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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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an England, das Napoleon zu ruiniren denkt. Aber
was für England paßt, passe nicht für uns, wir
hätten keine Bank zu sprengen. Ja, antwortete ich,
wäre ihm doch beinahe gelungen. Und 's kann auch
hier manches springen. Aber 's soll ihm nicht ge¬
lingen. Meinen Herrn von Dohleneck soll er nicht
in seine Klauen kriegen, ehe wir nicht wissen, wer er
ist. Nun freut mich zu hören, daß Herr Rittmeister
ihn kennen, denn Sie fürchten sich in seine Hände
zu kommen."

Der Rittmeister sah den schlauen Mann auch
etwas schlau an: "Mich will bedünken, daß mein
Herr van Asten ihn besser kennt als ich; sonst --"

"Der klügste Mann weiß nicht Alles und der
beste Kaufmann läßt sich auch betrügen."

Es schien etwas im Kopfe des Rittmeisters, den
der Rothwein noch nicht umdüstert hatte, aufzublitzen:
"Halt, da entsinne ich mich --"

Van Asten blätterte und glättete über zwei Pa¬
pierstreifen. "Ein gelehrter Mann, ein feiner Mann,
ein Mann von vielen Kenntnissen, hübscher Conduite.
O ist gar nichts gegen ihn zu sagen, ein charmanter
Mann --"

"Hohl ihn der Teufel!"

"Das ist schon manchem charmanten Mann passirt.
Thäte auch gar nichts. Ein guter Wechsel gilt im
Himmel und in der Hölle, man muß nur den Aus¬
steller kennen. Es freut mich, Herr Rittmeister, daß
Sie auch davon wissen. O wir haben manche Ge¬

an England, das Napoleon zu ruiniren denkt. Aber
was für England paßt, paſſe nicht für uns, wir
hätten keine Bank zu ſprengen. Ja, antwortete ich,
wäre ihm doch beinahe gelungen. Und 's kann auch
hier manches ſpringen. Aber 's ſoll ihm nicht ge¬
lingen. Meinen Herrn von Dohleneck ſoll er nicht
in ſeine Klauen kriegen, ehe wir nicht wiſſen, wer er
iſt. Nun freut mich zu hören, daß Herr Rittmeiſter
ihn kennen, denn Sie fürchten ſich in ſeine Hände
zu kommen.“

Der Rittmeiſter ſah den ſchlauen Mann auch
etwas ſchlau an: „Mich will bedünken, daß mein
Herr van Aſten ihn beſſer kennt als ich; ſonſt —“

„Der klügſte Mann weiß nicht Alles und der
beſte Kaufmann läßt ſich auch betrügen.“

Es ſchien etwas im Kopfe des Rittmeiſters, den
der Rothwein noch nicht umdüſtert hatte, aufzublitzen:
„Halt, da entſinne ich mich —“

Van Aſten blätterte und glättete über zwei Pa¬
pierſtreifen. „Ein gelehrter Mann, ein feiner Mann,
ein Mann von vielen Kenntniſſen, hübſcher Conduite.
O iſt gar nichts gegen ihn zu ſagen, ein charmanter
Mann —“

„Hohl ihn der Teufel!“

„Das iſt ſchon manchem charmanten Mann paſſirt.
Thäte auch gar nichts. Ein guter Wechſel gilt im
Himmel und in der Hölle, man muß nur den Aus¬
ſteller kennen. Es freut mich, Herr Rittmeiſter, daß
Sie auch davon wiſſen. O wir haben manche Ge¬

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[82/0092] an England, das Napoleon zu ruiniren denkt. Aber was für England paßt, paſſe nicht für uns, wir hätten keine Bank zu ſprengen. Ja, antwortete ich, wäre ihm doch beinahe gelungen. Und 's kann auch hier manches ſpringen. Aber 's ſoll ihm nicht ge¬ lingen. Meinen Herrn von Dohleneck ſoll er nicht in ſeine Klauen kriegen, ehe wir nicht wiſſen, wer er iſt. Nun freut mich zu hören, daß Herr Rittmeiſter ihn kennen, denn Sie fürchten ſich in ſeine Hände zu kommen.“ Der Rittmeiſter ſah den ſchlauen Mann auch etwas ſchlau an: „Mich will bedünken, daß mein Herr van Aſten ihn beſſer kennt als ich; ſonſt —“ „Der klügſte Mann weiß nicht Alles und der beſte Kaufmann läßt ſich auch betrügen.“ Es ſchien etwas im Kopfe des Rittmeiſters, den der Rothwein noch nicht umdüſtert hatte, aufzublitzen: „Halt, da entſinne ich mich —“ Van Aſten blätterte und glättete über zwei Pa¬ pierſtreifen. „Ein gelehrter Mann, ein feiner Mann, ein Mann von vielen Kenntniſſen, hübſcher Conduite. O iſt gar nichts gegen ihn zu ſagen, ein charmanter Mann —“ „Hohl ihn der Teufel!“ „Das iſt ſchon manchem charmanten Mann paſſirt. Thäte auch gar nichts. Ein guter Wechſel gilt im Himmel und in der Hölle, man muß nur den Aus¬ ſteller kennen. Es freut mich, Herr Rittmeiſter, daß Sie auch davon wiſſen. O wir haben manche Ge¬

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/92>, abgerufen am 25.04.2024.