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Rolle, Jacob: Parentatio gratiarum actoria. Breslau, 1635.

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auch die lieben Kinder den Christlichen Eltern
eine solche Zierde in jhren Augen/ an welchen sie
jhres Hertzen lust vnd frewde sehen. Denn sie
haben nicht allein jhr auff gerichtes zierliches An-
gesicht vnd geraden Leib/ jhre freundliche Reden
vnd liebliche Geberde/ sondern sie haben vielmehr
die jnnerliche Schönheit der Seelen. Denn sie
sind geschaffen zum Ebenbilde Gottes/ welches/
obs gleich durch die Erbsünde vertunckelt vnnd
vervnreiniget ist/ so wirds doch wider geseubert
Tit. 3.durch dasBad der Wiedergeburt vnd ernewrung
deß Heyligen Geistes.

3. infragi-
litate.
Die Blumen wie schöne sie auch jmmermehr
sind/ so ist doch dieselbe jhre liebligkeit sehr gebrech-
lich vnd vergänglich. Es kan bald ein Sturm-
wind kommen/ welcher nicht allein den Stengel
beuget/ sondern auch wol die Bletter verletzet
vnd zerstrewet. Es kan bald eine scharffe Sichel
darüber kommen/ welche die Blumen/ ehe sie
Saamen tragen/ sampt dem Grase abschneidet.
Vnd wenns auch gleich nicht so gewaltsamer wei-
se geschiehet/ so muß doch endtlich die Blume ver-
welcken/ die Bletter müssen außfallen/ die
Schönheit muß vergehen. Ja es sind etliche/
welche geschwinde auffblühen/ aber bald vnterge-
hen. Alß da sind die Blawen Feilgen/ welche

wegen

auch die lieben Kinder den Chriſtlichen Eltern
eine ſolche Zierde in jhren Augen/ an welchen ſie
jhres Hertzen luſt vnd frewde ſehen. Denn ſie
haben nicht allein jhr auff gerichtes zierliches An-
geſicht vnd geraden Leib/ jhre freundliche Reden
vnd liebliche Geberde/ ſondern ſie haben vielmehr
die jnnerliche Schoͤnheit der Seelen. Denn ſie
ſind geſchaffen zum Ebenbilde Gottes/ welches/
obs gleich durch die Erbſuͤnde vertunckelt vnnd
vervnreiniget iſt/ ſo wirds doch wider geſeubert
Tit. 3.durch dasBad der Wiedergeburt vnd ernewrung
deß Heyligen Geiſtes.

3. infragi-
litate.
Die Blumen wie ſchoͤne ſie auch jmmermehr
ſind/ ſo iſt doch dieſelbe jhre liebligkeit ſehr gebrech-
lich vnd vergaͤnglich. Es kan bald ein Sturm-
wind kommen/ welcher nicht allein den Stengel
beuget/ ſondern auch wol die Bletter verletzet
vnd zerſtrewet. Es kan bald eine ſcharffe Sichel
daruͤber kommen/ welche die Blumen/ ehe ſie
Saamen tragen/ ſampt dem Graſe abſchneidet.
Vnd wenns auch gleich nicht ſo gewaltſamer wei-
ſe geſchiehet/ ſo muß doch endtlich die Blume ver-
welcken/ die Bletter muͤſſen außfallen/ die
Schoͤnheit muß vergehen. Ja es ſind etliche/
welche geſchwinde auffbluͤhen/ aber bald vnterge-
hen. Alß da ſind die Blawen Feilgen/ welche

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[[6]/0006] auch die lieben Kinder den Chriſtlichen Eltern eine ſolche Zierde in jhren Augen/ an welchen ſie jhres Hertzen luſt vnd frewde ſehen. Denn ſie haben nicht allein jhr auff gerichtes zierliches An- geſicht vnd geraden Leib/ jhre freundliche Reden vnd liebliche Geberde/ ſondern ſie haben vielmehr die jnnerliche Schoͤnheit der Seelen. Denn ſie ſind geſchaffen zum Ebenbilde Gottes/ welches/ obs gleich durch die Erbſuͤnde vertunckelt vnnd vervnreiniget iſt/ ſo wirds doch wider geſeubert durch dasBad der Wiedergeburt vnd ernewrung deß Heyligen Geiſtes. Tit. 3. Die Blumen wie ſchoͤne ſie auch jmmermehr ſind/ ſo iſt doch dieſelbe jhre liebligkeit ſehr gebrech- lich vnd vergaͤnglich. Es kan bald ein Sturm- wind kommen/ welcher nicht allein den Stengel beuget/ ſondern auch wol die Bletter verletzet vnd zerſtrewet. Es kan bald eine ſcharffe Sichel daruͤber kommen/ welche die Blumen/ ehe ſie Saamen tragen/ ſampt dem Graſe abſchneidet. Vnd wenns auch gleich nicht ſo gewaltſamer wei- ſe geſchiehet/ ſo muß doch endtlich die Blume ver- welcken/ die Bletter muͤſſen außfallen/ die Schoͤnheit muß vergehen. Ja es ſind etliche/ welche geſchwinde auffbluͤhen/ aber bald vnterge- hen. Alß da ſind die Blawen Feilgen/ welche wegen 3. infragi- litate.

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Zitationshilfe: Rolle, Jacob: Parentatio gratiarum actoria. Breslau, 1635, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508214/6>, abgerufen am 29.03.2024.