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Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667.

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Ovver.Omnia Tempus habent, omnia Tempus habet.
Alles kömt/ und vergehet mit der Zeit/ und Wir selbst mussen
mit der Zeit vergehen. Kante doch kaum der weise Cicero
das Grab des Hochberühmten Archimedis, den Horatius
nennet Mensorem arenae maris; Alß er zu dessen Leichstei-
ne kam/ und der gantz mit Dornen bewachsen war.

Dennoch ist unser Trost dabey/ daß ein Orth ist/ da un-
serem Nahmen ein Ehrengedächtnis aufgerichtet ist/ welchen
Luc. 10.
v. 20.
Beda in
Luc. 10. c.
v. 20.
Euthymi,
#.
1.
keine Zeit/ kein Unfall/ kein Blitz/ oder Regen verterben kan.
Freuet euch/ daß eure Nahmen im Himmel angeschrie-
ben sind/
saget Christus beim Luca. Uber welche Worte
Beda der alte Lehrer also commentiret: Solches Anschrei-
ben im Himmel geschicht nicht wegen Vergeßligkeit/ sondern
zur Gewißheit und Beständigkeit der ewigen Versehung. Eu-
thymius
erklärets auf solche masse: Jhr seyd als Bürger in
der ewigen Stadt angeschrieben/ nicht mit Dinten/ sondern im
Gedächtnis GOttes; Nicht wie die Menschen schreiben/ son-
Titus h. l.
D. Balduin

in Churf.
Christiani
11. Leich-
Predigt.
dern wie GOtt sein Verzeichnis hat. Und Titus, ein alter
Lehrer/ thut auch daß seine/ wenn ers also erläutert: Jhr seyd
eingeschrieben/ nicht mit Feder und Dinten/ sondern in dem
Gedächtnis/ in der Gnade/ und zur Ehre des grossen GOttes.
Niemand darf gedencken/ saget Hr. D. Balduinus, daß wie
löblicher sich auch verhalten/ er einen unsterblichen Nahmen in
der Welt haben werde: Darumb König David ein Sprich-
Ps. 31. v. 131wort daraus gemacht: Mein ist vergessen wie eines Tod-
ten.
Wieviel löbliche Hertzogen von Sachsen sind gewesen/
vor 200. oder 300. Jahren/ die zu ihrer Zeit Hochberühmt/ von
denen man itzo nicht halb so viel weiß/ als ihre löbliche Thaten
werth sind. Sol die Welt noch hundert Jahr stehen/ wer
weiß/ ob man von den löblichen Hertzogen die innerhalb 50 oder
60. Jahren gelebet/ gar viel wissen möchte. Das heist/ der
Gerechte komt umb/ sein ist unter den Leuten bald ver-

gessen.

Ovver.Omnia Tempus habent, omnia Tempus habet.
Alles koͤmt/ und vergehet mit der Zeit/ und Wir ſelbſt muſſen
mit der Zeit vergehen. Kante doch kaum der weiſe Cicero
das Grab des Hochberuͤhmten Archimedis, den Horatius
nennet Menſorem arenæ maris; Alß er zu deſſen Leichſtei-
ne kam/ und der gantz mit Dornen bewachſen war.

Dennoch iſt unſer Troſt dabey/ daß ein Orth iſt/ da un-
ſerem Nahmen ein Ehrengedaͤchtnis aufgerichtet iſt/ welchen
Luc. 10.
v. 20.
Beda in
Luc. 10. c.
v. 20.
Euthymiꝰ,
#.
1.
keine Zeit/ kein Unfall/ kein Blitz/ oder Regen verterben kan.
Freuet euch/ daß eure Nahmen im Himmel angeſchrie-
ben ſind/
ſaget Chriſtus beim Luca. Uber welche Worte
Beda der alte Lehrer alſo commentiret: Solches Anſchrei-
ben im Himmel geſchicht nicht wegen Vergeßligkeit/ ſondern
zur Gewißheit und Beſtaͤndigkeit der ewigen Verſehung. Eu-
thymius
erklaͤrets auf ſolche maſſe: Jhr ſeyd als Buͤrger in
der ewigen Stadt angeſchrieben/ nicht mit Dinten/ ſondern im
Gedaͤchtnis GOttes; Nicht wie die Menſchen ſchreiben/ ſon-
Titus h. l.
D. Balduin

