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Güntherus, Wolfgang: König Davids Sterbekunst Oder Christliche Leichpredigt. Görlitz, 1634.

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Leichpredigt.
Wenn solches gethan hette der arme Lazarus/ der
bey der thür des reichen Mannes/ hungerig vndLuc 16, 20.
voller schmertzen/ begehrte sich zu sättigen von
den brosamen/ die von des reichen Tische fielen:
Oder der blinde Bartimaeus/ der auff der strassenLuc. 18, 35.
sein Brodt suchen vnd betteln muste/ vnnd doch
darüber übel angefahren wurde/ so were es nicht
so groß wunder. Denn von diesen Leuthen ist
war/ was Syrach saget im 30. Capitel: Der todtSyr. 30, 17.
ist besser denn ein siech leben. Solche mühe-
selige betrübte Hertzen/ warten des Todes mit
grossem vorlangen/ vnd frewen sich/ daß sie das
Grab bekommen/ vnd wenn der Todt verzeugt/
so grüben sie jhn wohl aus dem verborgen/ wie
Job aus eigener erfahrung von jhnen redet im 3.Iobi 3, 11.
Capitel. Jhnen thut der Todt sehr wohl/ die-
weil sie dürfftig/ schwach vnd in allen sorgen steckenSyr. 41, 3.
vnd auff Erden nichts bessers zu hoffen vnnd zu
gewarten haben/ Syrach 41. Nun ist zwar da-
mals König David/ als er diese worte gesprochen/
in solchem Zustande gewest/ Das er den Gottlo-v. 3. 4.
sen für sich sehen müssen/ sein Leid in sich fressen/v. 14.
darüber thränen vergiessen/ vnd fast verschmach-v. 15.
tet am gemüth/ vnd an leibe/ Wie er aus entzün-v. 12.
deten gemüth in diß gebet darüber außgebrochen/v. 5.

Gleich-
C iij

Leichpredigt.
Wenn ſolches gethan hette der arme Lazarus/ der
bey der thuͤr des reichen Mannes/ hungerig vndLuc 16, 20.
voller ſchmertzen/ begehrte ſich zu ſaͤttigen von
den broſamen/ die von des reichen Tiſche fielen:
Oder der blinde Bartimæus/ der auff der ſtraſſenLuc. 18, 35.
ſein Brodt ſuchen vnd betteln muſte/ vnnd doch
daruͤber uͤbel angefahren wurde/ ſo were es nicht
ſo groß wunder. Denn von dieſen Leuthen iſt
war/ was Syrach ſaget im 30. Capitel: Der todtSyr. 30, 17.
iſt beſſer denn ein ſiech leben. Solche muͤhe-
ſelige betruͤbte Hertzen/ warten des Todes mit
groſſem vorlangen/ vnd frewen ſich/ daß ſie das
Grab bekommen/ vnd wenn der Todt verzeugt/
ſo gruͤben ſie jhn wohl aus dem verborgen/ wie
Job aus eigener erfahrung von jhnen redet im 3.Iobi 3, 11.
Capitel. Jhnen thut der Todt ſehr wohl/ die-
weil ſie duͤrfftig/ ſchwach vñ in allen ſoꝛgen ſteckenSyr. 41, 3.
vnd auff Erden nichts beſſers zu hoffen vnnd zu
gewarten haben/ Syrach 41. Nun iſt zwar da-
mals Koͤnig David/ als er dieſe worte geſpꝛochen/
in ſolchem Zuſtande geweſt/ Das er den Gottlo-v. 3. 4.
ſen fuͤr ſich ſehen muͤſſen/ ſein Leid in ſich freſſen/v. 14.
daruͤber thꝛaͤnen vergieſſen/ vnd faſt verſchmach-v. 15.
tet am gemuͤth/ vnd an leibe/ Wie er aus entzuͤn-v. 12.
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[0021] Leichpredigt. Wenn ſolches gethan hette der arme Lazarus/ der bey der thuͤr des reichen Mannes/ hungerig vnd voller ſchmertzen/ begehrte ſich zu ſaͤttigen von den broſamen/ die von des reichen Tiſche fielen: Oder der blinde Bartimæus/ der auff der ſtraſſen ſein Brodt ſuchen vnd betteln muſte/ vnnd doch daruͤber uͤbel angefahren wurde/ ſo were es nicht ſo groß wunder. Denn von dieſen Leuthen iſt war/ was Syrach ſaget im 30. Capitel: Der todt iſt beſſer denn ein ſiech leben. Solche muͤhe- ſelige betruͤbte Hertzen/ warten des Todes mit groſſem vorlangen/ vnd frewen ſich/ daß ſie das Grab bekommen/ vnd wenn der Todt verzeugt/ ſo gruͤben ſie jhn wohl aus dem verborgen/ wie Job aus eigener erfahrung von jhnen redet im 3. Capitel. Jhnen thut der Todt ſehr wohl/ die- weil ſie duͤrfftig/ ſchwach vñ in allen ſoꝛgen ſtecken vnd auff Erden nichts beſſers zu hoffen vnnd zu gewarten haben/ Syrach 41. Nun iſt zwar da- mals Koͤnig David/ als er dieſe worte geſpꝛochen/ in ſolchem Zuſtande geweſt/ Das er den Gottlo- ſen fuͤr ſich ſehen muͤſſen/ ſein Leid in ſich freſſen/ daruͤber thꝛaͤnen vergieſſen/ vnd faſt verſchmach- tet am gemuͤth/ vnd an leibe/ Wie er aus entzuͤn- deten gemuͤth in diß gebet daruͤber außgebꝛochen/ Gleich- Luc 16, 20. Luc. 18, 35. Syr. 30, 17. Iobi 3, 11. Syr. 41, 3. v. 3. 4. v. 14. v. 15. v. 12. v. 5. C iij

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Zitationshilfe: Güntherus, Wolfgang: König Davids Sterbekunst Oder Christliche Leichpredigt. Görlitz, 1634, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509926/21>, abgerufen am 29.03.2024.