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Albinus, Friedrich: Adeliche Ehren und Gedächtnis Seule. Brieg, 1655.

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kein Schild/ Helm noch Fahn hilfft was/ wo man
die Furcht GOttes verlohren/ und sich aller schand
und üppigkeit ergeben hat. Ja solche Leute
werden geduppelt gestrafft/ daß Sie Jhres Adels
und Ansehens nicht besser gebraucht/ sondern ande-
re damit geärgert haben. Wie es denn leicht
geschehen kan/ daß einer vom Adel mit seinen Un-
adelichen Wercken nicht nur sein gantz Geschlecht be-
fleckt/ sondern auch seine Diener und Unterthanen
ansteckt und andere mit sich zur Hellen reist.

Adel
Wächst
nicht auß
Fleisch und
Blutt/ son-
dern wird
zu wege
bracht durch
übung der
GOTTes
furcht und
derselben
gemässe
auch Rit-
termäßige
Tugenden.

Das Geschlecht an sich selbst Adelt nicht/
macht auch keinen Adelichen Namen/ wo nicht Tu-
gend und löbliche Thaten dazu kommen/ drumb denn
Jphicrates ein berühmter Held unter den Heyden ei-
nem/ der Jhm fürwarff/ Er wehre eines Schusters
Sohn/ zur antwort dieses gab/ genus meum a me
incipit, tuum a te desinit
Es schadet nichts/ wol-
te Er sagen/ daß Jch auß so geringem Geschlechte
bin; Mein Geschlechte hebt sich an Mir an/ Deins
hört an Dir auf.

Denn der Jhm solches fürwarff/ war zwar
guttes Adels/ hatte sich aber keiner Adelichen Tu-
gend befliessen: Drumb Jhm der Andere gleich so
viel antworten wolte: Dir ist wenig damit gedie-
net/ daß Deine GroßEltern tapffere Leute und
löbliche Helden gewesen/ Du aber ein Schalck bist/
der löbliche Name/ den Du ererbt hast/ wil auch
von Dir erhalten sein/ sonst wird Er an Dir ver-

leschen.

kein Schild/ Helm noch Fahn hilfft was/ wo man
die Furcht GOttes verlohren/ und ſich aller ſchand
und uͤppigkeit ergeben hat. Ja ſolche Leute
werden geduppelt geſtrafft/ daß Sie Jhres Adels
und Anſehens nicht beſſer gebraucht/ ſondern ande-
re damit geaͤrgert haben. Wie es denn leicht
geſchehen kan/ daß einer vom Adel mit ſeinen Un-
adelichen Wercken nicht nur ſein gantz Geſchlecht be-
fleckt/ ſondern auch ſeine Diener und Unterthanen
anſteckt und andere mit ſich zur Hellen reiſt.

Adel
Waͤchſt
nicht auß
Fleiſch und
Blutt/ ſon-
dern wird
zu wege
bracht durch
uͤbung der
GOTTes
furcht und
derſelben
gemaͤſſe
auch Rit-
termaͤßige
Tugenden.

Das Geſchlecht an ſich ſelbſt Adelt nicht/
macht auch keinen Adelichen Namen/ wo nicht Tu-
gend und loͤbliche Thaten dazu kommen/ drumb denn
Jphicrates ein beruͤhmter Held unter den Heyden ei-
nem/ der Jhm fuͤrwarff/ Er wehre eines Schuſters
Sohn/ zur antwort dieſes gab/ genus meum â me
incipit, tuum â te deſinit
Es ſchadet nichts/ wol-
te Er ſagen/ daß Jch auß ſo geringem Geſchlechte
bin; Mein Geſchlechte hebt ſich an Mir an/ Deins
hoͤrt an Dir auf.

Denn der Jhm ſolches fuͤrwarff/ war zwar
guttes Adels/ hatte ſich aber keiner Adelichen Tu-
gend beflieſſen: Drumb Jhm der Andere gleich ſo
viel antworten wolte: Dir iſt wenig damit gedie-
net/ daß Deine GroßEltern tapffere Leute und
loͤbliche Helden geweſen/ Du aber ein Schalck biſt/
der loͤbliche Name/ den Du ererbt haſt/ wil auch
von Dir erhalten ſein/ ſonſt wird Er an Dir ver-

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[0024] kein Schild/ Helm noch Fahn hilfft was/ wo man die Furcht GOttes verlohren/ und ſich aller ſchand und uͤppigkeit ergeben hat. Ja ſolche Leute werden geduppelt geſtrafft/ daß Sie Jhres Adels und Anſehens nicht beſſer gebraucht/ ſondern ande- re damit geaͤrgert haben. Wie es denn leicht geſchehen kan/ daß einer vom Adel mit ſeinen Un- adelichen Wercken nicht nur ſein gantz Geſchlecht be- fleckt/ ſondern auch ſeine Diener und Unterthanen anſteckt und andere mit ſich zur Hellen reiſt. Das Geſchlecht an ſich ſelbſt Adelt nicht/ macht auch keinen Adelichen Namen/ wo nicht Tu- gend und loͤbliche Thaten dazu kommen/ drumb denn Jphicrates ein beruͤhmter Held unter den Heyden ei- nem/ der Jhm fuͤrwarff/ Er wehre eines Schuſters Sohn/ zur antwort dieſes gab/ genus meum â me incipit, tuum â te deſinit Es ſchadet nichts/ wol- te Er ſagen/ daß Jch auß ſo geringem Geſchlechte bin; Mein Geſchlechte hebt ſich an Mir an/ Deins hoͤrt an Dir auf. Denn der Jhm ſolches fuͤrwarff/ war zwar guttes Adels/ hatte ſich aber keiner Adelichen Tu- gend beflieſſen: Drumb Jhm der Andere gleich ſo viel antworten wolte: Dir iſt wenig damit gedie- net/ daß Deine GroßEltern tapffere Leute und loͤbliche Helden geweſen/ Du aber ein Schalck biſt/ der loͤbliche Name/ den Du ererbt haſt/ wil auch von Dir erhalten ſein/ ſonſt wird Er an Dir ver- leſchen.

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Zitationshilfe: Albinus, Friedrich: Adeliche Ehren und Gedächtnis Seule. Brieg, 1655, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/509342/24>, abgerufen am 29.03.2024.