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Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.

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Studenten-Kranckheiten

BEy der Mahlzeit ist die beste
Kunst sich von der Begierigkeit
zu mäßigen/ wo man nicht gros-
ses Drücken in dem Magen haben wil.
Auch sol man nicht des Kauens ver-
gessen/ welches die erste Dauung ist/ denn
der Magen als der Koch ist eben nicht so
einfältig/ daß er dem Müller der Zun-
gen/ (dessen Mühl-Steine die Zähne
sind) solte allemahl nach arbeiten/ er
hat für sich selbsten genung zuthun. Es
heisset demnach sehr wohl: Vitium co-
ctionis primae non facile corrigitur in se-
cunda, nec tertia,
(86) welches wohl zu
mercken/ denn darauß kommen vielerley
grosse und gefährliche Zufälle oder in-
commodit
äten/ die ein iedweder bey sich
wohl abnehmen kan/ giebt auch dem Lei-
be schlechte Nahrung/ ob sichs gleich
manche einbilden. Hingegen langsam
gessen und wohl gekäuet/ macht einen
guten Chylum und nehret den Leib
mercklich.

Das
(86) Helmont. pract. Humor. pass. decept.
Studenten-Kranckheiten

BEy der Mahlzeit iſt die beſte
Kunſt ſich von der Begierigkeit
zu maͤßigen/ wo man nicht groſ-
ſes Druͤcken in dem Magen haben wil.
Auch ſol man nicht des Kauens ver-
geſſen/ welches die erſte Dauung iſt/ deñ
der Magen als der Koch iſt eben nicht ſo
einfaͤltig/ daß er dem Muͤller der Zun-
gen/ (deſſen Muͤhl-Steine die Zaͤhne
ſind) ſolte allemahl nach arbeiten/ er
hat fuͤr ſich ſelbſten genung zuthun. Es
heiſſet demnach ſehr wohl: Vitium co-
ctionis primæ non facilè corrigitur in ſe-
cunda, nec tertia,
(86) welches wohl zu
mercken/ denn darauß kommen vielerley
groſſe und gefaͤhrliche Zufaͤlle oder in-
commodit
aͤten/ die ein iedweder bey ſich
wohl abnehmen kan/ giebt auch dem Lei-
be ſchlechte Nahrung/ ob ſichs gleich
manche einbilden. Hingegen langſam
geſſen und wohl gekaͤuet/ macht einen
guten Chylum und nehret den Leib
mercklich.

Das
(86) Helmont. pract. Humor. paſſ. decept.
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[162/0188] Studenten-Kranckheiten BEy der Mahlzeit iſt die beſte Kunſt ſich von der Begierigkeit zu maͤßigen/ wo man nicht groſ- ſes Druͤcken in dem Magen haben wil. Auch ſol man nicht des Kauens ver- geſſen/ welches die erſte Dauung iſt/ deñ der Magen als der Koch iſt eben nicht ſo einfaͤltig/ daß er dem Muͤller der Zun- gen/ (deſſen Muͤhl-Steine die Zaͤhne ſind) ſolte allemahl nach arbeiten/ er hat fuͤr ſich ſelbſten genung zuthun. Es heiſſet demnach ſehr wohl: Vitium co- ctionis primæ non facilè corrigitur in ſe- cunda, nec tertia, (86) welches wohl zu mercken/ denn darauß kommen vielerley groſſe und gefaͤhrliche Zufaͤlle oder in- commoditaͤten/ die ein iedweder bey ſich wohl abnehmen kan/ giebt auch dem Lei- be ſchlechte Nahrung/ ob ſichs gleich manche einbilden. Hingegen langſam geſſen und wohl gekaͤuet/ macht einen guten Chylum und nehret den Leib mercklich. Das (86) Helmont. pract. Humor. paſſ. decept.

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Zitationshilfe: Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abel_leibmedicus_1699/188>, abgerufen am 20.04.2024.