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Gregorius, Daniel: Studenten Predigt. Marburg, 1615.

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Studenten Predigt.
die Professores auch privatim zu weilen besucht vnd befragt/
vnd ist in bericht vnd erinnerung monitoribus nicht asper, son-
dern cereus in virtutem flecti gewesen. Hoffart hat er nit ge-
achtet: Die lüste der Jugend hat er in jhm nit regniren vnd her-
schen lassen/ hielt sich zu guter fleissiger/ vnd messiger gesellschafft/
allermeist seiner Landtsleuten: in conversatione war er ein
solcher/ qui omnes pati & ferre poterat, cum quibus erat:
Suchte freundschafft bey denen/ durch welcher conversation er
gelehrter vnd geschickter werden möchte. Erkandte vnd bedachte
immer die herrliche zeit seiner Jugend vnd standts/ satzte jhm
für/ denselben nicht sträfflich/ sondern rühmlich zu führen: Das
er ein rechter juvenis dem Vatterland nützlich vnd dienlich/
seinen freunden eine ehre/ trost vnd frewde sein könte.

Von alters wenn man einen Jungen gesellen gesehen/ von
vernünfftigen Reden/ von zierlichen Sitten/ vnd geberden/
von lieblicher gravitet, vnd andern schönen Tugenden: Von
dem hat man gesagt: Ex Academia Venit: Er ist von
der Hohen Schul kommen:
Da ist er ein solcher feiner
Mann worden: Da studiret vnd lernet man solche weißheit/ ge-
schicklichkeit vnd Tugend. Ein solcher war dieser Henricus
von Bobert/
vnnd würde man von jhme/ da er hette leben/
vnd in seinem Vatterland sich hören vnd sehen lassen sollen:
Wol haben sagen können: Ex Academia venit: Der beweist
mit der that/ das er von der Vniversitet vnd Schul hoher
Weißheit vnd Tugendt kommen/ vnnd darauff seinen weg
rühmlich vnnd vnsträfflich geganngen sey. Er hat/ laut dieses
Spruchs Davidts/ sich nach dem wort deß Herren gehalten/
vnd darauß jhme für augen gestellet/ was der Prediger Salo-
mon sagt: Gedencke an deinen Schöpffer in der Ju-Cap. 12. v.
5.

gend/ ehe dann die bösen tage kommen/ vnd die Jah-

re herzu
D

Studenten Predigt.
die Profeſſores auch privatim zu weilen beſucht vnd befragt/
vnd iſt in bericht vnd erinnerung monitoribus nicht aſper, ſon-
dern cereus in virtutem flecti geweſen. Hoffart hat er nit ge-
achtet: Die luͤſte der Jugend hat er in jhm nit regniren vnd her-
ſchen laſſen/ hielt ſich zu guter fleiſſiger/ vñ meſſiger geſellſchafft/
allermeiſt ſeiner Landtsleuten: in converſatione war er ein
ſolcher/ qui omnes pati & ferre poterat, cum quibus erat:
Suchte freundſchafft bey denen/ durch welcher converſation er
gelehrter vnd geſchickter werden moͤchte. Erkandte vnd bedachte
immer die herrliche zeit ſeiner Jugend vnd ſtandts/ ſatzte jhm
fuͤr/ denſelben nicht ſtraͤfflich/ ſondern ruͤhmlich zu fuͤhren: Das
er ein rechter juvenis dem Vatterland nuͤtzlich vnd dienlich/
ſeinen freunden eine ehre/ troſt vnd frewde ſein koͤnte.

Von alters weñ man einen Jungen geſellen geſehen/ von
vernuͤnfftigen Reden/ von zierlichen Sitten/ vnd geberden/
von lieblicher gravitet, vnd andern ſchoͤnen Tugenden: Von
dem hat man geſagt: Ex Academia Venit: Er iſt von
der Hohen Schul kommen:
Da iſt er ein ſolcher feiner
Mann worden: Da ſtudiret vnd lernet man ſolche weißheit/ ge-
ſchicklichkeit vnd Tugend. Ein ſolcher war dieſer Henricus
von Bobert/
vnnd wuͤrde man von jhme/ da er hette leben/
vnd in ſeinem Vatterland ſich hoͤren vnd ſehen laſſen ſollen:
Wol haben ſagen koͤnnen: Ex Academia venit: Der beweiſt
mit der that/ das er von der Vniverſitet vnd Schul hoher
Weißheit vnd Tugendt kommen/ vnnd darauff ſeinen weg
ruͤhmlich vnnd vnſtraͤfflich gegañgen ſey. Er hat/ laut dieſes
Spruchs Davidts/ ſich nach dem wort deß Herren gehalten/
vnd darauß jhme fuͤr augen geſtellet/ was der Prediger Salo-
mon ſagt: Gedencke an deinen Schoͤpffer in der Ju-Cap. 12. v.
5.

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re herzu
D
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[25/0025] Studenten Predigt. die Profeſſores auch privatim zu weilen beſucht vnd befragt/ vnd iſt in bericht vnd erinnerung monitoribus nicht aſper, ſon- dern cereus in virtutem flecti geweſen. Hoffart hat er nit ge- achtet: Die luͤſte der Jugend hat er in jhm nit regniren vnd her- ſchen laſſen/ hielt ſich zu guter fleiſſiger/ vñ meſſiger geſellſchafft/ allermeiſt ſeiner Landtsleuten: in converſatione war er ein ſolcher/ qui omnes pati & ferre poterat, cum quibus erat: Suchte freundſchafft bey denen/ durch welcher converſation er gelehrter vnd geſchickter werden moͤchte. Erkandte vnd bedachte immer die herrliche zeit ſeiner Jugend vnd ſtandts/ ſatzte jhm fuͤr/ denſelben nicht ſtraͤfflich/ ſondern ruͤhmlich zu fuͤhren: Das er ein rechter juvenis dem Vatterland nuͤtzlich vnd dienlich/ ſeinen freunden eine ehre/ troſt vnd frewde ſein koͤnte. Von alters weñ man einen Jungen geſellen geſehen/ von vernuͤnfftigen Reden/ von zierlichen Sitten/ vnd geberden/ von lieblicher gravitet, vnd andern ſchoͤnen Tugenden: Von dem hat man geſagt: Ex Academia Venit: Er iſt von der Hohen Schul kommen: Da iſt er ein ſolcher feiner Mann worden: Da ſtudiret vnd lernet man ſolche weißheit/ ge- ſchicklichkeit vnd Tugend. Ein ſolcher war dieſer Henricus von Bobert/ vnnd wuͤrde man von jhme/ da er hette leben/ vnd in ſeinem Vatterland ſich hoͤren vnd ſehen laſſen ſollen: Wol haben ſagen koͤnnen: Ex Academia venit: Der beweiſt mit der that/ das er von der Vniverſitet vnd Schul hoher Weißheit vnd Tugendt kommen/ vnnd darauff ſeinen weg ruͤhmlich vnnd vnſtraͤfflich gegañgen ſey. Er hat/ laut dieſes Spruchs Davidts/ ſich nach dem wort deß Herren gehalten/ vnd darauß jhme fuͤr augen geſtellet/ was der Prediger Salo- mon ſagt: Gedencke an deinen Schoͤpffer in der Ju- gend/ ehe dañ die boͤſen tage kommen/ vnd die Jah- re herzu Cap. 12. v. 5. D

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Zitationshilfe: Gregorius, Daniel: Studenten Predigt. Marburg, 1615, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523920/25>, abgerufen am 20.04.2024.