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Neomenius, Johann: Christliche Klag- vnd Trostpredigt. Liegnitz, 1614.

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sich schlaffen legte/ er würde doch vom Tode geschwin-
de hingerückt/ wie wann jhn GOtt liesse schwächer
werden/ Ob er denn nicht gerne von diesem zeitli-
chen Elend vnd seiner langwierigen kranckheit wolte
auffgelöset werden? Drauff sagte er: Jch bin bereit
allezeit/ mein HErr Christus komme wenn er wolle/
so wil ich mite. Jn seiner kranckheit hat er auch sei-
ne Sünde hertzlich bekandt/ die absolution mit gleu-
bigem hertzen angenommen/ vnd das hochwürdige
Pfand des waren Leibes vnd Bluttes JEsu Christi
zu sich genommen/ damit er desto mehr im Glauben
gestercket vnd im hertzen versichert würde/ daß er ein
warhafftiges Gliedmas JEsu Christi were.

Desselbigen Abends/ als ich zu jhm erfordert war/
da er auff folgende Nacht gestorben/ erinnert ich jhn
deß vorigen trostes/ weisete jhn in Christi Wunden/
ob er darinne seine ruhe fühlete/ vnd dem HErrn
Christo seine Seele befehlen thete? Ja/ sprach er/ weme
sonst? Da er nun vber den schmertzen klagte/ vnd be-
gehrete gar offt/ man solte jhn doch vmbdrehen/ das
sich doch nirgend mit jhm schicken wolte: Da sagte ich
zu jhm/ Der HErr Christus hat euch jtzund ein Ruh-
bettlein zugerichtet/ darinne solt jhr schlaffen vnd ru-
hen/ das ist euer Grab/ welches Christus durch seine
Begräbnis geheiliget hat/ wollet jhr auch gerne mit
Jhm schlaffen gehen? O ja/ sagte er/ gar gerne. Als
ich endlich von jhm gegangen/ erinnerte ich jhn hin-
wiederumb deß Bluttigen verdiensts Christi/ ob er
noch in dem seligmachenden glauben beruhete/ daß er
durch Christi Blutt vnd Tod vergebung der Sün-
den gewis hette/ vnd drauff selig sterben wolte? sagte

er
E ij

ſich ſchlaffen legte/ er wuͤrde doch vom Tode geſchwin-
de hingeruͤckt/ wie wann jhn GOtt lieſſe ſchwaͤcher
werden/ Ob er denn nicht gerne von dieſem zeitli-
chen Elend vnd ſeiner langwierigen kranckheit wolte
auffgeloͤſet werden? Drauff ſagte er: Jch bin bereit
allezeit/ mein HErr Chriſtus komme wenn er wolle/
ſo wil ich mite. Jn ſeiner kranckheit hat er auch ſei-
ne Suͤnde hertzlich bekandt/ die abſolution mit gleu-
bigem hertzen angenommen/ vnd das hochwuͤrdige
Pfand des waren Leibes vnd Bluttes JEſu Chriſti
zu ſich genommen/ damit er deſto mehr im Glauben
geſtercket vnd im hertzen verſichert wuͤrde/ daß er ein
warhafftiges Gliedmas JEſu Chriſti were.

Deſſelbigen Abends/ als ich zu jhm erfordert war/
da er auff folgende Nacht geſtorben/ erinnert ich jhn
deß vorigen troſtes/ weiſete jhn in Chriſti Wunden/
ob er darinne ſeine ruhe fuͤhlete/ vnd dem HErrn
Chriſto ſeine Seele befehlen thete? Ja/ ſprach er/ weme
ſonſt? Da er nun vber den ſchmertzen klagte/ vnd be-
gehrete gar offt/ man ſolte jhn doch vmbdrehen/ das
ſich doch nirgend mit jhm ſchicken wolte: Da ſagte ich
zu jhm/ Der HErr Chriſtus hat euch jtzund ein Ruh-
bettlein zugerichtet/ darinne ſolt jhr ſchlaffen vnd ru-
hen/ das iſt euer Grab/ welches Chriſtus durch ſeine
Begraͤbnis geheiliget hat/ wollet jhr auch gerne mit
Jhm ſchlaffen gehen? O ja/ ſagte er/ gar gerne. Als
ich endlich von jhm gegangen/ erinnerte ich jhn hin-
wiederumb deß Bluttigen verdienſts Chriſti/ ob er
noch in dem ſeligmachenden glauben beruhete/ daß er
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Zitationshilfe: Neomenius, Johann: Christliche Klag- vnd Trostpredigt. Liegnitz, 1614, S. [35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523706/35>, abgerufen am 29.03.2024.