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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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"Ich, Cornet Wolfskehl, sagte Walter in einem
Tone, der noch dem Druck seiner Hand entsprach.
Auf der Stelle ersuche ich Sie so höflichst als drin¬
gend, Ihrer Wege zu gehen, da ich meinen vollkom¬
men kenne, den ich gehen muß und werde, wenn
Sie den Platz nicht augenblicklich verlassen."

"Herr -- fuhr der Cornet auf -- wer sind Sie
in drei --" und hatte doch den Arm der Dame
fahren lassen. Walters Blick hatte etwas herrisch
durchdringendes. Auch auf den übermüthigen Jüng¬
ling hatte er unwillkürlich einen Eindruck gemacht.

"Jemand, dem es leid thäte, sich an dem Rock
des Königs vergreifen zu müssen, der aber keinen
Augenblick zaudern würde, wenn -- jemand, der nicht
der Ehre werth ist ihn zu tragen, darunter steckte."

"Was! -- Unterfängt sich die Ca --"

"Halt!" donnerte die Stimme des älteren Of¬
ficiers dazwischen. "Meine Herren Officiere, wenn
der Civilist da zu dem Frauenzimmer gehört, ist er
im Rechte."

Dulden wir das! schien der zu den Cameraden
gewandte Blick des Cornets zu sprechen.

"Herr Obrist, er hat unsre Uniform berührt."

"So wird er Ihnen Rede zu stehen haben,
warum," entgegnete der Obrist.

"Herr Jesus, um Gottes Willen keinen Scan¬
dal! schrie Minchen Schlarbaum. Da ist ja Herr
Professor Catel, der kennt meinen Cousin."

In dem Augenblick ward aber die Aufmerksam¬

„Ich, Cornet Wolfskehl, ſagte Walter in einem
Tone, der noch dem Druck ſeiner Hand entſprach.
Auf der Stelle erſuche ich Sie ſo höflichſt als drin¬
gend, Ihrer Wege zu gehen, da ich meinen vollkom¬
men kenne, den ich gehen muß und werde, wenn
Sie den Platz nicht augenblicklich verlaſſen.“

„Herr — fuhr der Cornet auf — wer ſind Sie
in drei —“ und hatte doch den Arm der Dame
fahren laſſen. Walters Blick hatte etwas herriſch
durchdringendes. Auch auf den übermüthigen Jüng¬
ling hatte er unwillkürlich einen Eindruck gemacht.

„Jemand, dem es leid thäte, ſich an dem Rock
des Königs vergreifen zu müſſen, der aber keinen
Augenblick zaudern würde, wenn — jemand, der nicht
der Ehre werth iſt ihn zu tragen, darunter ſteckte.“

„Was! — Unterfängt ſich die Ca —“

„Halt!“ donnerte die Stimme des älteren Of¬
ficiers dazwiſchen. „Meine Herren Officiere, wenn
der Civiliſt da zu dem Frauenzimmer gehört, iſt er
im Rechte.“

Dulden wir das! ſchien der zu den Cameraden
gewandte Blick des Cornets zu ſprechen.

„Herr Obriſt, er hat unſre Uniform berührt.“

„So wird er Ihnen Rede zu ſtehen haben,
warum,“ entgegnete der Obriſt.

„Herr Jeſus, um Gottes Willen keinen Scan¬
dal! ſchrie Minchen Schlarbaum. Da iſt ja Herr
Profeſſor Catel, der kennt meinen Couſin.“

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[274/0284] „Ich, Cornet Wolfskehl, ſagte Walter in einem Tone, der noch dem Druck ſeiner Hand entſprach. Auf der Stelle erſuche ich Sie ſo höflichſt als drin¬ gend, Ihrer Wege zu gehen, da ich meinen vollkom¬ men kenne, den ich gehen muß und werde, wenn Sie den Platz nicht augenblicklich verlaſſen.“ „Herr — fuhr der Cornet auf — wer ſind Sie in drei —“ und hatte doch den Arm der Dame fahren laſſen. Walters Blick hatte etwas herriſch durchdringendes. Auch auf den übermüthigen Jüng¬ ling hatte er unwillkürlich einen Eindruck gemacht. „Jemand, dem es leid thäte, ſich an dem Rock des Königs vergreifen zu müſſen, der aber keinen Augenblick zaudern würde, wenn — jemand, der nicht der Ehre werth iſt ihn zu tragen, darunter ſteckte.“ „Was! — Unterfängt ſich die Ca —“ „Halt!“ donnerte die Stimme des älteren Of¬ ficiers dazwiſchen. „Meine Herren Officiere, wenn der Civiliſt da zu dem Frauenzimmer gehört, iſt er im Rechte.“ Dulden wir das! ſchien der zu den Cameraden gewandte Blick des Cornets zu ſprechen. „Herr Obriſt, er hat unſre Uniform berührt.“ „So wird er Ihnen Rede zu ſtehen haben, warum,“ entgegnete der Obriſt. „Herr Jeſus, um Gottes Willen keinen Scan¬ dal! ſchrie Minchen Schlarbaum. Da iſt ja Herr Profeſſor Catel, der kennt meinen Couſin.“ In dem Augenblick ward aber die Aufmerkſam¬

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/284>, abgerufen am 16.04.2024.