Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

ohne daß seine Strahlen gezündet und gezeugt haben.
Andere Geschlechter müssen kommen, welche, wenn
Rost und Schlacke abgeworfen, seinen Geist in seinem
Volke wiederspiegeln."

"Das verstehe ich nun nicht, sagte van Asten,
der wieder Platz genommen hatte. Mit der Ewigkeit
hat ein Kaufmann nichts zu schaffen. Was er heute
einkauft, will er morgen absetzen. Walter, sieh Dich
da recht vor, daß Du nicht zu kurz kommst. Das,
wie gesagt, ist nun Deine Sache, aber warum kam
ich doch gleich? Ja so -- wirst Du heut Abend in
die Komödie gehen?"

Walter suchte umsonst in dem wieder schlauen
Blick des Vaters nach dem Sinn der Frage:

"Ich verstehe Sie nicht."

"Nun ich meine, ob Du auch einen Schwärmer
abbrennen wirst? Man spricht von einem wunder¬
schönen Kriegsliede, das sie singen wollen."

"Ich billige diese Theaterscenen nicht, wo es
eine große, ernste und heilige Sache gilt."

"So! Na das ist mir auch recht lieb, daß Du
Dich nicht unter die Offiziere mengst. Die haben es
bestellt. Ich glaubte nur von wegen des Liedes, weil
Du auch Verse machst. Ins Theater wirst Du aber
doch gehen, ich meine ganz simpel?"

"Ich war noch nicht entschlossen."

"Dann thu's mir zu Gefallen. Aber nicht ins
Parterre. Da wird man zu sehr gedrängt. Ich habe
Dir schon im zweiten Range Logenbillets genommen."

ohne daß ſeine Strahlen gezündet und gezeugt haben.
Andere Geſchlechter müſſen kommen, welche, wenn
Roſt und Schlacke abgeworfen, ſeinen Geiſt in ſeinem
Volke wiederſpiegeln.“

„Das verſtehe ich nun nicht, ſagte van Aſten,
der wieder Platz genommen hatte. Mit der Ewigkeit
hat ein Kaufmann nichts zu ſchaffen. Was er heute
einkauft, will er morgen abſetzen. Walter, ſieh Dich
da recht vor, daß Du nicht zu kurz kommſt. Das,
wie geſagt, iſt nun Deine Sache, aber warum kam
ich doch gleich? Ja ſo — wirſt Du heut Abend in
die Komödie gehen?“

Walter ſuchte umſonſt in dem wieder ſchlauen
Blick des Vaters nach dem Sinn der Frage:

„Ich verſtehe Sie nicht.“

„Nun ich meine, ob Du auch einen Schwärmer
abbrennen wirſt? Man ſpricht von einem wunder¬
ſchönen Kriegsliede, das ſie ſingen wollen.“

„Ich billige dieſe Theaterſcenen nicht, wo es
eine große, ernſte und heilige Sache gilt.“

„So! Na das iſt mir auch recht lieb, daß Du
Dich nicht unter die Offiziere mengſt. Die haben es
beſtellt. Ich glaubte nur von wegen des Liedes, weil
Du auch Verſe machſt. Ins Theater wirſt Du aber
doch gehen, ich meine ganz ſimpel?“

