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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Ehren-Gedächtniß.
gere cogeretur, wie Thuanus von Alberti, Marchionis Bran-
deb.
und seiner etliche Stunden nachfolgenden Gemahlin
Tode geredet. Sie haben nun erfahren/ was morte sociata
mori
heisse/ nach Senecae Meynung/ und wie glückselig das
Grab der Verliebten/ ton phil[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]nton, zweyer unter den edelsten
Römern/ zu achten gewesen. Quodque ubi idem est & maxi-
mus & honestissimus amor, aliquando praestet morte jungi,
quam vita distrahi.
Von ihnen rühmet der Römische Ora-
tor
mit Recht: Omnia praeclara, omnia rara. Sie hätten kei-
ne erwünschtere Gelegenheit finden mögen/ sich noch einmahl
irrdisch zu vermählen und in das Ehe-Bette eines glückseli-
gen Todes zusammen zu liegen/ als eben zu itziger Zeit/ welche
durch das höchst-beglückte Königliche Beylager Dero Aller-
Durchlauchtigsten Majestäten/ unsers Allergnädigsten
Teutschen Josephs/ mit dessen Allererwehltesten Amalia
admirabel gemachet/ und zugleich unser Vaterland/ beyder
Königlichen Majestäten allerunterthänigstes Erb-Land/ zu
verwunderungs-vollen Glückwünschungen geleitet wird. Sie
bleiben wohl unvergeßlich in unserm Andencken/ und diejeni-
gen/ an welchen auch die zukünfftigen Secula was Rares ü-
berlebt/ erlebt und gesehen haben werden.

Wolten sie nur/ Hochgeschäzte Anwesende/ erlauben/
daß ich diese Leichen-Tücher abnehme/ so würden sie zu noch
mehrer Vergnügung alsofort auch

Was Rechtes lesen.

Die Geist-vollen Inscriptiones auff beyden Särgen/ eines
Theils in der Mund-Art des heiligen Geistes/ andern Theils
in eben solcher/ doch mit Poetischen Worten/ vorgeschrieben/
sind Merckmahle des hohen Josephischen Geistes unserer
selig Verblichenen. Dero vieljährige Lebens-Experientz
sie zu solchen Christen gemachet/ die von ungemeiner Extra-
ction
waren. Was andere nur aus Allermanns Cisternen
heilsamer Erinnerungen und geistlicher Tröstungen schöpf-
fen/ das sucheten sie selbsten bey der Quelle des göttlichen
Mundes/ mit beständiger Anruffung/ daß der HERR des
Himmels ihnen den Reichthum seiner Erkäntniß geben wol-
le. Und so denn kosteten sie an den Säfften göttlicher Weiß-

heit

Ehren-Gedaͤchtniß.
gere cogeretur, wie Thuanus von Alberti, Marchionis Bran-
deb.
und ſeiner etliche Stunden nachfolgenden Gemahlin
Tode geredet. Sie haben nun erfahren/ was morte ſociata
mori
heiſſe/ nach Senecæ Meynung/ und wie gluͤckſelig das
Grab der Verliebten/ τῶν φιλ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]ντων, zweyer unter den edelſten
Roͤmern/ zu achten geweſen. Quodque ubi idem eſt & maxi-
mus & honeſtiſſimus amor, aliquando præſtet morte jungi,
quam vita diſtrahi.
Von ihnen ruͤhmet der Roͤmiſche Ora-
tor
mit Recht: Omnia præclara, omnia rara. Sie haͤtten kei-
ne erwuͤnſchtere Gelegenheit finden moͤgen/ ſich noch einmahl
irrdiſch zu vermaͤhlen und in das Ehe-Bette eines gluͤckſeli-
gen Todes zuſammen zu liegen/ als eben zu itziger Zeit/ welche
durch das hoͤchſt-begluͤckte Koͤnigliche Beylager Dero Aller-
Durchlauchtigſten Majeſtaͤten/ unſers Allergnaͤdigſten
Teutſchen Joſephs/ mit deſſen Allererwehlteſten Amalia
admirabel gemachet/ und zugleich unſer Vaterland/ beyder
Koͤniglichen Majeſtaͤten allerunterthaͤnigſtes Erb-Land/ zu
verwunderungs-vollen Gluͤckwuͤnſchungen geleitet wird. Sie
bleiben wohl unvergeßlich in unſerm Andencken/ und diejeni-
gen/ an welchen auch die zukuͤnfftigen Secula was Rares uͤ-
berlebt/ erlebt und geſehen haben werden.

