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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Sechszehntes Capitel.
blicke durch ihre Elasticität wieder unter beyde vertheilet:
wir können daher schließen,

1) daß die durchs Reiben zweener Körper erregte
Elektricität desto stärker sey, je mehr der Unterschied zwi-
schen den leitenden Kräften dieser Körper zunimmt.

2) daß zween Körper, welche gleich geschickt sind,
die elektrische Materie anzunehmen und abzugeben, kein
Zeichen der Elektricität von sich geben; nicht darum, weil
sie nicht durch Reiben elektrisirt werden könnten, sondern
weil das durchs Reiben gestörte Gleichgewicht in eben dem
Augenblicke durch die Leichtigkeit, mit welcher die elektri-
sche Materie jeden Körper durchdringt, wieder hergestellt
wird. Aus fast ähnlichen Ursachen werden elektrische Kör-
per, wenn man sie an einander reibt, nicht elektrisiret.

Wir dürfen also wohl aus dieser auf Erfahrung ge-
gründeten Theorie schließen, daß die Friction in allen Fäl-
len Elektricität hervor bringe, von welcher Art auch die
geriebenen Substanzen seyn mögen; und daß diese Elek-
tricität bisweilen nur darum nicht merklich sey, weil sie
sogleich bey ihrer Entstehung wieder verloren geht.

Alle Substanzen, welche an einem Körper gerieben
werden, der die elektrische Materie mit mehr oder weniger
Schwierigkeit durchläßt, als sie selbst, geben Zeichen der
Elektricität; also sind die Metalle eben so wohl für sich
elektrisch, als Glas und Siegellak.

Da also das Reiben allezeit und in allen Fällen
Elektricität hervorbringt, so findet zwischen der Erzeu-
gung der Wärme und der Erregung der Electricität eine
vollkommene Aehnlichkeit statt.

Ferner sind die Wirkungen der Elektricität den
Wirkungen der Wärme ähnlich.

Die Wärme dehnt alle Körper aus. So beweißt
die Wirkung der elektrischen Materie aufs Thermometer
ebenfalls die ausdehnende Kraft derselben; und wenn wir
dieselbe nicht in allen Fällen bemerken, so geschieht dies

Sechszehntes Capitel.
blicke durch ihre Elaſticität wieder unter beyde vertheilet:
wir können daher ſchließen,

1) daß die durchs Reiben zweener Körper erregte
Elektricität deſto ſtärker ſey, je mehr der Unterſchied zwi-
ſchen den leitenden Kräften dieſer Körper zunimmt.

2) daß zween Körper, welche gleich geſchickt ſind,
die elektriſche Materie anzunehmen und abzugeben, kein
Zeichen der Elektricität von ſich geben; nicht darum, weil
ſie nicht durch Reiben elektriſirt werden könnten, ſondern
weil das durchs Reiben geſtörte Gleichgewicht in eben dem
Augenblicke durch die Leichtigkeit, mit welcher die elektri-
ſche Materie jeden Körper durchdringt, wieder hergeſtellt
wird. Aus faſt ähnlichen Urſachen werden elektriſche Kör-
per, wenn man ſie an einander reibt, nicht elektriſiret.

Wir dürfen alſo wohl aus dieſer auf Erfahrung ge-
gründeten Theorie ſchließen, daß die Friction in allen Fäl-
len Elektricität hervor bringe, von welcher Art auch die
geriebenen Subſtanzen ſeyn mögen; und daß dieſe Elek-
tricität bisweilen nur darum nicht merklich ſey, weil ſie
ſogleich bey ihrer Entſtehung wieder verloren geht.

Alle Subſtanzen, welche an einem Körper gerieben
werden, der die elektriſche Materie mit mehr oder weniger
Schwierigkeit durchläßt, als ſie ſelbſt, geben Zeichen der
Elektricität; alſo ſind die Metalle eben ſo wohl für ſich
elektriſch, als Glas und Siegellak.

Da alſo das Reiben allezeit und in allen Fällen
Elektricität hervorbringt, ſo findet zwiſchen der Erzeu-
gung der Wärme und der Erregung der Electricität eine
vollkommene Aehnlichkeit ſtatt.

Ferner ſind die Wirkungen der Elektricität den
Wirkungen der Wärme ähnlich.

Die Wärme dehnt alle Körper aus. So beweißt
die Wirkung der elektriſchen Materie aufs Thermometer
ebenfalls die ausdehnende Kraft derſelben; und wenn wir
dieſelbe nicht in allen Fällen bemerken, ſo geſchieht dies

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[232/0252] Sechszehntes Capitel. blicke durch ihre Elaſticität wieder unter beyde vertheilet: wir können daher ſchließen, 1) daß die durchs Reiben zweener Körper erregte Elektricität deſto ſtärker ſey, je mehr der Unterſchied zwi- ſchen den leitenden Kräften dieſer Körper zunimmt. 2) daß zween Körper, welche gleich geſchickt ſind, die elektriſche Materie anzunehmen und abzugeben, kein Zeichen der Elektricität von ſich geben; nicht darum, weil ſie nicht durch Reiben elektriſirt werden könnten, ſondern weil das durchs Reiben geſtörte Gleichgewicht in eben dem Augenblicke durch die Leichtigkeit, mit welcher die elektri- ſche Materie jeden Körper durchdringt, wieder hergeſtellt wird. Aus faſt ähnlichen Urſachen werden elektriſche Kör- per, wenn man ſie an einander reibt, nicht elektriſiret. Wir dürfen alſo wohl aus dieſer auf Erfahrung ge- gründeten Theorie ſchließen, daß die Friction in allen Fäl- len Elektricität hervor bringe, von welcher Art auch die geriebenen Subſtanzen ſeyn mögen; und daß dieſe Elek- tricität bisweilen nur darum nicht merklich ſey, weil ſie ſogleich bey ihrer Entſtehung wieder verloren geht. Alle Subſtanzen, welche an einem Körper gerieben werden, der die elektriſche Materie mit mehr oder weniger Schwierigkeit durchläßt, als ſie ſelbſt, geben Zeichen der Elektricität; alſo ſind die Metalle eben ſo wohl für ſich elektriſch, als Glas und Siegellak. Da alſo das Reiben allezeit und in allen Fällen Elektricität hervorbringt, ſo findet zwiſchen der Erzeu- gung der Wärme und der Erregung der Electricität eine vollkommene Aehnlichkeit ſtatt. Ferner ſind die Wirkungen der Elektricität den Wirkungen der Wärme ähnlich. Die Wärme dehnt alle Körper aus. So beweißt die Wirkung der elektriſchen Materie aufs Thermometer ebenfalls die ausdehnende Kraft derſelben; und wenn wir dieſelbe nicht in allen Fällen bemerken, ſo geſchieht dies

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/252>, abgerufen am 23.04.2024.