Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Ehren-Gedächtniß.
den Gebeinen dieses unsers Liegnitzischen Josephs: Dem-"
nach ist mein Wille/ wenn der treue GOtt meine Seele nach"
seinem gnädigen Willen und Wohlgefallen aus ihrer irrdi-"
schen Hütte abfodern/ und wie ich in gläubigem Vertrauen"
auff seine grundlose Barmhertzigkeit/ und das vollgültige"
Verdienst meines einigen Erlösers und Heylandes JEsu"
Christi/ so er auch an mir nicht wird lassen verlohren seyn/"
festiglich hoffe/ in sein himmlisches Reich zu seiner Gnaden-"
Hand auffnehmen wird/ daß mein verblichener Cörper mit"
einem gewöhnlichen Sterbe-Hemde und schwartz-raschenem"
langen Rocke bekleidet/ in einem doppelten/ und zwar den"
obersten Eichenen Sarg mit folgenden Sprüchen; oben"
auff dem Deckel: HErr/ ich warte auff dein Heyl; auff"
der einen Seite: Ich bin die Aufferstehung und das Leben;"
auff der andern Seiten: Ich lebe und ihr sollt auch leben;"
zu den Haubten: Hier ruhet und erwartet der seligen Er-"
scheinung unsers HErrn JEsu Christi/ der weyland Wohl-"
gebohrne Herr Hanns Aßmann/ Frey-Herr von Ab-"
schatz
der jüngere/ des Fürstenthums Liegnitz gewesener"
Landes-Bestellter; zu den Füssen: Im HErrn verschieden/"
den Tag/ das Jahr und Alter bezeichnet: Ohne alle andere"
Pracht und Zierrath/ zur Hoffnung der Freudenreichen Auf-"
erstehung/ eingelegt werden soll." Und wäre mir erlaubt
die Trauer-Decken von beyden Leichen-Kasten abzuziehen/ so
wolte ich in Gegenwart so hoher Zeugen gar zuversichtlich
erweisen/ daß dieses lezte Begehren/ vorgeschriebener Mas-
sen/ und an dem Sarge der neben-stehenden wohlseligen
Frauen Gemahlin in gebundnen Reym-Zeilen/ auff einerley
Art sey erfüllet worden.

Mir würde auch gantz leicht zu behaubten seyn/ daß des
Egyptischen Josephs und Assenath Särge eben mit derglei-
chen Inscriptionibus auff dem damahligen Trauer-Gerüste
gestanden. Denn das war der heiligen Patriarchen ge-
wöhnlicher Leichen-Text/ welchen Moses gleichsam an den
Sarg des Vater Israels angeschrieben/ bey Erzehlung des-
sen Todes/ nemlich: HERR ich warte auff dein Heyl.
Und so redete selbter im Tode/ wie er von seinen Geist-vollen
Ahnen unterrichtet war/ dessen er auch bey seinen Nachkom-

men
(A) 5

Ehren-Gedaͤchtniß.
den Gebeinen dieſes unſers Liegnitziſchen Joſephs: Dem-”
nach iſt mein Wille/ wenn der treue GOtt meine Seele nach”
ſeinem gnaͤdigen Willen und Wohlgefallen aus ihrer irrdi-”
ſchen Huͤtte abfodern/ und wie ich in glaͤubigem Vertrauen”
auff ſeine grundloſe Barmhertzigkeit/ und das vollguͤltige”
Verdienſt meines einigen Erloͤſers und Heylandes JEſu”
Chriſti/ ſo er auch an mir nicht wird laſſen verlohren ſeyn/”
feſtiglich hoffe/ in ſein himmliſches Reich zu ſeiner Gnaden-”
Hand auffnehmen wird/ daß mein verblichener Coͤrper mit”
einem gewoͤhnlichen Sterbe-Hemde und ſchwartz-raſchenem”
langen Rocke bekleidet/ in einem doppelten/ und zwar den”
oberſten Eichenen Sarg mit folgenden Spruͤchen; oben”
auff dem Deckel: HErr/ ich warte auff dein Heyl; auff”
der einen Seite: Ich bin die Aufferſtehung und das Leben;”
auff der andern Seiten: Ich lebe und ihr ſollt auch leben;”
zu den Haubten: Hier ruhet und erwartet der ſeligen Er-”
ſcheinung unſers HErrn JEſu Chriſti/ der weyland Wohl-”
gebohrne Herr Hanns Aßmann/ Frey-Herr von Ab-”
ſchatz
der juͤngere/ des Fuͤrſtenthums Liegnitz geweſener”
Landes-Beſtellter; zu den Fuͤſſen: Im HErrn verſchieden/”
den Tag/ das Jahr und Alter bezeichnet: Ohne alle andere”
Pracht und Zierrath/ zur Hoffnung der Freudenreichen Auf-”
erſtehung/ eingelegt werden ſoll.” Und waͤre mir erlaubt
die Trauer-Decken von beyden Leichen-Kaſten abzuziehen/ ſo
wolte ich in Gegenwart ſo hoher Zeugen gar zuverſichtlich
erweiſen/ daß dieſes lezte Begehren/ vorgeſchriebener Maſ-
ſen/ und an dem Sarge der neben-ſtehenden wohlſeligen
Frauen Gemahlin in gebundnen Reym-Zeilen/ auff einerley
Art ſey erfuͤllet worden.