Wolten ſie nur/ Hochgeſchaͤzte Anweſende/ erlauben/
daß ich dieſe Leichen-Tuͤcher abnehme/ ſo wuͤrden ſie zu noch
mehrer Vergnuͤgung alſofort auch

Was Rechtes leſen.

Die Geiſt-vollen Inſcriptiones auff beyden Saͤrgen/ eines
Theils in der Mund-Art des heiligen Geiſtes/ andern Theils
in eben ſolcher/ doch mit Poetiſchen Worten/ vorgeſchrieben/
ſind Merckmahle des hohen Joſephiſchen Geiſtes unſerer
ſelig Verblichenen. Dero vieljaͤhrige Lebens-Experientz
ſie zu ſolchen Chriſten gemachet/ die von ungemeiner Extra-
ction
waren. Was andere nur aus Allermanns Ciſternen
heilſamer Erinnerungen und geiſtlicher Troͤſtungen ſchoͤpf-
fen/ das ſucheten ſie ſelbſten bey der Quelle des goͤttlichen
Mundes/ mit beſtaͤndiger Anruffung/ daß der HERR des
Himmels ihnen den Reichthum ſeiner Erkaͤntniß geben wol-
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[15/0035] Ehren-Gedaͤchtniß. gere cogeretur, wie Thuanus von Alberti, Marchionis Bran- deb. und ſeiner etliche Stunden nachfolgenden Gemahlin Tode geredet. Sie haben nun erfahren/ was morte ſociata mori heiſſe/ nach Senecæ Meynung/ und wie gluͤckſelig das Grab der Verliebten/ τῶν φιλ_ντων, zweyer unter den edelſten Roͤmern/ zu achten geweſen. Quodque ubi idem eſt & maxi- mus & honeſtiſſimus amor, aliquando præſtet morte jungi, quam vita diſtrahi. Von ihnen ruͤhmet der Roͤmiſche Ora- tor mit Recht: Omnia præclara, omnia rara. Sie haͤtten kei- ne erwuͤnſchtere Gelegenheit finden moͤgen/ ſich noch einmahl irrdiſch zu vermaͤhlen und in das Ehe-Bette eines gluͤckſeli- gen Todes zuſammen zu liegen/ als eben zu itziger Zeit/ welche durch das hoͤchſt-begluͤckte Koͤnigliche Beylager Dero Aller- Durchlauchtigſten Majeſtaͤten/ unſers Allergnaͤdigſten Teutſchen Joſephs/ mit deſſen Allererwehlteſten Amalia admirabel gemachet/ und zugleich unſer Vaterland/ beyder Koͤniglichen Majeſtaͤten allerunterthaͤnigſtes Erb-Land/ zu verwunderungs-vollen Gluͤckwuͤnſchungen geleitet wird. Sie bleiben wohl unvergeßlich in unſerm Andencken/ und diejeni- gen/ an welchen auch die zukuͤnfftigen Secula was Rares uͤ- berlebt/ erlebt und geſehen haben werden. Wolten ſie nur/ Hochgeſchaͤzte Anweſende/ erlauben/ daß ich dieſe Leichen-Tuͤcher abnehme/ ſo wuͤrden ſie zu noch mehrer Vergnuͤgung alſofort auch Was Rechtes leſen. Die Geiſt-vollen Inſcriptiones auff beyden Saͤrgen/ eines Theils in der Mund-Art des heiligen Geiſtes/ andern Theils in eben ſolcher/ doch mit Poetiſchen Worten/ vorgeſchrieben/ ſind Merckmahle des hohen Joſephiſchen Geiſtes unſerer ſelig Verblichenen. Dero vieljaͤhrige Lebens-Experientz ſie zu ſolchen Chriſten gemachet/ die von ungemeiner Extra- ction waren. Was andere nur aus Allermanns Ciſternen heilſamer Erinnerungen und geiſtlicher Troͤſtungen ſchoͤpf- fen/ das ſucheten ſie ſelbſten bey der Quelle des goͤttlichen Mundes/ mit beſtaͤndiger Anruffung/ daß der HERR des Himmels ihnen den Reichthum ſeiner Erkaͤntniß geben wol- le. Und ſo denn koſteten ſie an den Saͤfften goͤttlicher Weiß- heit

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/35>, abgerufen am 28.03.2024.