Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Trescovius, Paulus: Syntheo [gr.]. Wittenberg, 1618.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
Fleisch vnd Blut bitterlich wehe thut/
wenn der allgewaltige Gott nach seinem
vnerforschlichen Rath vnd willen vnse-
re Anverwanten durch den tödtlichen
hintrit von dieser Welt abfordert/ vnnd
vns also aus den Augen hinweg rücket/
vervrsachet die
sorge oder natürliche zu-
neigung vnd liebe/ welche die wesentli-
che Liebe/ Gott selbsten/ vns Menschen
eingepflantzet. Vnnd treget der liebe
Gott daran kein vngefallen/ wenn man
nur Christliche maß vnd bescheidenheit
darinnen helt. Im massen denn auch
nicht allein die Patriarchen vnd Pro-
pheten die jhren lugiret vnd betrawret/
sondern auch dem Sohn Gottes selbsten
die Liebezähren/ wegen seines lieben
Freundes Lazari tödlichen abgangs v-
ber die Wangen geflossen seyn. Vnnd
sind gewiß die
asorgoi die lieblosen Leute
einer bösen vnartigen verkehreten Na-

tur/

Vorrede.
Fleiſch vnd Blut bitterlich wehe thut/
weñ der allgewaltige Gott nach ſeinem
vnerforſchlichen Rath vnd willen vnſe-
re Anverwanten durch den toͤdtlichen
hintrit von dieſer Welt abfordert/ vnnd
vns alſo aus den Augen hinweg ruͤcket/
vervrſachet die
ςοργὴ oder natuͤrliche zu-
neigung vnd liebe/ welche die weſentli-
che Liebe/ Gott ſelbſten/ vns Menſchen
eingepflantzet. Vnnd treget der liebe
Gott daran kein vngefallen/ wenn man
nur Chriſtliche maſz vnd beſcheidenheit
darinnen helt. Im maſſen denn auch
nicht allein die Patriarchen vnd Pro-
pheten die jhren lugiret vnd betrawret/
ſondern auch dem Sohn Gottes ſelbſtẽ
die Liebezaͤhren/ wegen ſeines lieben
Freundes Lazari toͤdlichen abgangs v-
ber die Wangen gefloſſen ſeyn. Vnnd
ſind gewiſz die
ἄςοργοι die liebloſen Leute
einer boͤſen vnartigen verkehreten Na-

tur/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="preface" n="2">
          <p><pb facs="#f0004"/><fw type="header" place="top">Vorrede.</fw><lb/><hi rendition="#fr">Flei&#x017F;ch vnd Blut bitterlich wehe thut/<lb/>
wen&#x0303; der allgewaltige Gott nach &#x017F;einem<lb/>
vnerfor&#x017F;chlichen Rath vnd willen vn&#x017F;e-<lb/>
re Anverwanten durch den to&#x0364;dtlichen<lb/>
hintrit von die&#x017F;er Welt abfordert/ vnnd<lb/>
vns al&#x017F;o aus den Augen hinweg ru&#x0364;cket/<lb/>
vervr&#x017F;achet die</hi> &#x03C2;&#x03BF;&#x03C1;&#x03B3;&#x1F74; <hi rendition="#fr">oder natu&#x0364;rliche zu-<lb/>
neigung vnd liebe/ welche die we&#x017F;entli-<lb/>
che Liebe/ Gott &#x017F;elb&#x017F;ten/ vns Men&#x017F;chen<lb/>
eingepflantzet. Vnnd treget der liebe<lb/>
Gott daran kein vngefallen/ wenn man<lb/>
nur Chri&#x017F;tliche ma&#x017F;z vnd be&#x017F;cheidenheit<lb/>
darinnen helt. Im ma&#x017F;&#x017F;en denn auch<lb/>
nicht allein die Patriarchen vnd Pro-<lb/>
pheten die jhren lugiret vnd betrawret/<lb/>
&#x017F;ondern auch dem Sohn Gottes &#x017F;elb&#x017F;te&#x0303;<lb/>
die Liebeza&#x0364;hren/ wegen &#x017F;eines lieben<lb/>
Freundes Lazari to&#x0364;dlichen abgangs v-<lb/>
ber die Wangen geflo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn. Vnnd<lb/>
&#x017F;ind gewi&#x017F;z die</hi> &#x1F04;&#x03C2;&#x03BF;&#x03C1;&#x03B3;&#x03BF;&#x03B9; <hi rendition="#fr">die lieblo&#x017F;en Leute<lb/>
einer bo&#x0364;&#x017F;en vnartigen verkehreten Na-</hi><lb/>
<fw type="catch" place="bottom">tur/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0004] Vorrede. Fleiſch vnd Blut bitterlich wehe thut/ weñ der allgewaltige Gott nach ſeinem vnerforſchlichen Rath vnd willen vnſe- re Anverwanten durch den toͤdtlichen hintrit von dieſer Welt abfordert/ vnnd vns alſo aus den Augen hinweg ruͤcket/ vervrſachet die ςοργὴ oder natuͤrliche zu- neigung vnd liebe/ welche die weſentli- che Liebe/ Gott ſelbſten/ vns Menſchen eingepflantzet. Vnnd treget der liebe Gott daran kein vngefallen/ wenn man nur Chriſtliche maſz vnd beſcheidenheit darinnen helt. Im maſſen denn auch nicht allein die Patriarchen vnd Pro- pheten die jhren lugiret vnd betrawret/ ſondern auch dem Sohn Gottes ſelbſtẽ die Liebezaͤhren/ wegen ſeines lieben Freundes Lazari toͤdlichen abgangs v- ber die Wangen gefloſſen ſeyn. Vnnd ſind gewiſz die ἄςοργοι die liebloſen Leute einer boͤſen vnartigen verkehreten Na- tur/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508439
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508439/4
Zitationshilfe: Trescovius, Paulus: Syntheo [gr.]. Wittenberg, 1618, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508439/4>, abgerufen am 29.03.2024.