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Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713.

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Lebens-Lauff.

WAs die Christliche Kirche von dem Lebens-Lauff aller Menschen
singet:

Heut sind wir frisch/ gesund und starck/
Morgen todt und liegen im Sarg/
Heut blühn wir/ wie eine Rose roth/
Bald kranck und todt/
Jst allenthalben Müh und Noth.

Dieses bezeuget auch unsers im HErrn selig-verstorbenen Mitbruders
Exempel/ als von dessen ehrlicher Ankunfft/ Christlich-geführten Lebens-
Wandel/ und plötzlichen/ doch seligen Abschied aus dieser Welt/ man
nachfolgendes zu vermelden hat:

Es ist dieser Ehrsame und Nahmhaffte Hanß Saupe/ Einwohner und
Müller zu Loschwitz/ den 3. Martii 1661. allhier in Loschwitz von ehrlichen
und Christlichen Eltern an das Licht dieser Welt g[e]bohren worden.

Sein sel. Vater ist gewesen der weyland Ehrsame Hanß Saupe/
Einwohner und Müller zu Loschwitz.

Die Mutter aber Maria/ eine gebohrne Proschgin/ Martin Prosch-
gens/
gewesenen Einwohners in Bielauer Grunde/ nachgelassene eheleib-
liche Tochter.

Weil er nun/ gleich andern Kindern/ in der Erb-Sünde empfangen und
gebohren/ als haben ihn seine Eltern den folgenden 5. Martii zum Bad
der Heil. Tauffe/ in die Kirche zum Heil. Creutze zu Dreßden befördert/
mit dem Blute Christi von seinen Sünden abwaschen/ zum Andencken des
mit GOtt gestiffteten Gnaden-Bundes mit dem schönen Nahmen Johan-
nes
belegen/ und in das Buch des Lebens einschreiben lassen.

Jst der getaufften Kinder gröste Glückseligkeit die Wiedergeburth
und Rechtfertigung für GOtt/ dafür sie und ihre Eltern dem HErrn schul-
digen Danck abzustatten haben: so haben es seine Eltern treulich beobach-
tet/ und dem Höchsten vor beydes kindlich gedancket/ auch mit allem Fleiß
dahin gesehen/ damit das von GOtt anvertraute Pfand möge wohl erzo-
gen/ und mit allen nothdürfftigen Lebens-Mitteln versorget werden. Und
da GOtt diese treue Vorsorge reichlich gesegnet/ und ihn an Jahren und
Kräfften des Leibes zunehmen lassen/ so haben sie ihn/ so bald er ein wenig
reden können/ zum Gebeth/ Singen und Gottesfurcht angehalten/ und in
den nöthigen Stücken des Christenthums fleißig unterrichtet.

Ja
F 3
Lebens-Lauff.

WAs die Chriſtliche Kirche von dem Lebens-Lauff aller Menſchen
ſinget:

Heut ſind wir friſch/ geſund und ſtarck/
Morgen todt und liegen im Sarg/
Heut bluͤhn wir/ wie eine Roſe roth/
Bald kranck und todt/
Jſt allenthalben Muͤh und Noth.

Dieſes bezeuget auch unſers im HErrn ſelig-verſtorbenen Mitbruders
Exempel/ als von deſſen ehrlicher Ankunfft/ Chriſtlich-gefuͤhrten Lebens-
Wandel/ und ploͤtzlichen/ doch ſeligen Abſchied aus dieſer Welt/ man
nachfolgendes zu vermelden hat:

Es iſt dieſer Ehrſame und Nahmhaffte Hanß Saupe/ Einwohner und
Muͤller zu Loſchwitz/ den 3. Martii 1661. allhier in Loſchwitz von ehrlichen
und Chriſtlichen Eltern an das Licht dieſer Welt g[e]bohren worden.

Sein ſel. Vater iſt geweſen der weyland Ehrſame Hanß Saupe/
Einwohner und Muͤller zu Loſchwitz.

Die Mutter aber Maria/ eine gebohrne Proſchgin/ Martin Proſch-
gens/
geweſenen Einwohners in Bielauer Grunde/ nachgelaſſene eheleib-
liche Tochter.

Weil er nun/ gleich andern Kindern/ in der Erb-Suͤnde empfangen und
gebohren/ als haben ihn ſeine Eltern den folgenden 5. Martii zum Bad
der Heil. Tauffe/ in die Kirche zum Heil. Creutze zu Dreßden befoͤrdert/
mit dem Blute Chriſti von ſeinen Suͤnden abwaſchen/ zum Andencken des
mit GOtt geſtiffteten Gnaden-Bundes mit dem ſchoͤnen Nahmen Johan-
nes
belegen/ und in das Buch des Lebens einſchreiben laſſen.

