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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Versuch
pol der Nadel eben so stark anziehen, als die magneti-
schen Theile auf der Westseite desselben. Werden nun
die östlichen Theile Vormittags eher von der Sonne er-
wärmt, als die westlichen, so wird sich die Nadel
westwärts bewegen, und ihre westliche Variation wird
größer werden; wenn die Wärme der anziehenden
Theile der Erde auf jeder Seite des magnetischen Me-
ridians gleich stark zunimmt, so wird die Nadel still
stehen, und die Variation wird alsdann am größten
seyn; wenn aber die westlichen magnetischen Theile ent-
weder schneller erwärmt werden, oder langsamer abküh-
len, als die östlichen, so wird sich die Nadel ostwärts
bewegen, oder die westliche Abweichung wird abnehmen,
und wenn die üstlichen und westlichen Theile gleich ge-
schwind abkühlen, so wird die Nadel wieder still stehen, und
ihre westliche Abweichung am kleinsten seyn. Man kann
dies noch mehr erläutern, wenn man den Compaß mit
den beyden Magneten, wie im letzten Versuche, an einem
Sommertage hinter einen Sonnenschirm stellt; denn
wenn der Schirm so gestellt wird, daß die Sonne nur
den östlichen Magnet bescheinen kann, so wird die Nadel
ihre Richtung merklich ändern, und sich westwärts be-
wegen; steht aber der östliche Magnet im Schatten, in-
dem die Sonne auf den westlichen scheint, so geht die
Nadel nach der andern Seite. Nach dieser Theorie muß
die tägliche Variation im Sommer größer, als im Win-
ter seyn; die Beobachtungen stimmen hiemit äberein,
und sie wird im Junius und Julius fast doppelt so groß,
als im December und Januar, gesunden.

Die unregelmäßige tägliche Variation muß von
einer andern Ursache, als von der Sonnenwärme, ent-
stehen; und hier müssen wir unsere Zuflucht zu der unter-
irdischen Wärme nehmen, welche keine regelmäßige Be-
ziehung auf die Zeit hat, und dennoch, wenn sie sich in den
nordischen Gegenden vergrößert, die anziehende Kraft

Verſuch
pol der Nadel eben ſo ſtark anziehen, als die magneti-
ſchen Theile auf der Weſtſeite deſſelben. Werden nun
die öſtlichen Theile Vormittags eher von der Sonne er-
wärmt, als die weſtlichen, ſo wird ſich die Nadel
weſtwärts bewegen, und ihre weſtliche Variation wird
größer werden; wenn die Wärme der anziehenden
Theile der Erde auf jeder Seite des magnetiſchen Me-
ridians gleich ſtark zunimmt, ſo wird die Nadel ſtill
ſtehen, und die Variation wird alsdann am größten
ſeyn; wenn aber die weſtlichen magnetiſchen Theile ent-
weder ſchneller erwärmt werden, oder langſamer abküh-
len, als die öſtlichen, ſo wird ſich die Nadel oſtwärts
bewegen, oder die weſtliche Abweichung wird abnehmen,
und wenn die üſtlichen und weſtlichen Theile gleich ge-
ſchwind abkühlen, ſo wird die Nadel wieder ſtill ſtehen, und
ihre weſtliche Abweichung am kleinſten ſeyn. Man kann
dies noch mehr erläutern, wenn man den Compaß mit
den beyden Magneten, wie im letzten Verſuche, an einem
Sommertage hinter einen Sonnenſchirm ſtellt; denn
wenn der Schirm ſo geſtellt wird, daß die Sonne nur
den öſtlichen Magnet beſcheinen kann, ſo wird die Nadel
ihre Richtung merklich ändern, und ſich weſtwärts be-
wegen; ſteht aber der öſtliche Magnet im Schatten, in-
dem die Sonne auf den weſtlichen ſcheint, ſo geht die
Nadel nach der andern Seite. Nach dieſer Theorie muß
die tägliche Variation im Sommer größer, als im Win-
ter ſeyn; die Beobachtungen ſtimmen hiemit äberein,
und ſie wird im Junius und Julius faſt doppelt ſo groß,
als im December und Januar, geſunden.

Die unregelmäßige tägliche Variation muß von
einer andern Urſache, als von der Sonnenwärme, ent-
ſtehen; und hier müſſen wir unſere Zuflucht zu der unter-
irdiſchen Wärme nehmen, welche keine regelmäßige Be-
ziehung auf die Zeit hat, und dennoch, wenn ſie ſich in den
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[268/0288] Verſuch pol der Nadel eben ſo ſtark anziehen, als die magneti- ſchen Theile auf der Weſtſeite deſſelben. Werden nun die öſtlichen Theile Vormittags eher von der Sonne er- wärmt, als die weſtlichen, ſo wird ſich die Nadel weſtwärts bewegen, und ihre weſtliche Variation wird größer werden; wenn die Wärme der anziehenden Theile der Erde auf jeder Seite des magnetiſchen Me- ridians gleich ſtark zunimmt, ſo wird die Nadel ſtill ſtehen, und die Variation wird alsdann am größten ſeyn; wenn aber die weſtlichen magnetiſchen Theile ent- weder ſchneller erwärmt werden, oder langſamer abküh- len, als die öſtlichen, ſo wird ſich die Nadel oſtwärts bewegen, oder die weſtliche Abweichung wird abnehmen, und wenn die üſtlichen und weſtlichen Theile gleich ge- ſchwind abkühlen, ſo wird die Nadel wieder ſtill ſtehen, und ihre weſtliche Abweichung am kleinſten ſeyn. Man kann dies noch mehr erläutern, wenn man den Compaß mit den beyden Magneten, wie im letzten Verſuche, an einem Sommertage hinter einen Sonnenſchirm ſtellt; denn wenn der Schirm ſo geſtellt wird, daß die Sonne nur den öſtlichen Magnet beſcheinen kann, ſo wird die Nadel ihre Richtung merklich ändern, und ſich weſtwärts be- wegen; ſteht aber der öſtliche Magnet im Schatten, in- dem die Sonne auf den weſtlichen ſcheint, ſo geht die Nadel nach der andern Seite. Nach dieſer Theorie muß die tägliche Variation im Sommer größer, als im Win- ter ſeyn; die Beobachtungen ſtimmen hiemit äberein, und ſie wird im Junius und Julius faſt doppelt ſo groß, als im December und Januar, geſunden. Die unregelmäßige tägliche Variation muß von einer andern Urſache, als von der Sonnenwärme, ent- ſtehen; und hier müſſen wir unſere Zuflucht zu der unter- irdiſchen Wärme nehmen, welche keine regelmäßige Be- ziehung auf die Zeit hat, und dennoch, wenn ſie ſich in den nordiſchen Gegenden vergrößert, die anziehende Kraft

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/288>, abgerufen am 28.03.2024.