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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Sechszehntes Capitel.
brauchen weniger Zeit als Glas, um gleiche Grade der
Wärme anzunehmen oder zu verlieren.

Bey aufmerksamer Untersuchung derer Körper, wel-
che ihre Wärme am schnellsten annehmen und verlieren,
wenn sie in Mittel von verschiedener Temperatur gestellt
werden, findet man, daß es ebendieselben Körper sind,
welche am leichtesten Elektricität annehmen und verlieren.
Die Metalle, welche am geschwindesten warm und wie-
der kalt werden, nehmen auch am schnellsten Elektricität
an und theilen sie wieder mit. Holz, welches mehr Zeit
erfodert, um erwärmt und abgekühlt zu werden, erhält
und verliert auch seine Elektricität langsamer. Endlich
Glas und harzige Substanzen, welche die elektrische Ma-
terie sehr langsam annehmen und verlieren, nehmen auch
die Temperatur des sie umgebenden Mittels nicht anders,
als mit Schwierigkeit, an.

Wenn man das eine Ende eines eisernen Stabs glü-
hend macht, so wird das andere Ende, wenn gleich der
Stab mehrere Schuhe lang ist, in kurzer Zeit so heiß,
daß man die Hand nicht daran halten kann, weil das Ei-
sen die Hitze sehr leicht leitet; da man hingegen eine Glas-
röhre, wenn sie auch nur wenige Zolle lang ist, sicher in
der Hand halten kann, wenn gleich ihr anderes Ende
schmelzet. Eben so geht die elektrische Materie mit gros-
ser Geschwindigkeit von einem Ende eines Stabs zum an-
dern über; hingegen vergeht eine lange Zeit, ehe eine Glas-
röhre, an deren Ende man einen geriebenen elektrischen Kör-
per hält, am andern Ende Zeichen einer Elektricität giebt.

Diese Bemerkungen beweisen, daß verschiedene Kör-
per, welche ihren Grad der Wärme schwer annehmen und
verlieren, auch ihre Elektricität schwer erhalten und abge-
ben. Um zu bestimmen, ob dieses Gesetz allgemein sey,
und welches die Ausnahmen davon sind, werden noch
viele Versuche erfordert.

Wenn wir zwo Substanzen annehmen, deren eine
elektrisirt ist, die andere aber nicht, deren erste einen be-

Sechszehntes Capitel.
brauchen weniger Zeit als Glas, um gleiche Grade der
Wärme anzunehmen oder zu verlieren.

Bey aufmerkſamer Unterſuchung derer Körper, wel-
che ihre Wärme am ſchnellſten annehmen und verlieren,
wenn ſie in Mittel von verſchiedener Temperatur geſtellt
werden, findet man, daß es ebendieſelben Körper ſind,
welche am leichteſten Elektricität annehmen und verlieren.
Die Metalle, welche am geſchwindeſten warm und wie-
der kalt werden, nehmen auch am ſchnellſten Elektricität
an und theilen ſie wieder mit. Holz, welches mehr Zeit
erfodert, um erwärmt und abgekühlt zu werden, erhält
und verliert auch ſeine Elektricität langſamer. Endlich
Glas und harzige Subſtanzen, welche die elektriſche Ma-
terie ſehr langſam annehmen und verlieren, nehmen auch
die Temperatur des ſie umgebenden Mittels nicht anders,
als mit Schwierigkeit, an.

Wenn man das eine Ende eines eiſernen Stabs glü-
hend macht, ſo wird das andere Ende, wenn gleich der
Stab mehrere Schuhe lang iſt, in kurzer Zeit ſo heiß,
daß man die Hand nicht daran halten kann, weil das Ei-
ſen die Hitze ſehr leicht leitet; da man hingegen eine Glas-
röhre, wenn ſie auch nur wenige Zolle lang iſt, ſicher in
der Hand halten kann, wenn gleich ihr anderes Ende
ſchmelzet. Eben ſo geht die elektriſche Materie mit groſ-
ſer Geſchwindigkeit von einem Ende eines Stabs zum an-
dern über; hingegen vergeht eine lange Zeit, ehe eine Glas-
röhre, an deren Ende man einen geriebenen elektriſchen Kör-
per hält, am andern Ende Zeichen einer Elektricität giebt.

Dieſe Bemerkungen beweiſen, daß verſchiedene Kör-
per, welche ihren Grad der Wärme ſchwer annehmen und
verlieren, auch ihre Elektricität ſchwer erhalten und abge-
ben. Um zu beſtimmen, ob dieſes Geſetz allgemein ſey,
und welches die Ausnahmen davon ſind, werden noch
viele Verſuche erfordert.

Wenn wir zwo Subſtanzen annehmen, deren eine
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[234/0254] Sechszehntes Capitel. brauchen weniger Zeit als Glas, um gleiche Grade der Wärme anzunehmen oder zu verlieren. Bey aufmerkſamer Unterſuchung derer Körper, wel- che ihre Wärme am ſchnellſten annehmen und verlieren, wenn ſie in Mittel von verſchiedener Temperatur geſtellt werden, findet man, daß es ebendieſelben Körper ſind, welche am leichteſten Elektricität annehmen und verlieren. Die Metalle, welche am geſchwindeſten warm und wie- der kalt werden, nehmen auch am ſchnellſten Elektricität an und theilen ſie wieder mit. Holz, welches mehr Zeit erfodert, um erwärmt und abgekühlt zu werden, erhält und verliert auch ſeine Elektricität langſamer. Endlich Glas und harzige Subſtanzen, welche die elektriſche Ma- terie ſehr langſam annehmen und verlieren, nehmen auch die Temperatur des ſie umgebenden Mittels nicht anders, als mit Schwierigkeit, an. Wenn man das eine Ende eines eiſernen Stabs glü- hend macht, ſo wird das andere Ende, wenn gleich der Stab mehrere Schuhe lang iſt, in kurzer Zeit ſo heiß, daß man die Hand nicht daran halten kann, weil das Ei- ſen die Hitze ſehr leicht leitet; da man hingegen eine Glas- röhre, wenn ſie auch nur wenige Zolle lang iſt, ſicher in der Hand halten kann, wenn gleich ihr anderes Ende ſchmelzet. Eben ſo geht die elektriſche Materie mit groſ- ſer Geſchwindigkeit von einem Ende eines Stabs zum an- dern über; hingegen vergeht eine lange Zeit, ehe eine Glas- röhre, an deren Ende man einen geriebenen elektriſchen Kör- per hält, am andern Ende Zeichen einer Elektricität giebt. Dieſe Bemerkungen beweiſen, daß verſchiedene Kör- per, welche ihren Grad der Wärme ſchwer annehmen und verlieren, auch ihre Elektricität ſchwer erhalten und abge- ben. Um zu beſtimmen, ob dieſes Geſetz allgemein ſey, und welches die Ausnahmen davon ſind, werden noch viele Verſuche erfordert. Wenn wir zwo Subſtanzen annehmen, deren eine elektriſirt iſt, die andere aber nicht, deren erſte einen be-

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/254>, abgerufen am 19.04.2024.