer mehr vnd mehr
mit Gottes Erkentnis liebe vnnd freude
erfüllet/ welches die Zunge nicht außre-
den kan. Denn was die Seele alsdann er-
kennet/ ist vnaußsprechlich/ vnd wenn sie
in solcher hoher Andacht gefragt würde/
was erkennestu? Würde sie antworten/
ein gut/ das alles gut ist: Was siehestu?
Eine Schönheit die aller schönheit vber-
trifft: Was empfindestu? Eine Freude v-
ber alle freude: Was schmeckestu: Eine
Freundligkeit vber alle freundligkeit. Ja
sie würde sprechen: alle Wort die ich dar-
an rede/ sind nur ein Schatten/ denn das

köstli-

Von der Krafft des Gebets/
das gemuͤt durch wahren Glauben alſo
mit Gottes Liebe erfuͤllet/ daß es nichts
anders gedencken kan/ denn Gott/ vnnd
wenn ein ander Gedanck ins Hertz vnd
Pſal. 37.
Pſ. 42. 63.
84.
gemuͤt fellet/ ſo iſts der Seelen leid. Ein
ſolch gemuͤt leſſet die Zunge nicht reden/
oder ja ſehr wenig/ ſeufftzet immer zu
Gott/ duͤrſtet nach Gott/ hat ſeine eini-
ge luſt vnd liebe an Gott vnnd ſchleuſſet
die gantze Welt auß/ vnd alles was in der
Welt iſt/ vnd wird immer mehr vnd mehr
mit Gottes Erkentnis liebe vnnd freude
erfuͤllet/ welches die Zunge nicht außre-
den kan. Denn was die Seele alsdann er-
kennet/ iſt vnaußſprechlich/ vnd wenn ſie
in ſolcher hoher Andacht gefragt wuͤrde/
was erkenneſtu? Wuͤrde ſie antworten/
ein gut/ das alles gut iſt: Was ſieheſtu?
Eine Schoͤnheit die aller ſchoͤnheit vber-
trifft: Was empfindeſtu? Eine Freude v-
ber alle freude: Was ſchmeckeſtu: Eine
Freundligkeit vber alle freundligkeit. Ja
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an rede/ ſind nur ein Schatten/ denn das

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[234/0258] Von der Krafft des Gebets/ das gemuͤt durch wahren Glauben alſo mit Gottes Liebe erfuͤllet/ daß es nichts anders gedencken kan/ denn Gott/ vnnd wenn ein ander Gedanck ins Hertz vnd gemuͤt fellet/ ſo iſts der Seelen leid. Ein ſolch gemuͤt leſſet die Zunge nicht reden/ oder ja ſehr wenig/ ſeufftzet immer zu Gott/ duͤrſtet nach Gott/ hat ſeine eini- ge luſt vnd liebe an Gott vnnd ſchleuſſet die gantze Welt auß/ vnd alles was in der Welt iſt/ vnd wird immer mehr vnd mehr mit Gottes Erkentnis liebe vnnd freude erfuͤllet/ welches die Zunge nicht außre- den kan. Denn was die Seele alsdann er- kennet/ iſt vnaußſprechlich/ vnd wenn ſie in ſolcher hoher Andacht gefragt wuͤrde/ was erkenneſtu? Wuͤrde ſie antworten/ ein gut/ das alles gut iſt: Was ſieheſtu? Eine Schoͤnheit die aller ſchoͤnheit vber- trifft: Was empfindeſtu? Eine Freude v- ber alle freude: Was ſchmeckeſtu: Eine Freundligkeit vber alle freundligkeit. Ja ſie wuͤrde ſprechen: alle Wort die ich dar- an rede/ ſind nur ein Schatten/ denn das koͤſtli- Pſal. 37. Pſ. 42. 63. 84.

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/258>, abgerufen am 19.04.2024.