Mir wuͤrde auch gantz leicht zu behaubten ſeyn/ daß des
Egyptiſchen Joſephs und Aſſenath Saͤrge eben mit derglei-
chen Inſcriptionibus auff dem damahligen Trauer-Geruͤſte
geſtanden. Denn das war der heiligen Patriarchen ge-
woͤhnlicher Leichen-Text/ welchen Moſes gleichſam an den
Sarg des Vater Iſraels angeſchrieben/ bey Erzehlung deſ-
ſen Todes/ nemlich: HERR ich warte auff dein Heyl.
Und ſo redete ſelbter im Tode/ wie er von ſeinen Geiſt-vollen
Ahnen unterrichtet war/ deſſen er auch bey ſeinen Nachkom-

men
(A) 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0029" n="9"/><fw place="top" type="header">Ehren-Geda&#x0364;chtniß.</fw><lb/>
den Gebeinen die&#x017F;es un&#x017F;ers Liegnitzi&#x017F;chen Jo&#x017F;ephs: Dem-&#x201D;<lb/>
nach i&#x017F;t mein Wille/ wenn der treue GOtt meine Seele nach&#x201D;<lb/>
&#x017F;einem gna&#x0364;digen Willen und Wohlgefallen aus ihrer irrdi-&#x201D;<lb/>
&#x017F;chen Hu&#x0364;tte abfodern/ und wie ich in gla&#x0364;ubigem Vertrauen&#x201D;<lb/>
auff &#x017F;eine grundlo&#x017F;e Barmhertzigkeit/ und das vollgu&#x0364;ltige&#x201D;<lb/>
Verdien&#x017F;t meines einigen Erlo&#x0364;&#x017F;ers und Heylandes JE&#x017F;u&#x201D;<lb/>
Chri&#x017F;ti/ &#x017F;o er auch an mir nicht wird la&#x017F;&#x017F;en verlohren &#x017F;eyn/&#x201D;<lb/>
fe&#x017F;tiglich hoffe/ in &#x017F;ein himmli&#x017F;ches Reich zu &#x017F;einer Gnaden-&#x201D;<lb/>
Hand auffnehmen wird/ daß mein verblichener Co&#x0364;rper mit&#x201D;<lb/>
einem gewo&#x0364;hnlichen Sterbe-Hemde und &#x017F;chwartz-ra&#x017F;chenem&#x201D;<lb/>
langen Rocke bekleidet/ in einem doppelten/ und zwar den&#x201D;<lb/>
ober&#x017F;ten Eichenen Sarg mit folgenden Spru&#x0364;chen; oben&#x201D;<lb/>
auff dem Deckel: HErr/ ich warte auff dein Heyl; auff&#x201D;<lb/>
der einen Seite: Ich bin die Auffer&#x017F;tehung und das Leben;&#x201D;<lb/>
auff der andern Seiten: Ich lebe und ihr &#x017F;ollt auch leben;&#x201D;<lb/>
zu den Haubten: Hier ruhet und erwartet der &#x017F;eligen Er-&#x201D;<lb/>
&#x017F;cheinung un&#x017F;ers HErrn JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti/ der weyland <hi rendition="#fr">Wohl-&#x201D;<lb/>
gebohrne Herr Hanns Aßmann/ Frey-Herr von Ab-&#x201D;<lb/>
&#x017F;chatz</hi> der ju&#x0364;ngere/ des Fu&#x0364;r&#x017F;tenthums Liegnitz gewe&#x017F;ener&#x201D;<lb/>
Landes-Be&#x017F;tellter; zu den Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: Im HErrn ver&#x017F;chieden/&#x201D;<lb/>
den Tag/ das Jahr und Alter bezeichnet: Ohne alle andere&#x201D;<lb/>
Pracht und Zierrath/ zur Hoffnung der Freudenreichen Auf-&#x201D;<lb/>
er&#x017F;tehung/ eingelegt werden &#x017F;oll.&#x201D; Und wa&#x0364;re mir erlaubt<lb/>
die Trauer-Decken von beyden Leichen-Ka&#x017F;ten abzuziehen/ &#x017F;o<lb/>
wolte ich in Gegenwart &#x017F;o hoher Zeugen gar zuver&#x017F;ichtlich<lb/>
erwei&#x017F;en/ daß die&#x017F;es lezte Begehren/ vorge&#x017F;chriebener Ma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und an dem Sarge der neben-&#x017F;tehenden wohl&#x017F;eligen<lb/>
Frauen Gemahlin in gebundnen Reym-Zeilen/ auff einerley<lb/>
Art &#x017F;ey erfu&#x0364;llet worden.</p><lb/>
            <p>Mir wu&#x0364;rde auch gantz leicht zu behaubten &#x017F;eyn/ daß des<lb/>
