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Baudis, Andreas: Leichpredigt/ Welche bey dem Begräbnüs. Liegnitz, 1611.

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hat; Der alte Poent Hesiodus spricht: Es ist alles zu Was-
ser vnd zu Lande voll trübsal; Der Mensch Enosch ge-
nant miserabilis ist je vnd allewege auff Erden vielem
trübsal vnterworffen. Sein erster eingang in die Welt
hebt sich mit schreien vnd weinen an/ wie im Buch der weiß-
heit capit. 7. der weise König Salomon von sich schreibet
vnd bekennet/ Weinen ist/ gleich wie auch der anderen/ meine
erste stimme gewest/ vnd bin in den windeln aufferzogen
mit sorgen/ vnd es hat kein König einen andern anfang sei-
ner geburt/ sondern sie haben alle einerley eingang in das
leben/ sein fortgang erstrecket sich durch das jammerthal
Psal. 84. Vnd gehet durch viel trübsal Act. 14. Vnd wie
alle Menschen einerley eingang in diß leben haben/ also ha-
ben sie gleichen ausgang/ denn wir enden doch alle vnser
leben mit angst vnd schmertzen/ Dannenher schreibet die
Epistel an die Hebreer cap. 5. von vnserem hochgeliebten
Heiland JEsu Christo/ das Er am tage seines fleisches ge-
bet vnd flehen mit starckem geschrey vnd thränen geopffert
hat/ zu dem der jhm von dem Tode köndte aushelffen/ vnd
ist auch erhöret/ darumb das er Gott in ehren hatte. Ein
Kind ehe es anfenget zu gehen/ ritscht es auff der Erden
hin vnd wieder/ vnd wenn es mit der hand geführet wird/
so hengt vnd senckt es sich mit dem Häuptlein vnd gantzem
Leibe zur erden/ vnd deutet hiermit an/ das es in die erde
gehöre. Der Mensch der eine weile lebet/ vnd auff der erden
herumb wandert/ was thut er anders/ als das er mit seinen
Füssen die Erde gleich aushölet/ vnd eine grube in die Erde
machet/ darein er nachmahls sol geleget werden. Wenn
denn die bösen Tage kommen/ vnd die Jahr herzu treten/
wenn die Hütter im Hause zittern/ vnd sich die starcken
krümmen/ vnd müßig stehen die Müller/ das jhr so wenig

wor-

hat; Der alte Poẽt Heſiodus ſpricht: Es iſt alles zu Waſ-
ſer vnd zu Lande voll truͤbſal; Der Menſch Enoſch ge-
nant miſerabilis iſt je vnd allewege auff Erden vielem
truͤbſal vnterworffen. Sein erſter eingang in die Welt
hebt ſich mit ſchreien vnd weinen an/ wie im Buch der weiß-
heit capit. 7. der weiſe Koͤnig Salomon von ſich ſchreibet
vñ bekennet/ Weinen iſt/ gleich wie auch der anderen/ meine
erſte ſtimme geweſt/ vnd bin in den windeln aufferzogen
mit ſorgen/ vnd es hat kein Koͤnig einen andern anfang ſei-
ner geburt/ ſondern ſie haben alle einerley eingang in das
leben/ ſein fortgang erſtrecket ſich durch das jammerthal
Pſal. 84. Vnd gehet durch viel truͤbſal Act. 14. Vnd wie
alle Menſchen einerley eingang in diß leben haben/ alſo ha-
ben ſie gleichen ausgang/ denn wir enden doch alle vnſer
leben mit angſt vnd ſchmertzen/ Dannenher ſchreibet die
Epiſtel an die Hebreer cap. 5. von vnſerem hochgeliebten
Heiland JEſu Chriſto/ das Er am tage ſeines fleiſches ge-
bet vnd flehen mit ſtarckem geſchrey vnd thraͤnen geopffert
hat/ zu dem der jhm von dem Tode koͤndte aushelffen/ vnd
iſt auch erhoͤret/ darumb das er Gott in ehren hatte. Ein
Kind ehe es anfenget zu gehen/ ritſcht es auff der Erden
hin vnd wieder/ vnd wenn es mit der hand gefuͤhret wird/
ſo hengt vnd ſenckt es ſich mit dem Haͤuptlein vnd gantzem
Leibe zur erden/ vnd deutet hiermit an/ das es in die erde
gehoͤre. Der Menſch der eine weile lebet/ vnd auff der erden
herumb wandert/ was thut er anders/ als das er mit ſeinen
Fuͤſſen die Erde gleich aushoͤlet/ vnd eine grube in die Erde
machet/ darein er nachmahls ſol geleget werden. Wenn
denn die boͤſen Tage kommen/ vnd die Jahr herzu treten/
wenn die Huͤtter im Hauſe zittern/ vnd ſich die ſtarcken
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[[16]/0016] hat; Der alte Poẽt Heſiodus ſpricht: Es iſt alles zu Waſ- ſer vnd zu Lande voll truͤbſal; Der Menſch Enoſch ge- nant miſerabilis iſt je vnd allewege auff Erden vielem truͤbſal vnterworffen. Sein erſter eingang in die Welt hebt ſich mit ſchreien vnd weinen an/ wie im Buch der weiß- heit capit. 7. der weiſe Koͤnig Salomon von ſich ſchreibet vñ bekennet/ Weinen iſt/ gleich wie auch der anderen/ meine erſte ſtimme geweſt/ vnd bin in den windeln aufferzogen mit ſorgen/ vnd es hat kein Koͤnig einen andern anfang ſei- ner geburt/ ſondern ſie haben alle einerley eingang in das leben/ ſein fortgang erſtrecket ſich durch das jammerthal Pſal. 84. Vnd gehet durch viel truͤbſal Act. 14. Vnd wie alle Menſchen einerley eingang in diß leben haben/ alſo ha- ben ſie gleichen ausgang/ denn wir enden doch alle vnſer leben mit angſt vnd ſchmertzen/ Dannenher ſchreibet die Epiſtel an die Hebreer cap. 5. von vnſerem hochgeliebten Heiland JEſu Chriſto/ das Er am tage ſeines fleiſches ge- bet vnd flehen mit ſtarckem geſchrey vnd thraͤnen geopffert hat/ zu dem der jhm von dem Tode koͤndte aushelffen/ vnd iſt auch erhoͤret/ darumb das er Gott in ehren hatte. Ein Kind ehe es anfenget zu gehen/ ritſcht es auff der Erden hin vnd wieder/ vnd wenn es mit der hand gefuͤhret wird/ ſo hengt vnd ſenckt es ſich mit dem Haͤuptlein vnd gantzem Leibe zur erden/ vnd deutet hiermit an/ das es in die erde gehoͤre. Der Menſch der eine weile lebet/ vnd auff der erden herumb wandert/ was thut er anders/ als das er mit ſeinen Fuͤſſen die Erde gleich aushoͤlet/ vnd eine grube in die Erde machet/ darein er nachmahls ſol geleget werden. Wenn denn die boͤſen Tage kommen/ vnd die Jahr herzu treten/ wenn die Huͤtter im Hauſe zittern/ vnd ſich die ſtarcken kruͤmmen/ vnd muͤßig ſtehen die Muͤller/ das jhr ſo wenig wor-

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Zitationshilfe: Baudis, Andreas: Leichpredigt/ Welche bey dem Begräbnüs. Liegnitz, 1611, S. [16]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510575/16>, abgerufen am 28.03.2024.