Jſt der getaufften Kinder groͤſte Gluͤckſeligkeit die Wiedergeburth
und Rechtfertigung fuͤr GOtt/ dafuͤr ſie und ihre Eltern dem HErrn ſchul-
digen Danck abzuſtatten haben: ſo haben es ſeine Eltern treulich beobach-
tet/ und dem Hoͤchſten vor beydes kindlich gedancket/ auch mit allem Fleiß
dahin geſehen/ damit das von GOtt anvertraute Pfand moͤge wohl erzo-
gen/ und mit allen nothduͤrfftigen Lebens-Mitteln verſorget werden. Und
da GOtt dieſe treue Vorſorge reichlich geſegnet/ und ihn an Jahren und
Kraͤfften des Leibes zunehmen laſſen/ ſo haben ſie ihn/ ſo bald er ein wenig
reden koͤnnen/ zum Gebeth/ Singen und Gottesfurcht angehalten/ und in
den noͤthigen Stuͤcken des Chriſtenthums fleißig unterrichtet.

Ja
F 3
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[45/0045] Lebens-Lauff. WAs die Chriſtliche Kirche von dem Lebens-Lauff aller Menſchen ſinget: Heut ſind wir friſch/ geſund und ſtarck/ Morgen todt und liegen im Sarg/ Heut bluͤhn wir/ wie eine Roſe roth/ Bald kranck und todt/ Jſt allenthalben Muͤh und Noth. Dieſes bezeuget auch unſers im HErrn ſelig-verſtorbenen Mitbruders Exempel/ als von deſſen ehrlicher Ankunfft/ Chriſtlich-gefuͤhrten Lebens- Wandel/ und ploͤtzlichen/ doch ſeligen Abſchied aus dieſer Welt/ man nachfolgendes zu vermelden hat: Es iſt dieſer Ehrſame und Nahmhaffte Hanß Saupe/ Einwohner und Muͤller zu Loſchwitz/ den 3. Martii 1661. allhier in Loſchwitz von ehrlichen und Chriſtlichen Eltern an das Licht dieſer Welt gebohren worden. Sein ſel. Vater iſt geweſen der weyland Ehrſame Hanß Saupe/ Einwohner und Muͤller zu Loſchwitz. Die Mutter aber Maria/ eine gebohrne Proſchgin/ Martin Proſch- gens/ geweſenen Einwohners in Bielauer Grunde/ nachgelaſſene eheleib- liche Tochter. Weil er nun/ gleich andern Kindern/ in der Erb-Suͤnde empfangen und gebohren/ als haben ihn ſeine Eltern den folgenden 5. Martii zum Bad der Heil. Tauffe/ in die Kirche zum Heil. Creutze zu Dreßden befoͤrdert/ mit dem Blute Chriſti von ſeinen Suͤnden abwaſchen/ zum Andencken des mit GOtt geſtiffteten Gnaden-Bundes mit dem ſchoͤnen Nahmen Johan- nes belegen/ und in das Buch des Lebens einſchreiben laſſen. Jſt der getaufften Kinder groͤſte Gluͤckſeligkeit die Wiedergeburth und Rechtfertigung fuͤr GOtt/ dafuͤr ſie und ihre Eltern dem HErrn ſchul- digen Danck abzuſtatten haben: ſo haben es ſeine Eltern treulich beobach- tet/ und dem Hoͤchſten vor beydes kindlich gedancket/ auch mit allem Fleiß dahin geſehen/ damit das von GOtt anvertraute Pfand moͤge wohl erzo- gen/ und mit allen nothduͤrfftigen Lebens-Mitteln verſorget werden. Und da GOtt dieſe treue Vorſorge reichlich geſegnet/ und ihn an Jahren und Kraͤfften des Leibes zunehmen laſſen/ ſo haben ſie ihn/ ſo bald er ein wenig reden koͤnnen/ zum Gebeth/ Singen und Gottesfurcht angehalten/ und in den noͤthigen Stuͤcken des Chriſtenthums fleißig unterrichtet. Ja F 3

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Zitationshilfe: Arnold, Johannes: Die Bittere Klage über den Erschlagenen in meinem Volck. Pirna, 1713, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/392439/45>, abgerufen am 28.03.2024.