Egypti&#x017F;chen Jo&#x017F;ephs und A&#x017F;&#x017F;enath Sa&#x0364;rge eben mit derglei-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">In&#x017F;criptionibus</hi> auff dem damahligen Trauer-Geru&#x0364;&#x017F;te<lb/>
ge&#x017F;tanden. Denn das war der heiligen Patriarchen ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlicher Leichen-Text/ welchen Mo&#x017F;es gleich&#x017F;am an den<lb/>
Sarg des Vater I&#x017F;raels ange&#x017F;chrieben/ bey Erzehlung de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Todes/ nemlich: <hi rendition="#fr">HERR ich warte auff dein Heyl.</hi><lb/>
Und &#x017F;o redete &#x017F;elbter im Tode/ wie er von &#x017F;einen Gei&#x017F;t-vollen<lb/>
Ahnen unterrichtet war/ de&#x017F;&#x017F;en er auch bey &#x017F;einen Nachkom-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(<hi rendition="#aq">A</hi>) 5</fw><fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0029] Ehren-Gedaͤchtniß. den Gebeinen dieſes unſers Liegnitziſchen Joſephs: Dem-” nach iſt mein Wille/ wenn der treue GOtt meine Seele nach” ſeinem gnaͤdigen Willen und Wohlgefallen aus ihrer irrdi-” ſchen Huͤtte abfodern/ und wie ich in glaͤubigem Vertrauen” auff ſeine grundloſe Barmhertzigkeit/ und das vollguͤltige” Verdienſt meines einigen Erloͤſers und Heylandes JEſu” Chriſti/ ſo er auch an mir nicht wird laſſen verlohren ſeyn/” feſtiglich hoffe/ in ſein himmliſches Reich zu ſeiner Gnaden-” Hand auffnehmen wird/ daß mein verblichener Coͤrper mit” einem gewoͤhnlichen Sterbe-Hemde und ſchwartz-raſchenem” langen Rocke bekleidet/ in einem doppelten/ und zwar den” oberſten Eichenen Sarg mit folgenden Spruͤchen; oben” auff dem Deckel: HErr/ ich warte auff dein Heyl; auff” der einen Seite: Ich bin die Aufferſtehung und das Leben;” auff der andern Seiten: Ich lebe und ihr ſollt auch leben;” zu den Haubten: Hier ruhet und erwartet der ſeligen Er-” ſcheinung unſers HErrn JEſu Chriſti/ der weyland Wohl-” gebohrne Herr Hanns Aßmann/ Frey-Herr von Ab-” ſchatz der juͤngere/ des Fuͤrſtenthums Liegnitz geweſener” Landes-Beſtellter; zu den Fuͤſſen: Im HErrn verſchieden/” den Tag/ das Jahr und Alter bezeichnet: Ohne alle andere” Pracht und Zierrath/ zur Hoffnung der Freudenreichen Auf-” erſtehung/ eingelegt werden ſoll.” Und waͤre mir erlaubt die Trauer-Decken von beyden Leichen-Kaſten abzuziehen/ ſo wolte ich in Gegenwart ſo hoher Zeugen gar zuverſichtlich erweiſen/ daß dieſes lezte Begehren/ vorgeſchriebener Maſ- ſen/ und an dem Sarge der neben-ſtehenden wohlſeligen Frauen Gemahlin in gebundnen Reym-Zeilen/ auff einerley Art ſey erfuͤllet worden. Mir wuͤrde auch gantz leicht zu behaubten ſeyn/ daß des Egyptiſchen Joſephs und Aſſenath Saͤrge eben mit derglei- chen Inſcriptionibus auff dem damahligen Trauer-Geruͤſte geſtanden. Denn das war der heiligen Patriarchen ge- woͤhnlicher Leichen-Text/ welchen Moſes gleichſam an den Sarg des Vater Iſraels angeſchrieben/ bey Erzehlung deſ- ſen Todes/ nemlich: HERR ich warte auff dein Heyl. Und ſo redete ſelbter im Tode/ wie er von ſeinen Geiſt-vollen Ahnen unterrichtet war/ deſſen er auch bey ſeinen Nachkom- men (A) 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Das Exemplar enthält mehrere Werke. Herausgegeben… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/29
Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/29>, abgerufen am 25.04.2024.