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Eckard, Melchior: Eine Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1601.

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Christliche Leichpredigt.
nen/ aber in der noth halten sie nicht/ vnd mancher ist
freund/ der wird bald feind/ vnd wüste er einen mord auff
dich/ er sagets nach. Es seind auch etliche Tischfreunde/
vnd halten nicht in der noth/ weil dirs wolgehet/ so ist er
dein geselle/ vnd lebet in deinem hause/ als were er auch
Haußherr. Gehet dirs aber vbel/ so stehet er wider dich/
vnd lest sich nirgend finden. Vnd im 37. Capitel/ Ein jeg-
licher freund spricht wol/ ich bin auch freund/ aber etliche
seind allein mit dem Namen freunde/ Wenns dem freun-
de wolgehet/ so frewen sie sich mit jhme/ Wenns jhm aber
vbel gehet/ werden sie seine feinde. Sie trawren mit jhme
vmbs bauchs willen/ aber wenn die noth hergehet/ so hal-
ten sie sich zum Schilde. Aus diesen vnd dergleichen sprü-
chen ist erwachsen das bekandte Sprichwort/ freylich ein
wahr wort: Freunde in der noth/ gehen jr fünff vnd zwan-
tzig auff ein loth/ Sols aber ein harter standt sein/ so gehen
jhr funfftzig auff ein quintlein. Dauon hat S. Paulus
auch wust zu sagen/ 2. Tim. 4. Demas hat mich verlassen/
vnd diese Welt lieb gewonnen. Jtem/ Jn meiner ersten
verantwortung stunde niemand bey mir/ sondern sie ver-
liessen mich alle/ es sey jhnen nicht zugerechnet. Darumb
ist es recht geredt/ Fide, sed cui vide. Traw/ doch weme/
schaw. (In gratiam eruditi lectoris subijcio hoc venu-
stum Epigramma:

Fide parum, multum vide, nam fidere multum,
Et vidisse parum, maxima damna parat.
Fide Deo fidus, mortali fidito caute,
Et belle ante vide, dignus an ille fide.
Lubrica nam fides aeuo hoc. feliciter ergo
Fides, quando vides, cui sit habenda fides.)
Aber
D

Chriſtliche Leichpredigt.
nen/ aber in der noth halten ſie nicht/ vnd mancher iſt
freund/ der wird bald feind/ vnd wuͤſte er einen mord auff
dich/ er ſagets nach. Es ſeind auch etliche Tiſchfreunde/
vnd halten nicht in der noth/ weil dirs wolgehet/ ſo iſt er
dein geſelle/ vnd lebet in deinem hauſe/ als were er auch
Haußherr. Gehet dirs aber vbel/ ſo ſtehet er wider dich/
vnd leſt ſich nirgend finden. Vnd im 37. Capitel/ Ein jeg-
licher freund ſpricht wol/ ich bin auch freund/ aber etliche
ſeind allein mit dem Namen freunde/ Wenns dem freun-
de wolgehet/ ſo frewen ſie ſich mit jhme/ Wenns jhm aber
vbel gehet/ werden ſie ſeine feinde. Sie trawren mit jhme
vmbs bauchs willen/ aber wenn die noth hergehet/ ſo hal-
ten ſie ſich zum Schilde. Aus dieſen vnd dergleichen ſpruͤ-
chen iſt erwachſen das bekandte Sprichwort/ freylich ein
wahr wort: Freunde in der noth/ gehen jr fuͤnff vnd zwan-
tzig auff ein loth/ Sols aber ein harter ſtandt ſein/ ſo gehen
jhr funfftzig auff ein quintlein. Dauon hat S. Paulus
auch wuſt zu ſagen/ 2. Tim. 4. Demas hat mich verlaſſen/
vnd dieſe Welt lieb gewonnen. Jtem/ Jn meiner erſten
verantwortung ſtunde niemand bey mir/ ſondern ſie ver-
lieſſen mich alle/ es ſey jhnen nicht zugerechnet. Darumb
iſt es recht geredt/ Fide, ſed cui vide. Traw/ doch weme/
ſchaw. (In gratiam eruditi lectoris ſubijcio hoc venu-
ſtum Epigramma:

Fide parùm, multumꝙ́ vide, nam fidere multum,
Et vidiſſe parum, maxima damna parat.
Fide Deo fidus, mortali fidito cautè,
Et bellè antè vide, dignus an ille fide.
Lubrica namꝙ fides æuo hoc. feliciter ergo
Fides, quando vides, cui ſit habenda fides.)
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D
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[[25]/0025] Chriſtliche Leichpredigt. nen/ aber in der noth halten ſie nicht/ vnd mancher iſt freund/ der wird bald feind/ vnd wuͤſte er einen mord auff dich/ er ſagets nach. Es ſeind auch etliche Tiſchfreunde/ vnd halten nicht in der noth/ weil dirs wolgehet/ ſo iſt er dein geſelle/ vnd lebet in deinem hauſe/ als were er auch Haußherr. Gehet dirs aber vbel/ ſo ſtehet er wider dich/ vnd leſt ſich nirgend finden. Vnd im 37. Capitel/ Ein jeg- licher freund ſpricht wol/ ich bin auch freund/ aber etliche ſeind allein mit dem Namen freunde/ Wenns dem freun- de wolgehet/ ſo frewen ſie ſich mit jhme/ Wenns jhm aber vbel gehet/ werden ſie ſeine feinde. Sie trawren mit jhme vmbs bauchs willen/ aber wenn die noth hergehet/ ſo hal- ten ſie ſich zum Schilde. Aus dieſen vnd dergleichen ſpruͤ- chen iſt erwachſen das bekandte Sprichwort/ freylich ein wahr wort: Freunde in der noth/ gehen jr fuͤnff vnd zwan- tzig auff ein loth/ Sols aber ein harter ſtandt ſein/ ſo gehen jhr funfftzig auff ein quintlein. Dauon hat S. Paulus auch wuſt zu ſagen/ 2. Tim. 4. Demas hat mich verlaſſen/ vnd dieſe Welt lieb gewonnen. Jtem/ Jn meiner erſten verantwortung ſtunde niemand bey mir/ ſondern ſie ver- lieſſen mich alle/ es ſey jhnen nicht zugerechnet. Darumb iſt es recht geredt/ Fide, ſed cui vide. Traw/ doch weme/ ſchaw. (In gratiam eruditi lectoris ſubijcio hoc venu- ſtum Epigramma: Fide parùm, multumꝙ́ vide, nam fidere multum, Et vidiſſe parum, maxima damna parat. Fide Deo fidus, mortali fidito cautè, Et bellè antè vide, dignus an ille fide. Lubrica namꝙ fides æuo hoc. feliciter ergo Fides, quando vides, cui ſit habenda fides.) Aber D

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Zitationshilfe: Eckard, Melchior: Eine Christliche Leichpredigt. Leipzig, 1601, S. [25]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/510288/25>, abgerufen am 29.03.2024.