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Güntherus, Wolfgang: König Davids Sterbekunst Oder Christliche Leichpredigt. Görlitz, 1634.

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Leichpredigt.
Gebett vergebens. Vnd die Mittel verachten
heisset GOtt versuchen. So Hiskias nicht GOtt
vmb verlängerung des lebens angesucht/ so were
er in seiner Kranckheit gestorben. Wo die Nini-
viten
nicht hetten Busse gethan/ weren sie alle
vmbkommen. Wo Aaron nicht hette das Rauch-
faß ergriffen/ so were alles Volck in der Plage ver-
dorben/ Numer. 16. Denn wir keines weges billi-Num. 16, 46.
gen das Fatum Stoicum/ oder decretum quoddam
absolutum.

Wann dann David bekennet/ Das sein leben
ein Ziel hat/ Als bittet er den HErren/ Das er
solches erkennen möge. Nicht bittet er zu wis-
sen solchen terminum Vitae/ solch Ziel/ denn diß
Ziel ist allein GOtt bewust vnd bekant/ wie die
oben angezogene sprüche solches deutlich außsa-
gen/ besonders aus dem Prediger: Der Mensch
weiß seine Zeit nicht/
Eccles 9. Darumb ver-Eccles. 9, 12.
wirfft die H. Schrifft dieselbe Vermessenheit/
Da man ex Astrorum positu/ das Ziel des Men-
schen/ vnd zwar apodictice definiren wil/ Esa. 47:Esa. 47, 13.
Laß hertretten/ vnd dir helffen die Meister
des Himmels lauffs/ vnd die Sternkucker/
die nach den Monden rechnen/ was vber dich

kom-

Leichpredigt.
Gebett vergebens. Vnd die Mittel verachten
heiſſet GOtt verſuchen. So Hiskias nicht GOtt
vmb verlaͤngerung des lebens angeſucht/ ſo were
er in ſeiner Kranckheit geſtorben. Wo die Nini-
viten
nicht hetten Buſſe gethan/ weren ſie alle
vmbkom̃en. Wo Aaron nicht hette das Rauch-
faß ergriffen/ ſo were alles Volck in der Plage ver-
dorben/ Numer. 16. Denn wir keines weges billi-Num. 16, 46.
gen das Fatum Stoicum/ oder decretum quoddam
abſolutum.

Wann dann David bekennet/ Das ſein leben
ein Ziel hat/ Als bittet er den HErren/ Das er
ſolches erkennen moͤge. Nicht bittet er zu wiſ-
ſen ſolchen terminum Vitæ/ ſolch Ziel/ denn diß
Ziel iſt allein GOtt bewuſt vnd bekant/ wie die
oben angezogene ſpruͤche ſolches deutlich außſa-
gen/ beſonders aus dem Prediger: Der Menſch
weiß ſeine Zeit nicht/
Eccleſ 9. Darumb ver-Eccleſ. 9, 12.
wirfft die H. Schrifft dieſelbe Vermeſſenheit/
Da man ex Aſtrorum poſitu/ das Ziel des Men-
ſchen/ vnd zwar apodicticè definiren wil/ Eſa. 47:Eſa. 47, 13.
Laß hertretten/ vnd dir helffen die Meiſter
des Himmels lauffs/ vnd die Sternkucker/
die nach den Monden rechnen/ was vber dich

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[0031] Leichpredigt. Gebett vergebens. Vnd die Mittel verachten heiſſet GOtt verſuchen. So Hiskias nicht GOtt vmb verlaͤngerung des lebens angeſucht/ ſo were er in ſeiner Kranckheit geſtorben. Wo die Nini- viten nicht hetten Buſſe gethan/ weren ſie alle vmbkom̃en. Wo Aaron nicht hette das Rauch- faß ergriffen/ ſo were alles Volck in der Plage ver- dorben/ Numer. 16. Denn wir keines weges billi- gen das Fatum Stoicum/ oder decretum quoddam abſolutum. Num. 16, 46. Wann dann David bekennet/ Das ſein leben ein Ziel hat/ Als bittet er den HErren/ Das er ſolches erkennen moͤge. Nicht bittet er zu wiſ- ſen ſolchen terminum Vitæ/ ſolch Ziel/ denn diß Ziel iſt allein GOtt bewuſt vnd bekant/ wie die oben angezogene ſpruͤche ſolches deutlich außſa- gen/ beſonders aus dem Prediger: Der Menſch weiß ſeine Zeit nicht/ Eccleſ 9. Darumb ver- wirfft die H. Schrifft dieſelbe Vermeſſenheit/ Da man ex Aſtrorum poſitu/ das Ziel des Men- ſchen/ vnd zwar apodicticè definiren wil/ Eſa. 47: Laß hertretten/ vnd dir helffen die Meiſter des Himmels lauffs/ vnd die Sternkucker/ die nach den Monden rechnen/ was vber dich kom- Eccleſ. 9, 12. Eſa. 47, 13.

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Zitationshilfe: Güntherus, Wolfgang: König Davids Sterbekunst Oder Christliche Leichpredigt. Görlitz, 1634, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509926/31>, abgerufen am 28.03.2024.