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Güttner, Gabriel: Trias Primitiarum Das ist: Drey Chrisliche Predigten. Leipzig, 1616.

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Die Erste LeichPredigt.
solte/ wenn sie gantz vnd gar von dem grimmigen
Menschenwürger/ dem Tode/ hinweg vnd aus jhren
Augen gerissen werden. Daher verwundert sich auchII. Confirma-
tio per

die Göttliche Majestet selbst Esai. 49. wie es doch wola.
Dicta.
Esa. 49. v. 15.
Psal. 103.
v.
13.

müglich seyn könne/ daß eine leibliche Mutter jh-
res Kindes vergessen solle?
Psal. 103. rühmet auch
Gott der Herr die grosse liebe/ die die Väter gegen
jhre Kinder haben/ vnd gefellet jhme dasselbe so wol/
daß er auch seine trewe Vatersliebe gegen daß gantze
Menschliche Geschlecht/ darinne vergleichen thut. Wird
also hiemit volkömlich bestetiget/ was auch S. PaulusEph. 5. v. 29.
sagt Eph. 5. Niemand hat jemals sein eigen Fleisch
gehasset/ sondern er nehret es/ vnnd pfleget seyn/

das ist/ er hat eine hertzliche liebe vnd trewe fürsorge vor
dasselbe.

Vnd daß deme also sey/ daß beweisen auch/ nebenb.
Exempla.

der täglichen Experientz vnd Erfahrung/ die Exempel
heiliger Göttlicher Schrifft.

Nemet vor euch ex 2. Sam. 18. den lieben König1. DAVIDIS.
2 Sam. 18.
v.
33.

vnd Propheten David: Da der die Post bekömpt/ daß
sein Sohn Absolon/ der doch gar ein vngehorsamer strick
vnd böse blatter war/ von Joab mit dreyen Rennspies-
sen were durchstochen worden/ hilff Gott/ wie kläglich
thut doch der liebe Vater/ wie winselt vnd weheklagt
er: Mein Sohn Absolon/ mein Sohn/ mein
Sohn/ wolte Gott/ ich müste für dich sterben.

Sehet an die arme Witwe zu Naim/ wie kläglich thut2. Viduae
Naimiticae.
Luc. 7. v.
13.

doch dieselbe/ als jr lieber Sohn/ dessen sie sich/ nechst Gott
als eines baculi senectutis, getröstet hatte/ Todes ver-
blichen/ vnd nunmehr zum Stad Thor aus/ vnd zu seinem

Grab-

Die Erſte LeichPredigt.
ſolte/ wenn ſie gantz vnd gar von dem grimmigen
Menſchenwuͤrger/ dem Tode/ hinweg vnd aus jhren
Augen geriſſen werden. Daher verwundert ſich auchII. Confirma-
tio per

die Goͤttliche Majeſtet ſelbſt Eſai. 49. wie es doch wolα.
Dicta.
Eſa. 49. v. 15.
Pſal. 103.
v.
13.

muͤglich ſeyn koͤnne/ daß eine leibliche Mutter jh-
res Kindes vergeſſen ſolle?
Pſal. 103. ruͤhmet auch
Gott der Herr die groſſe liebe/ die die Vaͤter gegen
jhre Kinder haben/ vnd gefellet jhme daſſelbe ſo wol/
daß er auch ſeine trewe Vatersliebe gegen daß gantze
Menſchliche Geſchlecht/ darinne vergleichen thut. Wird
alſo hiemit volkoͤmlich beſtetiget/ was auch S. PaulusEph. 5. v. 29.
ſagt Eph. 5. Niemand hat jemals ſein eigen Fleiſch
gehaſſet/ ſondern er nehret es/ vnnd pfleget ſeyn/

das iſt/ er hat eine hertzliche liebe vnd trewe fuͤrſorge vor
daſſelbe.

Vnd daß deme alſo ſey/ daß beweiſen auch/ nebenβ.
Exempla.

der taͤglichen Experientz vnd Erfahrung/ die Exempel
heiliger Goͤttlicher Schrifft.