in Churf.
Chriſtiani
11. Leich-
Predigt.
dern wie GOtt ſein Verzeichnis hat. Und Titus, ein alter
Lehrer/ thut auch daß ſeine/ wenn ers alſo erlaͤutert: Jhr ſeyd
eingeſchrieben/ nicht mit Feder und Dinten/ ſondern in dem
Gedaͤchtnis/ in der Gnade/ und zur Ehre des groſſen GOttes.
Niemand darf gedencken/ ſaget Hr. D. Balduinus, daß wie
loͤblicher ſich auch verhalten/ er einen unſterblichen Nahmen in
der Welt haben werde: Darumb Koͤnig David ein Sprich-
Ps. 31. v. 131wort daraus gemacht: Mein iſt vergeſſen wie eines Tod-
ten.
Wieviel loͤbliche Hertzogen von Sachſen ſind geweſen/
vor 200. oder 300. Jahren/ die zu ihrer Zeit Hochberuͤhmt/ von
denen man itzo nicht halb ſo viel weiß/ als ihre loͤbliche Thaten
werth ſind. Sol die Welt noch hundert Jahr ſtehen/ wer
weiß/ ob man von den loͤblichen Hertzogen die innerhalb 50 oder
60. Jahren gelebet/ gar viel wiſſen moͤchte. Das heiſt/ der
Gerechte komt umb/ ſein iſt unter den Leuten bald ver-

geſſen.
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[0014] Omnia Tempus habent, omnia Tempus habet. Alles koͤmt/ und vergehet mit der Zeit/ und Wir ſelbſt muſſen mit der Zeit vergehen. Kante doch kaum der weiſe Cicero das Grab des Hochberuͤhmten Archimedis, den Horatius nennet Menſorem arenæ maris; Alß er zu deſſen Leichſtei- ne kam/ und der gantz mit Dornen bewachſen war. Ovver. Dennoch iſt unſer Troſt dabey/ daß ein Orth iſt/ da un- ſerem Nahmen ein Ehrengedaͤchtnis aufgerichtet iſt/ welchen keine Zeit/ kein Unfall/ kein Blitz/ oder Regen verterben kan. Freuet euch/ daß eure Nahmen im Himmel angeſchrie- ben ſind/ ſaget Chriſtus beim Luca. Uber welche Worte Beda der alte Lehrer alſo commentiret: Solches Anſchrei- ben im Himmel geſchicht nicht wegen Vergeßligkeit/ ſondern zur Gewißheit und Beſtaͤndigkeit der ewigen Verſehung. Eu- thymius erklaͤrets auf ſolche maſſe: Jhr ſeyd als Buͤrger in der ewigen Stadt angeſchrieben/ nicht mit Dinten/ ſondern im Gedaͤchtnis GOttes; Nicht wie die Menſchen ſchreiben/ ſon- dern wie GOtt ſein Verzeichnis hat. Und Titus, ein alter Lehrer/ thut auch daß ſeine/ wenn ers alſo erlaͤutert: Jhr ſeyd eingeſchrieben/ nicht mit Feder und Dinten/ ſondern in dem Gedaͤchtnis/ in der Gnade/ und zur Ehre des groſſen GOttes. Niemand darf gedencken/ ſaget Hr. D. Balduinus, daß wie loͤblicher ſich auch verhalten/ er einen unſterblichen Nahmen in der Welt haben werde: Darumb Koͤnig David ein Sprich- wort daraus gemacht: Mein iſt vergeſſen wie eines Tod- ten. Wieviel loͤbliche Hertzogen von Sachſen ſind geweſen/ vor 200. oder 300. Jahren/ die zu ihrer Zeit Hochberuͤhmt/ von denen man itzo nicht halb ſo viel weiß/ als ihre loͤbliche Thaten werth ſind. Sol die Welt noch hundert Jahr ſtehen/ wer weiß/ ob man von den loͤblichen Hertzogen die innerhalb 50 oder 60. Jahren gelebet/ gar viel wiſſen moͤchte. Das heiſt/ der Gerechte komt umb/ ſein iſt unter den Leuten bald ver- geſſen. Luc. 10. v. 20. Beda in Luc. 10. c. v. 20. Euthymiꝰ, #. 1. Titus h. l. D. Balduin in Churf. Chriſtiani 11. Leich- Predigt. Ps. 31. v. 131

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Zitationshilfe: Rollius, Johannes: Letztes Ehren-Gedächtnis. Liegnitz, 1667, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/360155/14>, abgerufen am 18.04.2024.