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Adler, Alfred: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin u. a., 1907.

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Schwester, keine Bettnässerin, Hämaturie. (Spieler hat ähnliche Fälle
veröffentlicht, ohne unsere Beziehung zur Enuresis herzustellen.)

6. Friedrich V., 42 Jahre alt, Kaufmann, war wie mehrere seiner
Geschwister Bettnässer. Derzeit zeitweilig Albuminurie leichten Grades
und geringgradige Herzhypertrophie. Gelegentlich einer Lues zeigt sich
heftige Intoleranz gegen Jod. Bei Mutter und einer Schwester andauernde
Phosphaturie, wie ich sie häufig in Enuretikerfamilien antraf.

7. Alexander S., 28 Jahre alt. Aboulie. Gibt auf Befragen an, daß
die Libido sexualis mangelhaft sei. Erektion unzulänglich. Ejaculatio
praecox. Linksseitige starke Varikokele, rechts Hydrokele. Hat mit
Vorliebe Ruder- und Schwimmsport getrieben. Schwimmträume häufig.
Noch vor einem Jahre träumte er, daß er seine Notdurft verrichte, und
urinierte dabei ins Bett. Enuresis bis zum 10. Jahre. Vater an einer
Nierenaffektion gestorben.

8. Albert K., 45 Jahre, Eisenbahnbeamter. Schmerzhafte Harn-
retention seit 12 Stunden. Hat die gleiche Affäre vor 20 Jahren durch-
gemacht. Befund negativ. Der Katheter passiert den Sphinkter, ohne
Widerstand zu finden. Ejaculatio praecox. Enuresis bis zum 7. Jahre.
Angeblich keine Schwimmträume, war beim Militär Schwimmlehrer.
Von 9 Geschwistern sind 7 frühzeitig gestorben. Nimmt an, daß die
Retentio durch Aufschub des Urinierens entstanden sei. Vom nächsten
Tage an normales Verhalten.

9. Eugen M., 26 Jahre, Buchhalter, klagt über Kopfdruck und
Mattigkeit. Phosphaturie. Von 23 Geschwistern sind 17 an unbekannten
Krankheiten gestorben, einer unter Erscheinungen der Wassersucht.
Enuresis bis zum 12. Jahre. Betreibt eifrig Rudersport.

10. Julius S., 39 Jahre alt, Schriftsteller, leidet an nervösen
Magenbeschwerden. Die Mutter ist hochbetagt unter urämischen Er-
scheinungen gestorben. Ein Bruder leidet an chronischer Nephritis, ein
zweiter an neurasthenischen Beschwerden und Phosphaturie. Patient
selbst hat eine schwere Gonorrhöe durchgemacht und zeigt gleichfalls
Phosphaturie. Enuresis im Kindesalter, Hypospadie und paraurethraler
Gang.

11. Sophie B. (schon zitiert), hat 3 Partus überstanden. Während
der ersten Gravidität unter Fiebererscheinungen und Schmerz Pyelitis,
ebenso während der zweiten und dritten. Sofort nach der Geburt nor-
maler Harnbefund. 4 Monate nach der letzten Entbindung traten
Schmerzen in der rechten Nierengegend auf. Kurz darauf Schüttelfrost
und anschließend eine Febris intermittens durch 8 Tage. Darauf lyti-
scher Abfall zu subnormalen Temperaturen, Rekonvaleszenz. Seit fast

Schwester, keine Bettnässerin, Hämaturie. (Spieler hat ähnliche Fälle
veröffentlicht, ohne unsere Beziehung zur Enuresis herzustellen.)

6. Friedrich V., 42 Jahre alt, Kaufmann, war wie mehrere seiner
Geschwister Bettnässer. Derzeit zeitweilig Albuminurie leichten Grades
und geringgradige Herzhypertrophie. Gelegentlich einer Lues zeigt sich
heftige Intoleranz gegen Jod. Bei Mutter und einer Schwester andauernde
Phosphaturie, wie ich sie häufig in Enuretikerfamilien antraf.

7. Alexander S., 28 Jahre alt. Aboulie. Gibt auf Befragen an, daß
die Libido sexualis mangelhaft sei. Erektion unzulänglich. Ejaculatio
praecox. Linksseitige starke Varikokele, rechts Hydrokele. Hat mit
Vorliebe Ruder- und Schwimmsport getrieben. Schwimmträume häufig.
Noch vor einem Jahre träumte er, daß er seine Notdurft verrichte, und
urinierte dabei ins Bett. Enuresis bis zum 10. Jahre. Vater an einer
Nierenaffektion gestorben.

8. Albert K., 45 Jahre, Eisenbahnbeamter. Schmerzhafte Harn-
retention seit 12 Stunden. Hat die gleiche Affäre vor 20 Jahren durch-
gemacht. Befund negativ. Der Katheter passiert den Sphinkter, ohne
Widerstand zu finden. Ejaculatio praecox. Enuresis bis zum 7. Jahre.
Angeblich keine Schwimmträume, war beim Militär Schwimmlehrer.
Von 9 Geschwistern sind 7 frühzeitig gestorben. Nimmt an, daß die
Retentio durch Aufschub des Urinierens entstanden sei. Vom nächsten
Tage an normales Verhalten.

