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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Von der Elektricität überhaupt,

Wenn man Haar und Glas an einander reibt, so
scheinen die dadurch erzeugten Elektricitäten einander das
Gleichgewicht zu halten, und sind also nach der verschie-
denen Art des Reibens und nach der Beschaffenheit des
Haares verschieden.

Reibt man Haare eines lebenden Thieres, oder
frisch abgeschnittene Haare mit einer Glasröhre der Länge
nach, so werden sie positiv, und das Glas, welches hier
die stärkste Reibung leidet, wird negativ. Wird aber
die Glasröhre queer über den Rücken des Thieres, oder
über ein frisches Fell gezogen, so wird das Glas positiv.
Altes trocknes Haar, an Glas oder an frischem Haare ge-
rieben, wird allezeit negativ; wenn man es aber ein we-
nig mit Talg bestreicht, so thut es eben die Wirkung, wie
frisches Haar. Man s. Wilke in den Abh. der königl.
schwed. Akad. vom Jahre 1769.

Die elektrischen Körper sind in Absicht auf die Leich-
tigkeit, mit welcher sich ihre Elektricität erregen läßt, in-
gleichen in Absicht auf die Stärke und Dauer ihrer Elek-
tricität sehr von einander verschieden.

Die Seide scheint in Rücksicht auf ihre lang anhal-
tende und starke anziehende und zurückstoßende Kraft den
Vorzug vor allen andern elektrischen Körpern zu ver-
dienen.

Das Glas hat den Vortheil, daß es das elektrische
Licht und das Anziehen und Zurückstoßen in einem sehr
schnellen Fortgange und stark zeiget, aber ohne lang an-
haltende Dauer.

Die negativen elektrischen Körper, z. B. Bernstein,
Gummilak, Schwefel, Harz und alle harzige Substan-
zen zeigen die elektrischen Erscheinungen am längsten und
anhaltendsten. Bey günstigen Umständen ist eine einzi-
ge Erregung auf viele Wochen hinreichend. Eben diese

Von der Elektricität überhaupt,

Wenn man Haar und Glas an einander reibt, ſo
ſcheinen die dadurch erzeugten Elektricitäten einander das
Gleichgewicht zu halten, und ſind alſo nach der verſchie-
denen Art des Reibens und nach der Beſchaffenheit des
Haares verſchieden.

Reibt man Haare eines lebenden Thieres, oder
friſch abgeſchnittene Haare mit einer Glasröhre der Länge
nach, ſo werden ſie poſitiv, und das Glas, welches hier
die ſtärkſte Reibung leidet, wird negativ. Wird aber
die Glasröhre queer über den Rücken des Thieres, oder
über ein friſches Fell gezogen, ſo wird das Glas poſitiv.
Altes trocknes Haar, an Glas oder an friſchem Haare ge-
rieben, wird allezeit negativ; wenn man es aber ein we-
nig mit Talg beſtreicht, ſo thut es eben die Wirkung, wie
friſches Haar. Man ſ. Wilke in den Abh. der königl.
ſchwed. Akad. vom Jahre 1769.

Die elektriſchen Körper ſind in Abſicht auf die Leich-
tigkeit, mit welcher ſich ihre Elektricität erregen läßt, in-
gleichen in Abſicht auf die Stärke und Dauer ihrer Elek-
tricität ſehr von einander verſchieden.

Die Seide ſcheint in Rückſicht auf ihre lang anhal-
tende und ſtarke anziehende und zurückſtoßende Kraft den
Vorzug vor allen andern elektriſchen Körpern zu ver-
dienen.

Das Glas hat den Vortheil, daß es das elektriſche
Licht und das Anziehen und Zurückſtoßen in einem ſehr
ſchnellen Fortgange und ſtark zeiget, aber ohne lang an-
haltende Dauer.

Die negativen elektriſchen Körper, z. B. Bernſtein,
Gummilak, Schwefel, Harz und alle harzige Subſtan-
zen zeigen die elektriſchen Erſcheinungen am längſten und
anhaltendſten. Bey günſtigen Umſtänden iſt eine einzi-
ge Erregung auf viele Wochen hinreichend. Eben dieſe

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[13/0033] Von der Elektricität überhaupt, Wenn man Haar und Glas an einander reibt, ſo ſcheinen die dadurch erzeugten Elektricitäten einander das Gleichgewicht zu halten, und ſind alſo nach der verſchie- denen Art des Reibens und nach der Beſchaffenheit des Haares verſchieden. Reibt man Haare eines lebenden Thieres, oder friſch abgeſchnittene Haare mit einer Glasröhre der Länge nach, ſo werden ſie poſitiv, und das Glas, welches hier die ſtärkſte Reibung leidet, wird negativ. Wird aber die Glasröhre queer über den Rücken des Thieres, oder über ein friſches Fell gezogen, ſo wird das Glas poſitiv. Altes trocknes Haar, an Glas oder an friſchem Haare ge- rieben, wird allezeit negativ; wenn man es aber ein we- nig mit Talg beſtreicht, ſo thut es eben die Wirkung, wie friſches Haar. Man ſ. Wilke in den Abh. der königl. ſchwed. Akad. vom Jahre 1769. Die elektriſchen Körper ſind in Abſicht auf die Leich- tigkeit, mit welcher ſich ihre Elektricität erregen läßt, in- gleichen in Abſicht auf die Stärke und Dauer ihrer Elek- tricität ſehr von einander verſchieden. Die Seide ſcheint in Rückſicht auf ihre lang anhal- tende und ſtarke anziehende und zurückſtoßende Kraft den Vorzug vor allen andern elektriſchen Körpern zu ver- dienen. Das Glas hat den Vortheil, daß es das elektriſche Licht und das Anziehen und Zurückſtoßen in einem ſehr ſchnellen Fortgange und ſtark zeiget, aber ohne lang an- haltende Dauer. Die negativen elektriſchen Körper, z. B. Bernſtein, Gummilak, Schwefel, Harz und alle harzige Subſtan- zen zeigen die elektriſchen Erſcheinungen am längſten und anhaltendſten. Bey günſtigen Umſtänden iſt eine einzi- ge Erregung auf viele Wochen hinreichend. Eben dieſe

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/33>, abgerufen am 18.04.2024.