Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Milichius, Daniel: Justorum descriptio et conditio. Oels, 1617.

Bild:
<< vorherige Seite

Christl. Leich vnd Ehrenpredigt.
morte rapiantur: non enim subito moriuntur, qui sem
se cogitaverunt morituros, Sive ergo ferro immolen-
tur, sive a bestiis lacerentur, aut flammis vel undis im-
mergantur aut suspendantur, vel crura frangantur,
vel quolibet alio infortunio moriantur, semper enim
est pretiosa in conspectu Domini mors Sanctorun ejus,
ut dicitur:
Das ist: Es schadet den Fromen nicht/ ob sie
gleich getödtet/ oder durch einen Plötzlichen todt hinweg ge-
raffet werden/ dann die sterben nicht bald/ die sich allewege
sterblich erkandt vnd bedacht haben/ vnnd ob sie gleich auff
einem Eysen gebratten würden/ od von den Wilden thieren
zurissen/ oder durchs Fewer vnd Wasser vmbkommen/ oder
durch einen andern vnfall stürben/ so wird doch der todt seiner
Heiligen werth gehalten/ von dem HErrn/ wie der König-
Psal. 116.liche Prophet David in seinem 116. Psalm redet.

Zum Andern/ So ergehets auch den Gerechten nach
anleytung vnsers Textes/ das sie hinweg geraffet werden.
Alhie müssen wir das Wörtlein wegraffen anschawen/ vnd
observiren, Dieweil darinnen eine gewaltige Metaphora
stecket/ denn in demselben wird vns Gott der Allmächtige
(welcher nicht Lust hat an vnserm vorderben) gar Artlich/
Holdselig vnd Freundlich beschrieben.

I. Als ein Haußvater/ dann wie derselbe zur Erndten zeit/
wann er siehet/ das es sich Gewölcket/ oder das es Regnen
vnd Plitzen wil/ seinen Wagen anspannet/ mit demselben
auff das Feld fehret/ seine Weitzengarben auffraffet vnnd
solche in die Scheune führet: Eben also thut auch Gott der
Matt. 13.
1. Pet.
1.
Allmächtige mit den gerechten/ so seine Edle Weitzen garben
sein/ welche auch gar Tewer mit dem Blute seines Sohnes
JEsu Christi erkauffet sein. Denn wenn Er als ein All-
Ps. 139.wissender vnnd Allenthalben Gegenwertiger GOtt siehet/

wie

Chriſtl. Leich vnd Ehrenpredigt.
morte rapiantur: nõ enim ſubitò moriuntur, qui ſemꝑ
ſe cogitaverunt morituros, Sivè ergò ferro immolen-
tur, ſivè à beſtiis lacerentur, aut flammis vel undis im-
mergantur aut ſuſpendantur, vel crura frangantur,
vel quolibet alio infortunio moriantur, ſemper enim
eſt pretioſa in conſpectu Domini mors Sanctorũ ejus,
ut dicitur:
Das iſt: Es ſchadet den Fromen nicht/ ob ſie
gleich getoͤdtet/ oder durch einen Ploͤtzlichen todt hinweg ge-
raffet werden/ dann die ſterben nicht bald/ die ſich allewege
ſterblich erkandt vnd bedacht haben/ vnnd ob ſie gleich auff
einem Eyſen gebꝛatten wuͤrden/ oď von den Wilden thieren
zuriſſen/ oder durchs Fewer vnd Waſſer vmbkommen/ oder
durch einen andern vnfall ſtuͤrbẽ/ ſo wird doch der todt ſeiner
Heiligen werth gehalten/ von dem HErꝛn/ wie der Koͤnig-
Pſal. 116.liche Pꝛophet David in ſeinem 116. Pſalm redet.

Zum Andern/ So ergehets auch den Gerechten nach
anleytung vnſers Textes/ das ſie hinweg geraffet werden.
Alhie muͤſſen wir das Woͤꝛtlein wegraffen anſchawen/ vnd
obſerviren, Dieweil darinnen eine gewaltige Metaphora
ſtecket/ denn in demſelben wird vns Gott der Allmaͤchtige
(welcher nicht Luſt hat an vnſerm vorderben) gar Artlich/
Holdſelig vnd Freundlich beſchꝛieben.