9. Eugen M., 26 Jahre, Buchhalter, klagt über Kopfdruck und
Mattigkeit. Phosphaturie. Von 23 Geschwistern sind 17 an unbekannten
Krankheiten gestorben, einer unter Erscheinungen der Wassersucht.
Enuresis bis zum 12. Jahre. Betreibt eifrig Rudersport.

10. Julius S., 39 Jahre alt, Schriftsteller, leidet an nervösen
Magenbeschwerden. Die Mutter ist hochbetagt unter urämischen Er-
scheinungen gestorben. Ein Bruder leidet an chronischer Nephritis, ein
zweiter an neurasthenischen Beschwerden und Phosphaturie. Patient
selbst hat eine schwere Gonorrhöe durchgemacht und zeigt gleichfalls
Phosphaturie. Enuresis im Kindesalter, Hypospadie und paraurethraler
Gang.

11. Sophie B. (schon zitiert), hat 3 Partus überstanden. Während
der ersten Gravidität unter Fiebererscheinungen und Schmerz Pyelitis,
ebenso während der zweiten und dritten. Sofort nach der Geburt nor-
maler Harnbefund. 4 Monate nach der letzten Entbindung traten
Schmerzen in der rechten Nierengegend auf. Kurz darauf Schüttelfrost
und anschließend eine Febris intermittens durch 8 Tage. Darauf lyti-
scher Abfall zu subnormalen Temperaturen, Rekonvaleszenz. Seit fast

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[82/0094] Schwester, keine Bettnässerin, Hämaturie. (Spieler hat ähnliche Fälle veröffentlicht, ohne unsere Beziehung zur Enuresis herzustellen.) 6. Friedrich V., 42 Jahre alt, Kaufmann, war wie mehrere seiner Geschwister Bettnässer. Derzeit zeitweilig Albuminurie leichten Grades und geringgradige Herzhypertrophie. Gelegentlich einer Lues zeigt sich heftige Intoleranz gegen Jod. Bei Mutter und einer Schwester andauernde Phosphaturie, wie ich sie häufig in Enuretikerfamilien antraf. 7. Alexander S., 28 Jahre alt. Aboulie. Gibt auf Befragen an, daß die Libido sexualis mangelhaft sei. Erektion unzulänglich. Ejaculatio praecox. Linksseitige starke Varikokele, rechts Hydrokele. Hat mit Vorliebe Ruder- und Schwimmsport getrieben. Schwimmträume häufig. Noch vor einem Jahre träumte er, daß er seine Notdurft verrichte, und urinierte dabei ins Bett. Enuresis bis zum 10. Jahre. Vater an einer Nierenaffektion gestorben. 8. Albert K., 45 Jahre, Eisenbahnbeamter. Schmerzhafte Harn- retention seit 12 Stunden. Hat die gleiche Affäre vor 20 Jahren durch- gemacht. Befund negativ. Der Katheter passiert den Sphinkter, ohne Widerstand zu finden. Ejaculatio praecox. Enuresis bis zum 7. Jahre. Angeblich keine Schwimmträume, war beim Militär Schwimmlehrer. Von 9 Geschwistern sind 7 frühzeitig gestorben. Nimmt an, daß die Retentio durch Aufschub des Urinierens entstanden sei. Vom nächsten Tage an normales Verhalten. 9. Eugen M., 26 Jahre, Buchhalter, klagt über Kopfdruck und Mattigkeit. Phosphaturie. Von 23 Geschwistern sind 17 an unbekannten Krankheiten gestorben, einer unter Erscheinungen der Wassersucht. Enuresis bis zum 12. Jahre. Betreibt eifrig Rudersport. 10. Julius S., 39 Jahre alt, Schriftsteller, leidet an nervösen Magenbeschwerden. Die Mutter ist hochbetagt unter urämischen Er- scheinungen gestorben. Ein Bruder leidet an chronischer Nephritis, ein zweiter an neurasthenischen Beschwerden und Phosphaturie. Patient selbst hat eine schwere Gonorrhöe durchgemacht und zeigt gleichfalls Phosphaturie. Enuresis im Kindesalter, Hypospadie und paraurethraler Gang. 11. Sophie B. (schon zitiert), hat 3 Partus überstanden. Während der ersten Gravidität unter Fiebererscheinungen und Schmerz Pyelitis, ebenso während der zweiten und dritten. Sofort nach der Geburt nor- maler Harnbefund. 4 Monate nach der letzten Entbindung traten Schmerzen in der rechten Nierengegend auf. Kurz darauf Schüttelfrost und anschließend eine Febris intermittens durch 8 Tage. Darauf lyti- scher Abfall zu subnormalen Temperaturen, Rekonvaleszenz. Seit fast

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Zitationshilfe: Adler, Alfred: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin u. a., 1907, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_studie_1907/94>, abgerufen am 24.04.2024.