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Murschel, Ehrenfried: Christliche Predigt. Marburg, 1614.

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Dann wann der Vatter schon stirbt/ so hat er doch seines gleichen
hinder jhm gelassen/ der den Freunden wider dienen kan. Selig sind
aber auch die Vnderthanen/ die ein solchen Herrn zur Oberkeit ha-
ben/ wie Herr Reichard seliger gewesen ist. Dann er ist geweßt ein
Gottsförchtiger gewissenhaffter Regent/ der alle seine sachen vnnd
handlungen in Kindtlicher forcht Gottes/ zu desselben Ehr beraht-
schlagt/ angefangen/ gehandelt vnnd perficirt hat/ darumb sie auch
gemeyniglich glücklich vnd wol gerahten vnnd außgeschlagen/ nach
Ps. 1. & 128.der verheyssung deß H. Geystes im ersten Psalm/ da der Mann se-
lig gepriesen wirdt/ der den HERRN förchtet/ vnnd auff
seinen Wegen gehet/ dann was ein solcher macht/ das
geräht wol/ vnd muß lauter glück bey seyn.
Vnd zwar hat
dieser vnser Herr seliger Gott also geförchtet/ daß er dagegen alles
Gelt/ Gut/ Reichthumb/ Ehr vnd Herrligkeit/ ja aller Menschen gunst
nicht geachtet/ hat sich nicht geförchtet vor denen/ die den Leib
tödten können/ sondern allein für dem/ der Leib vnnd
Seel tödten kan/ vnd in das Hellische Fewer werffen.

Er ist aber geweßt nicht allein Gottsförchtig/ sondern auch
ein gerechter Mann. Jch rede erstlich von der gerechtigkeit vor
Gott/ welche er durch den Glauben an Christum erlangt. Dann er
hat mit Abraham glaubt/ daß Christus sey der gebenedeyte
Saamen/ in welchem alle Geschlecht der Erden sollen
gesegnet werden:
er hat glaubt/ daß er sey der Sohn deß
lebendigen GOttes/ vom Vatter in ewigkeit geborn/
vnnd auch warhafftiger Mensch/ in der zeit von der
Jungfrawen Maria geboren/ zu erlösen das gantz
Menschlich geschlecht:
er hat jhn gehalten für das Haupt der

Christ-

Dann wann der Vatter ſchon ſtirbt/ ſo hat er doch ſeines gleichen
hinder jhm gelaſſen/ der den Freunden wider dienen kan. Selig ſind
aber auch die Vnderthanen/ die ein ſolchen Herꝛn zur Oberkeit ha-
ben/ wie Herꝛ Reichard ſeliger geweſen iſt. Dann er iſt geweßt ein
Gottsfoͤrchtiger gewiſſenhaffter Regent/ der alle ſeine ſachen vnnd
handlungen in Kindtlicher forcht Gottes/ zu deſſelben Ehr beraht-
ſchlagt/ angefangen/ gehandelt vnnd perficirt hat/ darumb ſie auch
gemeyniglich gluͤcklich vnd wol gerahten vnnd außgeſchlagen/ nach
Pſ. 1. & 128.der verheyſſung deß H. Geyſtes im erſten Pſalm/ da der Mann ſe-
lig geprieſen wirdt/ der den HERRN foͤrchtet/ vnnd auff
ſeinen Wegen gehet/ dann was ein ſolcher macht/ das
geraͤht wol/ vnd muß lauter gluͤck bey ſeyn.
Vnd zwar hat
dieſer vnſer Herꝛ ſeliger Gott alſo gefoͤrchtet/ daß er dagegen alles
Gelt/ Gut/ Reichthumb/ Ehr vnd Herꝛligkeit/ ja aller Menſchen gunſt
nicht geachtet/ hat ſich nicht gefoͤrchtet vor denen/ die den Leib
toͤdten koͤnnen/ ſondern allein fuͤr dem/ der Leib vnnd
Seel toͤdten kan/ vnd in das Helliſche Fewer werffen.

Er iſt aber geweßt nicht allein Gottsfoͤrchtig/ ſondern auch
ein gerechter Mann. Jch rede erſtlich von der gerechtigkeit vor
Gott/ welche er durch den Glauben an Chriſtum erlangt. Dann er
hat mit Abraham glaubt/ daß Chriſtus ſey der gebenedeyte
Saamen/ in welchem alle Geſchlecht der Erden ſollen
geſegnet werden:
er hat glaubt/ daß er ſey der Sohn deß
lebendigen GOttes/ vom Vatter in ewigkeit geborn/
vnnd auch warhafftiger Menſch/ in der zeit von der
Jungfrawen Maria geboren/ zu erloͤſen das gantz
Menſchlich geſchlecht:
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[32/0032] Dann wann der Vatter ſchon ſtirbt/ ſo hat er doch ſeines gleichen hinder jhm gelaſſen/ der den Freunden wider dienen kan. Selig ſind aber auch die Vnderthanen/ die ein ſolchen Herꝛn zur Oberkeit ha- ben/ wie Herꝛ Reichard ſeliger geweſen iſt. Dann er iſt geweßt ein Gottsfoͤrchtiger gewiſſenhaffter Regent/ der alle ſeine ſachen vnnd handlungen in Kindtlicher forcht Gottes/ zu deſſelben Ehr beraht- ſchlagt/ angefangen/ gehandelt vnnd perficirt hat/ darumb ſie auch gemeyniglich gluͤcklich vnd wol gerahten vnnd außgeſchlagen/ nach der verheyſſung deß H. Geyſtes im erſten Pſalm/ da der Mann ſe- lig geprieſen wirdt/ der den HERRN foͤrchtet/ vnnd auff ſeinen Wegen gehet/ dann was ein ſolcher macht/ das geraͤht wol/ vnd muß lauter gluͤck bey ſeyn. Vnd zwar hat dieſer vnſer Herꝛ ſeliger Gott alſo gefoͤrchtet/ daß er dagegen alles Gelt/ Gut/ Reichthum̃/ Ehr vñ Herꝛligkeit/ ja aller Menſchẽ gunſt nicht geachtet/ hat ſich nicht gefoͤrchtet vor denen/ die den Leib toͤdten koͤnnen/ ſondern allein fuͤr dem/ der Leib vnnd Seel toͤdten kan/ vnd in das Helliſche Fewer werffen. Pſ. 1. & 128. Er iſt aber geweßt nicht allein Gottsfoͤrchtig/ ſondern auch ein gerechter Mann. Jch rede erſtlich von der gerechtigkeit vor Gott/ welche er durch den Glauben an Chriſtum erlangt. Dann er hat mit Abraham glaubt/ daß Chriſtus ſey der gebenedeyte Saamen/ in welchem alle Geſchlecht der Erden ſollen geſegnet werden: er hat glaubt/ daß er ſey der Sohn deß lebendigen GOttes/ vom Vatter in ewigkeit geborn/ vnnd auch warhafftiger Menſch/ in der zeit von der Jungfrawen Maria geboren/ zu erloͤſen das gantz Menſchlich geſchlecht: er hat jhn gehalten fuͤr das Haupt der Chriſt-

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Zitationshilfe: Murschel, Ehrenfried: Christliche Predigt. Marburg, 1614, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/526001/32>, abgerufen am 23.04.2024.