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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Versuch
über den
Magnetismus.

Die Erscheinungen des Magnets haben zwar schon
seit vielen Jahrhunderten, nicht allein wegen ihrer
besondern Wichtigkeit, sondern auch wegen der Dunkel-
heit, in welche sie verhüllt sind, die Aufmerksamkeit der
Naturforscher auf sich gezogen; aber dennoch ist zu den
Entdeckungen der ersten Untersucher dieser Materie sehr
wenig hinzugesetzt worden. Alle Kräfte des Genies, wel-
che man bisher zu Betreibung dieses Gegenstandes aufge-
boten hat, sind nicht vermögend gewesen, eine Hypothese
aufzubringen, welche alle die mannichfaltigen Eigenschaf-
ten des Magnets auf eine leichte und genugthuende Art
zu erklären im Stande wäre, oder die Glieder der Kette
angäbe, durch welche diese merkwürdigen Erscheinungen mit
den übrigen Phänomenen der Natur zusammenhängen.

Aus den Schriften des Plato und Aristoteles
erhellet, daß schon die Alten die anziehenden und zurück-
stoßenden Kräfte des Magnets gekannt haben: man fin-
det aber nicht, daß ihnen die Richtung desselben nach dem
Pole oder der Gebrauch des Compasses bekannt gewesen
wäre. Da sie noch nicht mit der gehörigen Methode, die
Natur zu untersuchen, bekannt waren, und sich bloß mit
den in die Augen fallenden Beobachtungen befriedigten, so
waren ihre Kenntnisse der Natur in sehr enge Grenzen
eingeschlossen, und brachten der menschlichen Gesellschaft
keine großen Vortheile. Die neuern Naturforscher hin-
gegen, welche die Beobachtungen mit Versuchen ver-
banden, erweiterten gar bald die Grenzen dieser Wissen-
schaft, und entdeckten die Polarität des Magnets, eine
Eigenschaft, auf welcher gewissermaßen die ganze Schiff-
fahrt und die Seele der Handlung beruht.

Verſuch
über den
Magnetiſmus.

Die Erſcheinungen des Magnets haben zwar ſchon
ſeit vielen Jahrhunderten, nicht allein wegen ihrer
beſondern Wichtigkeit, ſondern auch wegen der Dunkel-
heit, in welche ſie verhüllt ſind, die Aufmerkſamkeit der
Naturforſcher auf ſich gezogen; aber dennoch iſt zu den
Entdeckungen der erſten Unterſucher dieſer Materie ſehr
wenig hinzugeſetzt worden. Alle Kräfte des Genies, wel-
che man bisher zu Betreibung dieſes Gegenſtandes aufge-
boten hat, ſind nicht vermögend geweſen, eine Hypotheſe
aufzubringen, welche alle die mannichfaltigen Eigenſchaf-
ten des Magnets auf eine leichte und genugthuende Art
zu erklären im Stande wäre, oder die Glieder der Kette
angäbe, durch welche dieſe merkwürdigen Erſcheinungen mit
den übrigen Phänomenen der Natur zuſammenhängen.

Aus den Schriften des Plato und Ariſtoteles
erhellet, daß ſchon die Alten die anziehenden und zurück-
ſtoßenden Kräfte des Magnets gekannt haben: man fin-
det aber nicht, daß ihnen die Richtung deſſelben nach dem
Pole oder der Gebrauch des Compaſſes bekannt geweſen
wäre. Da ſie noch nicht mit der gehörigen Methode, die
Natur zu unterſuchen, bekannt waren, und ſich bloß mit
den in die Augen fallenden Beobachtungen befriedigten, ſo
waren ihre Kenntniſſe der Natur in ſehr enge Grenzen
eingeſchloſſen, und brachten der menſchlichen Geſellſchaft
keine großen Vortheile. Die neuern Naturforſcher hin-
gegen, welche die Beobachtungen mit Verſuchen ver-
banden, erweiterten gar bald die Grenzen dieſer Wiſſen-
ſchaft, und entdeckten die Polarität des Magnets, eine
Eigenſchaft, auf welcher gewiſſermaßen die ganze Schiff-
fahrt und die Seele der Handlung beruht.

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[239/0259] Verſuch über den Magnetiſmus. Die Erſcheinungen des Magnets haben zwar ſchon ſeit vielen Jahrhunderten, nicht allein wegen ihrer beſondern Wichtigkeit, ſondern auch wegen der Dunkel- heit, in welche ſie verhüllt ſind, die Aufmerkſamkeit der Naturforſcher auf ſich gezogen; aber dennoch iſt zu den Entdeckungen der erſten Unterſucher dieſer Materie ſehr wenig hinzugeſetzt worden. Alle Kräfte des Genies, wel- che man bisher zu Betreibung dieſes Gegenſtandes aufge- boten hat, ſind nicht vermögend geweſen, eine Hypotheſe aufzubringen, welche alle die mannichfaltigen Eigenſchaf- ten des Magnets auf eine leichte und genugthuende Art zu erklären im Stande wäre, oder die Glieder der Kette angäbe, durch welche dieſe merkwürdigen Erſcheinungen mit den übrigen Phänomenen der Natur zuſammenhängen. Aus den Schriften des Plato und Ariſtoteles erhellet, daß ſchon die Alten die anziehenden und zurück- ſtoßenden Kräfte des Magnets gekannt haben: man fin- det aber nicht, daß ihnen die Richtung deſſelben nach dem Pole oder der Gebrauch des Compaſſes bekannt geweſen wäre. Da ſie noch nicht mit der gehörigen Methode, die Natur zu unterſuchen, bekannt waren, und ſich bloß mit den in die Augen fallenden Beobachtungen befriedigten, ſo waren ihre Kenntniſſe der Natur in ſehr enge Grenzen eingeſchloſſen, und brachten der menſchlichen Geſellſchaft keine großen Vortheile. Die neuern Naturforſcher hin- gegen, welche die Beobachtungen mit Verſuchen ver- banden, erweiterten gar bald die Grenzen dieſer Wiſſen- ſchaft, und entdeckten die Polarität des Magnets, eine Eigenſchaft, auf welcher gewiſſermaßen die ganze Schiff- fahrt und die Seele der Handlung beruht.

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/259>, abgerufen am 20.04.2024.