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Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699.

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Studenten-Kranckheiten
ter Ordnung/ welche der Natur sehr zu-
träglich/ und wo man ihr diese gönnet/
so nimmt sie es mit den Menschen so ge-
nau auch nicht/ denn was die Ordnung
thut in Macrocosmo, in der grossen
Welt/ das geschichtauch in Microcos-
mo,
in der kleinern Welt. Doch sage
ich nicht/ daß man die Ordnung in schäd-
lichen und verbotenen Speisen halten/
oder promiscue in den Tag hinein leben
sol/ sondern ich gestehe/ daß auch die ge-
sundesten Speisen durch Unordnung
schädlich seyn/ können. Mancher meinet
so lang es dem Maul schmecket/ wäre es
der Gesundheit nicht zu wieder/ aber
nein/ denn non omne, quod palato sapit,
ventriculo conducit,
nicht alles/ was
dem Maul schmecket/ ist dem Ma-
gen eben gesund und gut.
Doch sol
man auch die gesunden Menschen mit
solchen harten und genauen legibus scho.
lasticis
nicht binden/ denn solche accurissi-
mi Diaetae observatores
oder die so ge-
nau nach der
Diaet leben: werden
meistentheils valetudinarii kränckliche
Leute/ zumahlen Studenten/ die heut

bald

Studenten-Kranckheiten
ter Ordnung/ welche der Natur ſehr zu-
traͤglich/ und wo man ihr dieſe goͤnnet/
ſo nimmt ſie es mit den Menſchen ſo ge-
nau auch nicht/ denn was die Ordnung
thut in Macrocoſmo, in der groſſen
Welt/ das geſchichtauch in Microcoſ-
mo,
in der kleinern Welt. Doch ſage
ich nicht/ daß man die Ordnung in ſchaͤd-
lichen und verbotenen Speiſen halten/
oder promiſcuè in den Tag hinein leben
ſol/ ſondern ich geſtehe/ daß auch die ge-
ſundeſten Speiſen durch Unordnung
ſchaͤdlich ſeyn/ koͤnnen. Mancher meinet
ſo lang es dem Maul ſchmecket/ waͤre es
der Geſundheit nicht zu wieder/ aber
nein/ denn non omne, quod palato ſapit,
ventriculo conducit,
nicht alles/ was
dem Maul ſchmecket/ iſt dem Ma-
gen eben geſund und gut.
Doch ſol
man auch die geſunden Menſchen mit
ſolchen harten und genauen legibus ſcho.
laſticis
nicht binden/ denn ſolche accuriſſi-
mi Diætæ obſervatores
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[142/0168] Studenten-Kranckheiten ter Ordnung/ welche der Natur ſehr zu- traͤglich/ und wo man ihr dieſe goͤnnet/ ſo nimmt ſie es mit den Menſchen ſo ge- nau auch nicht/ denn was die Ordnung thut in Macrocoſmo, in der groſſen Welt/ das geſchichtauch in Microcoſ- mo, in der kleinern Welt. Doch ſage ich nicht/ daß man die Ordnung in ſchaͤd- lichen und verbotenen Speiſen halten/ oder promiſcuè in den Tag hinein leben ſol/ ſondern ich geſtehe/ daß auch die ge- ſundeſten Speiſen durch Unordnung ſchaͤdlich ſeyn/ koͤnnen. Mancher meinet ſo lang es dem Maul ſchmecket/ waͤre es der Geſundheit nicht zu wieder/ aber nein/ denn non omne, quod palato ſapit, ventriculo conducit, nicht alles/ was dem Maul ſchmecket/ iſt dem Ma- gen eben geſund und gut. Doch ſol man auch die geſunden Menſchen mit ſolchen harten und genauen legibus ſcho. laſticis nicht binden/ denn ſolche accuriſſi- mi Diætæ obſervatores oder die ſo ge- nau nach der Diæt leben: werden meiſtentheils valetudinarii kraͤnckliche Leute/ zumahlen Studenten/ die heut bald

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Zitationshilfe: Abel, Heinrich Kaspar: Wohlerfahrner Leib-Medicus der Studenten. Leipzig, 1699, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abel_leibmedicus_1699/168>, abgerufen am 24.04.2024.