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Tham, Augustin: Christliche Leichpredigt Bey der Begrebnis. Eisleben, 1589.

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Leichpredigt vber den Spruch
2. Die Ge-
meinschafft/
chutzes vnd
nutzes.
Stad begnadet. Da mus Obrigkeit/ wil sie anders
recht handlen/ den Armen so wol schützen als den
Reichen/ Da mus einer der gemeinen Gütter so wol
geniessen als der ander. Daher nennet man die Triff-
ten/ Wiestwachs/ Höltzungen vnd anders/ Gemein
den. Darümb/ das ein armer Man/ sowol theil dar-
an haben sol/ als ein Reicher/ Des Armen Viehe/ sol
es sowol geniessen/ als des Reichen etc. Also heist es
auch der Gemeine nutz/ das die Obrigkeit nicht auff
sich vnd jren nutz/ sondern auff der gantzen Gemei-
ne/ der Vnterthanen vnd Bürgerschafft nutz vnd be-
stes sehen/ denselben suchen vnd befördern soll.

3. Die Frey-
heit
Zum dritten/ wird auch darunter begriffen die
Freyheit/ das einer eines worts macht hat/ mag
handlen vnd wandlen seines gefallens/ Jedoch das
er sich nach den Statuten richte vnd halte. Da hat
er nicht allein einen freyen Paß/ sondern auch mehr
vortheil vnd Freyheit als ein Frembder. Jn Sum-
ma es hat sich ein jeder aller Priuilegien vnd Freihei-
ten zu trösten vnd zu gebrauchen.

4. Die Woh
nunge vnd
auffenhalt.
Endlich wird auch darunter verstanden die Wo-
nung/ das bleiben/ vnd auffenthalt/ da einer sein
Haus vnd Hofft hat/ Fewer vnd Rauch helt/ da er
daheime ist/ sein Eigenthumb/ seine Wohnung vnd
bleibende stete hat mit den seinen.

Dis alles wird vnter dem wörtlein politeuma ver-
standen. Vnd ist eine grosse Herrligkeit/ wenn einer
solchen Wandel/ solche Freundschafft/ solche Ge-
meinschafft/ solche Freyheit/ solchen auffenthalt hat
vnter einem Furnehmen Fürsten vnd Herrn/ oder in
Act. 22.einer furnehmen Stad. Wie es der Oberheubtman

zu

Leichpredigt vber den Spruch
2. Die Ge-
meinſchafft/
chutzes vnd
nutzes.
Stad begnadet. Da mus Obrigkeit/ wil ſie anders
recht handlen/ den Armen ſo wol ſchuͤtzen als den
Reichen/ Da mus einer der gemeinen Guͤtter ſo wol
genieſſen als der ander. Daher nennet man die Triff-
ten/ Wieſtwachs/ Hoͤltzungen vnd anders/ Gemein
den. Daruͤmb/ das ein armer Man/ ſowol theil dar-
an haben ſol/ als ein Reicher/ Des Armen Viehe/ ſol
es ſowol genieſſen/ als des Reichen etc. Alſo heiſt es
auch der Gemeine nutz/ das die Obrigkeit nicht auff
ſich vnd jren nutz/ ſondern auff der gantzen Gemei-
ne/ der Vnterthanen vnd Buͤrgerſchafft nutz vnd be-
ſtes ſehen/ denſelben ſuchen vnd befoͤrdern ſoll.

3. Die Frey-
heit
Zum dritten/ wird auch darunter begriffen die
Freyheit/ das einer eines worts macht hat/ mag
handlen vnd wandlen ſeines gefallens/ Jedoch das
er ſich nach den Statuten richte vnd halte. Da hat
er nicht allein einen freyen Paß/ ſondern auch mehr
vortheil vnd Freyheit als ein Frembder. Jn Sum-
ma es hat ſich ein jeder aller Priuilegien vnd Freihei-
ten zu troͤſten vnd zu gebrauchen.

4. Die Woh
nunge vnd
auffenhalt.
Endlich wird auch darunter verſtanden die Wo-
nung/ das bleiben/ vnd auffenthalt/ da einer ſein
Haus vnd Hofft hat/ Fewer vnd Rauch helt/ da er
daheime iſt/ ſein Eigenthumb/ ſeine Wohnung vnd
bleibende ſtete hat mit den ſeinen.

Dis alles wird vnter dem woͤrtlein πολίτευμα ver-
ſtanden. Vnd iſt eine groſſe Herrligkeit/ wenn einer
ſolchen Wandel/ ſolche Freundſchafft/ ſolche Ge-
meinſchafft/ ſolche Freyheit/ ſolchen auffenthalt hat
vnter einem Furnehmen Fuͤrſten vnd Herrn/ oder in
Act. 22.einer furnehmen Stad. Wie es der Oberheubtman

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[[20]/0020] Leichpredigt vber den Spruch Stad begnadet. Da mus Obrigkeit/ wil ſie anders recht handlen/ den Armen ſo wol ſchuͤtzen als den Reichen/ Da mus einer der gemeinen Guͤtter ſo wol genieſſen als der ander. Daher nennet man die Triff- ten/ Wieſtwachs/ Hoͤltzungen vnd anders/ Gemein den. Daruͤmb/ das ein armer Man/ ſowol theil dar- an haben ſol/ als ein Reicher/ Des Armen Viehe/ ſol es ſowol genieſſen/ als des Reichen etc. Alſo heiſt es auch der Gemeine nutz/ das die Obrigkeit nicht auff ſich vnd jren nutz/ ſondern auff der gantzen Gemei- ne/ der Vnterthanen vnd Buͤrgerſchafft nutz vnd be- ſtes ſehen/ denſelben ſuchen vnd befoͤrdern ſoll. 2. Die Ge- meinſchafft/ chutzes vnd nutzes. Zum dritten/ wird auch darunter begriffen die Freyheit/ das einer eines worts macht hat/ mag handlen vnd wandlen ſeines gefallens/ Jedoch das er ſich nach den Statuten richte vnd halte. Da hat er nicht allein einen freyen Paß/ ſondern auch mehr vortheil vnd Freyheit als ein Frembder. Jn Sum- ma es hat ſich ein jeder aller Priuilegien vnd Freihei- ten zu troͤſten vnd zu gebrauchen. 3. Die Frey- heit Endlich wird auch darunter verſtanden die Wo- nung/ das bleiben/ vnd auffenthalt/ da einer ſein Haus vnd Hofft hat/ Fewer vnd Rauch helt/ da er daheime iſt/ ſein Eigenthumb/ ſeine Wohnung vnd bleibende ſtete hat mit den ſeinen. 4. Die Woh nunge vnd auffenhalt. Dis alles wird vnter dem woͤrtlein πολίτευμα ver- ſtanden. Vnd iſt eine groſſe Herrligkeit/ wenn einer ſolchen Wandel/ ſolche Freundſchafft/ ſolche Ge- meinſchafft/ ſolche Freyheit/ ſolchen auffenthalt hat vnter einem Furnehmen Fuͤrſten vnd Herrn/ oder in einer furnehmen Stad. Wie es der Oberheubtman zu Act. 22.

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Zitationshilfe: Tham, Augustin: Christliche Leichpredigt Bey der Begrebnis. Eisleben, 1589, S. [20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511524/20>, abgerufen am 25.04.2024.