Nemet vor euch ex 2. Sam. 18. den lieben Koͤnig1. DAVIDIS.
2 Sam. 18.
v.
33.

vnd Propheten David: Da der die Poſt bekoͤmpt/ daß
ſein Sohn Abſolon/ der doch gar ein vngehorſamer ſtrick
vnd boͤſe blatter war/ von Joab mit dreyen Rennſpieſ-
ſen were durchſtochen worden/ hilff Gott/ wie klaͤglich
thut doch der liebe Vater/ wie winſelt vnd weheklagt
er: Mein Sohn Abſolon/ mein Sohn/ mein
Sohn/ wolte Gott/ ich muͤſte fuͤr dich ſterben.

Sehet an die arme Witwe zu Naim/ wie klaͤglich thut2. Viduæ
Naimiticæ.
Luc. 7. v.
13.

doch dieſelbe/ als jr lieber Sohn/ deſſen ſie ſich/ nechſt Gott
als eines baculi ſenectutis, getroͤſtet hatte/ Todes ver-
blichen/ vnd nunmehr zum Stad Thor aus/ vñ zu ſeinem

Grab-
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[13/0015] Die Erſte LeichPredigt. ſolte/ wenn ſie gantz vnd gar von dem grimmigen Menſchenwuͤrger/ dem Tode/ hinweg vnd aus jhren Augen geriſſen werden. Daher verwundert ſich auch die Goͤttliche Majeſtet ſelbſt Eſai. 49. wie es doch wol muͤglich ſeyn koͤnne/ daß eine leibliche Mutter jh- res Kindes vergeſſen ſolle? Pſal. 103. ruͤhmet auch Gott der Herr die groſſe liebe/ die die Vaͤter gegen jhre Kinder haben/ vnd gefellet jhme daſſelbe ſo wol/ daß er auch ſeine trewe Vatersliebe gegen daß gantze Menſchliche Geſchlecht/ darinne vergleichen thut. Wird alſo hiemit volkoͤmlich beſtetiget/ was auch S. Paulus ſagt Eph. 5. Niemand hat jemals ſein eigen Fleiſch gehaſſet/ ſondern er nehret es/ vnnd pfleget ſeyn/ das iſt/ er hat eine hertzliche liebe vnd trewe fuͤrſorge vor daſſelbe. II. Confirma- tio per α. Dicta. Eſa. 49. v. 15. Pſal. 103. v. 13. Eph. 5. v. 29. Vnd daß deme alſo ſey/ daß beweiſen auch/ neben der taͤglichen Experientz vnd Erfahrung/ die Exempel heiliger Goͤttlicher Schrifft. β. Exempla. Nemet vor euch ex 2. Sam. 18. den lieben Koͤnig vnd Propheten David: Da der die Poſt bekoͤmpt/ daß ſein Sohn Abſolon/ der doch gar ein vngehorſamer ſtrick vnd boͤſe blatter war/ von Joab mit dreyen Rennſpieſ- ſen were durchſtochen worden/ hilff Gott/ wie klaͤglich thut doch der liebe Vater/ wie winſelt vnd weheklagt er: Mein Sohn Abſolon/ mein Sohn/ mein Sohn/ wolte Gott/ ich muͤſte fuͤr dich ſterben. 1. DAVIDIS. 2 Sam. 18. v. 33. Sehet an die arme Witwe zu Naim/ wie klaͤglich thut doch dieſelbe/ als jr lieber Sohn/ deſſen ſie ſich/ nechſt Gott als eines baculi ſenectutis, getroͤſtet hatte/ Todes ver- blichen/ vnd nunmehr zum Stad Thor aus/ vñ zu ſeinem Grab- 2. Viduæ Naimiticæ. Luc. 7. v. 13.

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Zitationshilfe: Güttner, Gabriel: Trias Primitiarum Das ist: Drey Chrisliche Predigten. Leipzig, 1616, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/523543/15>, abgerufen am 29.03.2024.