I. Als ein Haußvater/ dañ wie derſelbe zur Erndten zeit/
wann er ſiehet/ das es ſich Gewoͤlcket/ oder das es Regnen
vnd Plitzen wil/ ſeinen Wagen anſpannet/ mit demſelben
auff das Feld fehꝛet/ ſeine Weitzengarben auffraffet vnnd
ſolche in die Scheune fuͤhꝛet: Eben alſo thut auch Gott der
Matt. 13.
1. Pet.
1.
Allmaͤchtige mit den gerechten/ ſo ſeine Edle Weitzen garbẽ
ſein/ welche auch gar Tewer mit dem Blute ſeines Sohnes
JEſu Chꝛiſti erkauffet ſein. Denn wenn Er als ein All-
Pſ. 139.wiſſender vnnd Allenthalben Gegenwertiger GOtt ſiehet/

wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="fsSermon" n="1">
        <div type="fsMainPart" n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0022" n="[22]"/><fw type="header" place="top">Chri&#x017F;tl. Leich vnd Ehrenpredigt.</fw><lb/><hi rendition="#aq">morte rapiantur: no&#x0303; enim &#x017F;ubitò moriuntur, qui &#x017F;em&#xA751;<lb/>
&#x017F;e cogitaverunt morituros, Sivè ergò ferro immolen-<lb/>
tur, &#x017F;ivè à be&#x017F;tiis lacerentur, aut flammis vel undis im-<lb/>
mergantur aut &#x017F;u&#x017F;pendantur, vel crura frangantur,<lb/>
vel quolibet alio infortunio moriantur, &#x017F;emper enim<lb/>
e&#x017F;t pretio&#x017F;a in con&#x017F;pectu Domini mors Sanctoru&#x0303; ejus,<lb/>
ut dicitur:</hi> Das i&#x017F;t: Es &#x017F;chadet den Fromen nicht/ ob &#x017F;ie<lb/>
gleich geto&#x0364;dtet/ oder durch einen Plo&#x0364;tzlichen todt hinweg ge-<lb/>
raffet werden/ dann die &#x017F;terben nicht bald/ die &#x017F;ich allewege<lb/>
&#x017F;terblich erkandt vnd bedacht haben/ vnnd ob &#x017F;ie gleich auff<lb/>
einem Ey&#x017F;en geb&#xA75B;atten wu&#x0364;rden/ o&#x010F; von den Wilden thieren<lb/>
zuri&#x017F;&#x017F;en/ oder durchs Fewer vnd Wa&#x017F;&#x017F;er vmbkommen/ oder<lb/>
durch einen andern vnfall &#x017F;tu&#x0364;rbe&#x0303;/ &#x017F;o wird doch der todt &#x017F;einer<lb/>
Heiligen werth gehalten/ von dem HEr&#xA75B;n/ wie der Ko&#x0364;nig-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">P&#x017F;al.</hi> 116.</note>liche P&#xA75B;ophet David in &#x017F;einem 116. P&#x017F;alm redet.</p><lb/>
            <p>Zum Andern/ So ergehets auch den Gerechten nach<lb/>
anleytung vn&#x017F;ers Textes/ das &#x017F;ie hinweg geraffet werden.<lb/>
Alhie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir das Wo&#x0364;&#xA75B;tlein wegraffen an&#x017F;chawen/ vnd<lb/><hi rendition="#aq">ob&#x017F;erviren,</hi> Dieweil darinnen eine gewaltige <hi rendition="#aq">Metaphora</hi><lb/>
&#x017F;tecket/ denn in dem&#x017F;elben wird vns Gott der Allma&#x0364;chtige<lb/>
(welcher nicht Lu&#x017F;t hat an vn&#x017F;erm vorderben) gar Artlich/<lb/>
Hold&#x017F;elig vnd Freundlich be&#x017F;ch&#xA75B;ieben.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">I.</hi> Als ein Haußvater/ dan&#x0303; wie der&#x017F;elbe zur Erndten zeit/<lb/>
wann er &#x017F;iehet/ das es &#x017F;ich Gewo&#x0364;lcket/ oder das es Regnen<lb/>
