Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

"Das Friedrichs Heer!"

"Grade in diesen Regimentern ist nichts geän¬
dert," sagte Fuchsius.

"Jeder hat allerdings noch seine drei gepuderten
Locken."

"Sie marschirten doch vortrefflich --"

"Geknickte Glieder eines Riesenkörpers, die nicht
mehr in einander klingen. Mein Freund, zuweilen
will's doch auch mich beschleichen, als wäre es am
gescheitesten zur Friedenspartei überzugehen."

Der Legationsrath wurde mit Fragen, was er
Neues bringe? überstürmt.

"Duroc ist abgereist."

"Wirklich! Endlich! rief es. Mit einer Kriegs¬
erklärung?"

"Man hat ihm nur zu verstehen gegeben, daß
man unter den obwaltenden Umständen das Freund¬
schaftsbündniß als gelöst vielleicht zu betrachten ge¬
nöthigt sein dürfte."

"Und hat Laforest Pässe erhalten?"

"So unhöflich ist man nicht gewesen."

Die Fürstin lächelte: "Er denkt übermorgen eine
Matinee zu geben."

"Dies unterbleibt doch vielleicht, sagte Wandel,
wenn Erlaucht mir erlaubt das Gerücht mitzutheilen,
was ich von der Börse bringe. Seine Majestät Kaiser
Alexander wird hier erwartet. Der Oesterreichische
Erzherzog Anton ist schon auf dem Wege nach Berlin."

Die Nachricht überraschte. Auch der Regierungs¬

2*

Das Friedrichs Heer!“

„Grade in dieſen Regimentern iſt nichts geän¬
dert,“ ſagte Fuchſius.

„Jeder hat allerdings noch ſeine drei gepuderten
Locken.“

„Sie marſchirten doch vortrefflich —“

„Geknickte Glieder eines Rieſenkörpers, die nicht
mehr in einander klingen. Mein Freund, zuweilen
will's doch auch mich beſchleichen, als wäre es am
geſcheiteſten zur Friedenspartei überzugehen.“

Der Legationsrath wurde mit Fragen, was er
Neues bringe? überſtürmt.

„Duroc iſt abgereiſt.“

„Wirklich! Endlich! rief es. Mit einer Kriegs¬
erklärung?“

„Man hat ihm nur zu verſtehen gegeben, daß
man unter den obwaltenden Umſtänden das Freund¬
ſchaftsbündniß als gelöſt vielleicht zu betrachten ge¬
nöthigt ſein dürfte.“

„Und hat Laforeſt Päſſe erhalten?“

„So unhöflich iſt man nicht geweſen.“

Die Fürſtin lächelte: „Er denkt übermorgen eine
Matinée zu geben.“

„Dies unterbleibt doch vielleicht, ſagte Wandel,
wenn Erlaucht mir erlaubt das Gerücht mitzutheilen,
was ich von der Börſe bringe. Seine Majeſtät Kaiſer
Alexander wird hier erwartet. Der Oeſterreichiſche
Erzherzog Anton iſt ſchon auf dem Wege nach Berlin.“

Die Nachricht überraſchte. Auch der Regierungs¬

2*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0029" n="19"/>
        <p>&#x201E;<hi rendition="#g">Das</hi> Friedrichs Heer!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Grade in die&#x017F;en Regimentern i&#x017F;t nichts geän¬<lb/>
dert,&#x201C; &#x017F;agte Fuch&#x017F;ius.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Jeder hat allerdings noch &#x017F;eine drei gepuderten<lb/>
Locken.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie mar&#x017F;chirten doch vortrefflich &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Geknickte Glieder eines Rie&#x017F;enkörpers, die nicht<lb/>
mehr in einander klingen. Mein Freund, zuweilen<lb/>
will's doch auch mich be&#x017F;chleichen, als wäre es am<lb/>
ge&#x017F;cheite&#x017F;ten zur Friedenspartei überzugehen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Legationsrath wurde mit Fragen, was er<lb/>
Neues bringe? über&#x017F;türmt.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Duroc i&#x017F;t abgerei&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wirklich! Endlich! rief es. Mit einer Kriegs¬<lb/>
erklärung?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Man hat ihm nur zu ver&#x017F;tehen gegeben, daß<lb/>
man unter den obwaltenden Um&#x017F;tänden das Freund¬<lb/>
&#x017F;chaftsbündniß als gelö&#x017F;t vielleicht zu betrachten ge¬<lb/>
nöthigt &#x017F;ein dürfte.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und hat Lafore&#x017F;t Pä&#x017F;&#x017F;e erhalten?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;So unhöflich i&#x017F;t man nicht gewe&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die Für&#x017F;tin lächelte: &#x201E;Er denkt übermorgen eine<lb/>
Matin<hi rendition="#aq">é</hi>e zu geben.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Dies unterbleibt doch vielleicht, &#x017F;agte Wandel,<lb/>
wenn Erlaucht mir erlaubt das Gerücht mitzutheilen,<lb/>
was ich von der Bör&#x017F;e bringe. Seine Maje&#x017F;tät Kai&#x017F;er<lb/>
Alexander wird hier erwartet. Der Oe&#x017F;terreichi&#x017F;che<lb/>
Erzherzog Anton i&#x017F;t &#x017F;chon auf dem Wege nach Berlin.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die Nachricht überra&#x017F;chte. Auch der Regierungs¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">2*<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0029] „Das Friedrichs Heer!“ „Grade in dieſen Regimentern iſt nichts geän¬ dert,“ ſagte Fuchſius. „Jeder hat allerdings noch ſeine drei gepuderten Locken.“ „Sie marſchirten doch vortrefflich —“ „Geknickte Glieder eines Rieſenkörpers, die nicht mehr in einander klingen. Mein Freund, zuweilen will's doch auch mich beſchleichen, als wäre es am geſcheiteſten zur Friedenspartei überzugehen.“ Der Legationsrath wurde mit Fragen, was er Neues bringe? überſtürmt. „Duroc iſt abgereiſt.“ „Wirklich! Endlich! rief es. Mit einer Kriegs¬ erklärung?“ „Man hat ihm nur zu verſtehen gegeben, daß man unter den obwaltenden Umſtänden das Freund¬ ſchaftsbündniß als gelöſt vielleicht zu betrachten ge¬ nöthigt ſein dürfte.“ „Und hat Laforeſt Päſſe erhalten?“ „So unhöflich iſt man nicht geweſen.“ Die Fürſtin lächelte: „Er denkt übermorgen eine Matinée zu geben.“ „Dies unterbleibt doch vielleicht, ſagte Wandel, wenn Erlaucht mir erlaubt das Gerücht mitzutheilen, was ich von der Börſe bringe. Seine Majeſtät Kaiſer Alexander wird hier erwartet. Der Oeſterreichiſche Erzherzog Anton iſt ſchon auf dem Wege nach Berlin.“ Die Nachricht überraſchte. Auch der Regierungs¬ 2*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/29
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/29>, abgerufen am 25.04.2024.