Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606.

Bild:
<< vorherige Seite

Die II. LeichPredigt.
auch mit den Gottlosen zu/ die empfinden schon auff jhrem
Todtbette/ die heßlichen Gesichter der verdammten Geister/
bey deren sie ewig werden Haustren vnd bleiben müssen.
Wer nun diese 6. gründe wol ins hertze bildet/ der wird
gewislich die Seele nicht für sterblich achten: Sondern
er wird sich vielmehr befleissigen/ das er ein Gottselige:
Christliches leben vnnd wandel führe/ vnd auch der mal
eins der vnsterbligkeit möge fähig vnd theylhafftig wer-
den. Vnd so viel sey genug gesagt auffs kürtzste vnd
einfältigste vom 1. Stücke.

II.
Ubi locorum animae sint post mortem?

NAch dem wir nun gehöret vnd gelernet haben/ wie
es mit des Menschen Seele bewant sey/ das nemb-
lich dieselbe nicht mit dem Leibe im Tode vergehe/ vnnd
im Grabe verfaule/ sondern in jhrem Wesen vnd Leben
bleybe. So müssen wir auch fürs andere lernen/ wo sie
als denn hinkomme/ wenn sie vom Leibe ist abgeschieden.
Wenn wir nun disfals wollen zu rathe ziehen/ entweder
Weltweise Leute inn der Heydenschafft/ oder auch die
heyligen Väter im Bapsthumb/ die das Haupt inn der
Christenheit sein wollen/ so werden auff diesen Articul
wunderbare vnd seltzame vrtheil fallen. Denn was dieSenten-
tiae erro-
neae Eth
nicorum
& Here-
ticorun.

Weltweisen antrifft in der Heydenschafft/ so haben etliche
vnter denselben vorgegeben/ die seele des Menschen bleybe
im Leibe/ vnd wie es dem Leibe gehe/ so gehe es auch der
Seelen/ wie Plinius austrücklich schreibet/ Lib. 7. na-
tural hist. cap. 55. Non magis a morte sensus ullus,
aut corpori aut animae, quam ante natalem,
es fü-
let vnd verstehet weder Leib noch Seele etwas/ so wenig

nach

Die II. LeichPredigt.
auch mit den Gottloſen zu/ die empfindẽ ſchon auff jhꝛem
Todtbette/ die heßlichẽ Geſichter der verdam̃ten Geiſter/
bey deren ſie ewig werden Hauſtren vnd bleiben muͤſſen.
Wer nun dieſe 6. gruͤnde wol ins hertze bildet/ der wird
gewislich die Seele nicht fuͤr ſterblich achten: Sondern
er wird ſich vielmehr befleiſſigen/ das er ein Gottſelige:
Chriſtliches leben vnnd wandel fuͤhre/ vnd auch der mal
eins der vnſterbligkeit moͤge faͤhig vnd theylhafftig wer-
den. Vnd ſo viel ſey genug geſagt auffs kuͤrtzſte vnd
einfaͤltigſte vom 1. Stuͤcke.

II.
Ubi locorum animæ sint post mortem?

NAch dem wir nun gehoͤret vnd gelernet haben/ wie
es mit des Menſchen Seele bewant ſey/ das nemb-
lich dieſelbe nicht mit dem Leibe im Tode vergehe/ vnnd
im Grabe verfaule/ ſondern in jhrem Weſen vnd Leben
bleybe. So muͤſſen wir auch fuͤrs andere lernen/ wo ſie
als denn hinkomme/ wenn ſie vom Leibe iſt abgeſchieden.
Wenn wir nun disfals wollen zu rathe ziehen/ entweder
Weltweiſe Leute inn der Heydenſchafft/ oder auch die
heyligen Vaͤter im Bapſthumb/ die das Haupt inn der
Chriſtenheit ſein wollen/ ſo werden auff dieſen Articul
wunderbare vnd ſeltzame vrtheil fallen. Denn was dieSenten-
tiæ erro-
neæ Eth
nicorum
& Hęre-
ticorũ.

Weltweiſen antrifft in der Heydenſchafft/ ſo habẽ etliche
vnter denſelbẽ voꝛgegeben/ die ſeele des Menſchen bleybe
im Leibe/ vnd wie es dem Leibe gehe/ ſo gehe es auch der
Seelen/ wie Plinius austruͤcklich ſchreibet/ Lib. 7. na-
tural hiſt. cap. 55. Non magis à morte ſenſus ullus,
aut corpori aut animæ, quam ante natalem,
es fuͤ-
let vnd verſtehet weder Leib noch Seele etwas/ ſo wenig

nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0047" n="[47]"/><fw place="top" type="header">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">II.</hi></hi> LeichPredigt.</fw><lb/>
auch mit den Gottlo&#x017F;en zu/ die empfinde&#x0303; &#x017F;chon auff jh&#xA75B;em<lb/>
Todtbette/ die heßliche&#x0303; Ge&#x017F;ichter der verdam&#x0303;ten Gei&#x017F;ter/<lb/>
bey deren &#x017F;ie ewig werden Hau&#x017F;tren vnd bleiben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Wer nun die&#x017F;e 6. gru&#x0364;nde wol ins hertze bildet/ der wird<lb/>
gewislich die Seele nicht fu&#x0364;r &#x017F;terblich achten: Sondern<lb/>
er wird &#x017F;ich vielmehr beflei&#x017F;&#x017F;igen/ das er ein Gott&#x017F;elige:<lb/>
Chri&#x017F;tliches leben vnnd wandel fu&#x0364;hre/ vnd auch der mal<lb/>
eins der vn&#x017F;terbligkeit mo&#x0364;ge fa&#x0364;hig vnd theylhafftig wer-<lb/>
den. Vnd &#x017F;o viel &#x017F;ey genug ge&#x017F;agt auffs ku&#x0364;rtz&#x017F;te vnd<lb/>
einfa&#x0364;ltig&#x017F;te vom 1. Stu&#x0364;cke.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">II.</hi><lb/> <hi rendition="#k">Ubi locorum animæ sint post mortem?</hi> </hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">N</hi>Ach dem wir nun geho&#x0364;ret vnd gelernet haben/ wie<lb/>
es mit des Men&#x017F;chen Seele bewant &#x017F;ey/ das nemb-<lb/>
lich die&#x017F;elbe nicht mit dem Leibe im Tode vergehe/ vnnd<lb/>
im Grabe verfaule/ &#x017F;ondern in jhrem We&#x017F;en vnd Leben<lb/>
bleybe. So mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir auch fu&#x0364;rs andere lernen/ wo &#x017F;ie<lb/>
als denn hinkomme/ wenn &#x017F;ie vom Leibe i&#x017F;t abge&#x017F;chieden.<lb/>
Wenn wir nun disfals wollen zu rathe ziehen/ entweder<lb/>
Weltwei&#x017F;e Leute inn der Heyden&#x017F;chafft/ oder auch die<lb/>
heyligen Va&#x0364;ter im Bap&#x017F;thumb/ die das Haupt inn der<lb/>
Chri&#x017F;tenheit &#x017F;ein wollen/ &#x017F;o werden auff die&#x017F;en Articul<lb/>
wunderbare vnd &#x017F;eltzame vrtheil fallen. Denn was die<note place="right"><hi rendition="#aq">Senten-<lb/>
tiæ erro-<lb/>
neæ Eth<lb/>
nicorum<lb/>
&amp; H&#x0119;re-<lb/>
ticoru&#x0303;.</hi></note><lb/>
Weltwei&#x017F;en antrifft in der Heyden&#x017F;chafft/ &#x017F;o habe&#x0303; etliche<lb/>
vnter den&#x017F;elbe&#x0303; vo&#xA75B;gegeben/ die &#x017F;eele des Men&#x017F;chen bleybe<lb/>
im Leibe/ vnd wie es dem Leibe gehe/ &#x017F;o gehe es auch der<lb/>
Seelen/ wie <hi rendition="#aq">Plinius</hi> austru&#x0364;cklich &#x017F;chreibet/ <hi rendition="#aq">Lib. 7. na-<lb/>
tural hi&#x017F;t. cap. 55. Non magis à morte &#x017F;en&#x017F;us ullus,<lb/>
aut corpori aut animæ, quam ante natalem,</hi> es fu&#x0364;-<lb/>
let vnd ver&#x017F;tehet weder Leib noch Seele etwas/ &#x017F;o wenig<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[47]/0047] Die II. LeichPredigt. auch mit den Gottloſen zu/ die empfindẽ ſchon auff jhꝛem Todtbette/ die heßlichẽ Geſichter der verdam̃ten Geiſter/ bey deren ſie ewig werden Hauſtren vnd bleiben muͤſſen. Wer nun dieſe 6. gruͤnde wol ins hertze bildet/ der wird gewislich die Seele nicht fuͤr ſterblich achten: Sondern er wird ſich vielmehr befleiſſigen/ das er ein Gottſelige: Chriſtliches leben vnnd wandel fuͤhre/ vnd auch der mal eins der vnſterbligkeit moͤge faͤhig vnd theylhafftig wer- den. Vnd ſo viel ſey genug geſagt auffs kuͤrtzſte vnd einfaͤltigſte vom 1. Stuͤcke. II. Ubi locorum animæ sint post mortem? NAch dem wir nun gehoͤret vnd gelernet haben/ wie es mit des Menſchen Seele bewant ſey/ das nemb- lich dieſelbe nicht mit dem Leibe im Tode vergehe/ vnnd im Grabe verfaule/ ſondern in jhrem Weſen vnd Leben bleybe. So muͤſſen wir auch fuͤrs andere lernen/ wo ſie als denn hinkomme/ wenn ſie vom Leibe iſt abgeſchieden. Wenn wir nun disfals wollen zu rathe ziehen/ entweder Weltweiſe Leute inn der Heydenſchafft/ oder auch die heyligen Vaͤter im Bapſthumb/ die das Haupt inn der Chriſtenheit ſein wollen/ ſo werden auff dieſen Articul wunderbare vnd ſeltzame vrtheil fallen. Denn was die Weltweiſen antrifft in der Heydenſchafft/ ſo habẽ etliche vnter denſelbẽ voꝛgegeben/ die ſeele des Menſchen bleybe im Leibe/ vnd wie es dem Leibe gehe/ ſo gehe es auch der Seelen/ wie Plinius austruͤcklich ſchreibet/ Lib. 7. na- tural hiſt. cap. 55. Non magis à morte ſenſus ullus, aut corpori aut animæ, quam ante natalem, es fuͤ- let vnd verſtehet weder Leib noch Seele etwas/ ſo wenig nach Senten- tiæ erro- neæ Eth nicorum & Hęre- ticorũ.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/523629
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/523629/47
Zitationshilfe: Anther, Nicolaus; Heermann, Georg: Zwo Christliche LeichPredigten. Brieg, 1606, S. [47]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523629/47>, abgerufen am 20.04.2024.