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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Atmosphärische Elektricität.
das gute Wetter werde nicht den ganzen Tag über anhal-
ten, es werde bald trüb werden und regnen.

Wenn sich der Himmel über dem Orte der Beob-
achtung trübet, und eine hohe Wolke entsteht, welche keine
niedrige Wolken unter sich hat, auch kein Theil einer schon
anderwärts regnenden Wolke ist, so bemerkt man entwe-
der gar keine, oder eine positive Elektricität.

Entstehen die Wolken in Gestalt wollener Flocken,
und bewegen sich erst näher an einander, und dann aus
einander; oder liegt die entstehende große Wolke sehr hoch,
und streckt sich dann niederwärts, wie ein herabsinkender
Rauch, so zeigt sich gemeiniglich positive Elektricität, de-
ren Stärke sich verhält, wie die Geschwindigkeit, mit
welcher die Wolke entsteht; und man kann aus derselben
die Menge und Geschwindigkeit des darauf folgenden Re-
gens oder Schnees in voraus abnehmen.

Bildet sich eine dünne, ebne und weit ausgebreitete
Wolke, welche den Himmel trübt, und eine graue Farbe
zeigt, so bemerkt man eine starke und sich schnell wieder
ersetzende positive Elektricität; je langsamer aber die Ent-
stehung der Wolke erfolgt, desto schwächer wird diese Elek-
tricität; bisweilen verschwindet sie gänzlich. Entsteht
hingegen die dünne ausgebreitete Wolke nach und nach
aus kleinen Wolken, die sich wie Flocken, beständig daran
hängen, und einander abstoßen, so hält die positive Elek-
tricität gemeiniglich an.

Niedrige und dicke Nebel (besonders, wenn die Lufe
um den Ort, wo sie aufsteigen, von Feuchtigkeit frey ist)
geben dem Explorator eine Elektricität, welche zu wieder-
holtenmalen kleine Funken giebt, und eine Divergenz der
Kugeln von 20° - 25° oder wohl 30° hervorbringt. Ent-
steht der Nebel schnell, und bleibt er eine Zeit lang in der
Gegend des Explorators, so verschwindet diese Elektrici-
tät bald; fährt er aber fort, zu steigen, und tritt eine
neue Wolke an die Stelle der vorigen, so elektrisiret die-

Atmoſphäriſche Elektricität.
das gute Wetter werde nicht den ganzen Tag über anhal-
ten, es werde bald trüb werden und regnen.

Wenn ſich der Himmel über dem Orte der Beob-
achtung trübet, und eine hohe Wolke entſteht, welche keine
niedrige Wolken unter ſich hat, auch kein Theil einer ſchon
anderwärts regnenden Wolke iſt, ſo bemerkt man entwe-
der gar keine, oder eine poſitive Elektricität.

Entſtehen die Wolken in Geſtalt wollener Flocken,
und bewegen ſich erſt näher an einander, und dann aus
einander; oder liegt die entſtehende große Wolke ſehr hoch,
und ſtreckt ſich dann niederwärts, wie ein herabſinkender
Rauch, ſo zeigt ſich gemeiniglich poſitive Elektricität, de-
ren Stärke ſich verhält, wie die Geſchwindigkeit, mit
welcher die Wolke entſteht; und man kann aus derſelben
die Menge und Geſchwindigkeit des darauf folgenden Re-
gens oder Schnees in voraus abnehmen.

Bildet ſich eine dünne, ebne und weit ausgebreitete
Wolke, welche den Himmel trübt, und eine graue Farbe
zeigt, ſo bemerkt man eine ſtarke und ſich ſchnell wieder
erſetzende poſitive Elektricität; je langſamer aber die Ent-
ſtehung der Wolke erfolgt, deſto ſchwächer wird dieſe Elek-
tricität; bisweilen verſchwindet ſie gänzlich. Entſteht
hingegen die dünne ausgebreitete Wolke nach und nach
aus kleinen Wolken, die ſich wie Flocken, beſtändig daran
hängen, und einander abſtoßen, ſo hält die poſitive Elek-
tricität gemeiniglich an.

Niedrige und dicke Nebel (beſonders, wenn die Lufe
um den Ort, wo ſie aufſteigen, von Feuchtigkeit frey iſt)
geben dem Explorator eine Elektricität, welche zu wieder-
holtenmalen kleine Funken giebt, und eine Divergenz der
Kugeln von 20° – 25° oder wohl 30° hervorbringt. Ent-
ſteht der Nebel ſchnell, und bleibt er eine Zeit lang in der
Gegend des Explorators, ſo verſchwindet dieſe Elektrici-
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[155/0175] Atmoſphäriſche Elektricität. das gute Wetter werde nicht den ganzen Tag über anhal- ten, es werde bald trüb werden und regnen. Wenn ſich der Himmel über dem Orte der Beob- achtung trübet, und eine hohe Wolke entſteht, welche keine niedrige Wolken unter ſich hat, auch kein Theil einer ſchon anderwärts regnenden Wolke iſt, ſo bemerkt man entwe- der gar keine, oder eine poſitive Elektricität. Entſtehen die Wolken in Geſtalt wollener Flocken, und bewegen ſich erſt näher an einander, und dann aus einander; oder liegt die entſtehende große Wolke ſehr hoch, und ſtreckt ſich dann niederwärts, wie ein herabſinkender Rauch, ſo zeigt ſich gemeiniglich poſitive Elektricität, de- ren Stärke ſich verhält, wie die Geſchwindigkeit, mit welcher die Wolke entſteht; und man kann aus derſelben die Menge und Geſchwindigkeit des darauf folgenden Re- gens oder Schnees in voraus abnehmen. Bildet ſich eine dünne, ebne und weit ausgebreitete Wolke, welche den Himmel trübt, und eine graue Farbe zeigt, ſo bemerkt man eine ſtarke und ſich ſchnell wieder erſetzende poſitive Elektricität; je langſamer aber die Ent- ſtehung der Wolke erfolgt, deſto ſchwächer wird dieſe Elek- tricität; bisweilen verſchwindet ſie gänzlich. Entſteht hingegen die dünne ausgebreitete Wolke nach und nach aus kleinen Wolken, die ſich wie Flocken, beſtändig daran hängen, und einander abſtoßen, ſo hält die poſitive Elek- tricität gemeiniglich an. Niedrige und dicke Nebel (beſonders, wenn die Lufe um den Ort, wo ſie aufſteigen, von Feuchtigkeit frey iſt) geben dem Explorator eine Elektricität, welche zu wieder- holtenmalen kleine Funken giebt, und eine Divergenz der Kugeln von 20° – 25° oder wohl 30° hervorbringt. Ent- ſteht der Nebel ſchnell, und bleibt er eine Zeit lang in der Gegend des Explorators, ſo verſchwindet dieſe Elektrici- tät bald; fährt er aber fort, zu ſteigen, und tritt eine neue Wolke an die Stelle der vorigen, ſo elektriſiret die-

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/175>, abgerufen am 28.03.2024.