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Tham, Augustin: Christliche Leichpredigt Bey der Begrebnis. Eisleben, 1589.

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S. Pauli/ Philip. 3.
Capitel/ sagt der Apostel S. Paulus: Hoffen wir al-
lein in diesem Leben auff Christum/ so sind wir die
elendesten vnter allen Menschen.

Mit diesen worten erinnert vns der Apostel S.Dieser
Spruch erin
nert zweier-
ley.

Paulus zweierley. Erstlich/ das nicht allein in ge-
mein/ dis Leben/ ein elend Leben sey/ Sondern das
auch wir Christen/ in dieser Welt mehr jammers1.
vnd elendes müssen ausstehen/ denn die Gottlosen/
denen es gemeiniglich alhie besser gehet/ als den
frommen Christen/ wie wir oben gehört haben/ vnd
das Exempel des reichen Mannes/ Lucae am 16. Ca-Luc. 16.
pitel/ sowol auch die tegliche Erfahrung genugsam
bezeuget.

Derwegen so leret er vns zum andern/ worinnen2.
vnser Herrligkeit stehe/ vnd was in solchem Elend
vnser Trost sey/ Nemlich: Das ein ander Leben sey/
darzu wir vom Tode/ durch Christum sollen wider-
ümb aufferwecket werden. Vnd das bestetiget er al-
hier/ da er saget: Vnser Wandel ist im Himmel.
Das ist nu der lieben Christen Herrligkeit/ das sie
Himmels Bürger sein.Der Christen
Herrligkeit
wird beschri[e]
ben/ 1. mit
dem Wort/
Wandel.

Was aber dieses fur eine Herrligkeit sey/ das
wird vns im Text fein angezeigt. Der Apostel nen-
nets Erstlich politeuma, das heisset so viel/ als status
bene constitutae Reibublicae,
Ein wol bestalt Regi-politeuma.
ment mit aller zugehörung/ welchs in sich begreiffetEin wol be-
stalt Regi-
ment/ be-
greifft zwei-
erley.

vieterley:

Erstlich die Beywohnung/ da viel Leute fried-
lich vnd freundlich bey einander wohnen.

Zum andern/ die Gemeinschafft des schutzes/1. Die freund
liche beiwoh
nung.

vnd auch des nutzes vnd Segens/ damit Gott eine

Stad
C

S. Pauli/ Philip. 3.
Capitel/ ſagt der Apoſtel S. Paulus: Hoffen wir al-
lein in dieſem Leben auff Chriſtum/ ſo ſind wir die
elendeſten vnter allen Menſchen.

Mit dieſen worten erinnert vns der Apoſtel S.Dieſer
Spruch erin
nert zweier-
ley.

Paulus zweierley. Erſtlich/ das nicht allein in ge-
mein/ dis Leben/ ein elend Leben ſey/ Sondern das
auch wir Chriſten/ in dieſer Welt mehr jammers1.
vnd elendes muͤſſen ausſtehen/ denn die Gottloſen/
denen es gemeiniglich alhie beſſer gehet/ als den
frommen Chriſten/ wie wir oben gehoͤrt haben/ vnd
das Exempel des reichen Mannes/ Lucæ am 16. Ca-Luc. 16.
pitel/ ſowol auch die tegliche Erfahrung genugſam
bezeuget.

Derwegen ſo leret er vns zum andern/ worinnen2.
vnſer Herrligkeit ſtehe/ vnd was in ſolchem Elend
vnſer Troſt ſey/ Nemlich: Das ein ander Leben ſey/
darzu wir vom Tode/ durch Chriſtum ſollen wider-
uͤmb aufferwecket werden. Vnd das beſtetiget er al-
hier/ da er ſaget: Vnſer Wandel iſt im Himmel.
Das iſt nu der lieben Chriſten Herrligkeit/ das ſie
Himmels Buͤrger ſein.Der Chriſten
Herrligkeit
wird beſchri[e]
ben/ 1. mit
dem Wort/
Wandel.

Was aber dieſes fur eine Herrligkeit ſey/ das
wird vns im Text fein angezeigt. Der Apoſtel nen-
nets Erſtlich πολίτευμα, das heiſſet ſo viel/ als ſtatus
bene conſtitutæ Reibublicæ,
Ein wol beſtalt Regi-πολίτευμα.
ment mit aller zugehoͤrung/ welchs in ſich begreiffetEin wol be-
ſtalt Regi-
ment/ be-
greifft zwei-
erley.

vieterley:

Erſtlich die Beywohnung/ da viel Leute fried-
lich vnd freundlich bey einander wohnen.

Zum andern/ die Gemeinſchafft des ſchutzes/1. Die freund
liche beiwoh
nung.

vnd auch des nutzes vnd Segens/ damit Gott eine

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C
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[[19]/0019] S. Pauli/ Philip. 3. Capitel/ ſagt der Apoſtel S. Paulus: Hoffen wir al- lein in dieſem Leben auff Chriſtum/ ſo ſind wir die elendeſten vnter allen Menſchen. Mit dieſen worten erinnert vns der Apoſtel S. Paulus zweierley. Erſtlich/ das nicht allein in ge- mein/ dis Leben/ ein elend Leben ſey/ Sondern das auch wir Chriſten/ in dieſer Welt mehr jammers vnd elendes muͤſſen ausſtehen/ denn die Gottloſen/ denen es gemeiniglich alhie beſſer gehet/ als den frommen Chriſten/ wie wir oben gehoͤrt haben/ vnd das Exempel des reichen Mannes/ Lucæ am 16. Ca- pitel/ ſowol auch die tegliche Erfahrung genugſam bezeuget. Dieſer Spruch erin nert zweier- ley. 1. Luc. 16. Derwegen ſo leret er vns zum andern/ worinnen vnſer Herrligkeit ſtehe/ vnd was in ſolchem Elend vnſer Troſt ſey/ Nemlich: Das ein ander Leben ſey/ darzu wir vom Tode/ durch Chriſtum ſollen wider- uͤmb aufferwecket werden. Vnd das beſtetiget er al- hier/ da er ſaget: Vnſer Wandel iſt im Himmel. Das iſt nu der lieben Chriſten Herrligkeit/ das ſie Himmels Buͤrger ſein. 2. Der Chriſten Herrligkeit wird beſchrie ben/ 1. mit dem Wort/ Wandel. Was aber dieſes fur eine Herrligkeit ſey/ das wird vns im Text fein angezeigt. Der Apoſtel nen- nets Erſtlich πολίτευμα, das heiſſet ſo viel/ als ſtatus bene conſtitutæ Reibublicæ, Ein wol beſtalt Regi- ment mit aller zugehoͤrung/ welchs in ſich begreiffet vieterley: πολίτευμα. Ein wol be- ſtalt Regi- ment/ be- greifft zwei- erley. Erſtlich die Beywohnung/ da viel Leute fried- lich vnd freundlich bey einander wohnen. Zum andern/ die Gemeinſchafft des ſchutzes/ vnd auch des nutzes vnd Segens/ damit Gott eine Stad 1. Die freund liche beiwoh nung. C

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Zitationshilfe: Tham, Augustin: Christliche Leichpredigt Bey der Begrebnis. Eisleben, 1589, S. [19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/511524/19>, abgerufen am 28.03.2024.