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Neomenius, Johann: Glaubens Prob Bringt sieg und Lob. Brieg, 1616.

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durffte. Da nu das würgen angieng/ trat der Vater die-
ser zweyer gefangener Brüder herfür/ bittet auffs embfig-
ste/ das jhrer möchte geschonet vnnd das leben geschencket
werden/ er wehre erbötig/ nicht allein alle sein Gut für sie
dem Keyser abzutreten/ sondern auch sein eigen leben dar-
zu für diese seine zween Söhne/ jhm nemen zulassen/ diese
des Vaters trewe gegen seine gefangene Söhne/ bewegt
die Kriegßleute/ das sie etwas zu rück halten/ vnd weil sie
an der zahl der 7000. die jhnen zu würgen befohlen war/
keinen durfften mangeln lassen/ so geben sie entlich dem bitten-
den betrübten Vater diesen bescheid. Beyde könten sie durch
seine einige Person nicht errettet werden/ denn es müste die
zahl der 7000. für wol dem Kayser berechnet werden/ einen
aber vnter jhnen möchte er loß machen/ wenn er sich für
denselben ertödten liesse/ der arme Vater siehet seine beyde
Söhne trawriglichen an/ fellet einem nach dem andern vmb
den halß/ siehet bald auff diesen/ baldt auff den andern/
weiß nicht welchen er für dem andern erretten sol/ denn sie
sein jhm beyde gleich lieb/ vnnd hette sie gerne beyde erret-
tet/ aber in dem er sich so lange fristet vnd bedencket/ fahren
die Kriegsgurgeln zu/ vnd erwürgen sie alle beyde. Wie mus
aber dem Abraham sein vmbs hertz gewesen/ da er seinen
einigen Sohn/ nicht durch eines fremdden/ sondern durch
seine eigene hand erwürgen vnnd schlachten sol/ wunder
wehre es nicht gewesen/ das er für hertzenleide in einer ohn-
macht vergangen wehre/ das mag mir je eine scharffe ver-
suchung sein.

Darnach macht diese versuchung noch schärffer/ das Gott
nicht schlechts saget/ tödte deinen Sohn/ sondern befi[h]let
jhme nach darzu/ das er jhn sol zum Brandopffer

opffern.

durffte. Da nu das wuͤrgen angieng/ trat der Vater die-
ſer zweyer gefangener Bruͤder herfuͤr/ bittet auffs embfig-
ſte/ das jhrer moͤchte geſchonet vnnd das leben geſchencket
werden/ er wehre erboͤtig/ nicht allein alle ſein Gut fuͤr ſie
dem Keyſer abzutreten/ ſondern auch ſein eigen leben dar-
zu fuͤr dieſe ſeine zween Soͤhne/ jhm nemen zulaſſen/ dieſe
des Vaters trewe gegen ſeine gefangene Soͤhne/ bewegt
die Kriegßleute/ das ſie etwas zu ruͤck halten/ vnd weil ſie
an der zahl der 7000. die jhnen zu wuͤrgen befohlen war/
keinen durfftẽ mangeln laſſen/ ſo geben ſie entlich dem bitten-
den betruͤbten Vater dieſen beſcheid. Beyde koͤnten ſie durch
ſeine einige Perſon nicht errettet werden/ denn es muͤſte die
zahl der 7000. fuͤr wol dem Kayſer berechnet werden/ einen
aber vnter jhnen moͤchte er loß machen/ wenn er ſich fuͤr
denſelben ertoͤdten lieſſe/ der arme Vater ſiehet ſeine beyde
Soͤhne trawriglichen an/ fellet einem nach dem andern vmb
den halß/ ſiehet bald auff dieſen/ baldt auff den andern/
weiß nicht welchen er fuͤr dem andern erretten ſol/ denn ſie
ſein jhm beyde gleich lieb/ vnnd hette ſie gerne beyde erret-
tet/ aber in dem er ſich ſo lange friſtet vnd bedencket/ fahren
die Kriegsgurgeln zu/ vnd erwuͤrgen ſie alle beyde. Wie mus
aber dem Abraham ſein vmbs hertz geweſen/ da er ſeinen
einigen Sohn/ nicht durch eines fremdden/ ſondern durch
ſeine eigene hand erwuͤrgen vnnd ſchlachten ſol/ wunder
wehre es nicht geweſen/ das er fuͤr hertzenleide in einer ohn-
macht vergangen wehre/ das mag mir je eine ſcharffe ver-
ſuchung ſein.

Darnach macht dieſe verſuchung noch ſchaͤrffer/ das Gott
nicht ſchlechts ſaget/ toͤdte deinen Sohn/ ſondern befi[h]let
jhme nach darzu/ das er jhn ſol zum Brandopffer

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Zitationshilfe: Neomenius, Johann: Glaubens Prob Bringt sieg und Lob. Brieg, 1616, S. [18]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523923/18>, abgerufen am 29.03.2024.