„Ich war noch nicht entſchloſſen.“

„Dann thu's mir zu Gefallen. Aber nicht ins
Parterre. Da wird man zu ſehr gedrängt. Ich habe
Dir ſchon im zweiten Range Logenbillets genommen.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0242" n="232"/>
ohne daß &#x017F;eine Strahlen gezündet und gezeugt haben.<lb/>
Andere Ge&#x017F;chlechter <hi rendition="#g">&#x017F;&#x017F;en</hi> kommen, welche, wenn<lb/>
Ro&#x017F;t und Schlacke abgeworfen, &#x017F;einen Gei&#x017F;t in &#x017F;einem<lb/>
Volke wieder&#x017F;piegeln.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das ver&#x017F;tehe ich nun nicht, &#x017F;agte van A&#x017F;ten,<lb/>
der wieder Platz genommen hatte. Mit der Ewigkeit<lb/>
hat ein Kaufmann nichts zu &#x017F;chaffen. Was er heute<lb/>
einkauft, will er morgen ab&#x017F;etzen. Walter, &#x017F;ieh Dich<lb/>
da recht vor, daß Du nicht zu kurz komm&#x017F;t. Das,<lb/>
wie ge&#x017F;agt, i&#x017F;t nun Deine Sache, aber warum kam<lb/>
ich doch gleich? Ja &#x017F;o &#x2014; wir&#x017F;t Du heut Abend in<lb/>
die Komödie gehen?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Walter &#x017F;uchte um&#x017F;on&#x017F;t in dem wieder &#x017F;chlauen<lb/>
Blick des Vaters nach dem Sinn der Frage:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich ver&#x017F;tehe Sie nicht.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun ich meine, ob Du auch einen Schwärmer<lb/>
abbrennen wir&#x017F;t? Man &#x017F;pricht von einem wunder¬<lb/>
&#x017F;chönen Kriegsliede, das &#x017F;ie &#x017F;ingen wollen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich billige die&#x017F;e Theater&#x017F;cenen nicht, wo es<lb/>
eine große, ern&#x017F;te und heilige Sache gilt.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;So! Na das i&#x017F;t mir auch recht lieb, daß Du<lb/>
Dich nicht unter die Offiziere meng&#x017F;t. Die haben es<lb/>
be&#x017F;tellt. Ich glaubte nur von wegen des Liedes, weil<lb/>
Du auch Ver&#x017F;e mach&#x017F;t. Ins Theater wir&#x017F;t Du aber<lb/>
doch gehen, ich meine ganz &#x017F;impel?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich war noch nicht ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Dann thu's mir zu Gefallen. Aber nicht ins<lb/>
Parterre. Da wird man zu &#x017F;ehr gedrängt. Ich habe<lb/>
Dir &#x017F;chon im zweiten Range Logenbillets genommen.&#x201C;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0242] ohne daß ſeine Strahlen gezündet und gezeugt haben. Andere Geſchlechter müſſen kommen, welche, wenn Roſt und Schlacke abgeworfen, ſeinen Geiſt in ſeinem Volke wiederſpiegeln.“ „Das verſtehe ich nun nicht, ſagte van Aſten, der wieder Platz genommen hatte. Mit der Ewigkeit hat ein Kaufmann nichts zu ſchaffen. Was er heute einkauft, will er morgen abſetzen. Walter, ſieh Dich da recht vor, daß Du nicht zu kurz kommſt. Das, wie geſagt, iſt nun Deine Sache, aber warum kam ich doch gleich? Ja ſo — wirſt Du heut Abend in die Komödie gehen?“ Walter ſuchte umſonſt in dem wieder ſchlauen Blick des Vaters nach dem Sinn der Frage: „Ich verſtehe Sie nicht.“ „Nun ich meine, ob Du auch einen Schwärmer abbrennen wirſt? Man ſpricht von einem wunder¬ ſchönen Kriegsliede, das ſie ſingen wollen.“ „Ich billige dieſe Theaterſcenen nicht, wo es eine große, ernſte und heilige Sache gilt.“ „So! Na das iſt mir auch recht lieb, daß Du Dich nicht unter die Offiziere mengſt. Die haben es beſtellt. Ich glaubte nur von wegen des Liedes, weil Du auch Verſe machſt. Ins Theater wirſt Du aber doch gehen, ich meine ganz ſimpel?“ „Ich war noch nicht entſchloſſen.“ „Dann thu's mir zu Gefallen. Aber nicht ins Parterre. Da wird man zu ſehr gedrängt. Ich habe Dir ſchon im zweiten Range Logenbillets genommen.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/242
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/242>, abgerufen am 20.04.2024.