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Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740.

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Redlich war Er gegen Jedermann, mit denen Er um-
zugehen hatte. Seinen Obern begegnete Er mit gehörigem
Respecte. Mit seinen Herren Collegen lebte Er friedlich und
vertraulich. Gegen seines Gleichen war Er liebreich, und
gegen die Geringern freundlich und dienstfertig, so, daß sich
wohl niemand über Jhn beschweren, jedermann aber seinen
Verlust beklagen wird. Und war es Jhm eine grosse Freude,
wenn Er jemanden auch mit seiner grösten Bemühung einen
Dienst und Gefälligkeit erweisen konte.

Er war aber auch redlich gegen sich selbst. Wir wol-
len so viel sagen: Er bemühte sich, sein Amt und Christen-
thum so zu führen, damit Er dereinst bestehen möchte, wenn
Er von seinem Ober-Herrn zur Rechenschafft würde gefordert
werden. Und da Er in täglicher Prüfung dennoch Män-
gel und Unvollkommenheiten gnung an sich gewahr wurde,
so wandelte Er immer vorsichtiger, hat GOtt seine Fehler
bußfertig und wehmüthig ab, und suchte durch wahren Glau-
ben allein in JEsu Blut und Wunden vor dem Vater zu be-
stehen, und seelig zu werden.

Und so ließ es auch GOtt diesem seinem redlichen und
aufrichtigem Knechte immer ferner gelingen. Er gab gu-
te Leibes- und Gemüths-Kräfte, 30 Jahre allhier in Lauban
redlich zuarbeiten. Er gab vielen Seegen zu seiner Arbeit,
daß Er zu seinem grossen Troste viele von seinen gewesenen
Untergebenen in wichtigen Aemtern als redliche Leute wissen
konnte. Er erweckte viele vornehme und geringere in- und
ausserhalb Landes, daß Sie aus Vertrauen zu seiner Red-
lichkeit Jhm ihre Söhne anvertrauten. Ja was Jhm das
angenehmste, so versicherte Jhn GOtt in seinem Hertzen sei-
ner Gnade, und daß Er mit seinem, obwohl unvollkommenem,
doch redlichem und aufrichtigem Dienste, um Christi willen

zufrie-
E 2

Redlich war Er gegen Jedermann, mit denen Er um-
zugehen hatte. Seinen Obern begegnete Er mit gehoͤrigem
Reſpecte. Mit ſeinen Herren Collegen lebte Er friedlich und
vertraulich. Gegen ſeines Gleichen war Er liebreich, und
gegen die Geringern freundlich und dienſtfertig, ſo, daß ſich
wohl niemand uͤber Jhn beſchweren, jedermann aber ſeinen
Verluſt beklagen wird. Und war es Jhm eine groſſe Freude,
wenn Er jemanden auch mit ſeiner groͤſten Bemuͤhung einen
Dienſt und Gefaͤlligkeit erweiſen konte.

Er war aber auch redlich gegen ſich ſelbſt. Wir wol-
len ſo viel ſagen: Er bemuͤhte ſich, ſein Amt und Chriſten-
thum ſo zu fuͤhren, damit Er dereinſt beſtehen moͤchte, wenn
Er von ſeinem Ober-Herrn zur Rechenſchafft wuͤrde gefordert
werden. Und da Er in taͤglicher Pruͤfung dennoch Maͤn-
gel und Unvollkommenheiten gnung an ſich gewahr wurde,
ſo wandelte Er immer vorſichtiger, hat GOtt ſeine Fehler
bußfertig und wehmuͤthig ab, und ſuchte durch wahren Glau-
ben allein in JEſu Blut und Wunden vor dem Vater zu be-
ſtehen, und ſeelig zu werden.

Und ſo ließ es auch GOtt dieſem ſeinem redlichen und
aufrichtigem Knechte immer ferner gelingen. Er gab gu-
te Leibes- und Gemuͤths-Kraͤfte, 30 Jahre allhier in Lauban
redlich zuarbeiten. Er gab vielen Seegen zu ſeiner Arbeit,
daß Er zu ſeinem groſſen Troſte viele von ſeinen geweſenen
Untergebenen in wichtigen Aemtern als redliche Leute wiſſen
konnte. Er erweckte viele vornehme und geringere in- und
auſſerhalb Landes, daß Sie aus Vertrauen zu ſeiner Red-
lichkeit Jhm ihre Soͤhne anvertrauten. Ja was Jhm das
angenehmſte, ſo verſicherte Jhn GOtt in ſeinem Hertzen ſei-
ner Gnade, und daß Er mit ſeinem, obwohl unvollkommenem,
doch redlichem und aufrichtigem Dienſte, um Chriſti willen

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E 2
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[35/0036] Redlich war Er gegen Jedermann, mit denen Er um- zugehen hatte. Seinen Obern begegnete Er mit gehoͤrigem Reſpecte. Mit ſeinen Herren Collegen lebte Er friedlich und vertraulich. Gegen ſeines Gleichen war Er liebreich, und gegen die Geringern freundlich und dienſtfertig, ſo, daß ſich wohl niemand uͤber Jhn beſchweren, jedermann aber ſeinen Verluſt beklagen wird. Und war es Jhm eine groſſe Freude, wenn Er jemanden auch mit ſeiner groͤſten Bemuͤhung einen Dienſt und Gefaͤlligkeit erweiſen konte. Er war aber auch redlich gegen ſich ſelbſt. Wir wol- len ſo viel ſagen: Er bemuͤhte ſich, ſein Amt und Chriſten- thum ſo zu fuͤhren, damit Er dereinſt beſtehen moͤchte, wenn Er von ſeinem Ober-Herrn zur Rechenſchafft wuͤrde gefordert werden. Und da Er in taͤglicher Pruͤfung dennoch Maͤn- gel und Unvollkommenheiten gnung an ſich gewahr wurde, ſo wandelte Er immer vorſichtiger, hat GOtt ſeine Fehler bußfertig und wehmuͤthig ab, und ſuchte durch wahren Glau- ben allein in JEſu Blut und Wunden vor dem Vater zu be- ſtehen, und ſeelig zu werden. Und ſo ließ es auch GOtt dieſem ſeinem redlichen und aufrichtigem Knechte immer ferner gelingen. Er gab gu- te Leibes- und Gemuͤths-Kraͤfte, 30 Jahre allhier in Lauban redlich zuarbeiten. Er gab vielen Seegen zu ſeiner Arbeit, daß Er zu ſeinem groſſen Troſte viele von ſeinen geweſenen Untergebenen in wichtigen Aemtern als redliche Leute wiſſen konnte. Er erweckte viele vornehme und geringere in- und auſſerhalb Landes, daß Sie aus Vertrauen zu ſeiner Red- lichkeit Jhm ihre Soͤhne anvertrauten. Ja was Jhm das angenehmſte, ſo verſicherte Jhn GOtt in ſeinem Hertzen ſei- ner Gnade, und daß Er mit ſeinem, obwohl unvollkommenem, doch redlichem und aufrichtigem Dienſte, um Chriſti willen zufrie- E 2

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Zitationshilfe: Böttner, Konrad: Leichen- und Gedächtniß-Rede. Lauban, 1740, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508578/36>, abgerufen am 28.03.2024.