vnd Plitzen wil/ &#x017F;einen Wagen an&#x017F;pannet/ mit dem&#x017F;elben<lb/>
auff das Feld feh&#xA75B;et/ &#x017F;eine Weitzengarben auffraffet vnnd<lb/>
&#x017F;olche in die Scheune fu&#x0364;h&#xA75B;et: Eben al&#x017F;o thut auch Gott der<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matt. 13.<lb/>
1. Pet.</hi> 1.</note>Allma&#x0364;chtige mit den gerechten/ &#x017F;o &#x017F;eine Edle Weitzen garbe&#x0303;<lb/>
&#x017F;ein/ welche auch gar Tewer mit dem Blute &#x017F;eines Sohnes<lb/>
JE&#x017F;u Ch&#xA75B;i&#x017F;ti erkauffet &#x017F;ein. Denn wenn Er als ein All-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 139.</note>wi&#x017F;&#x017F;ender vnnd Allenthalben Gegenwertiger GOtt &#x017F;iehet/<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">wie</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[22]/0022] Chriſtl. Leich vnd Ehrenpredigt. morte rapiantur: nõ enim ſubitò moriuntur, qui ſemꝑ ſe cogitaverunt morituros, Sivè ergò ferro immolen- tur, ſivè à beſtiis lacerentur, aut flammis vel undis im- mergantur aut ſuſpendantur, vel crura frangantur, vel quolibet alio infortunio moriantur, ſemper enim eſt pretioſa in conſpectu Domini mors Sanctorũ ejus, ut dicitur: Das iſt: Es ſchadet den Fromen nicht/ ob ſie gleich getoͤdtet/ oder durch einen Ploͤtzlichen todt hinweg ge- raffet werden/ dann die ſterben nicht bald/ die ſich allewege ſterblich erkandt vnd bedacht haben/ vnnd ob ſie gleich auff einem Eyſen gebꝛatten wuͤrden/ oď von den Wilden thieren zuriſſen/ oder durchs Fewer vnd Waſſer vmbkommen/ oder durch einen andern vnfall ſtuͤrbẽ/ ſo wird doch der todt ſeiner Heiligen werth gehalten/ von dem HErꝛn/ wie der Koͤnig- liche Pꝛophet David in ſeinem 116. Pſalm redet. Pſal. 116. Zum Andern/ So ergehets auch den Gerechten nach anleytung vnſers Textes/ das ſie hinweg geraffet werden. Alhie muͤſſen wir das Woͤꝛtlein wegraffen anſchawen/ vnd obſerviren, Dieweil darinnen eine gewaltige Metaphora ſtecket/ denn in demſelben wird vns Gott der Allmaͤchtige (welcher nicht Luſt hat an vnſerm vorderben) gar Artlich/ Holdſelig vnd Freundlich beſchꝛieben. I. Als ein Haußvater/ dañ wie derſelbe zur Erndten zeit/ wann er ſiehet/ das es ſich Gewoͤlcket/ oder das es Regnen vnd Plitzen wil/ ſeinen Wagen anſpannet/ mit demſelben auff das Feld fehꝛet/ ſeine Weitzengarben auffraffet vnnd ſolche in die Scheune fuͤhꝛet: Eben alſo thut auch Gott der Allmaͤchtige mit den gerechten/ ſo ſeine Edle Weitzen garbẽ ſein/ welche auch gar Tewer mit dem Blute ſeines Sohnes JEſu Chꝛiſti erkauffet ſein. Denn wenn Er als ein All- wiſſender vnnd Allenthalben Gegenwertiger GOtt ſiehet/ wie Matt. 13. 1. Pet. 1. Pſ. 139.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/508193
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/508193/22
Zitationshilfe: Milichius, Daniel: Justorum descriptio et conditio. Oels, 1617, S. [22]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/508193/22>, abgerufen am 16.04.2024.